Sarah Glicker

Your King


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spreche ich weiter, da ich nicht so genau weiß, was ich eigentlich sagen soll.

      Es dauert ein wenig, doch schließlich dreht sie sich in meine Richtung und sieht mich nachdenklich an. Ich bin erleichtert darüber, zeige ihr das jedoch nicht.

      „Laura“, nennt sie mir schließlich so leise ihren Namen, dass ich sie kaum richtig verstehen kann.

      „Schöner Name“, stelle ich dennoch fest.

      Schweigend fahre ich weiter.

      „Wieso hast du mich mitgenommen und soviel Geld für mich bezahlt?“

      Ich habe gedacht, dass sie sich erkundigt, wo ich sie hinbringe. Doch mit dieser Frage habe ich nicht gerechnet. Daher bin ich kurz auch zu überrascht, um ihr zu antworten. Doch ich weiß auch nicht so ganz, was ich dazu sagen soll. Schließlich kenne ich den Grund selber nicht.

      Doch sie will eine Antwort und die soll sie auch bekommen.

      „Nennen wir es einfach einen zu großen Beschützerinstinkt, den ich zwischendurch habe.“ Ich zucke so mit den Schultern und zeige ihr, dass es keine große Sache ist.

      Doch mein Gefühl sagt mir etwas anderes. Und darauf kann ich mich verlassen. Doch gerade will ich nicht so genau darüber nachdenken.

      Als ich vor dem Haus stehen bleibe, in dem sie wohnen wird, habe ich mir vorgenommen, dass ich ihre Beweggründe in Erfahrung bringen werde.

       Und dann werde ich ihr helfen. Egal, wie ihr Problem aussieht!

      4

      Laura

      Traurig und ein wenig niedergeschlagen sehe ich mich in dem spärlich eingerichteten und kleinen Schlafzimmer um, in das mich eine ältere Frau direkt nach meiner Ankunft gebracht hat. Wobei ich der Meinung bin, dass spärlich noch nett ausgedrückt ist. Hier gibt es eigentlich nur die wichtigsten Möbelstücke.

      Es befindet sich nur ein Bett hier drin, ein kleiner Kleiderschrank und ein Schreibtisch. Man sieht den Möbeln an, dass sie schon seit einigen Jahren hier stehen und wahrscheinlich schon die eine oder andere Vorbesitzerin hatten. Sie sind abgenutzt, ausgeblichen und die Matratze ist durchgelegen.

      All dies sorgt dafür, dass ich mir ein Seufzen nicht verkneifen kann und mir die Tränen in die Augen steigen. In letzter Sekunde kann ich es jedoch verhindern, dass sie mir über das Gesicht rollen. Dennoch lasse ich meinen Kopf und die Schultern hängen und rufe mir wieder in Erinnerung, wieso ich mich dafür entschieden habe, diesen Schritt zu machen.

      Solange ich mir das immer vor Augen halte, bin ich in der Lage, all dies von mir fernzuhalten.

      Langsam stehe ich auf und gehe zu dem Fenster, welches sich neben dem Bett befindet. Ich schlinge die Arme um den Körper und starre in die Dunkelheit, die nur von den Lichtern der Stadt erhellt wird. Wie spät es ist, kann ich nicht sagen. Und ehrlich gesagt will ich auch keinen Blick auf mein Handy werfe. Die Befürchtung, dass meine Eltern versucht haben, mich zu erreichen, ist viel zu groß. Vor allem auch deswegen, weil ich nicht weiß, wie ich darauf reagieren würde.

      Ich bin so sehr in meine Gedanken vertieft, dass ich erschrocken zusammenzucke, als sich jemand leise hinter mir räuspert. Noch in der gleichen Sekunde drehe ich mich herum und entdecke den Mann, der dafür gesorgt hat, dass ich nicht mit diesem Widerling gehen musste.

      Ich werde wahrscheinlich nie den Ausdruck in den Augen der anderen beiden Frauen vergessen, als sie bemerkt haben, dass ich in ein anderes Auto steige. Sie waren neidisch und hatten auch Angst. Doch ich war genug mit meinen eigenen Problem beschäftigt, sodass ich mich darum nicht kümmern konnte.

      Aufmerksam betrachte ich ihn. Mir ist vorhin schon aufgefallen, dass er attraktiv ist. Aber da bin ich wahrscheinlich nicht die einzige Frau. Mit seinen dunklen Haaren, der sonnengebräunten Haut und seinem durchtrainierten Körper, müsste man schon blind sein, um nicht auf ihn aufmerksam zu werden. Er trägt ein enges Shirt und eine tief sitzende Jeans, unter der man den Bund seiner Boxershorts erkennen kann.

