Andreas Dietrich

Erzählen-AG: Weihnachtskalender I Jungen-Version


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war der Weg lang. Ben brauchte eine Viertelstunde bis nach Hause. Es konnten aber auch mehr als fünfzehn Minuten werden. Ben musste eine Ampel überqueren. Zeigte die Ampel zu lange Rot, so wurden aus den fünfzehn Minuten schnell mal siebzehn Minuten. Die Rotphase der Ampel konnte lange andauern. Die Rotphase war an dieser Ampel länger als an allen anderen Ampeln, die Ben kannte.

      Mit den Rollschuhen brauchte Ben für den Nachhauseweg keine fünf Minuten. Ben fuhr schnell. Oft schaffte er das Grün der Ampel noch. Ben musste keine zwei Minuten auf das nächste Grün warten.

      Ja, Rollschuhe wären was Schönes. Vielleicht bekommt Ben ja zu Weihnachten Rollschuhe? Der Weihnachtsmann kannte Bens Wunschzettel. Auf dem Wunschzettel standen keine Rollschuhe. Die Wahrscheinlichkeit, Rollschuhe an Weihnachten unter dem Weihnachtsbaum zu finden, war für Ben gering.

      Das hatte auch sein Gutes. Rollschuhe machten im Winter keinen Sinn. Im Winter war es kalt. Wenn der Himmel weinte, so fiel kein Regen. Es fiel Schnee vom Himmel. Im Schnee konnte sich kein Kind mit Rollschuhen vorwärts bewegen. Im Schnee wurde ein Schlitten benötigt. Mit einem Schlitten war es leicht, über den Schnee zu gleiten. Rollschuhe waren nur hinderlich.

      Ben war froh, die Rollschuhe nur als Schokoladenfigur in seinem Weihnachtskalender gehabt zu haben. Das reicht. An Weihnachten bekommt er bestimmt etwas Sinnvolleres. Ben bekommt an Weihnachten bestimmt etwas, das auf seinem Wunschzettel steht. Was es wohl sein mag?

      Zweiter Dezember

      Es war einmal ein Junge, der Paul hieß. Wie jedes Kind bekam auch Paul Ende November einen Weihnachtskalender geschenkt. Ab dem ersten Dezember öffnete Paul jeden Tag eine Tür seines Weihnachtskalenders.

      Gestern gab es eine Schokoladenfigur, die einen Rollschuh zeigte. Paul verspeiste die Schokolade in Windeseile. Am Liebsten hätte er schon die zweite Tür vom Weihnachtskalender geöffnet und die Schokolade verspeist. Paul tat es nicht. Paul wollte das zweite Türchen erst heute öffnen. Welche Schokoladenfigur heute wohl im Weihnachtskalender war?

      Als Paul wach wurde, lief er sogleich zu seinem Weihnachtskalender. Heute war der zweite Dezember. Paul musste also die Tür mit der Zahl Zwei suchen. Paul brauchte nur wenige Sekunden, bis er die Tür fand. Paul öffnete die Tür. Er nahm die Schokoladenfigur raus und betrachtete sie. Paul erkannte ein Motorrad, bevor er sich die Schokolade in den Mund steckte.

      Pauls Vater hatte ein Motorrad. Ab und zu durfte Paul mitfahren. Es waren meist nur kleine Runden. Mehr traute sich Pauls Vater nicht zu. Es war ihm zu unsicher, Paul für eine längere Motorradfahrt mitzunehmen. Paul war ja noch relativ jung. Er ging erst in die zweite Klasse. Die Kraft wie Papa hatte er nicht. Das war aber nötig, um mitzufahren. Paul musste sich bei der Motorradfahrt festhalten. Fehlte die Kraft, so konnte sich Paul nicht mehr festhalten. Das konnte gefährlich werden. Paul könnte vom Motorrad fallen.

      Paul verstand es. Trotzdem wünschte er sich, auch mal eine längere Motorradtour mit seinem Vater zu unternehmen. Vielleicht könnte Paul auch einmal ganz alleine mit dem Motorrad fahren.

      Paul wusste, dass dies aktuell nicht möglich war. Paul musste erst groß und stark werden. Dann könnte Paul seinen Motorradführerschein machen. Er würde sich ein Motorrad kaufen. Paul würde mit seinem Motorrad überall hinfahren.

      Am Liebsten würde Paul schon jetzt ein Motorrad haben. Er würde mit dem Motorrad zur Schule fahren. Er müsste nicht den Bus nehmen. All die anderen Kinder müssten an der Haltestelle stehen. Sie würden auf den Bus warten. Paul bräuchte nicht zu warten. Sein Motorrad würde in der Garage stehen. Paul müsste sich nur seine Motorradsachen schnappen und in die Garage gehen. Paul würde den Knopf an der Wand drücken und das Garagentor würde sich öffnen. Dann würde Paul sich mit seinem Helm auf sein Motorrad setzen. Paul würde Gas geben und zur Schule fahren.

      Paul wäre in Windeseile an der Schule. Mit dem Bus brauchte Paul mehr als fünfzehn Minuten. Immer wieder hielt der Bus an. Es stiegen weitere Schulkinder ein. Der Bus stand auch an einigen Ampeln. Dort wartete der Bus auf das Grün.

