Manfred Schneider

Josef Pfeffer ist: Peppermint Joe


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      In vielen Geschichten wird nun über den Wind geschrieben, der Leise über das Dach hinwegfegt und dieses rascheln von Blättern, das leise zu vernehmen ist. Aber das lassen wir und Tasten uns gleich durch den schmalen Flur in der ersten Etage, wo einige Bilddrucke die Wand zieren. Neben dem Bügelzimmer ist das Schlafzimmer der Pfeffers, gegenüber das Zimmer von Josef. Da es mittlerweile drei Uhr, in der Früh ist, sehen wir nicht viel vom Zimmer, es ist dunkel.

      Josef liegt in seinem kuscheligen Bett und träumt von seiner Traumfrau.

      Er fühlt die Hand, die sanft und zärtlich an seinem Nacken vorbeistreift. Lippen die seinen Hals berühren, die Zunge, die dabei mit leichten Umkreisungen, ein wenig Nässe an seinem Hals hinterlässt. Beine die ihn Umschlingen, ihn halten… Josef lächelt im Schlaf.

      Er schaut den Händen nach, die über seinen Brustkorb nach unten wandern, in Richtung der aufsteigenden Sonne. Josef legt seine Lippen auf den Mund seiner Gespielin, drängt sich an sie. Nur Leise vernimmt er dabei ein Flüstern in seinem Ohr. Und dieses Flüstern stammt auch von Lippen, nur dieses stammt von seiner Mutter, Hilde. Die an der geöffneten Zimmertür steht und fassungslos scheint über dieses ungewohnte Bild.

      „OH! JOSEF, DU FERKEL!“

      Josef zieht seine Liebe weiter zu sich heran, massiert und knetet ihr den Hintern und vernimmt wieder eine Stimme, jetzt etwas LAUTER und RAUER mit eindringlichem, dunklem Ton.

      Gottfried steht an der Tür, mit einem Grinsen im Gesicht.

      „JUNGE, WAS MACHST DU DA? PACK‘ DEINEN WILLI EIN, KOMM RUNTER! DU WOLLTEST DOCH ZEITIG GEWECKT WERDEN, ES IST HALB ACHT!“

      Die Jeans passt, Unterhemd und Schuhe angezogen und noch etwas benebelt vom Vorabend, bewegt sich Josef in Richtung Badezimmer. Er steht vor dem Spiegel und betrachtet sich darin, hebt seine Arme, winkelt sie an und formt den Bizeps zu einer Kugel. Er neigt seinen Kopf erst nach links dann nach rechts und gibt ihnen einen Kuss darauf.

      Josef: „Ihr seid doch meine Besten, Arnie ist doch ein Witz gegen euch…“

      Er öffnet seinen Mund weit und schaut auf seine Zähne. Alle Zähne sind strahlend weiß, alles in Ordnung, bis auf den hinteren Backenzahn, der zieht und schmerzt schon eine ganze Weile.

      „Ich müsste doch mal zum Zahnarzt…“

      Er drückt mit dem Zeigefinger noch einmal gegen den Zahn, um anschließend mit der Zahnbürste das tägliche Ritual zu beginnen.

      Unten in der Küche angekommen, sitzen sie gemeinsam stillschweigend am Frühstückstisch. Josefs Augen sind noch etwas gerötet und während er sich Kaffee in die Tasse einschenkt, sehen ihn Hilde und Gottfried mit einem hämischen Lächeln an. Er bemerkt auch gleich, dass Gottfried seine Lippen zusammenpresst.

      Hilde bedient sich dem Brötchen und beginnt es mit dem Messer zu halbieren.

      Hilde: „Na… Wie es ausschaut, hattet ihr gestern viel Spaß, war Anna und Lukas auch dabei?“

      Josef wollte eben Antworten, doch wie immer, kommt er selten dazu etwas zu sagen, Hilde fällt ihm aufgeregt, mit einem ganz anderen Thema ins Wort.

      „Ich treffe mich heute noch mit Helga. Wir fahren in die Stadt Einkäufe erledigen und zum Italiener wegen dem Mozzarella, den magst du doch so gerne! Gottfried schenkt sich Kaffee nach, während Hilde weiter plaudert…

      „Die Bluse müssen wir auch noch abholen, du weißt, sie ist nur bis heute reserviert. Und du musst noch nach dem Tannenbaum sehen, ich möchte dieses Jahr den Baum ganz in Rot schmücken, vielleicht finde ich noch einige Glaskugeln, passend zu dem Lametta. Und schau bitte nach den Kerzen, letztes Jahr waren einige von diesem Birnchen durchgebrannt.

