Kissy Suzuki (Mie Hama124) und in „Liebesgrüße aus Moskau“ sind James Bond und Tatjana Romanova mit dem Orientexpress als Mr. und Mrs. David Somerset auf einer vorgetäuschten Hochzeitsreise.
Auf die Frage Honey Riders (Ursula Andress125) „Sind sie verheiratet, Mr. Bond?“ in „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962), gibt Bond gar keine Antwort, da sie für ihn zu überraschend kommt.
Der Romanheld hat noch öfter als die Filmfigur Bond mit diesem Thema zu tun. Schon in „Casino Royale“ von 1953, Ian Flemings erstem Roman, will Bond Vesper Lynd einen Heiratsantrag machen.
Da sie vorher Selbstmord begeht, kommt es nicht dazu.126 Bonds Vorhaben war im Film „Casino Royale“ (2006) nicht zu sehen.
Auch Gala Brand aus Flemings „Moonraker“ (1955) scheint es dem Romanhelden angetan zu haben. 007 denkt über Flitterwochen nach, doch Brand heiratet einen anderen Mann.127
Im Buch „From Russia with Love“ (1957) sprechen 007 und sein Chef „M“ über Bonds verflossene Liebe Tiffany Case (aus „Diamonds Are Forever“), und Bond sagt, er hätte sie beinahe geheiratet. John Pearson128 greift James Bonds Beziehung zu Tiffany Case in seinem Buch „Agent 007 Das Leben von James Bond“ wieder auf: „Er (Bond) hatte immer nur eine Frau heiraten wollen, die etwas von Liebe und Sauce béarnaise verstand. Tiffany verstand von beidem etwas.“
Bleibt es bei Percy Proud aus dem Roman „Die Ehre des Mr. Bond“ (1984) auch nur ein „fast“, so schreitet 007 in John Gardners Buch „Scorpius“ (1988) erneut zum Traualtar. Der Schurke Wladimir Scorpius will James Bond und Harriet Horner verheiraten, da er dem Vater der potenziellen Braut einen Gefallen schuldet. James Bond geht die Ehe nur ein, weil er weiß, dass sie ungültig ist.
Im James-Bond-Roman „SeaFire“ (1994) macht 007 Frederika von Grüsse einen Heiratsantrag, den sie annimmt, aber zur Hochzeit kommt es nicht. John Gardner129 lässt von Grüsse zwar noch in „Cold“ auftreten, doch auf das Versprechen, das Bond und sie einander gegeben haben, wird nicht weiter eingegangen.
Es mag auch am Autorenwechsel von Gardner zu Raymond Benson130 liegen, dass die Verbindung zwischen Frederika von Grüsse und James Bond nicht mehr thematisiert wurde.
Eine Frau, die als mögliche Lebensgefährtin für den Agenten in Frage kommt, wird schnellstmöglich durch den Roman- oder Drehbuchautor eliminiert, sei es, dass man sie sterben lässt oder dass sie sich einem anderen Mann zuwendet beziehungsweise von Bond entfremdet wird und die beiden schließlich getrennte Wege gehen.
Bond-Schöpfer Ian Fleming, ein Frauenheld und Playboy, hatte u.a. eine Affäre mit der verheirateten Anne Geraldine Rothermere131, deren erster Mann im Zweiten Weltkrieg gefallen war. Sie wurde im November 1951 von Fleming schwanger, und sowohl die Gewissheit, Vater zu werden als auch die Absicht, Rothermere zu heiraten, veränderten Fleming grundlegend.
Am 15. Januar 1952, zwei Monate und neun Tage vor der Eheschließung, begann Ian Fleming mit seiner Arbeit am ersten James-Bond-Roman „Casino Royale““ und arbeitete bis 6 Tage vor der Hochzeit daran.
Anne Geraldine Rothermere und Ian Fleming gaben sich am 24. März 1952 auf Jamaika das Jawort. Sohn Casper wurde am 12. August geboren.
Fleming setzt sich im Roman mit dem Thema Bonds Heirat auseinander. Er lässt 007 gegenüber Vesper Lynd ironisch anmerken, er wolle sie heiraten, weil sie die Temperatur des Badewassers passend gewählt habe - Lynd reagiert emanzipiert: „Du brauchst eine Sklavin und keine Ehefrau“ - und einmal spielt Bond tatsächlich mit dem Gedanken, zu heiraten.
War „Casino Royale“ Ablenkung und Überbrückung bis zur Hochzeit, so konnte Fleming in allen weiteren Romanen den Agenten das tun lassen, was ihm selbst nicht gelungen war: ihn mit allen Frauen schlafen lassen und ihn zum Helden machen, der keine Verpflichtungen hatte. Wenn er schließlich eine Frau traf und sich sogar verliebte, dann tötete Fleming seine weiblichen Romanfiguren oder ließ sie verschwinden. Bond war wieder frei.
