brummte Jessan verächtlich. „Wenn das künstlich ist, möchte ich die Energieerzeuger kennenlernen, die so viel Licht erzeugen.“
„Wir müssen die Beobachtungen fortsetzen”, meinte Eigl selbstbewusst. Er wischte sich mit der Hand durch sein dunkles Haar und verkniff sich ein Grinsen.
Hegen zuckte die Schultern. Die Untersuchungen hatten bereits begonnen. Der Astrogator war dabei, seine Instrumente auf das seltsame Objekt einzustellen. Die Ergebnisse wurden in den Hauptcomputer eingespeist. Schon bald war mit einem Bericht zu rechnen. Wieder einmal bedauerte die Mannschaft die defekte KI. Irgendein wichtiges Bauteil schien ausgefallen zu sein und man hatte sie noch nicht wieder reparieren können.
Hegen blickte Eigl an. „Mach weiter.“ Der Leutnant der Raumüberwachung entfernte sich und nahm seinen Platz wieder ein.
„Ein Hoffnungsschimmer”, sagte Jessan leise.
„Hoffnung gibt es immer, wenn sie auch unsinnig ist. Was sollen wir machen? Jedenfalls ist das sicher kein Stern!”
„Du glaubst nicht, dass es künstlich sein könnte?”
Hegen lächelte müde und warf einen Blick auf den jungen Eigl, der sich über einen Bildschirm gebeugt hatte. „Glaubst du etwa daran?”
„Kann ich mir nicht denken, und ich hoffe es auch nicht”, antwortete Jessan. Seine Stirn umwölkte sich, als er auf die Astroscheibe wies. „Ich habe das Gerät auf Fehler überprüfen lassen. Bisher keine Fehlerquelle festzustellen, aber das Gebilde scheint sehr groß zu sein.”
Peer nickte abwesend. Er starrte versonnen auf den Lichtimpuls. Diese Sichtung war wirklich ein verheißungsvolles Phänomen.
Leutnant Eigl saß an seinem Platz. Alle hatten von seiner Entdeckung gehört und machten ihre harmlosen Späße über „Eigls Planeten”.
„Gibt es auf deinem Planeten auch Mädchen, Ben?”
Das Gerät war inzwischen einer gründlichen Prüfung unterzogen worden; eine Fehlerquelle war ausgeschlossen. Was es auch immer sein mochte - das Objekt war klar und hell wie ein Vollmond zu erkennen, nur war das Licht mehr ein Silberschein, weitaus eindrucksvoller als das klarste Mondlicht, das man sich denken konnte.
Peer Dexter Hegen konnte jetzt mit der Stimmung seiner Leute zufrieden sein. Er hatte den Eindruck, dass sie seit Monaten nicht mehr so guten Mutes gewesen waren. Endlich etwas Abwechslung. Allerdings würde die Stimmung sofort wieder auf den Nullpunkt sinken, wenn es sich herausstellte, dass wieder einmal nur ein totes Gestirn gesichtet worden war. Jetzt hieß es abwarten. Er sah zu Leutnant Eigl hinüber, der konzentriert seinen Dienst versah.
Benjamin Eigl war ein Produkt seiner Zeit, vielleicht war er noch etwas gelassener als die meisten anderen; er blieb immer sachlich und gründete seine Meinung auf technische Tatsachen. Auf Menschen war nicht immer Verlass, aber dafür auf richtig funktionierende Geräte und Maschinen - das war seine Überzeugung. Eine schlecht arbeitende Maschine ließ sich überprüfen und korrigieren; das ließ sich aber bei Menschen nicht machen. Menschen sind undurchsichtig und heuchlerisch; Maschinen nicht. So sah er die Welt. Leutnant Benjamin Eigl war stolz darauf, selbstsicher, nüchtern. Eines Tages würde er auf einem unbekannten Planeten landen und auf maschinenähnliche Wesen stoßen. Dies hatte schon ein Wissenschaftler namens Shostak in seiner Heimatstadt veröffentlicht. Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass sein neuentdeckter Planet so beschaffen sein müsste. Benjamin war überzeugt, die ersten echten Vertreter einer extraterrestrischen Zivilisation würden einer Robotzivilisation angehören. Dabei vergaß er: Bereits seit Jahrzehnten fand man immer wieder mal Extraterrestrier, aber keine Robotkultur. Diese Fremden, so seine Meinung, würden sich im Laufe der Evolution selbst in Maschinen verwandeln. An einem bestimmten Punkt würden sie ihre organischen Körper gegen elektromechanische tauschen, um Hunger und Krankheiten zu entkommen. Dadurch würde es ihnen auch leichter als gewöhnlichen Sterblichen fallen, lange Raumflüge zu überstehen. Und überhaupt sei die Verwandlung in Maschinen der logische Schritt für jede entwickelte Zivilisation. Das Streben einer Zivilisation sei es, Wesen zu erschaffen, die in gewisser Hinsicht effektiver sind als ihre Erschaffer.
