Lena Dieterle

Reduktion


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      Lena Dieterle

      Reduktion

      Die Essenz des Lebens

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Hamburg

       Hamsterrad

       Momentaufnahme

       Unverhofft

       Klingenberg am Main

       Das Alte Gewürzamt

       Valeries Brief

       Zurück in Hamburg

       Point of no return

       Abschied

       Das Landhaus

       Erkundungen

       Der erste Morgen

       Seelenmedizin

       Erinnerungen

       Landhausleben

       Störungen

       Unter Leuten

       Angst

       Der fremde Gast

       Gemeinsam

       Valerie

       Der Durchbruch

       Au revoir

       November

       Dezember

       Advent

       Heiligabend

       Impressum neobooks

      Hamburg

       Ich leide. Doch warum? Und wenn ja, woran denn? Ist es der Lärm der Großstadt? Mein Job? Unter der Beziehung zu Tom? Oder gar unter Weltschmerz?

      Justine weiß es selbst nicht und im Grunde doch ganz genau. Von allem ein bisschen sicherlich und heute eben wieder ein bisschen mehr.

      „Geschafft!“.

      Die Anspannung des Tages fällt von Justine ab. Ihre Hände umgreifen das kalte Metall des Geländers, sie schließt die Augen und atmet tief ein. Man denkt ja immer, so nah am Meer sei die Luft gut. Doch hier im Hafen stinkt es. Vor allem an den heißen Tagen … nach Motoröl, Abgasen und verdorbenem Fisch. Um sie herum ist alles voller Menschen, die an ihr vorbei hasten. Der Herr im Anzug trinkt am Imbiss einen Kaffee und pfeift fröhlich sein Lied und drüben, auf der anderen Straßenseite, da sitzt eine Bettlerin.

      Justine sieht eine Mutter, die alle Mühe hat, ihr brüllendes Kind zu händeln, das unbedingt einen bunten Luftballon haben möchte. Die Ampelanlage ist ausgefallen und zwei Monteure fahren für eine Reparatur mit dem Hubsteiger nach oben. Diese Aktion führt dazu, dass eine Straßenseite gesperrt ist. Autos hupen, Menschen schimpfen, eine Gruppe Jugendlicher lacht, alle reden durcheinander. Die Geräusche und Eindrücke vermischen sich für Justine zu einem tauben Einheitsbrei. Es ist, als würde man viele Farben wild zusammenrühren und am Ende nur noch ein farbloses Grau erhalten. Früher hat Justine die Großstadt sehr angestrengt, es war das reinste Chaos der Sinne. Heute spürt sie eine gewisse Resignation. Sie fühlt sich unsichtbar, als könne man sich in der Masse auflösen und abtauchen. Unter Wasser klingt jeder Lärm bloß noch wie Gemurmel.

      Ein verlebter Mann mit einer Schnapsfahne rempelt sie plötzlich an und holt Justine ruckartig aus ihren Gedanken. Er bleibt stehen und bekommt große Augen.

      „Lecker!“

      Justine mustert ihn flüchtig, dreht sich weg und schaut auf die Elbe. Bitte sprich mich jetzt nicht an.

      „Hey, dat Peerd mutt zu de Futter kommen, nich de Futter nah dat Peerd.

      „Lassen Sie mich bitte in Ruhe!“, raunt Justine, ohne sich nochmal zu dem Mann umzudrehen. Du bekommst meine Aufmerksamkeit nicht.

      „Nu weet ik nich, wat ik seggen sall!“ Der Mann schüttelt den Kopf und torkelt weiter. Erschöpft trottet sie zur Bushaltestelle. Kann man denn hier nicht ein einziges Mal seine Ruhe haben?

      Hinter ihr kreischen die Möwen auf einmal so laut, fast so, als wollten sie sie auslachen.

      Da steht sie nun mit hängenden Schultern