innenpolitische Lage in Frankreich ist instabil, und Maria von Medici bemüht sich, die Monarchie in all ihrem Glanz darzustellen: Sie organisiert prunkvolle Feste zur Erklärung der Volljährigkeit ihres Sohnes und für seinen Einzug in Paris. 1614 werden zudem „Generalstände“ abgehalten - eine Versammlung der Vertreter von Adel, Klerus und Bürgertum. Es sind die letzten Generalstände vor der Revolution von 1789. Die „absolutistischen“ Könige werden sie nicht mehr benötigen. Jetzt allerdings prallen die unterschiedlichen Interessen von Adel, Klerus/Kirche und Bürgerschaft noch einmal aufeinander. Der Dritte Stand macht deutlich: „Was zählen, ohne die Arbeit des gemeinen Volkes, der Kirche ihr Zehnter, dem hohen Adel seine Besitztümer...?“ Wegen der Klarheit seiner Diskussionsbeiträge wird man auf einen Vertreter der Geistlichkeit aufmerksam, den jungen Bischof von Lucon, Monseigneur de Richelieu.
Maria de’ Medici, war die zweite Frau des französischen Königs Heinrich IV. und Mutter Ludwigs XIII.
Nach der Ermordung Heinrichs 1610 übernahm sie für mehrere Jahre die Regentschaft für den noch unmündigen Kronprinzen.
Maria von Medici
Sie betrieb im Gegensatz zu ihrem Mann und Vorgänger unter der Leitung zweier Günstlinge aus dem italienischen Gefolge, Leonora Dori Galigaï und Concino Concini, eine spanienfreundliche Politik. Sichtbarstes Zeichen war 1615 die Doppelhochzeit ihrer beiden ältesten Kinder: Ludwig mit der spanischen Prinzessin Anna von Österreich und Elisabeth mit dem spanischen Thronfolger, dem späteren Philipp IV. von Spanien.
Anlässlich der Erklärung der Volljährigkeit Ludwigs und auf Druck von Heinrich II. von Bourbon, Prince de Condé, dem nächsten Anwärter auf den französischen Thron, wurden 1614 – zum letzten Mal vor 1788/89 – die Generalstände einberufen. Der junge König wurde gleichwohl als „das kindischste Kind“ von der Regierung und dem Rat ferngehalten. Die Generalstände wurden die erste öffentliche Plattform für Jean Armand du Plessis, den ehrgeizigen Bischof von Luçon und späteren Kardinal Richelieu.
Am Hof hielt man Ludwig XIII. für einen unfähigen Idioten. Umso größer war die Überraschung, als der kaum sechzehnjährige König am 24. April 1617 Concino Concini ermorden ließ und die Macht an sich riss. Seine Mutter schickte er in die Verbannung nach Blois. Der vormalige Falkner des Königs, Charles d’Albert de Luynes übernahm Titel, Besitz und Position des Ermordeten und wurde bald ebenso unbeliebt.
Concino Concini, marquis d’Ancre, auch bekannt als Marschall d’Ancre, war der einflussreichste Mann in Frankreich während der Regentschaft Maria de’ Medicis. Der italienische Abenteurer kam im Hofstaat der Königin Maria de’ Medici nach Paris. 1601 heiratete er ihre Ziehschwester und Hofdame Leonora Dori Galigaï. Sein Einfluss auf die Königin war so groß, dass Heinrich IV. mehrfach drohte, ihn in die Verbannung zu schicken.
Nach Heinrichs Ermordung stieg er zum wichtigsten Berater der Regentin auf und wurde von ihr mit Gunstbeweisen überschüttet. Er brachte Adel und Bevölkerung gegen sich auf, da er sich auf ihre Kosten massiv bereicherte.
Den jungen Ludwig XIII. gängelte er und hielt ihn, auch nachdem Ludwig zum König gekrönt wurde, von jeglichen Staatsgeschäften fern.
Ludwig XIII. entwickelte eine stetig wachsende Abneigung gegen den arroganten Emporkömmling, und im Jahre 1617 verhalf der Favorit Ludwigs, Charles d’Albert, duc de Luynes, seinem Schützling zur Macht, indem er Concini von der Palastwache verhaften ließ. Als dieser um Hilfe rief, wurde sein Verhalten als Widerstand interpretiert, und er auf der Brücke zum Louvre erschossen.
Maria de’ Medici wurde in der Verbannung der Kristallationspunkt für alle Versuche des Hochadels, die Königsmacht zu schwächen, geschickt. 1620 schlug Ludwig mit Waffengewalt eine Verschwörung nieder, in der seine Mutter und der Herzog von Épernon im Mittelpunkt standen. In den darauf folgenden Friedensverhandlungen zwischen Mutter und Sohn machte sich der Bischof von Luçon unentbehrlich. 1621 gelang ihr die Rückkehr an den Hof. Im selben Jahr starb der zum Oberbefehlshaber ernannte, aber glücklos kämpfende Luynes während des Feldzugs gegen die aufständischen Hugenotten in Südfrankreich.
Ludwig XIII.