Dann würde er ein berühmter Mann sein, denn er hätte als Erster diesen Planeten, Eigls Planeten, entdeckt. Völlig vergessend, dass die Bewohner ihn bereits anders benannt hatten.
Er warf weiterhin einen Blick auf seinen Bildschirm, und aus einem Impuls heraus aktivierte er das Hologramm. Er sah auf dem Holoschirm, wie das unbekannte Objekt langsam größer wurde. Das Licht des Holotischs beleuchtete sein Gesicht von unten und ließ seinen Kopf noch schmaler und bleicher als sonst aussehen. Eigls Planet leuchtete wie ein Diamant in der Dunkelheit des Weltraums.
Mitten in die Stille des Kommandozentrale platzte der schrille Ton der Alarmglocke. Mit schnellen Schritten war Hegen auf seinem Kommandoposten. „Ben, hast du schon wieder den Alarm ausgelöst?“
„Der Computer ...“, antwortete Ben. „Er empfängt Signale, die aus der Nähe des unbekannten Planeten kommen.“ Dann, nach ein paar Minuten und mit beträchtlicher Signalverstärkung von den Rechnerprozessoren, wurde die Botschaft deutlich.
„Verdammt“, fluchte Ben, „sogar die Sprache kommt mir bekannt vor … Und es ist kein Planet. Zu meinem Bedauern muss ich eingestehen, die Daten falsch abgelesen zu haben. Die Entfernung ist weitaus geringer als die von mir angegebene.“
„Welche Art von Signalen?“ Peer ging nicht auf die Entschuldigung ein.
„Anscheinend genau solche, wie wir sie senden. Irgendetwas oder irgendjemand scheint unsere Signale nachzuahmen.“
Dr. Ludovic Schmird trat aus dem Lift und zum Kommandostand. Er ging zu Major Hegen, der vor dem kleinen Beobachtungsschirm stand, sich aber nun auf seinen Platz setzte, und sah sich die Daten auf die Astroscheibe genau an.
„Gut, dass du gekommen bist, Doktor.“
Ludovic murmelte etwas in sich hinein.
„Ein Signal wird übertragen, welches unsere imitiert“, gab Kurt Jessan eine erste Analyse ab. „Es ist kein Sprachsignal. Es klingt wie ein digitales Signal, so ähnlich wie die Verbindungen mit alten Kommunikationssatelliten, mit dem man sich früher planetare Verbindungen aufgebaut hat.“
„Kann dort ein lebendes Wesen sein oder ist es nur eine Reflexion?“, fragte der Kommandant. „Muss dort nicht Leben vorhanden sein, wenn Signale übertragen werden?“
„Nicht unbedingt. Auch ein Spiegel, der Licht reflektiert, könnte die Ursache der Übertragung sein.“
„Vielleicht ein Echo ...?“
Ludovic grinste übers ganze Gesicht. „Ich glaube kaum. Genaues lässt sich nicht sagen, aber ich bin hauptsächlich der Arzt an Bord. Du solltest dich an Rudolf wenden.“ Damit nickte er in Richtung des Leutnants, der an seinen Geräten arbeitete.
Peer beobachtete aufmerksam den Bildschirm, um dann den Kopf in Richtung Astroscheibe, die das Hologramm zugeschaltet hatte, zu wenden. Die Abbildung hatte einen helleren Schein angenommen und schien nähergerückt zu sein. Der Kurs der CHARON steuerte langsam das fremde Objekt an. „Rudolf, was ist das für ein Ding? Kannst du es deutlicher heranholen?“
Rudolf wischte mit seiner Hand über seinen Bildschirm und schon änderte sich das Bild im Hologramm. Anders als auf dem Bildschirm konnte man die Stellung der CHARON zum Zielobjekt wesentlich besser erkennen.
Die CHARON näherte sich von schräg oben dem Objekt. Nun wurde es deutlich: Der angebliche Planet war eine Halbkugel und künstlichen Ursprungs. Er glich einem an der Äquatorlinie durchgeschnittenen Planeten. Die scheibenförmige Oberfläche mit einem Durchmesser von fünfzig Kilometern und einer Dicke von sieben Kilometern wurde von einer halbkugelförmigen Biosphärenkuppel aus durchsichtigem Material geschützt, in dessen Zenit eine Kunstsonne schwebte. Auf der Oberfläche erstreckte sich eine natürliche Landschaft, hauptsächlich aus einem ausgedehnten Wald bestehend. Das Wetter schien durch technische Vorrichtungen simuliert zu werden.
„Das ist ein künstliches Objekt, das hier lautlos im Weltall seine Bahn zieht. Wie ein