leitet, Geister aufnimmt und anführt, ist diese Bezeichnung ohne weiteres denkbar und auch sinnvoll. Wenn es dann um den Begriff „Nganga“ geht, findet man hier eine Bezeichnung, die einen spirituellen Heiler, einen Kräuterkenner, einen Apotheker beschreibt. Hier geht es auch wieder um die Wortfamilie, denn in der Fon-Sprache würde eine solche Person als Bokonon bezeichnet werden. Man sieht hier, dass der Kongo doch sprachlich etwas weiter von Benin und von der Fon-Sprache entfernt ist, als man denken möchte.
Dies hat sich selbstverständlich auch auf die „Voodookolonien“ ausgeweitet, wenn man die Länder in Süd-, Mittel- und Nordamerika denn so bezeichnen will. Wenn es also um das haitianische Voodoo geht, dann ist hier die Vokabel „Houngan/Oungan“ primär zu nennen. Wenn man sich jetzt auf die afrikanischen Länder, speziell auf Benin beziehen will, dann wäre es eigentlich Hounnongan oder auch einfach Vodúnnɔ́, da hier die Magie UND die Priesterschaft etwas ganz Alltägliches sind. Dies gilt aber auch für die Mambo, denn sie ist das weibliche Pendant des Houngan / Oungan / Hounnongan / Vodúnnɔ́, sodass auch hier alle entsprechenden Aufgaben und Pflichten erfüllt werden. Dies sollte logisch sein, denn selbstverständlich gibt es in der Voodoo-Religion auch männliche und weibliche Führungskräfte. Der Begriff „Mambo“ stammt auch wieder aus der Fon-Sprache, wo hier die Vokabel „Nanbo“ zu finden ist, was in der Übersetzung grob „Mutter der Geister/Magie“ bedeutet.
Da der Houngan / Oungan / Hounnongan / Vodúnnɔ́, genauso wie die Mambo, mit den Vodun / Loas / Iwas in einem engen Kontakt steht, sodass es hier zu einem klaren Austausch kommt, sind letztlich auch der Houngan / Oungan / Hounnongan / Vodúnnɔ́, genauso wie die Mambo als eine Instanz zu verstehen, die auch entsprechende Verfehlungen der Voodoosi/Voodonsi ahnden kann. Ahnden? Nun ja, da die religiösen Gemeinschaften und die Voodoo-Familien stets darauf achten, dass das Leben hochgehalten wird, es aber dennoch entsprechende Straftaten, Vergewaltigungen, Diebstähle, Morde etc. gibt, und man in der Voodoo-Religion für seine Taten vollkommen verantwortlich ist, werden der Houngan / Oungan / Hounnongan / Vodúnnɔ́ und die Mambo definitiv die jeweiligen Verfehlungen bei den Vodun / Loas / Iwas thematisieren. Da sowieso im Voodoo-Glauben davon ausgegangen wird, dass die Vodun / Loas / Iwas immer und überall sind, sodass sie alles und jeden sehen, ist hier eine Thematisierung einer Straftat eigentlich nicht nötig, doch es ist typisch menschlich, da man sich eben auch „sicher sein will“, dass die entsprechenden Straftaten geahndet werden. Und letztlich ist dies ein sehr sinnvoller Zug in der Religion. Selbstverständlich wird dieses Glaubensparadigma nicht die Straftaten abschaffen. Auch wenn die Voodoosi/Voodonsi daran glauben, dass sie von den Vodun / Loas / Iwas bestraft werden, wenn sie irgendwelche Vergehen vollziehen, gibt es dennoch Raub, Mord, Totschlag, Vergewaltigung etc., sodass hier nicht die Macht ausgeübt wird, die man sich möglicherweise erhofft bzw. erwünscht. Und doch wird man aus einer psychologischen Sicht davon ausgehen können, dass hier eine andere Hemmschwelle existiert, als in einer monotheistischen Religion, die einem alles verzeiht, wenn man dies nur beichtet, angeblich bereut (ach nein, d. h. ja aufrichtig bereut) und dann noch mal kurz drei „Ave Maria“ und zehn „Vater Unser“ betet – danach ist alles vergeben und vergessen. In der Voodoo-Religion ist dies nicht so. Die Vodun / Loas / Iwas sind hier sehr menschlich, was bedeutet, dass sie Emotionen besitzen, sodass man sie überhaupt durch Opferungen milde stimmen kann.