      Paul würde mit seinem Motorrad neben dem Bus warten. Nachdem die Ampel auf Grün springt, würde Paul lossausen. Wenig später würde Paul an der Schule ankommen. Er würde von seinem Motorrad absteigen. Er würde seinen Helm ablegen. Paul würde seine Motorradhandschuhe in einem Fach am Motorrad verstauen. Den Helm müsste Paul mitnehmen. Für den Helm gab es im oder am Motorrad keinen Platz.

      Das ist nicht so schön. Den ganzen Tag den Helm mitzuschleppen, wäre anstrengend. Paul dürfte den Helm nie vergessen. Er müsste immer darauf aufpassen. Ohne Helm darf ein Motorradfahrer nicht fahren. Das ist viel zu gefährlich.

      Pauls Vater hatte immer einen Helm auf. Wenn Paul mitfahren durfte, musste Paul seinen eigenen Helm tragen. Ohne Helm durfte Paul nie mit. Da konnte Paul betteln so viel er wollte. Ohne Helm gab es keine Motorradfahrt. Paul verstand es. Verstehst Du es auch?

      Dritter Dezember

      Es war einmal ein Junge, der Leon genannt wurde. Leon liebte Weihnachten. Jedes Jahr konnte er den Heiligen Abend kaum erwarten. Glücklicherweise gab es einen Weihnachtskalender. Der Weihnachtskalender half Leon geduldig zu sein.

      Leon öffnete an jedem Morgen das Türchen des Tages. Noch bevor es zum Frühstück ging, verspeiste Leon ein Stück Schokolade. Leon war schon seit gestern Abend gespannt, was heute hinter dem Türchen wartete.

      Leon wusste, es war Schokolade. Doch was zeigte die Schokolade? Am ersten Tag waren es Rollschuhe. Gestern war es ein Motorrad und heute?

      Leon öffnete am frühen Morgen die Augen. Der Wecker klingelte. Sofort schlug Leon die Bettdecke von sich und rannte zum Weihnachtskalender. Der Wecker klingelte noch immer als Leon die Tür mit der Drei suchte.

      Nachdem Leon die Tür fand und öffnete, widmete er sich dem Wecker. Erst jetzt verstummte das Weckerklingeln. Leon erkannte währenddessen das Motiv der Schokolade in seinen Händen.

      Heute konnte Leon eine Glocke aus Schokolade verschlingen. Die Glocke war bestimmt einmal in einer Kirche. Das dachte sich zu mindestens Leon.

      Leon war noch nie in einer Kirche. Von außen hatte Leon schon viele Kirchen gesehen. Jeden Schultag lief er zweimal an einer Kirche vorbei.

      Leon hatte es nicht weit bis zur Schule. Leon musste nur fünf Minuten laufen. Andere Schulkinder hatten es weiter. Sie wurden entweder von ihren Eltern mit einem Auto gebracht oder fuhren allein mit dem Bus.

      Leon musste nur aus dem Haus gehen. Dann lief er nach rechts. Zweihundert Meter lief Leon geradeaus. Dabei fuhren viele Autos an ihm vorbei. Eine kleine Kreuzung musste Leon währenddessen auch überqueren. Das war aber gar kein Problem. Leon war geübt im Straßenverkehr und die Autofahrer an der kleinen Kreuzung waren auch vorsichtig.

      Gegenüber der kleinen Kreuzung stand die Kirche. Es war keine große Kirche. In Großstädten mit vielen Einwohnern konnte eine Kirche viele Meter hoch sein. Diese Kirche war eher klein. Sie bot auch nicht für viele Menschen Platz. Das hatte Leons Vater einmal gesagt. Leon selbst konnte es nicht nachprüfen. Er war noch nie in der Kirche.

      In dieser Kirche gab es mindestens eine Glocke. Das konnte Leon erkennen, auch wenn er noch nie in der Kirche war. Da die Glocken der Kirche aber jeden Tag um zwölf Uhr läuteten, war klar, dass es in der Kirche eine Glocke geben musste.

      Nächstes Schuljahr sollte Leon das erste Mal eine Kirche von innen sehen. Das wusste er seit einigen Tagen. Im nächsten Schuljahr würde es einen Ausflug geben. Der Schulausflug würde in die nächste Stadt führen. Dort gab es eine große Kirche. Sie sollte tausendmal größer sein als die Kirche in der Nähe der Schule. Das hatten zu mindestens andere Schüler gesagt. Leon konnte es gar nicht glauben. Eine Kirche, die tausendmal größer war? Nein, das gab es bestimmt nicht. Die anderen Schüler übertrieben sicherlich. Doch das Gegenteil konnte Leon noch nicht beweisen. Erst im nächsten Schuljahr sollte es soweit sein.

      Leon war schon gespannt auf den Schulausflug zur Kirche. Ob er dort auch Glocken sehen wird, weiß er nicht. So klein wie die Glocke im Weihnachtskalender wird die echte Glocke bestimmt nicht sein. Die Glocke in der Kirche wird bestimmt viel größer