      Oh Gott, ich weiß gar nicht wie ich das alles schaffen soll, die Tage verfliegen nur so.“

      Gottfried nimmt einen Schluck Kaffee, grübelt erst

      unverständliches doch dann…

      „Ich habe dir schon letztes Jahr gesagt, das liegt nicht an den Birnchen, das sind die Kontakte dieser Kerzen. War bescheuert, batteriebetriebene Kerzen anzuschaffen. Weißt du überhaupt, wie umweltbelastend die fünfzig Batterien sind?“ Und während er sich Butter auf sein Brötchen schmiert… „Zink, Mangan, Blei. Weiß der Geier, was noch alles in denen steckt und alles nur für ein paar Tage im künstlichen Kerzenschein. Und dein Baum… Warum gehen wir nicht zusammen auf den Markt und kaufen uns wie früher, bei Kerzenschein, Punsch, händchenhaltend und bei stimmungsvoller Weihnachtsmusik, einen ganz normalen Tannenbaum? Einen Baum, der nach Tannen riecht, nicht nach Plastik.“ Er beißt in sein Brötchen und mit vollem Mund…

      „Jedes Jahr muss ich die Zweige mit der Zange zurechtbiegen, damit er überhaupt noch seine Richtung hält.“

      Hilde kann das immer noch sehr gut. Sie hat diesen Blick in ihren Augen und zieht dabei, wie immer, die Augenlider zu einem kleinen, winzigen Spalt zusammen. Wie eine Wildkatze, nur mit dem Fauchen, das hat noch nie geklappt. Früher hatte Gottfried es gerne, wenn sie die Augen zusammenzog, es machte sie irgendwie, ungeheuer sexy. Heute macht es sie nur noch, ja eigentlich nur noch.

      Hilde: „Na gut, dann kaufe ich noch dieses Spray mit Tannenduft. Dann hast du auch deinen Duft von Weihnachten im Haus und alles ist bestens.“

      Man kann es schlecht sehen, schaut man aber ganz genau, so hat es den Anschein, dass Gottfrieds Hals immer dicker wird und seine Adern leicht hervorquellen.

      Josef grinst, nimmt einen Schluck Kaffee.

      „Na ja, wenn Mama gegen die Nadeln eine Allergie hat, mich stört es nicht, hab mich an den Kunststoff gewöhnt.“

      Gottfried wird das zu viel und wechselt das Thema.

      „Was ist überhaupt mit deinem Auto? Hab’s draußen nicht gesehen.“

      „Steht bei Paul in der Einfahrt, er muss jeden Moment kommen. Wir wollen die Liste erstellen, was noch alles am Bulli fehlt. Er will kalkulieren, wie viel er noch hineinstecken muss, damit der Schrott auf Rädern wieder läuft.“

      Gottfried: „Und was ist mit deinem Urlaub? Wann machst du die letzte Schicht? Ich dachte, ihr wolltet zusammen nach Österreich wegen Skiurlaub?“

      Gottfried kippt einen Schuss Milch in seinen Kaffee …

      Josef: „Ich nicht! Anna, Sarah und Felix fahren Ende Januar zum Skifahren. Wir bleiben hier, wollten eigentlich im Sommerurlaub mit dem Bulli nach Kalabrien, wenn er läuft.“

      „Na, da habt ihr euch ja was vorgenommen, ich bin gespannt, ob ihr das auf die Reihe bekommt.“

      Gottfried reibt sich die Hände…

      „Ich habe gesehen, dass Sarah oft hier ist. Sie ist eine sehr charmante, freundlich junge Dame. Sehr gebildet und schaut dazu noch recht gut aus. “

      Hilde schaut zu Gottfried und weiß gar nicht so recht, was jetzt kommt und verschanzt sich vorsichtshalber hinter der Kaffee Tasse.

      „Was arbeitet sie noch beruflich?“

      „Sie ist in der Buchhaltung der Klinik tätig. Was sie dort genau macht, weiß ich nicht. Wir haben nie darüber geredet. Warum fragst du?“

      „Och…, ich dachte nur so. Anstatt den Single Club weiterzuführen, ihr würdet bestimmt ein schönes Paar abgegeben…“

      Josef grinst, streckt sich noch einmal…

      „Sarah ist ein Kumpel, nichts weiter. Wir kennen uns praktisch aus dem Kindergarten und wir sehen uns fast täglich. Aber ich sag‘ dir was, wenn ich eine Freundin finde, du bist der Erste, der es erfährt.“

      Gottfried: „Ich wusste gar nicht, dass die Pubertät heute so lange anhält. Aber vergiss eines nicht!“

      „Was?“

      „Das Christkind legt dir keine blonde, wie sagt man noch… Gummipuppe unter den Tannenbaum!“

      Hilde: „GOTTFRIED, WIE KANNST DU NUR!“

      Gottfried: