sich alles abgesetzt hat?“ „Nein, jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt und ich möchte mich nochmals bei allen entschuldigen.“ sage ich und schaue trotzdem wieder auf das Tabakpäckchen. Hans legt seinen Arm auf meine Schulter und fragt. „Hast Du schon Erinnerungen an etwas auf das sich deine Träume beziehen?“ Ich überlege kurz, dann erkläre ich, dass ich in die wirren Texte auf den Disketten flüchtig hineingeschaut hatte. Ich ließ weder meine Verwirrung noch die Gefühle aus. Ich war unfähig diese Texte genau zu lesen, da stäubte sich noch Einiges in mir. Zuerst glaubte ich ob der Tatsache, dass meine Geheimnisse, die selbst vor mir Geheimnisse waren, offen lagen platzen zu müssen, was ich die Gemeinschaft durchaus fühlen ließ. Dann kam jedoch ein wenig Ordnung in meine Erinnerungen. Die Erinnerungen an USA wie auch an Dänemark waren real wobei deren Rückruf in mir auch einen Verdacht erhärtete wie andere Erinnerungen die diashowartig sind in mein Hirn kamen. Sehr wichtig für mich war, dass mir vor allem Erinnerungen aus meiner Vergangenheit kamen, die nichts mit den Träumen zu tun hatten. Im Verlauf der Diskussion regte Andreas an ich solle zuerst meine Lebenserinnerungen aufzeichnen, sie ordnen und dann erst die Träume lesen, sortieren und dabei weglassen was mir nicht gefällt anderen zu zeigen. Über das Weglassen gab es noch einige Diskussionen. Hans unser Psychologe, er studiert es schließlich, setzte sich letztendlich mit dem Begriff Autorenfreiheit durch. Ihm und meinem lieben Andreas fiel es auch auf, dass ich die Kopie eines Ringes den ich einmal besaß am Ringfinger meiner rechten Hand trug. Den hatte ich, als ich mit Restalkohol gemischt mit Katzenjammer und Kater erwachte, als Erstes aus meinem Rucksack gekramt um in mir anzustecken. Andreas hatte es sofort bemerkt, doch Hans brachte die psychologische Erklärung, dass ich mich damit dem Kampf gegen die Gedächtnissperre stellen wolle. Sowohl Andreas als auch Hans regten mich an meine Erinnerungen sowie andere Aufarbeitungen so etwa in Romanform darzustellen, So will ich es tun und bitte Hans die Disketten mit meinen Traumtexten zu verwahren. Für mich selber beschließe ich nichts wegzulassen nur weil es mir peinlich ist.
Kapitel 2
Ich wurde in einer Münchner Klinik geboren, weil meine Mutter zum Zeitpunkt meiner Geburt bei meiner Großmutter, die am Stadtrand ein kleines Häuschen hatte, zu Besuch war. Vierzehn Tage später wurde ich dann, in einem kleinen Ort in der Nähe des Chiemsees, auf Julia getauft. Wir lebten auch in diesem kleinen Ort und ich war von der allgemeinen Einstellung der Leute infiziert, so verhielt ich mich einem kleinen Dorf entsprechend. Auch heute noch passe ich mich ganz gern der Allgemeinheit sowie dem Trend an, bin weder ein Querkopf noch eine Führernatur, obwohl ich für mich große Selbständigkeit entwickle. An meinen Vater kann ich mich nur geringfügig erinnern, außer dass er ein großer, blonder Mann mit Bart war weiß ich nichts über ihn. Meine Großmutter meinte über ihn „Für uns ist er tot – aus.“ Ich glaube er ist abgehauen als ich fünf Jahre alt war. Da meine Halbschwester Petra nur knapp sechs Jahre jünger ist, dürfte meine Mutter an der ganzen Sache auch nicht unschuldig gewesen sein und in dem kleinen Dorf bekam ich ja auch so allerlei zu hören. Petras Vater bemühte sich um meine Aufmerksamkeit was ihm aber nur teilweise gelang. Schulbesuch und die Klassenkameraden waren mein Lebensinhalt während ich meine Mutter und meine Halbschwester Petra damals ziemlich ignorierte. Petra jedoch war ein echter Fan ihrer großen Schwester und verehrte mich glühend. Zu Beginn meiner Pubertät ging mir die Kleine so auf den Geist, dass ich alles tat um zu meiner Oma nach München zu kommen. Der Besuch eines Gymnasiums, ohne weit mit dem Bus und der Bahn zu fahren, war ein guter Grund. Bei Oma in München war ich selig und lebte mich auch sehr rasch in meiner neuen Schulklasse ein. Bis auf einige mäßigere Zensuren in der Umstellungsphase war ich eine gute Schülerin und zwar nicht des Fleißes sondern des Interesses wegen. Die Lehrer meinten immer zu meiner Oma. „Die Julia passt super auf und begreift alles gut doch wenn sie noch zu Hause auch lernen würde, wäre sie die Klassenbeste.