Shino Tenshi

Engel und Dämon


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      Shino Tenshi

      Engel und Dämon

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       1

       2

       3

       4

       5

       6

       7

       8

       9

       Impressum neobooks

      1

      Angriff der Dunkelheit

      Engel und Dämon

      Hastige Schritte eilten über den von Laub bedeckten Boden. Man erkannte nur wenig im Schein des Vollmondes, dennoch bewegte sich die Gestalt zielstrebig und ohne große Mühe. Sie schien sich in diesem Wald auszukennen, wodurch sie kein einziges Mal stoppte.

      Die Luft kündete von einem kommenden Winter, denn sie ließ den Atem als kleine Wölkchen zu Tage treten und auch begann der erste Raureif sich auf den Blättern und Gräsern zu bilden. Verwandelte dadurch die Umgebung in ein mystisches Reich, das zum Träumen einlud.

      Doch dies alles störte sie nicht. Sie rannte unbeirrt weiter. Die Krallen ihrer Pfoten gruben sich unnachgiebig in den Boden. Gaben Halt und sorgten so dafür, dass sie sich mit aller Kraft ohne zu stürzte nach vorne bewegen konnte. Egal wie steil die Kurven auch waren.

      Ihr Ziel war ein kleines Dorf, das sich zwischen die Bäume gezwängt hatte und somit hoffte, dass der Wald um sie herum die Bewohner vor der Welt dort draußen schützen würde. Doch vor diesem Wesen konnten sie nicht geschützt werden, denn es näherte sich unnachgiebig der kleinen Ansammlung und verlangsamte seine Schritte erst als es den Schutz der Bäume verlassen hatte und in den ersten Schein der Straßenlaternen trat.

      Die Kerzen in den Gestellen spendeten nur wenig Licht und erzeugten eher noch mehr unheimliche Schatten, als sie zu vertreiben. Doch die Menschen in den einfachen Häusern aus Holz und Lehm schienen einfach nur froh darüber zu sein, dass sie in der Nacht nicht in völliger Dunkelheit unterwegs sein mussten.

      Die gekrümmte Gestalt nutzte jedoch das tanzende Licht, um sich in den neuen Schatten zu bewegen. Sie hatte an sich nichts zu befürchten. Ihr Körper war zu kräftig, als dass ihr irgendeiner der hier anwesenden Menschen etwas anhaben könnte. Dennoch wollte sie unbemerkt bleiben.

      Der Wolf wollte jetzt keine Aufmerksamkeit erhaschen. Die Unruhe würde ihm eher schaden als nutzen, wodurch er weiterhin versuchte sich leise fortzubewegen, was allerdings durch die gefrorene Erde zu einer fast unlösbaren Aufgabe wurde. Immer wieder scharrten seine Krallen über den harten Boden. Zeugten so von Unheil und ließen die Gefahr spürbar werden.

      Doch ihm kam eh keine Menschenseele entgegen. Nur hier und da huschte er unter dem erleuchtenden Fenster eines einzelnen Gebäudes hindurch und hörte die gesenkten Stimmen, welche vor Angst leicht zitterten.

      „Ob es heute Nacht wieder zuschlägt?“

      „Wir haben doch kaum noch Vieh.“

      „Wenn es noch mehr frisst, dann werden wir verhungern.“

      Diese Worte sollten ihn traurig stimmen, doch so konnte er nicht empfinden. Niemand hegte auch nur einen Funken Mitleid für ihn und er hatte es sich nicht einmal ausgesucht. Nein, er wurde bestraft.

      Bestraft für die Tatsache, dass er jemand helfen wollte, dem man nicht mehr helfen konnte. Also versuchte er die Stimmen zu ignorieren, die über ihn schimpften. Obwohl sie nicht einmal den Hauch einer Ahnung hatten, was die Wahrheit war.

