Nico Biedermann

Warum Sucht mehr als Alkohol ist


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Zuviel an Serotonin überhaupt nicht gut für uns aus. In dem Fall leiden wir unter Unruhe, Angst, Erregtheit, Zittern und Muskelzucken. Unseren eigenen Serotoninspiegel können wir ankurbeln, indem wir uns ausreichend bewegen. Aber auch ein Stück Schokolade hebt die Stimmung, denn durch die Kohlenhydrate wird die Serotoninbildung im Gehirn beflügelt. Das ist ja das Problem bei den Süßigkeiten, denn auch von dem tollen Gefühl wollen wir viel haben. Also aufpassen, dass es nicht ausartet.

      Noradrenalin

      Es besteht eine enge Verwandtschaft zum Adrenalin, wodurch wir wach und aufmerksam werden. So ist nur logisch, dass bei einem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom oder auch einer Hyperaktivität Medikamente verabreicht werden, die den Dopamin- bzw. Noradrenalinspiegel anheben. Auch bei gefährlich niedrigem Blutdruck wird Noradrenalin verabreicht. Um Noradrenalin im Kleinhirn und dem Nebennierenmark herzustellen, braucht unser Körper Dopamin und Enzyme.

      Endorphine, die körpereigenen Drogen als Botenstoffe

      Endorphine werden in der Hirnanhangsdrüse, der Hypophyse, produziert und sind die körpereigenen Schmerzkiller. Denn die Endorphine sind ein körpereigenes Morphin. Größere Mengen an Endorphinen schüttet unser Körper in Extremsituationen aus, z. B. bei einer schweren Verletzung oder während der Geburt. Sportarten wie Bungee-Jumping oder Drachenfliegen geben einen Nervenkitzel, der durch eine erhöhte Produktion von Endorphinen hervorgerufen wird. Die körpereigenen Morphine haben noch mehr nützliche Funktionen, denn sie beruhigen, stärken die Abwehr und regulieren unseren Schlaf. Das Gemüt wird heiter und das Stressempfinden reduziert.

      Wie können Endorphine erzeugt werden

      Ganz einfach: Ganz viel lachen! Endorphine werden ständig produziert, wenn wir Sport machen. Die Kehrseite: es ist ein Morphin! Demzufolge lässt die Wirkung irgendwann nach und wir müssen immer mehr Sport machen, um die Menge an Endorphinen zu produzieren, die uns so guttun. Das mag alles noch funktionieren! Allerdings wird es für viele Spitzensportler kompliziert, wenn sie aus irgendeinem Grund den Sport aufgeben müssen. Denn die Stimmung rauscht rapide in den Keller! „Such Dir ein anderes Hobby!“ ist eben nicht immer so einfach.

      Dopamin: Moleküle sind Botenstoffe und Hormone

      Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff unseres Gehirns und gleichzeitig ein Hormon. Es gehört zum komplexen Spiel unseres Belohnungssystems und dient auch als „Messhormon“ für den Appetit. Eine Ausschüttung erfolgt, wenn wir lang ersehnte Ziele erreichen konnten oder ein schönes Erlebnis haben. Das Hormon selbst wird unter anderem im Hypothalamus gebildet und ist bei der Synthese von Adrenalin und Noradrenalin eher ein Zwischenprodukt. Gleichzeitig dient Dopamin als Botenstoff, genau wie Serotonin. Insgesamt ein vielseitiger Stoff, der genau dosiert im Körper produziert werden muss. Konzentrationsschwierigkeiten sind eine durchaus häufige Wirkung bei einem Mangel dieses Hormons.

      Dopamin ist für unseren Antrieb verantwortlich, steuert unsere Interessen und unseren Tatendrang. Er verschafft uns Energie unsere Ziele anzugehen, und damit legt diese Wundersubstanz den Grundstein, unsere Ziele zu erreichen. Allerdings ist ein Zuviel an Dopamin auch nicht gut, denn Menschen mit einem erhöhten Dopaminspiegel neigen zu Drogenkonsum, unkontrollierten sexuellen Spielen mit mehreren Personen und erhöhter Impulsivität. Um noch einen oben drauf zu setzen, ist eine zu hohe Konzentration an Dopamin auch für die Entstehung von Schizophrenie und Psychosen verantwortlich. Mit dem körpereigenen Antriebsstoff lässt sich auch die erregende Wirkung verschiedener Drogen wie Kokain oder Amphetamin erklären, denn diese Stoffe sorgen für eine Erhöhung des Dopaminspiegels. In der Konsequenz, zeigt sich ein Mangel an Dopamin durch Antriebsschwäche, Interessenslosigkeit und Lustlosigkeit. All diese Symptome gehören übrigens auch zu einer Depression und die damit einhergehende Missstimmung. Die Krankheit Parkinson rührt auf einen verringerten Dopaminspiegel, denn der Botenstoff lässt uns flüssige Bewegungen ausführen. Ein Zuwenig blockiert die Bewegungsimpulse, wodurch sie nicht mehr weitergeleitet werden können. Es zeigen sich die krankheitstypischen Bewegungsstörungen.

