hatte, vertrauten ihm bald einige Bauern und Landweber kleinere Summen an, in der Hoffnung, der Fugger in der Stadt werde schon mehr daraus machen.
Sie wurden selten enttäuscht. Im Jahr 1385 versteuerte er bereits ein Vermögen von 1.500 Gulden. Er war ein wohlhabender, erfolgreicher Kaufmann und hatte nichts mehr mit dem armen, schüchternen Webergesellen aus Graben gemein.
Nach der altbekannten Mär, die Juden sind schuld am ganzen Unglück und sie haben unseren Herren verraten, wurden auch im Augsburg die Juden vertrieben. Die Juden erkannten frühzeitig die Lücke im Wirtschaftssystem des christlichen Abendlandes.
Dass sie damit zu Wohlstand gelangten, machte sie in den Augen der braven Christen keinesfalls sympathischer. Immer wieder kam es zu Pogromen, bei denen sich die Deutschen mit Gewalt zurückholten, was ihnen die frühen Vorfahren der Rothschilds mit List und überlegenem Finanzgeschick abgeknöpft hatten.
Auch Hans Fugger profitierte von der Vertreibung der Juden, schon dadurch, dass er sein neues Haus – was am „Judenberg“ stand - sehr billig erwerben konnte. Sein Vermögen hatte damals beträchtlich zugenommen hat. In der Rangliste der 2930 abgabepflichtigen Bürger Augsburgs - die Stadt hatte rund 15000 Einwohner – stand er mit seinem versteuerten Vermögen an 41. Stelle.
Nun war es an der Zeit, auch die Mitbürger wissen zu lassen, dass man es zu etwas gebracht hatte. So kaufte er 1397 für 500 Gulden das stattliche „Haus am Rohr“ von dem Gürtler Heinrich Grau. Fuggers neues Domizil lag unweit des Weberzunfthauses, mitten im Geschäftszentrum der Stadt. Wenn es trotzdem vergleichsweise preiswert zu haben war, hing das damit zusammen, dass es an den „Judenberg“ grenzte. In jenem Viertel lebten die zwar wohlhabenden, aber verachteten jüdischen Geldhändler, die gerade wieder einmal, wie so oft, aus der Stadt vertrieben wurden.
Klar, dass dadurch der Wert des neuen Fuggerhauses sofort stieg.
Bis zu seinem Tod im Jahr 1409 gelang es ihm, zahlreiche öffentliche Ehrenämter, nicht zuletzt das eines Richters der westfälischen Feme, und rund 3000 Gulden anzusammeln.
Dennoch war seine Lebensleistung nun nicht so überragend, dass er hätte damit in die Geschichte eingehen können und außerhalb von Augsburg kannte ihn fast kein Mensch. Der reichste Augsburger Bürger besaß immerhin etwa sechzehnmal soviel wie der Fugger, und der Abstand zu den ganz großen Familien jener Tage, etwa den Medici, war gewaltig. Doch dass sollte sich noch ändern.
Als Hans Fugger starb, waren seine beiden Söhne Andreas und Jakob noch nicht volljährig. Deshalb kümmerte sich die Mutter um die Firma. Elisabeth Gfattermann- Fugger überlebte ihren Ehemann um 28 Jahre. Die Witwe erwies sich als äußerst geschäftstüchtig. Sie verhinderte eine Zersplitterung des Familienvermögens durch Erbteilung und erhielt ihren Nachkommen den städtischen Hausbesitz und die ländlichen Liegenschaften, darunter Güter zu Burtenbach, Scheppach und Hiltenfingen.
Clara Fugger-Widolf und Elisabeth Fugger-Gfattermann, Ehefrauen des Hans Fugger. Aus: „Geheimes Ehrenbuch des Fuggerschen Geschlechts“ 1545/47, Zeichnung von Jörg Breu d.J, Fuggermuseum Schloss Babenhausen
Vom Jahre 1411 an hatte Elisabeth Fugger ihre Mutter bei sich wohnen, welche 3 Gulden Steuer an die Stadt bezahlte. Ihr Tod ließ die Steuer der Tochter von 24 Gulden auf 26 Gulden ansteigen. 1428 versteuerte Elisabeth ein Vermögen von 3960 Gulden, am Ende ihres Lebens sogar 5000 Gulden.
"Am 8. November 1414 bekannt die Witwe Elsbeth Fugger, vom Augsburger Dominikanerkloster St. Katharina einen Garten vor dem Gögginger Tor, den sie zu Lebzeiten besessen, als Zinslehen erhalten zu haben".
In den Missivbüchern der Stadt Augsburg findet sich Elisabeth Fugger im Jahre 1423 erwähnt. Auf Ersuchen seiner Bürgerin, der Fuggerin, verwandte sich der Rat der Stadt für einen ihrer Hintersassen zu Burtenbach bei Ritter Hans von Knöringen.
In der Ausstellung "Fugger und WeIser" in Augsburg 1950 wurde eine im Antiquariatshandel kurz vorher wieder aufgetauchte Urkunde gezeigt, die sich aus der Generation des Einwanderers Hans Fugger und seiner zweiten Frau erhalten hat. Die Urkunde gibt Einblick in das ausgedehnte ländliche Grundvermögen und besiegelt den Verkauf einer Hofstatt zu Hiltenfingen durch Elsbeth Gfattermann und ihre Söhne Andreas und Jakob Fugger.