Fleming schrieb bis zu seinem Tod 12 Romane und 9 Kurzgeschichten über den Agenten Ihrer Majestät, und das Thema Ehe ist darin immer wieder präsent. Gegenüber Tiffany Case äußert 007 in „Diamonds Are Forever“, er sei schon verheiratet - mit einer Person namens „M“.
John Pearson schreibt in seinem oft vernachlässigten Buch „Agent 007 Das Leben von James Bond“, Bond verlobte sich mit der Schwester eines Offiziers, die 22 Jahre alt war und Muriel hieß - dies ist die erste Erwähnung einer möglichen Heirat in der Biographie James Bonds.
Pearson beschreibt auch, wie 007 Kissy Suzuki einen Heiratsantrag macht, weil sie seinen Sohn James Suzuki132 geboren hat. Kissy lehnt den Antrag ab und heiratet einen bei Shell angestellten Japaner.
Weiter trifft James Bond in seinem Buch auf Honeychile Schultz (geb. Rider), die verwitwet ist und es auf Bond abgesehen hat. Tatsächlich plant Bond am Ende des Buches zu heiraten. Am Vorabend der Hochzeit findet eine große Party statt, doch Bill Tanner und andere Geheimdienstmitarbeiter versuchen Bond zu überreden, in den Secret Service zurückzukehren. Bond bleibt hart. Honey Schultz überredet ihn letztendlich, wieder in den aktiven Dienst zurückzukehren.
Zusammengefasst gibt es eine echte Heirat (mit Tracy di Vicenzo), eine unwirksame Trauung (mit Harriet Horner), zwei vorgespielte Hochzeiten bzw. Ehen (mit Kissy Suzuki und Tatjana Romanova), drei Verlobungen (mit Muriel, Honeychile Schultz und Frederika von Grüsse) sowie viermal das Vorhaben zu heiraten (mit Vesper Lynd, Gala Brandt, Tiffany Case und Percy Proud).
7) Bond für die Ohren
Als die James-Bond-Filme mit großem Erfolg in den Kinos liefen, war abzusehen, dass bald andere Zweige der Multimediabranche an diesem Erfolg teilhaben wollten. So erschienen in Deutschland die James-Bond-Hörspiele bei „Europa“, als erstes „James Bond 007 jagt Dr. No“. Das Ergebnis war enttäuschend, denn bis auf den Originalton, den man auch vorm heimischen Bildschirm hätte aufnehmen können, bieten diese Audio-Kassetten nichts wirklich Ansprechendes. Hinzu kommt, dass man die Handlung kaum versteht, wenn man den Film nicht vorher gesehen oder zumindest das Buch gelesen hat.
Lediglich ein Sprecher versucht, den Hörer auf dem Laufenden zu halten. Der Autor wiederum war nicht gut mit der Materie vertraut; so ist die Rede von Bonds Beretta, während 007 schon längst eine Walther PPK hat, oder von Strangway statt Strangways, obwohl der Name im Filmsound schon mehrfach genannt wurde.
Beim zweiten Hörspiel zum Film wurden die Informationen durch den Sprecher noch weiter reduziert. Ein Durchschauen der Handlung ist für den unerfahrenen Hörer nicht möglich. Der Sprecher bei den Hörspielveröffentlichungen war Norbert Langer133. Peter Bondy war für die Bearbeitung und Heikedine Körting134 für die Regie der Hörspielbearbeitung zuständig. Beim dritten Hörspiel „Goldfinger“ straffte man die Handlung wie bei den beiden Vorgängern. Besonders Actionszenen, wo nur Explosionen oder Reifenquietschen zu hören waren, beschrieb der Sprecher. Auf Shirley Bassies Ohrwurm „Goldfinger“ wollte man aber nicht ganz verzichten, und so ist ein Teil des Originalvorspann- und Abspannsounds zu hören. Oddjobs Demonstration der tödlichen Melone fehlt ganz, und im Moment, als Oddjob ums Leben kommt, sind die Geräusche für den unwissenden Hörer unmöglich bestimmten Aktionen zuzuordnen.
Zum Kinofilm „Feuerball“ (1965) ist kein Hörspiel erschienen, denn im ersten Teil des Films wird die Handlung von Aktionen dominiert, kaum gesprochen, und der rote Faden wäre für einen Bond-unerfahrenen Hörer nicht zu erkennen. Die zahlreichen Unterwasserpassagen des Films sind für eine Hörspielversion ungeeignet.
Die Firma „Europa“ veröffentlichte als viertes Abenteuer des Agenten überraschenderweise „Diamantenfieber“. Die umfangreichen Textpassagen brachten dieses Hörspiel zu einer Laufzeit von über 70 Minuten. Wieder scheint der Autor mit der Materie nicht vertraut zu sein. Das das automatisch fahrende elektrische Schweißgerät, das in der Pipeline auf James Bond zufährt und ihn in Bedrängnis bringt,