      Zusammengefasst ist Dopamin der Powerriegel für uns, der uns mit Energie nur so überziehen kann. Da das nicht immer gesund ist, braucht der Körper einen Gegenspieler, das bereits erwähnte Serotonin.

      Die negative Kehrseite unseres chemischen Belohnungssystems

      Unser Belohnungssystem und die Chemie, die süchtig macht

      Unser Belohnungssystem ist äußerst komplex. Viele Hormone und Botenstoffe spielen eine Rolle, wenn es um gute Gefühle und Tatendrang geht. Darunter sind die bekannten Beteiligten: Serotonin, Noradrenalin, Dopamin und Endorphine. Natürlich ist das alles ein wenig komplizierter als nur das Zusammenspiel von 4 Stoffen. Deshalb spricht man in der Psychologie von einem Belohnungssystem. Das ist das ständige Streben nach Belohnung, welche uns einen chemischen Cocktail beschert. Entweder in uns selbst, oder durch die Zuführung von Stoffen. Ein selbsterlegtes Stück Fleisch, aufregende sexuelle Erlebnisse oder das Lob vom Chef erzeugen in uns ein gutes Gefühl. Das Streben danach ist durchaus positiv, denn es erhält uns am Leben (Nahrung besorgen), es sichert unseren Fortbestand (die Sache mit dem Storch) und sichert unsere Existenz. Denn ein zufriedener Chef schmeißt uns nicht raus. Demzufolge sind das Verlangen und die Aussicht auf Belohnung unser Motivator.

      Die negative Kehrseite unseres chemischen Belohnungssystems

      Sind wir glücklich, dann hat unser Gehirn folgenden Auftrag zu erfüllen: „Schütte Endorphine aus und mach, dass ich mich gut fühle!“. Nun haben Forscher aber herausgefunden, dass genau diese Stoffe, die uns so ein schönes Gefühl machen, auch dann ausgeschüttet werden, wenn wir Drogen konsumieren oder am Glücksspiel teilnehmen. In dem Moment ist unsere Motivation zum Handeln bei Weitem nicht mehr so positiv und wir bekommen ein Problem.

      Die Entdeckung des Belohnungssystems war ein Fehler im System

      Alles begann damit, dass Elektroden in ein bestimmtes Areal im Gehirn von Ratten eingesetzt wurden. Bei einer Ratte wurde die Elektrode allerdings in ein falsches Areal eingesetzt, weswegen die Forscher das Belohnungssystem entdeckten.

      In einer sogenannten Skinner-Box befand sich ein kleiner Hebel, den eine Ratte drücken konnte, um einen elektrischen Reiz durch die Elektrode in das Gehirn zu erhalten. Aufgrund der Häufigkeit der Hebelbetätigung kann davon ausgegangen werden, dass es sich um ein angenehmes Gefühl handelt, welches durch die Elektrode erzeugt wurde. Die Forscher staunten nicht schlecht, denn die Ratten waren die ganze Zeit damit beschäftigt den Hebel zu drücken und damit einen elektrischen Reiz zu erhalten. Dadurch vergaßen die Tiere sogar das Futter, welches ihnen ebenso im Käfig angeboten wurde. Das ging so weit, dass die Tiere zusammenbrachen, weil sie das Trinken vergaßen.

      Das limbische System und der Nucleus accumbens

      Unser Belohnungssystem steckt im sogenannten limbischen System. Um das limbische System zu aktivieren, braucht es einen Reiz von außen. Dieser kann z. B. ein Stück Schokolade sein. Sobald der Reiz (Anblick des Stücks Schokolade) auf das limbische System wirkt, wird daraufhin ein Drang generiert, sodass die Großhirnrinde das Verlangen erfasst. Erst wenn dem Verlangen nachgegeben wird, gibt es ein komplexes Zusammenspiel in unserem Hirn. Zusammen mit dem Neurotransmitter Dopamin wird das Hirnareal Nucleus accumbens stimuliert. In diesem Areal sitzt unser Belohnungssystem. Die stimulierte Hirnregion nucleus accumbens sendet nun einen Cocktail von Botenstoffen aus, der in anderen Arealen des Gehirns die Empfindung von Freude und Zufriedenheit auslöst. Insgesamt lässt sich sagen, dass das gesamte Belohnungssystem ein sehr komplexes Gefüge ist, welches hier nur in groben Ausschnitten wiedergegeben wird.

      Dopamin allein macht nicht glücklich - Belohnungssystem heißt mehr

      Die Forscher machten eine weitere interessante Entdeckung: Das Dopamin selbst ist