Walter Brendel

Die Fugger


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werden. Wenngleich ein Reichtum wie zu Zeiten des Andreas und anfänglich auch des Lukas Fugger vom Reh von der Familie nie wieder erreicht wurde, erhob Kaiser Karl V. Wolfgang Fugger vom Reh und seine Familie in den erblichen Grafenstand, wohl auch in dem Bewusstsein, dass seine Wahl zum König und Kaiser zu einem nicht unerheblichen Teil mit Fuggerschen Geldern finanziert worden war. Schon 65 Jahre später jedoch starb diese Linie mit dem Tode des Johann Christoph Fugger aus. Dieser Sohn des Wolfgang Fugger brachte es u.a. als Kanzleischreiber und "Registrant" am kaiserlichen Hof in Prag zu hohem Ansehen. Nach 1612 wurden die Fugger vom Reh dann nur noch durch die Nachkommen des Matthäus repräsentiert, alle anderen Linien der Familie waren inzwischen erloschen. Die verbliebenen Nachfahren waren als Angestellte der Fugger von der Lilie im schlesischen Bergbau als Kaufleute, Kämmerer und Verweser (Verwalter) tätig. Als im 16. Jahrhundert das Fuggersche Bergwerksgeschäft abflaute und immer mehr Gruben geschlossen wurden, begannen die Fugger vom Reh, im Handwerk und in der Landwirtschaft tätig zu werden. Die Familie verlor an Bedeutung und fiel in das Dunkel der Anonymität. Lange gab es keine Spur mehr von den Nachkommen des Andreas, der doch einst ein so erfolgreicher Unternehmer gewesen war und der Familie die besten Voraussetzungen mit auf den Weg gegeben hatte, erst im Jahre 2001 gelang einer Gruppe Genealogen, selbst Namensträger Fugger, der Beweis ihrer Abstammung von Andreas Fugger vom Reh. Es gelang, den Stammbaum der Fugger vom Reh zu rekonstruieren und zu aktualisieren, so dass nun die nahezu vollständigen Stammtafeln vorliegen.

      Die Mitglieder der Familie leben heute, in zahlreiche Linien verzweigt, im gesamten Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Sämtliche heute lebenden Mitglieder der Familie gehen auf Matthäus Fugger vom Reh, den drittgeborenen Sohn von Andreas Fugger, zurück. Rein rechtlich gesehen stehen den Oberhäuptern der einzelnen Familienzweige noch heute die Titel "Titularkönig von Atlantis" und, wie allen anderen Familienmitgliedern, "Graf vom Reh" zu. Markus Fugger ist der Chronist derFamilie, der gemeinsam mit Marianne Fugger (Neu-Ulm) und Hans Fugger (Rathenow) auch die genealogischen Forschungen geleitet und durchgeführt hat.

      Fassen wir diese Linie der Fugger zusammen:

      Andreas Fugger

      Andreas Fugger (* 1406 in Augsburg; † 1457 in Augsburg), genannt "der Reiche", war der älteste Sohn von Hans Fugger und Elisabeth Gfattermann. Er gilt als Stammvater der Fugger vom Reh.

      Zusammen mit seinen Brüdern Jakob und Michael übernahm er nach dem Tod seines

      Vaters dessen Tuchmacherei. Er schafft es, Kontakte nach Venedig zu knüpfen und lernt hier die doppelte Buchführung. Durch seinen so gewonnenen Einfluss und sein Wissen schafft er es die Tuchmacherei der Brüder zum Großhandel zu erweitern. Er war Angehöriger der Weberzunft und außerdem Goldschmied. Ab 1454 verlässt er das Familienunternehmen und überlässt seinem Bruder Jakob die alleinige Führung.

      1431 heiratet er Barbara Stammler vom Ast (1415–1476), eine Patriziertochter (Vater: der Kaufmann Ulrich Stammler vom Ast, Mutter: Magaretha) und begründete die Linie der Fugger vom Reh. Insgesamt hatte Andreas Fugger vom Reh vier Söhne und fünf Töchter. Er war ein außerordentlich erfolgreicher Kaufmann und Geschäftsmann, der schnell in der damaligen Gesellschaft aufstieg und zu Amt und Würdenkam. Er saß im Rat der Stadt Augsburg und hatte großen Einfluss. Seine Söhne Jakob (* 1430), Lukas (* 1439), Matthäus (* 1442) und Hans (* 1443) erhielten 1462 von Kaiser Friedrich aufgrund geschäftlicher Tüchtigkeit ihres Vaters und guter Geschäftsverbindungen zum Herrscherhause Habsburg das erste Fuggerwappen, ein goldenes springendes Reh auf blauem Grund, daher die Bezeichnung Fugger vom Reh.

      Mit Andreas Fugger wurden die Fugger von Handwerkern zu Kaufleuten. Schnell stellte sich der geschäftliche Erfolg ein, Macht und Einfluss des Andreas wuchsen stetig. Bald wurde er „Andreas der Reiche“ genannt, ein Prädikat, das nach ihm nur noch der große Jakob Fugger aus der anderen Fugger-Linie erhielt. War Andreas noch ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann mit hohem Ansehen in Augsburg und weit darüber hinaus, begann doch schon in der nächsten Generation der Niedergang der Linie Fugger vom Reh.

