Karl-Heinz Biermann

Fördegeheimnisse


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jetzt nichts mehr weiter sagen.

      Seine Vermutung bestätigte sich nicht. „Ja“, sagte Hanna Lürssen nickend.

      Jetzt noch die Namen der Mitarbeiter aus dem Umfeld des Mordopfers von ihr bekommen, vielleicht wusste sie diese und sie käme damit heraus und er

      käme genauso an die Adressen, so wie er an die dieses Hauses gekommen war – ganz einfach über das Register des Einwohnermeldeamtes, nachdem er den Namen des Firmenchefs erfahren hatte. Der stand doch tatsächlich in der neuesten Ausgabe von „Wer ist wer?“, diesem VIP-Personenlexikon, das er sich besorgt hatte; unter der Rubrik Wirtschaft und Industrie hatte er ihn herausbekommen, weil da auch der Name seiner Rüstungsfirma zu lesen war. Er war auch noch eitel, dieser Firmenchef, hatte er gedacht.

      Er holte das Foto des Toten hervor und hielt es der Frau hin. „Das ist ein Mitarbeiter in der Firma Ihres Mannes. Vielleicht kennen Sie ihn?“

      Sie schaute auf das Bild, nur so eben, es schien ihm fast zu flüchtig. „Wissen Sie …“, sagte sie nach kurzem Zögern und ihre Stimme schien brüchig zu werden, sie räusperte sich. „Ich kümmere mich nicht um die Angelegenheiten in der Firma.“

      „Er ist ermordet worden. Vielleicht haben Sie sein Foto in der Zeitung gesehen?“

      Hanna Lürssen schüttelte ihren Kopf.

      „Es ist sehr wichtig. Wenn Sie etwas über ihn sagen können, helfen Sie bei der Aufklärung des Mordes.“

      „Ich weiß nicht, wer das ist“, beharrte sie.

      „Bitte überlegen Sie noch einmal. Ich brauche die Namen seiner Kollegen. Ich muss wissen, ob er dort im Umfeld Feinde hatte.“

      Hanna Lürssen starrte ihn wie entgeistert an und drehte sich dann um. Der Kommissar ließ sie es tun, wollte ihr Zeit geben, sich zu sammeln, die Frau wirkte ihm irgendwie durch den Wind. Er schaute wieder durch das große Terrassenfenster nach draußen in den weiträumigen Garten. Fast wie ein Park erschien er ihm. Weit hinten standen hinter Büschen ausladende Bäume, fast schon kahl. Ihre Stämme waren hoch hinausgewachsen und er stellte fest, dass auch Bäume einer exotischen Art darunter waren.

      „Kennen Sie jemanden in der Firma, der mir weiterhelfen kann?“, richtete er sich wieder an die Frau. „Vielleicht jemanden von der Personalabteilung? Es gibt doch sicher einen Personalleiter in der Firma. Wenn Sie den bitte anrufen würden und nach den Namen der Kollegen des Opfers fragen – ich wäre Ihnen äußerst dankbar.“ Wieder bemerkte der Kommissar, dass sie unter seinen Worten betroffen wirkte.

      „Den kenne ich nicht“, antwortete sie. Ihre Stimme wurde fester. „Ich interessiere mich nicht für die Belange der Firma, das sagte ich vorhin schon. Ich weiß wirklich nicht, wie ich Ihnen da helfen sollte.“

      Dann eben nicht, dachte der Kommissar. Er nahm sich vor, als Nächstes die Wohnung des Toten zu inspizieren, wollte es längst schon getan haben. Der richterliche Beschluss dafür sollte ihm nicht vorenthalten werden, hoffte er, dieses Getue mit der Geheimhaltung ging ihm langsam auf den Keks. Mit diesen Gedanken verabschiedete er sich von der Frau. „Wann kann ich Ihren Mann antreffen?“, fragte er sie an der Tür.

      „Am Wochenende“, sagte Hanna Lürssen.

      „Hier? In Ihrem Haus?“

      Die Frau nickte. „Aber nur am Wochenende“, wiederholte sie.

