paar stamm dorf stadt
die nie vollständig bedachten
nie vollständig ausgelegten
innenweltschöpfungen
geheimnisse der raumproduktion
in dem von außen so viel
als nötig nach innen
äußeres soviel wie möglich
vom herd des guten lebens
fernzuhalten ist
dazu kommen bilder von abwesende
die integeres wohnen ermöglichen
sammlungen von dingen verraten
den menschen als das tier
dem etwas fehlen kann
kultur ist überreaktion auf absenz
leerstellen werden wiederbesetzt
ergänzungszwänge runden innenwelten ab
der endoklimatische nestbau
geht allen konstruktionen voran
das ursprüngliche menschheitsrisiko
eine klimakatastrophe
alles hängt an der gunst
binnenklimatischer umstände
einem kontinuum von selbstverwöhnung
auch unter härte schwere und misslingen
menschen wohnen in ihrer verwöhnung
die bilanz als homo sapiens
erfolgsgeschichte eine anwachsende nervlichkeit
und symbolvermittelte luxurierende selbsterregung
alles vor dem hintergrund
erbarmungsloser selektionsfatalitäten
ausmerzung und scheitern
als regel
das blasenbild
evoziert die zerbrechlichkeit
menschlicher räume
und doch:
selbstbergung im
selbsterzeugten raum
eine unaufhörliche
sphärenschaffende regung
eine regenerationsfähige hülle
wiederbeseelender solidarität
wird den auflösenden angreifern
entgegengesetzt
ein ewiger kampf
um das integere
integrierende treibhaus
wie ist es möglich
das nicht alles vom wind verweht
wurde
und es noch immer
große sphären gibt
als keine?
Zugang: Anthropisches Klima
Über diesen Band steht:
„Wir laden Sie ein, zur Expertenkonferenz über die inneren Angelegenheiten der Epizentriker. Es möge eintreten, wer sich traut, sich den unvermeidbaren, wandlosen Treibhäusern der menschlichen Nähe-Beziehungen -portable oder fest- vorbehaltlos zu nähern. Ein gesondertes Grund- oder Aufbauwissen ist nicht erforderlich, da bereits jeder den Kompass dazu in sich tätowiert mitführt.
Wer sich umfassender vergewissern möchte, lese unbedingt Band I.“
Auch die Individuen wie die selbstergänzenden Alleinlebenden die ihre Außenkontakte (Adressen, Netzwerke) pflegen, sind ohne Differenz und Aber, auf das fördernde Mikroklima ihrer frühen Binnenwelten angewiesen.
Nur in ihm, als seine typischen Gewächse, geraten sie zu dem, was sie zu ihrem Besten und Schlimmsten sein können. Hier sammeln sie einen Vorrat schöpferischer, ambivalenter, destruktiver Grundstimmungen oder gefühlshafter Vorurteile über das Seiende im Ganzen an, die sich beim Übergang in größere Szenen beharrlich geltend machen.
Sie kommen in die Arena mit dem frühesten an Urteilskraft, dem Atmosphärengefühl,
ausgestattet. Es ist ursprünglicher als der oral-intime Sinn, der Geschmack, und öffentlicher als dieser zugleich. Der Raum als Atmosphäre ist noch nicht mehr als Schwingung, aber schon die „Amme des Werdens“.
Das Klima, die Stimmung, die Atmosphäre, das ist die Dreifaltigkeit des Umgreifenden, in dessen anhaltender Offenbarung die Menschen immer und überall leben, ohne das man sagen dürfte, dass es zu diesen Epiphanien eine Botschaft und ein Überbringer gehörten.
Von der alt- und neu-europäischen Vernunftkultur wurde diese dritte Größe – neben Wörter und Dinge, sträflich beiseite gelassen. Das es etwas gibt, was weiträumiger, früher, durchdringender als beide, haben sie nicht wahrhaben wollen. Außer Heidegger und Herman Schmitz in der Neo-Phänomenologie, sind die Versuche bis heute eher Randgebiete.
Wenn die Saite der Existenz in einem Individuum sich spannt, so schwingt sie in der Klangfarbe einer Stimmung oder eines prägenden Klimas.
Stimmungen bilden sich als geteilte Atmosphären zwischen mehreren, die den Nähe-Raum füreinander tönen und einräumen. Er entsteht durch die Summe unserer Aktionen aufeinander und unserer Leiden aneinander. Daher bleibt für die meisten Menschen ihr Beziehungswetter wichtiger als Politik und „Hoch“-kultur.
Die Menschen wohnen in ihren Verwöhnungen, was meint, in der Verfeinerungs-dynamik lokaler Kulturen und Individuationen. Sie schwingen in ihrem Eigen-Gerede als der basal klimabildenden Funktion von Gesellschaften. Die Theorie erkennt dies spät, nachdem die Gruppen bereits auseinandergefallen und soweit ausdifferenziert sind, dass von Einheit keine Rede mehr sein kann.
In trivialen Orts- und Innenraumwörtern wie Nest, Zimmer, Höhle, Hütte, Haus, Herd, Halle, Dorf, Familie, Paar, Stamm, Stadt, verbirgt sich für immer ein Rest an Ungedachtem, das weitergeträumt zu werden verlangt.
Als evolutionärer Bilanz ist die Existenz von homo sapiens nur als Erfolgsgeschichte anwachsender Nervlichkeit und symbolvermittelter luxurierender Selbsterregung zu begreifen. Deren Erfolgslinien heben sich ab vor einem Hintergrund erbarmungsloser Selektionsfatalitäten, in denen Ausmerzen und Scheitern die Regel sind.
Seit jeher sind die Menschen engagiert in dem Vorhaben, so viel wie nötig von dem was außen begegnet, nach innen zu ziehen und soviel Äußeres wie möglich vom Herd des guten Lebens fernzuhalten.
Ist Kultur nicht insgesamt die Überreaktion auf Absenz? Leerstellen werden wiederbesetzt, als dulde der Fülle-Raum keine dauernden Vakanzen.
Durch den Ergänzungszwang werden Innenwelten der Selbstrundung wieder- genährt. Weniger als eine gerundete, innenraumgebende Kugel kann dabei nicht genügen.
Allen Niederlagen und Zerstörungen zum Trotz, gibt es offensichtlich eine regenerationsfähige Hülle von wiederbeseelender Solidarität, die auflösenden Angriffen, so lange es irgend geht, ihre schöpferischen Wiederstände entgegensetzt.
Es ist immer ein Kampf um das integre und integrierende Treibhaus.
Der Band II versucht eine Antwort auf die sich dabei aufdrängende Frage: Warum gibt es noch immer eher große Sphären als keine?
poetisch kapitel 1 aufgang der fern-nähe
der thanatologische raum die paranoia der reichsfrieden