Aus der ersten Ehe des Hans Fugger mit Clara Widolf stammten die Töchter Kunigunde, die ledig blieb, und Anna Fugger, die etwa 1384 mit Conrad Meuting, einem Weber, verheiratet wurde.
Hinweise aus dem Steuerbuch
Es gibt einige Ungereimtheiten dahingehend, wie das Vermögen des Stammvaters sich zusammensetzte und welcher Fugger nun als erster da war. Deshalb nehmen wir das Steuerbuch zur Hilfe.
Im Steuerbuch des Jahres 1367 findet sich am Rande eines Blattes die Notiz „Fucker advenit", Man kann zunächst auf den Gedanken kommen, es handle sich um dieBemerkung eines Späteren, der sich veranlagt fühlte, dieses durch die Ankunft der Fugger in Augsburg denkwürdig« Jahr in den Steuerbüchern als solches zu verzeichnen.
Vergleicht man jedoch Schrift und Tinte, so ergibt sich die Gewissheit, dass wir es mit einem ahnungslosen Eintrag des Steuerbuchschreibers von 1367 zu tun haben, wie er sich auch sonst bei Neuerwerbungen der Bürgerrechte findet. Dieser erste Fugger, der in Augsburg einwanderte, hieß Ulrich. Er kam aus dem Dorfe Graben auf dem Lechfelde und war Barchentweber. Für die Zukunft der Fugger in Augsburg ist Ulrich und sein Stamm, der übrigens bald ausstarb, von keiner Bedeutung gewesen.
Die Zukunft der Familie ruhte auf Hans Fugger, der ein Jahrzehnt ungefähr nach Ulrich, seinem Bruder, seinen Sitz nach Augsburg verlegte.
Leider bieten uns die Steuerbücher — die, wie gesagt, erst 1367 beginnen, regelmäßig neben dem Namen des Steuerzahlers auch die für ihn angesetzte Steuersumme nennen — keinen Anhalt für die Erforschung der Entwicklung des Vermögens dieses Hans Fugger in der ersten Zeit seines Augsburger Aufenthaltes. Im Jahre 1376 steuerte Hans Fugger schon die verhältnismäßig höhere Summe von 3o 2/3 Florin. Aus dieser Tatsache allein den Schluss zu ziehen, „die Fugger seien in Augsburg bereits mit einem beträchtlichen Vermögen angekommen", ist trotzdem eine unbewiesene Behauptung. Als ob Hans Fugger in den 17 Jahren seines Augsburger Aufenthaltes — so lange weilte er 1396 schon in Augsburg — sich das Vermögen, das dieser Steuersumme entsprach, oder wenigstens den größten Teil davon hatte verdienen können!
Dafür nun, dass das Vermögen des Hans Fugger in der Tat in Augsburg eine gewaltige Steigerung erfahren hat, haben wir noch einen sicheren Beweis. In einigen Steuerbüchern vor dem Jahre 1376 sind ausnahmsweise die Steuerbeträge genannt, nachträglich ist dann erst die betreffende Zahl häufig wieder durchstrichen, offenbar ist nun aber dieses Durchstreichen des Steuerbetrages nicht etwa feststellen, dass der betreffende Betrag falsch ist — dafür ist neben der Tatsache, dass an keiner Stelle eine andere Zahl für die durchstrichene gesetzt ist. Auch die andere Tatsache beweisend, dass häufig die Stuira minor, deren Höhe unmöglich Gegenstand eines Schreibfehlers sein konnte, durchstrichen ist —, vielmehr ist in dem Durchstreichen der Kampf des alten Modus — die Steuer-Summe nicht zu nennen — gegen den neuen Modus — sie zu nennen — manifestiert.
Auf diese Weise ist uns die Steuerabgabe Hans Fuggers aus dem Jahre 1390 überliefert. Sie beträgt 6 ung. Florin. Dieses dürfte nun allerdings die frühere, zahlenmäßige Notiz sein, die uns über das Fuggerchen Vermögen überliefert ist.
Mit der Steuersumme des Jahres 1396 zusammengehalten, erlaubt sie uns folgenden wichtigen Schluss. Das Vermögen Hans Fuggers hat in den Jahren 1390 – 1396 eine ganz eminente Steigerung erfahren. Es hat sich in dieser Zeit geradezu vervielfacht.
Man sieht wie recht wir oben mit unserer Behauptung hatten, dass Hans Fugger den größten Teil des Vermögens, In dessen Besitz wir ihn im Jahre 1396 sahen, in Augsburg verdient hat. Aber wie, auf welche Weise, das ist ja hier die Frage.
Wäre Hans Fugger wirklich mit einem beträchtlichen Vermögen vom Lande her nach Augsburg gekommen, so hat der Schluss „dieses Vermögen sei aus akkumulierten Landrenten entstanden“ — letztere hätten also das Anfangskapital der Fuggerschen Handlung geliefert —, sehr wohl einige