Sarah Glicker

Your King


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dann.

      „Irgendwann wird Brad ganz schön auf seinem Arsch landen“, verkündet Cody nun lachend.

      Ich hingegen sehe ihm nachdenklich nach. Brad hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass eine feste Beziehung nichts für ihn ist.

       „Nun aber zu einem anderen Thema. Wo kommen die neuen Frauen her?“, reizt Cody mich aus meinen Gedanken.

       „Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Dad hat sie besorgt. Er ist irgendeinen Deal eingegangen. Wenn du genaueres wissen willst, wirst du ihn fragen müssen. Mir hat er nämlich nichts gesagt.“

       Ich zucke mit den Schultern und zeige ihm so, dass ich wirklich keine Ahnung habe.

       „Oh Mann. Ich muss dringend mit ihm sprechen. Auf der einen Seite will er, dass ich langsam alles übernehme und dann geht er ein Geschäft ein, ohne es mir vorher zu sagen. So funktioniert das nicht.“

       Ich sehe Cody an, dass er nicht glücklich darüber ist. Doch das wäre ich auch nicht. Allerdings bin ich froh darüber, dass ich nicht diese Unterhaltung mit unserem Vater führen muss.

       „Das ist deine Baustelle. Ich habe meine eigenen.“

       „Und wahrscheinlich ist es besser, wenn ich das jetzt mache. Wir sehen uns morgen, dann können wir über alles sprechen.“

       Mit diesen Worten verschwindet auch er, bevor ich noch etwas sagen kann. Auch ich beschließe, dass es an der Zeit ist, duschen zu gehen und mich dann auf den Weg zu machen. Schließlich will ich nicht zu spät kommen.

      2

      Laura

      Als ich in dem Bus sitze, der mich zum Flughafen bringen soll, habe ich die Nervosität, die mich schon seit ein paar Tagen fest im Griff hat, nicht mehr unter Kontrolle. Mein Herz rast wie verrückt, sodass es mir vorkommt, als würde ich gleich ohnmächtig werden. Mir ist schlecht, weswegen ich schon seit einer Ewigkeit nichts mehr gegessen habe. Würde ich es tun, würde es wahrscheinlich eh nicht drin bleiben. Daher spare ich es mir.

       In den letzten Tagen konnte ich all das irgendwie ignorieren. Ich habe mir jedes Mal den Grund dafür vor Augen gehalten, wieso ich diesen Schritt gehe. Es hat sich richtig angefühlt und das tut es noch immer.

       Aber eigentlich ist es auch egal, denn eine andere Wahl hatte ich nicht. Bis zur letzten Minute habe ich versucht, einen Ausweg zu finden, doch alles ging nach hinten los.

       Und auch jetzt denke ich wieder darüber nach, wieso es so weit gekommen ist. Die Wahrheit sieht allerdings so aus, dass ich mir nicht mehr sicher bin, ob ich es wirklich schaffe.

       Ich habe Angst vor dem, was mich erwartet. In gewisser Weise kann ich es mir bereits vorstellen und sorgt dafür, dass meine Angst noch größer wird. Ich war noch nie eine sonderlich starke Person. Das bin ich auch jetzt nicht. Doch für meine Familie muss ich es sein. Nur deswegen habe ich mich dazu entschieden.

       Als ich am Flughafen ankomme, dauert es nicht lange, bis ich feststelle, dass ich nicht die einzige Frau bin, die diesen Schritt gegangen ist. Ich habe keine Ahnung, welche Beweggründe die anderen Frauen haben, dass sie sich darauf einlassen. Doch es ist mir auch egal.

       Ich habe meine eigenen Probleme, mit denen ich mich auseinandersetzen muss. Vor allem muss ich meinen eigenen Weg finden, um das nicht zu sehr an mich heranzulassen.

       Bevor ich mich auf den Weg gemacht habe, habe ich meinen Eltern noch einen kurzen Brief geschrieben. Unter anderem habe ich ihnen mitgeteilt, dass sie sich keine Sorgen um mich machen müssen und ich irgendwann wieder nach Hause kommen werde. Doch vorher muss ich mich darum kümmern, dass meine schlimmsten Befürchtungen nicht eintreten, was ich jedoch für mich behalten habe.

       Während des Fluges denke ich die ganze Zeit darüber nach, ob ich nicht doch einen Fehler gemacht habe. Doch nun sitze ich in der Maschine und befinde mich auf dem Weg in die USA, wo ich die nächsten Jahre leben werde, und kann dem nicht mehr entkommen.