“ Kurz gesagt ich war gut ohne auch nur in den geringsten Geruch einer Streberin zu kommen. Dafür war mir die Gemeinschaft mit meinen Klassenkameraden zu wertvoll, es war eine schöne Zeit. Eines Tages, oh Schock, stand Petra mit einer Nachbarin aus unserem Heimatort vor Omas Türe. Eine Katastrophe für mich, die nur durch die Tatsache gesteigert wurde, dass ihre Eltern, meine Mutter und mein Stiefvater bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren. Glücklicherweise war Petra nicht mitgefahren und so blieb sie mir erhalten. Bisher war Petra immer nur meine Halbschwester für mich und eine nervende Göre die mich anstrengte. Irgendwie wollte ich ihr jetzt die Mutter ersetzen und von nun an war sie meine Schwester, so wurden wir die besten Freunde. Oma erhielt vom Gericht die Vormundschaft über uns doch irgendwie wurde sie, da sie jetzt die alleinige Verantwortung für uns hatte strenger und war nicht mehr so locker wie vorher, so kam es mir zumindest vor. Dies schweißte uns noch mehr zusammen. Unsere Bindung war so groß, dass ich als ich nach dem Abitur mit vollendetem achtzehntem Lebensjahr, als ich meinen Anteil am Erbe meiner Mutter ausbezahlt bekommen sollte, den Notar bat damit zu warten bis Petra auch ihren Anteil bekommen würde. Dies tat der Notar dann auch wirklich obwohl er dieses Ansinnen in seiner Praxis noch nicht erlebt hatte. Nach einem kurzen Informatik Studium das ein Teil eines Volkswirtschaftsstudiums war, welches mich aber überhaupt nicht interessierte, begann ich in München bei, einer kleinen aber rasch wachsenden, EDV Firma zu arbeiten. Der Betrieb war sehr familiär, das Arbeitsklima sehr kameradschaftlich und es war eine kreative Arbeit die auf die verschiedensten Kundenwünsche abgestimmt war. Bald zählte auch die Entwicklungsabteilung von BMW zu unseren Kunden was die Tätigkeit noch interessanter machte. Mittlerweile war auch Petra mit dem Abitur fertig und wir erhielten beide unser Erbteil ausbezahlt. Von dem Geld kauften wir uns eine kleine Eigentumswohnung mit Blick auf das BMW Gebäude und sprachen von der Wohnung als BMW – Blick. Die Wohnung hatte für jeden von uns ein Zimmer dazu eine gemeinsame Küche und ein gemeinsames Wohnzimmer war auch da. Petra fing bei BMW zu arbeiten an und nach kurzer Zeit konnte ich, mit Hilfe meines Chefs einen freien Job in der Entwicklungsabteilung für Petra ergattern. Der neue Job gefiel Petra nicht nur wegen der Atmosphäre und der besseren Bezahlung, sondern vor allem weil dort Walter ihr Freund arbeitete in den sie sich unsterblich verliebte und den Mann fürs Leben in ihm sah. Glücklicherweise war Walter ebenso sehr in Petra verliebt. Ich beschloss dem jungen Glück die Wohnung ganz zu überlassen und zu meinem Verlobten Gustav zu ziehen. Mit Gustav war ich schon mehr als zwei Jahre zusammen doch ich wollte vor dem vereinbarten Einzug bei ihm nur noch mit Petra unsere Wohnung etwas einrichten. Denn es fiel mir schwer die Kleine so ganz allein in der Wohnung zu lassen, obwohl das ja Blödsinn war, denn am Stadtrand gab es ja Oma die immer für uns da war. Mein Verlobter Gustav, im Aussehen eine Mischung aus Roy Black ohne Schmalz und Sylvester Stallone mit weniger Muskeln, war sehr seriös was bei seinem Beruf als Bankkaufmann auch nicht verwunderlich war. Ich lernte Gustav über meinen Job kennen, da er die Bankgeschäfte meines Chefs betreute. Ich wusste, dass Gustav baldigst nach meinem Einzug eine Heirat vorschlagen würde und war auch gerne dazu bereit doch wollte ich Petra auch versorgt wissen was ja jetzt der Fall war. Es war früher Nachmittag als ich den Entschluss zu einem Umzug fasste, dann schnappte ich mir Zahnbürste, Führerschein und Pass und schrieb ein paar Zeilen für Petra und Walter. Meinen Wohnungsschlüssel, der von nun an Walter gehören sollte, legte ich unter die Fußmatte. Gustav würde noch kurze Zeit zu arbeiten haben, aber im Büro konnte ich ihn möglicherweise schon verfehlen deshalb machte ich mich auf den Weg zu seinem Domizil. Unterwegs kaufte ich noch Sekt, französisches Weißbrot, Pasteten und eine Dose Schnecken. Den Schlüssel zu Gustavs Wohnung hatte ich schon fast zwei Jahre und ich wohnte öfters einige Tage bei ihm, war auch mit den Nachbarn ganz gut bekannt so dass mein Besuch der für immer gedacht war eigentlich auch nichts Ungewöhnliches war. Ich öffnete die Eingangstüre, stellte die Sachen im Wohnzimmer auf den Tisch und arrangierte alles sehr nett. Den Sekt müsste ich wohl kaltstellen aber verspielt wie ich war stellte ich mir vor Gustav käme gerade zur Türe herein und rief – Überraschung. Die Überraschung kam aber ganz anders als ich es mir je vorstellen hätte können. Es erschien nicht Gustav in der Eingangstüre, nein es war Luise, seine Sekretärin und sie erschien wie Gott sie geschaffen hatte aus dem Badezimmer. Um mein Unglück zu vervollständigen kam Gustav in Unterhosen und mit einem dümmlichen Grinsen aus dem Schlafzimmer. „Julia was machst du denn da?“ Das war alles was er sagte aber die reichte um mich endgültig zur Explosion zu bringen. Laut schreiend verließ ich seine Wohnung, dann irrte ich durch die Straßen von München völlig verzweifelt und aufgewühlt. Mit der Dämmerung kam auch ein leichter Nieselregen und ich flüchtete in eine Bar von denen es in der Umgebung des