      Kommissar Brandt hob kurz grüßend einen Finger an die Stirn und ging hinüber zu seinem Wagen. Auch wenn die Frau darunter verstand, dass das Wochenende für ihn dienstfrei wäre und sie von einem weiteren Besuch von ihm verschont bliebe – sie irrte sich gewaltig, knurrte er innerlich.

      7

      Wieder blickte der Spaziergänger zu diesem dunkelblauen Auto in der Waldschneise, die bis hinunter an den See führte. Vor einer Stunde war ihm das Fahrzeug schon einmal aufgefallen, auf seiner Wanderung hier durchs Gelände in der Nähe des Dobersdorfer Sees. Fast täglich kam er an dieser Stelle vorüber, noch nie hatte er dort ein Auto stehen sehen. Ab und zu fuhr ein Bauer zum See hinunter und er sah die breiten Spuren, von ihren Traktoren hinterlassen, und er bemerkte dazwischen auch die Reifenspuren des dunkelblauen Autos. Der Spaziergänger pfiff seinen Dackel zurück, der im Zickzack zwischen den beiden parallel verlaufenden Abdrücken im weichen Boden herumschnüffelte und bald schon unten am Gewässerrand angekommen war.

      Was sollte ihn das angehen, dachte er. Doch die Neugier trieb ihn – genau wie vorher seinen Hund – die Waldschneise hinunter, vorsichtig näherte sich der Spaziergänger dem Fahrzeug, dessen Motor er bald laufen hörte, je mehr er herankam.

      Was er dann erblickte, ließ ihn starr vor Entsetzen werden. Irritiert, als wollte er nicht fassen, was ihm da vor Augen kam, wandte er sich wieder ab, doch dann nahm er sein Handy aus der Tasche. Er wählte die 110, während er immer noch fassungslos nach dem Auto starrte, und vernahm die Stimme eines Beamten des Polizeireviers Schönkirchen in seinem Mobiltelefon. Mit hektisch gesprochenen Worten, wobei er immer wieder nach Luft rang, schilderte der Spaziergänger, dass vor ihm am Dobersdorfer See ein dunkelblaues Auto stünde, in dessen Innenraum regungslos ein Mann sitze, offensichtlich bewusstlos, vielleicht auch tot, wahrscheinlich durch Abgase, weil ein Schlauch durch einen Fensterspalt ins Auto rage, abgedichtet mit Stofflappen und Plastiktüten. Der Spaziergänger rang wieder nach Atem.

      Ob der Motor noch liefe, fragte man ihn am anderen Ende der Leitung. Der Spaziergänger bejahte dies und fragte dann – er hatte sich ein wenig gefangen –, ob er die Wagentür öffnen solle.

      Nur eine Tür, sagte man ihm, aber nichts mehr, nichts berühren.

      Der Spaziergänger zog daraufhin die Beifahrertür auf, und während man ihm in dem kleinen Telefon anwies, am Ort des Geschehens zu warten, bis sie ein-träfen, blickte er mit Schauder hinüber nach der Schlauchkonstruktion, von der er wusste, dass man sie anbrachte, um sich umzubringen, und er sah nach dem regungslos vor dem Lenkrad sitzenden Mann mit seiner blassgrauen Gesichtsfarbe.

      Zwei Beamte der Schönkirchener Polizei trafen eine halbe Stunde später ein. Während einer von ihnen die Halsschlagader des Mannes berührte, sah der andere dem Rettungswagen entgegen, dessen Sirene schon von weitem sein eiliges Nahen verkündete. Nur wenige

      Minuten später bemerkte der Spaziergänger das Kopfschütteln des Notarztes, resultierte daraus, dass dem Mann nicht mehr zu helfen war. Auch die beiden Polizisten regis­trierten dies wohl, indem sie sich stumme Blicke zuwarfen. Der eine der beiden hatte sich vorher die Kennzeichen des Fahrzeugs notiert, einem dunkelblauen Ford. Sie trugen neben der Kieler Kennung die beiden Buchstaben PE.

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