       Als wir dort ankommen, werden ich und ein paar andere Frauen, die mir vorher nicht aufgefallen sind, direkt von den anderen Passagieren getrennt. Ein paar Männer, die so aussehen, als wären sie Serienmörder, führen uns zu zwei Geländewagen, die auf der Landebahn stehen.

       „Euer Gepäck befindet sich schon in den Autos“, verkündet nun einer von ihnen und sorgt dafür, dass mir eine Gänsehaut über den Körper fährt.

       Seine Stimme ist gefährlich und passt perfekt zu seinem Äußeren. Erst in diesem Moment wird mir bewusst, in welche Gefahr ich mich selber gebracht habe. Diese Feststellung trägt nicht unbedingt dazu bei, dass es mir besser geht. Es ist eher das genaue Gegenteil der Fall.

       Mein Körper zittert so sehr, dass ich es nicht mehr für mich behalten kann, als ich in den Wagen steige. Ich sitze in der Mitte zwischen zwei Frauen, die leise weinen, doch das werde ich nicht. Ich nehme mir vor, dass ich mich so lange zurückhalten werde, bis ich alleine bin. Auch wenn ich weiß, dass das noch eine Weile dauern wird, so will ich es jetzt einfach nicht.

       „Wo bringen Sie uns hin?“, fragt nun eine von ihnen mit von Tränen erstickter Stimme.

       Für einige Sekunden dreht sich der Beifahrer für einige Sekunden zu uns um. Mit einem aufmerksamen Blick betrachtet er jede von uns. Als er mich ansieht, hört mein Herz auf zu schlagen. Auch wenn es nur einige Sekunden sind, kommt es mir wie eine Ewigkeit vor. Als er sich endlich wieder nach vorne dreht, kann ich nicht verhindern, dass ich leise ausatme.

       „Wir werden euch an einen Ort bringen, an dem ihr zu euren neuen Besitzern übergeben werdet“, stellt er nur fest.

       Besitzer?, denke ich, während ich darauf warte, dass er noch etwas von sich gibt.

       Doch er schweigt und geht nicht näher darauf ein.

       Während der nächsten Stunde versuche ich meine Angst so gut es geht unter Kontrolle zu behalten. Ich setze mich auf meine Hände, damit niemand das Zittern bemerkt.

       Doch mir ist bewusst, dass ich kurz davor stehe, das Bewusstsein zu verlieren. Und das nur aus dem Grund, weil ich nicht mehr in der Lage bin, richtig zu atmen.

      3

      Taylor

      Ich bin ein paar Minuten zu früh, als ich an dem vereinbarten Treffpunkt mitten in der Nacht ankomme. Allerdings nur, weil ich keine Ahnung hatte, wo ich hin muss.

      In den letzten Jahren habe ich es gehasst, mir auf diese Weise neue Frauen zu besorgen, die in den Clubs arbeiten. Ja, leider sind solche Aktionen von meinem Vater schon öfter vorgekommen. Und immer war ich derjenige, der losgefahren ist. Nun bin ich es jedoch, weil ich die Führung der Clubs vor einigen Monaten übernommen habe und es meine Aufgabe ist.

      Gelangweilt stehe ich nun neben meinem Wagen und habe die Arme vor der Brust verschränkt. Ich beobachte die anderen Männer, die ebenfalls gekommen sind, dabei, wie sie sich unterhalten. Bis auf zwei kenne ich allen von ihnen und weiß aus Erfahrung, dass sie nichts Interessantes zu berichten haben.

      Am Anfang hatten sie noch versucht, mich ebenfalls in eine Unterhaltung zu verwickeln. Doch schnell haben sie gemerkt, dass ich darauf keine Lust habe.

      Es geht ihnen nicht darum, einfach freundlich zu sein und ein wenig Smalltalk zu machen. Sie wollen in Erfahrung bringen, welchen Kontrahenten sie als Erstes aus dem Weg schaffen können, um seine Geschäfte zu übernehmen. Bei mir wollen sie allerdings eher herausfinden, wie groß die Gefahr ist, die von mir ausgeht.

      Und das ist etwas, was sie nichts angeht. Sie kennen den Namen meines Vaters, mehr geht sie aber auch nichts an. Sie sollen ruhig ein wenig grübeln, wie viel Macht ich in meinen Händen halte, oder ob ich mich von meinem Vater lenken lasse.

      Jeder von ihnen hat nur einen kleinen Club und versucht sich irgendwie über Wasser zu helfen. Keiner von ihnen hat den Background, den ich habe. Sie können es nicht einmal ansatzweise mit mir aufnehmen. Und das wissen sie