      Ich warte darauf, dass er etwas sagt. Doch das macht er nicht. Stattdessen sieht er mich nachdenklich an, als er sich in Bewegung setzt und sich mir langsam nähert.

      Angespannt halte ich die Luft an. Ich habe keine Ahnung, was er von mir will. Und das sorgt dafür, dass sich Panik in mir breit macht. Panik, die ich nicht unter Kontrolle habe.

      Einige Schritte von mir entfernt bleibt er jedoch stehen und sieht sich ebenfalls um. Sein Blick gleitet über meinen Körper, ehe er mir wieder in die Augen sieht.

      „Ich bin nicht sehr oft hier, also in diesem Haus. Normalerweise befinde ich mich in dem Hauptgebäude“, erklärt er mir und zeigt mit dem Kopf in die entsprechende Richtung. „Daher hatte ich keine Ahnung, in welchem Zustand sich die Möbel befinden. Demnächst werde ich sie austauschen lassen. Aber ich hoffe, dass du dich in der Zeit hier wenigstens etwas wohlfühlst.“

      Kurz sieht er sich das Zimmer an und verzieht ein wenig das Gesicht, als wäre er nicht sehr glücklich darüber. Doch ich kenne ihn nicht gut genug um zu wissen, ob es wirklich so ist, oder es ihm eigentlich egal ist.

       Schließlich muss er hier ja nicht wohnen.

       Doch ich will nicht oberflächlich wirken. Eine leise Stimme in meinem Kopf sagt mir, dass ich es bei dem anderen Mann schlimmer gehabt hätte. Außerdem habe ich ein Dach über dem Kopf und mehr interessiert mich nicht.

      Mit einem freundlichen Lächeln auf dem Gesicht sieht er mich an. Auf diese Weise schafft er es, dass ich meine Sorgen wenigstens für einen kurzen Moment vergesse. Er zieht mich aus meinem inneren Gleichgewicht.

      Dabei weiß ich überhaupt nicht, wieso er anscheinend diese Macht über mich hat. Doch gerade kann ich mir auch nicht den Kopf darüber zerbrechen.

      Ich kann ihn nicht einschätzen, dabei sollte ich das auf jeden Fall. Schließlich ist er mein Chef und die Art und Weise, wie er mich hergeholt hat, beweist mir, dass er eine gewisse Macht in den Händen hält.

      Ich spüre die Gefahr, die von ihm ausgeht. Doch ich habe keine Angst vor ihm. Ich weiß nicht, woher ich diese Gewissheit nehme, doch ich spüre, dass er mir nichts tun wird.

      Einige Sekunden sehe ich ihn einfach nur an, ehe ich nicke.

      „Das ist schon in Ordnung. Ich habe kein Viersternehotel erwartet.“

      Ich versuche einen Scherz zu machen. Doch ich brauche nur einen Blick in sein Gesicht zu werfen und weiß, dass mir das nicht gelungen ist. Daher sehe ich schnell wieder auf den Boden. Aus diesem Grund erkenne ich auch erst, dass er mir seine Hand hinhält, als er mich aus meine Gedanken reißt.

      „Komm mit“, fordert er mich schließlich auf, nachdem es eine Weile ruhig zwischen uns war. „Ich werde dir alles zeigen.“

      Das ist es, wovor ich in den letzten Minuten am meisten Angst hatte. Doch ich weiß, dass ich dem nicht ewig aus dem Weg gehen kann. Daher lege ich meine Hand in seine. Bei dieser Berührung spüre ich, wie ein Stromschlag durch mich fährt. Er sorgt dafür, dass mein Herz für einen kurzen Moment aufhört zu schlagen. Als ich einen Blick in sein Gesicht werfe, kann ich nichts erkennen, was darauf schließen lässt, dass er es ebenfalls gemerkt hat.

      Mit einem neutralen Gesichtsausdruck setzt er sich in Bewegung und führt mich in den Flur. Im Vorbeigehen zeigt er mir das Badezimmer, welches ich mir mit sieben anderen Frauen teilen muss. In Gedanken mache ich mir eine Notiz, dass ich also früh aufstehe und es eigentlich nur zum duschen und pinkeln benutzen werde.

      Außerdem zeigt er mir die Küche und den Aufenthaltsraum. Als ich jedoch sehe, wie die anderen Frauen mich aus der Entfernung ansehen, bin ich mir sicher, dass ich die meiste Zeit, außerhalb der Arbeit, in meinem Zimmer verbringen werde.

      Seufzend folge ich ihm in das Haupthaus. Und das ist es, was meine volle Aufmerksamkeit fordert.

      Auf den ersten Blick erkenne ich, dass ich mich in einem Nachtclub und Bordell befinde. Die Stangen, die sich überall