      Lukas Fugger

      Lukas I., ein Sohn des Andreas und Chef des Familienunternehmens, der zunächst sehr erfolgreich agierte und die Fugger vom Reh zu einer wahren Handelsmacht hatte werden lassen, übernahm sich bei Geschäften mit den Habsburgern; so wurde ein hohes Darlehen, welches Lukas I. dem späteren Kaiser Maximilian gab, nicht zurückgezahlt.

      Ulrich Fugger

      Nur wenige Angehörige der Familie Fugger vom Reh erlangten noch nach dem Bankrott der Familie Geltung. So wurde Ulrich Fugger (1524-1586), ein Enkel des Matthäus Fugger, Mitte des 16. Jahrhunderts Bürgermeister von Augsburg.

      Hans Fugger

      Besser als Lukas Fugger erging es auch dem jüngsten der vier Söhne des Andreas, Hans Fugger vom Reh. Er wurde bereits 1496 in die Dienste der Fugger von der Lilie, der letztendlich erfolgreicheren Linie des Hauses Fugger, übernommen und gelangte zu Ansehen, u. a. wurde er schon 1494 Gassenhauptmann in Nürnberg. Er starb 1503 in Fuggerau bei Villach in Österreich.

      Gastel Fugger

      Der älteste Sohn des Hans, Gastel (1475-1539), war ebenfalls als Kaufmann in Diensten der Fugger von der Lilie, er kam durchaus zu Wohlstand und war ein stolzer

      Mann. Im Jahre 1529 wurden Gastel Fugger und seine Familie in den erblichen Adelsstand erhoben, das Wappen der Fugger vom Reh wurde mit einer goldenen Krone und einem Bügelhelm, den heraldischen Zeichen des Adels, versehen. Gastel Fugger vom Reh starb im Jahre 1539.

      Wolfgang Fugger

      Von seinen Kindern tat sich besonders Wolfgang Fugger hervor. Er lebte von1519/20 bis 1568, war verheiratet mit Margaretha Tetzel und hatte elf Kinder. Wolfgang Fugger war ein ausgezeichneter „Schreibmeister“, u. a. brachte er im Eigenverlag in Nürnberg eine der frühesten gedruckten Schreibvorlagen heraus, was ihn bekannt machte und ihm Ansehen verschaffte. Im Jahre 1547 erhielt er eine Adelsbestätigung.

      Johann Christoph Fugger

      Schon 65 Jahre später jedoch starb diese Linie mit dem Tode des Johann Christoph Fugger aus. Dieser Sohn des Wolfgang Fugger brachte es unter anderem als Kanzleischreiber und „Registrant“ am kaiserlichen Hof in Prag zu hohem Ansehen. Im Jahre 1594 erhielt auch er eine Adelsbestätigung (rittermäßiger Adelstand), verbunden mit einer Wappenbesserung und der sog. „Roten Wachsfreiheit“. Die Fugger vom Reh waren dadurch berechtigt, ihre Dokumente mit rotem Wachs siegeln zu dürfen, was ein besonderes, vom Kaiser verliehenes Privileg darstellte.

      Wappen von Graben (Lerchfeld)

      Nach 1612 wurden die Fugger vom Reh dann nur noch durch die Nachkommen des Matthäus repräsentiert, alle anderen Linien der Familie waren inzwischen erloschen.

      Die verbliebenen Nachfahren waren als Angestellte der Fugger von der Lilie im schlesischen Bergbau als Kaufleute, Kämmerer und Verweser (Verwalter) tätig. Als im 16. Jahrhundert das Fuggersche Bergwerksgeschäft abflaute und immer mehr Gruben geschlossen wurden, begannen die Fugger vom Reh, im Handwerk und in der Landwirtschaft tätig zu werden. Die Familie verlor ein weiteres Mal an Bedeutung und fiel in das Dunkel der Anonymität. Die Mitglieder der Familie leben heute, in zahlreiche Linien verzweigt, im gesamten Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Sie gehen auf Matthäus Fugger vom Reh, den drittgeborenen Sohn von Andreas Fugger, zurück.

      Fugger von der Lilie

      Jakob Fugger „der Reiche“

      Jakob Fugger der Reiche wurde am 6. März 1459 in Augsburg als Sohn Jakobs des Alten Fuggers geboren. Nach einer klerikalen Ausbildung wurde er von seinem älteren Bruder Ulrich, der den väterlichen Betrieb übernommen hatte, 1478 zur dortigen Mithilfe gebeten.

      Durch den Einstieg in den Montanhandel und den Ausbau des bestehenden Handels mit verschiedenen Textilien und anderen Gütern erwirtschaftete der Betrieb unter seiner Leitung ein Vermögen, mit welchem er u. a. den Italienfeldzug von Maximilian I. ermöglichte und später Karl V. von Spanien Bestechungsgelder in Höhe von über 500.000 Gulden für dessen Wahl zum Kaiser im Jahre 1519 als Kredit gewährte. Dadurch wurde das Familienunternehmen