Doch dadurch, dass sie eben dem Menschen zum Teil sehr ähnlich sind, ist es auf der einen Seite einfacher, mit diesen Energien umzugehen, auf der anderen Seite wird es aber auch wieder etwas verkompliziert, denn hierdurch erhalten die Vodun / Loas / Iwas die Möglichkeit, andere Menschen zu hassen, launenhaft zu sein, wütend, eifersüchtig, liebevoll, väterlich oder mütterlich, sodass man hier zum Teil doch sehr komplizierte Präferenzen besitzen kann. Wie tritt man einem Vodun / Loa / Iwa gegenüber, der eine nicht leiden kann? Oder wie verhält man sich, wenn der Vodun / Loa / Iwa in einen selbst verliebt ist? Tja, die Vodun / Loas / Iwas haben nun einmal Charaktereigenschaften, gewisse Gesetzmäßigkeiten und letztlich auch ihre Macken. So hat jeder Vodun / Loa / Iwa eine eigene Persönlichkeit. In diesem Kontext bedeutet das aber auch, dass hier entsprechende Stärken, Schwächen, Spezialisierungen und auch Fachgebiete existieren. Dies alles macht die Vodun / Loas / Iwas sehr menschlich, sodass die Voodoosi/Voodonsi eben auch einen innigen, geschwisterlichen Kontakt pflegen. Der größte Unterschied ist einfach, dass die Vodun / Loas / Iwas einfach unsichtbar sind, sodass es nicht verwundert, dass diese Energien im haitianischen Voodoo auch manchmal als „Mystères“ bezeichnet werden, als „Unsichtbare“. Doch auch wenn sie unsichtbar sind, machen Sie eigentlich einen sehr guten Job. Und genau dies ist wichtig für die Schöpfung, dies ist wichtig, wenn es darum geht, dass die Schöpfung verwaltet wird. Ob man jetzt die oberste Instanz, den eigentlichen Gott des Voodoo mit dem Namen „Bon Dieu / Bondyé / Bondye / Bóndyé“ oder mit „Mawu / Mawu-Lisa / Sêgbo-Lisa / Dada Sêgbo / Sêmêdo / Gbêdoto“ bezeichnet, ist eigentlich sekundär und eben auf das jeweilige Land, auf die jeweilige Kultur, auf die jeweilige Sprache zu münzen. Doch da dieses Schöpfungsprinzip unendlich weit weg von den Menschen, von der dritten Dimension, von der Erde ist, müssen die Voodoosi/Voodonsi mit dessen Kindern, mit den Vodun / Loas / Iwas interagieren. Doch ist dies sinnig? Ist es nicht immer besser, sich direkt an den Schöpfer zuwenden, so wie es ja das Christentum, der Islam und auch das Judentum tun? Nun ja, man kann das ja einfach mal mit einem klassischen Kaufhausbesuch vergleichen! Mit einem Kaufhausbesuch? Was wird das denn für eine Analogie? Eine alltägliche Analogie!!! Man stelle sich vor, man hat in einem großen Kaufhaus etwas gekauft, und ist mit der Qualität nicht zufrieden. Es ist entweder beschädigt, zu klein, zu groß, es gefällt dann doch nicht mehr, irgendetwas ist damit, und man will es jetzt umtauschen. Und jetzt? Geht man jetzt zum obersten Chef, zum Aufsichtsrat, zum Besitzer des Kaufhauses oder wendet man sich an einen Verkäufer, eine Verkäuferin, eine Abteilungsleitung, die gegebenenfalls hier viel besser, viel genauer viel effektiver arbeiten kann, über die Thematik Bescheid weiß, und die Reklamation auch nachvollziehen kann? Nun, ich denke, dass sich jeder selbst die Antwort geben kann! Und genauso verläuft der Gedankengang in der Voodoo-Religion. Gut, es geht jetzt nicht wirklich um einen Kaufhausbesuch, nein, es geht um den Alltag, es geht um die Familie, es geht um den Job, es geht um das eigene Leben.
Und da das Schöpfungsprinzip unendlich weit weg von der Materie, vom Alltag und von der dritten Dimension ist, ist es viel besser, sich an die jeweiligen Energien zu halten, die hier als Beobachter, Verkäufer, Putzkräfte, Sicherheitsdienst oder als was auch immer eingesetzt sind. Und genau dies sind die Vodun / Loas / Iwas! Und die menschlichen Vertreter, die menschlichen „Mitarbeiter“ sind eben der Houngan / Oungan / Hounnongan / Vodúnnɔ́ oder die Mambo, zumindest wenn es um die klassischen Aufgaben einer Priesterschaft geht. Wenn es dann doch eher darum geht, dass hier magisch gearbeitet werden soll, auch via Schadensmagie, da eben man sich nicht so ganz sicher ist, dass die Vodun / Loas / Iwas auch wirklich Strafen ausführen, nun, dann geht man zu einem Bokor / Bocor / Bòkò / Azetó, oder auch dem weiblichen Pendant, der Caplata. Wie schon erwähnt, dies sind die Bezeichnungen der klassischen „Zauberer“, „Hexen“ und „Magier“, die auf der einen Seite natürlich auch Gutes bewirken können, also Flüche lösen, Heilungen bringen, Krankheiten nehmen etc., die aber auch ebenso ambivalent sind wie die Vodun / Loas / Iwas, was bedeutet das der Bokor / Bocor / Bòkò / Azetó und auch die Caplata Flüche senden können, Krankheiten und Unglücke bewirken können, genauso wie Pech, Schicksalsschläge oder auch familiäre Katastrophen. Man kann diese Thematik am besten mit einem klassischen Ausspruch des haitianischen Voodoos erklären! Hier gibt es die Aussage: „Nenpòt Bocor posib pou yon witcher, li gen pouvwa sekrè!“, was so viel bedeutet wie „Einem Bokor ist alles möglich, er hat geheime Kräfte!“. Und ja, dies ist auch im Glauben der Voodoosi/Voodonsi fest verankert. Hierbei ist die Bezeichnung Bokor / Bocor / Bòkò primär auf das haitianische Voodoo zu münzen, während der Begriff Azeto sich auf das afrikanische Voodoo bezieht. Das weibliche Pendant, die Caplata, findet man in beiden Bereichen.
Man sieht hier also sehr deutlich, dass Voodoo einen festen Glauben besitzt, definitiv in der Magie beheimatet ist, mit der Magie verwurzelt ist, mit der Magie verwoben ist, sodass es klar ist, dass die Religion des Voodoo nun einmal einen sehr besonderen Ruf besitzt, sodass sich alle erdenklichen Mythen um die Praxis der Voodoo-Religion ranken,