Ludwig XIII. schwor nach dem Versagen seines Favoriten, Herzensangelegenheiten und Regierungsgeschäfte zu trennen. Maria de’ Medici gewann zunehmend an Einfluss. Sie kehrte in den Kronrat zurück und konnte schließlich den Widerstand des jungen Königs gegen die Berufung ihres Vertrauten und Beraters, du Plessis, in den Kronrat überwinden. Ihre Hoffnung und die Erwartungen aller Beobachter, dass ihr Einfluss und die prospanische Politik dadurch Auftrieb erhielten, wurden jedoch nicht erfüllt.
Maria de’ Medici drängte nach schweren Erkrankungen des Königs auf den Feldzügen gegen La Rochelle und Savoyen auf die Entlassung des Ministers. Am 10. November 1630 kam es zum offenen Bruch zwischen Maria de’ Medici und dem Kardinal. Sie forderte ihren verzweifelt vermittelnden Sohn auf, zwischen Mutter und Minister zu wählen. Einen Tag lang wähnten sich alle Gegner des Kardinals als Sieger. Dann entschied Ludwig XIII. gegen seine Mutter. Ihre Berater wurden verhaftet; am 23. Februar 1631 wurde Maria de’ Medici in die lebenslange Verbannung geschickt.
Concini war aber auch der Mann, durch den Maria de’ Medici auf den jungen Richelieu aufmerksam wurde.
Ludwig XIII. ist erbost, dass ihn seine Mutter praktisch von der Regierung fernhält.
Es kommt zum Hauen und Stechen in Frankreich. 1622 wird Richelieu Kardinal und tritt 1624 dem Rat des Königs bei, dem er bald vorsteht. Von Anfang an hat Richelieu seine Wahl getroffen: Er dient dem König und damit Frankreich. Die Legende zeichnet einen schwachen, vom großen Kardinal gelenkten Ludwig XIII. Sie ist falsch - der König lässt seinen „Prinzipalminister“ allein wegen seiner Fähigkeiten handeln. Richelieu will, dass der ganze zerstrittene, aufgeblasene, stolze Adel nur einen Dienst kennt: den des Königs. Wenn er per Gesetz Duelle verbietet, dann einzig deshalb, weil ein Adeliger künftig nur aus einem Grund frühzeitig sterben darf (und soll): im Dienst seines Königs... Der Kardinal hat aber auch die Religionsfrage ungelöst geerbt. Nach neuen Rebellionen führen die Einnahme der Hafenstadt La Rochelle (1628) und die Vernichtung der Hugenotten im Süden zum „Gnadenfrieden von Ales“ (1629). Darin werden zwar die religiösen Freiheiten der Reformierten bestätigt; ihr „Staat im Staat“ aber wird zerschlagen.
Armand Jean du Plessis, Herzog von Richelieu, eigentlich für den „Dienst in Waffen“ vorgesehen, wird nach dem Verzicht seines Bruders Bischof von Lucon (1607). Er verwaltet seine Diözese energisch und wird Abgesandter des Klerus bei den Generalständen von 1614. Maria von Medici wird auf ihn aufmerksam; 1616 wird er Staatssekretär, 1622 Kardinal. Nach dem Bruch Ludwigs XIII. mit seiner Mutter folgt er Maria von Medici ins „Exil“, spielt eine wichtige Rolle bei der Versöhnung mit dem König und tritt 1624 dem königlichen Rat bei. Richelieu bleibt bis zu seinem Tod Mini-ster und verfolgt zwei Ziele: Die Stärkung der königlichen Autorität und die Förderung der Vorherrschaft Frankreichs in Europa.
Kardinal Richelieu
Bis 1629 hat Richelieus Aufmerksamkeit der Herstellung von Ruhe und Ordnung im Königreich gegolten. Jetzt gewinnt die Außenpolitik Priorität. Richelieu wendet sich gegen Habsburg, das in Deutschland und in Spanien herrscht und Frankreich „umklammert“. Das ist ein altes Trauma Frankreichs, aus der Zeit von Franz I. (1515-1547) herrührend.
Bei Hofe stehen sich nun die Parteien der Königsmutter Maria von Medici und des Kardinals gegenüber; Intrigen und Komplotte sind an der Tagesordnung. Jeder weiß: Einer von beiden - Maria oder Richelieu - wird gehen müssen. Am 12. November 1630 wird der Kardinal nach einem dramatischen Showdown öffentlich in seinen Ämtern bestätigt. All jene, die zu früh über seinen Sturz frohlockt haben, beißen politisch ins Gras; man spricht vom „Tag der Düpierten“.
Richelieu weiß, dass Frankreich für einen Krieg nicht hinreichend gewappnet ist. An vielen Fronten - in Spanien, Deutschland, den Niederlanden - führt er deshalb einen „verdeckten Krieg“, unterstützt alle, die sich von Habsburg bedrängt fühlen. Erst 1635 kommt es mit Spanien, 1636 mit dem Deutschen Reich zum offenen Krieg.
Die Kosten sind enorm, die Staatskassen erschöpft.