      Sein Ziel war ein Haus, das herunter gekommen war und von dem ganzen Dorf gemieden wurde, wodurch es trotz seiner zentralen Lage sehr einsam wirkte, denn der Abstand zu den Nachbarhäusern war größer als üblich. Als würde man sich vor dem Unheil, das in diesen vier Wänden wohnte, fürchten.

      Doch er musste dorthin. Dorthin und einen Weg aus seinem Fluch finden, wodurch er sich zielstrebig dem Gebäude näherte und kaum ließ er die letzte Hütte hinter sich spürte er, wie seine Glieder schwerer wurden. Ein gewaltiger Druck begann sich auf seiner Lunge auszubreiten und ihm das Atmen zu erschweren - schon fast unmöglich zu machen.

      Doch er wollte nicht aufgeben. Heute nicht. So oft hatte er es schon versucht. Doch jedes Mal war er umgekehrt. Aber jetzt nicht. Er wollte zum Fenster und endlich Klarheit erlangen.

      Sein Bauch berührte den kalten Boden, als er sich nur noch kriechend fortbewegen konnte, doch er hielt nicht an. Der Schmerz, der sich immer tiefer in seinem Körper grub, begann sämtliche Nerven zu überladen und ließ Schweißperlen aus seinen Poren dringen, dennoch versuchte er sich weiter nach vorne zu ziehen.

      Näher heran. Nur noch ein wenig näher heran. Ein letztes Mal durch dieses Fenster sehen und vielleicht dadurch endlich verstehen. Wodurch er sich verzweifelt hoch zu stemmen begann, als er sein Ziel erreicht hatte.

      Der Schmerz benebelte seine Sinne und er erkannte nur noch Schemen. Doch es hatte sich nichts verändert. Die Couch. Das Kaminfeuer. Die kauernde Gestalt. So wie an dem Tag, als sein Grauen begann.

      Er spürte, wie der Hass sich in seinem Inneren ausbreitete. Hass auf dieses Haus. Die Gestalt und alles, was ihn dies angetan hatte, doch er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.

      Plötzlich durchschoss ihn ein gleißender Schmerz, der ihn gepeinigt aufjaulen und seine Wirbelsäule ungesund krümmen ließ.

      „Kevin.“ Die Stimme war schneidend und kühl, wobei er über seine Schulter zurück sah und erkannte, dass ein junger Mann mit ausgestreckter Hand hinter ihm stand. Sein Gesicht war vor Abscheu und Zorn verzerrt, während er seine Finger weiter krümmte und so neuen Schmerz im Körper des Wolfes entfachte.

      „Was suchst du hier? Du weißt doch, dass du hier nicht willkommen bist. Wann werdet ihr törichten Menschen das endlich verstehen? Dieses Haus gehört mir und ich werde jeden bestrafen, der es unbefugt betritt.“ Der Neuankömmling schnaubte abfällig, wobei der Angesprochene spürte, wie er den Boden unter den Füßen verlor.

      Im nächsten Moment wurde er schon durch die Luft geschleudert und schlug hart an der nächsten Wand auf. Ein schmerzhaftes Jaulen wurde aus seinen Lungen gepresst und er zitterte am ganzen Körper. Seine Glieder wollten ihm nicht gehorchen und dennoch versuchte er sich wieder aufzurichten. Ohne Erfolg. Er sank zurück und konnte unter den Schmerzen kaum noch klar denken, dennoch gab er nicht auf.

      „Also, lauf, Wölfchen. Lauf so schnell du kannst. Und komm nie mehr zurück. Denn hier wirst du nur deinen Tod finden.“ Der Magier lachte und Kevin stemmte sich nun gänzlich in die Höhe, bevor er sich abwandte und das Dorf so schnell es sein momentaner Zustand zuließ verließ. Er humpelte und immer wieder brachen seine Beine unter seinem Gewicht zusammen, wodurch er stürzte. Doch er blieb nicht lange liegen, sondern eilte weiter. Weg von diesem verfluchten Haus. Hinein