Klara Chilla

Schattensamt


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Jetzt, wo sich die beiden gegenüberstanden, war die Ähnlichkeit mehr als verblüffend und konnte einfach kein Zufall sein. Die gleichen Haare, die gleichen großen und dunklen Augen, die leicht mandelförmig waren und damit ihren Gesichtern mit den hohen Wangenknochen etwas Exotisches verliehen.

      »Wenn du nichts kaufen willst, Mädchen, verlass doch bitte meinen Laden. Ich wollte jetzt schließen«, drängte sich Kathys Stimme resolut in die bedrückende Stille. Das Mädchen blinzelte mit ihren unglaublich schönen Augen, als erwachte sie aus einem Traum, dann nickte sie langsam.

      »Triff mich morgen Nachmittag am Craig Tower in Oban«, sagte sie und wandte sich zum Gehen. An der Tür blieb sie kurz stehen, die Kathy ihr bereits auffordernd aufhielt, und sah noch einmal zu uns. »Bitte! Es ist wichtig. Wir müssen reden.«

      »Ich werde da sein«, entgegnete Fearghas knapp.

      Als das Mädchen draußen war, schloss Kathy hinter ihr ab, drehte sich zu uns um und stemmte die Fäuste in die kräftigen Hüften. »Was ist mit euch beiden? Ich frag besser gar nicht, was hier los ist, aber soll ich euch mit meinem Truck nach Hause fahren?«

      Als wir wenig später auf den Innenhof der Farm fuhren, stand Adam gerade da und belud sein Auto mit einigen Kisten. Belustigt lächelte er, als er sah, wie Fearghas unsere Räder von der Ladefläche holte.

      »Das nächste Mal bekommt Klara besser Mums E-Bike«, sagte Fearghas und grinste mich frech an. »Radfahren ist nicht so ihr Ding.«

      Mein Mund blieb glatt offen stehen bei dieser frechen Lüge. Ich war ja wohl ordentlich gestrampelt. Doch ehe ich etwas erwidern konnte, zwinkerte Adam mir zu: »Wusstest du, das Fearghas ein ziemlich dickes Baby und Kind war und völlig unsportlich?«

      Ich lachte laut, als ich in Fearghas Gesicht sah. Als er mit den Rädern im Schuppen verschwinden wollte, hielt ich ihn kurz auf. »Ich komme morgen mit«, sagte ich knapp und versuchte meiner Stimme einen Klang zu geben, der keinen Widerspruch duldete.

      »Nein, tust du nicht«, erwiderte er unbeeindruckt und zeigte mir damit, dass das mit dem Klang irgendwie bei mir nicht funktionierte.

      »Einer muss auf dich aufpassen.«

      „Ich passe selber auf mich auf. Wenn du mitkommst, muss ich auch noch auf dich aufpassen. Das ist mir zu riskant.“

      »Ich kann mich im Hintergrund halten, Fearghas. Aber ich will mit. Falls dort etwas passiert, könnte ich vielleicht über Handy noch Hilfe rufen. Bitte!«

      Er hängte wortlos sein Rad an einen Haken an der Wand und drehte sich dann um, um mein Rad daneben zu hängen.

      Also gut, er hatte offensichtlich nicht vor, mir eine Antwort zu geben. Sturkopf!

      »Hast du dieses Mädchen schon einmal gesehen?«, fragte ich stattdessen.

      »Nein, noch nie«, antwortete er und runzelte die Stirn, als müsste er noch einmal in seiner Erinnerung nach ihr suchen.

      »Weißt du eigentlich irgendetwas von deiner richtigen Familie?«

      »Worauf willst du hinaus?«

      »Ich weiß, dass du auch gesehen hast, wie ähnlich ihr euch seid. Wenn du mich fragst, könntet ihr Zwillinge sein. Aber sie war darüber mindestens genauso überrascht wie du. – Also weißt du nun etwas über deine richtige Familie?«

      »Adam und Mairee sind meine richtige Familie.«

      »Bitte, Fearghas. Du weißt genau, was ich meine.«

      »Nein«, seufzte er leise und verließ den Schuppen. Etive und Dee kamen angerannt und drängten sich um Streicheleinheiten bettelnd an seine Beine. »Ich habe mich nie dafür interessiert.«

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