Manfred Schneider

Josef Pfeffer ist: Peppermint Joe


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DIE ERSTE

      Der Bulli ist aufgebockt und Paul ist damit beschäftigt, die Radschrauben mit der Ratsche zu lösen. Die Schrauben sind fest und verrostet.

      Josef kniet direkt neben Paul und schaut die Misere mit an. Nach einigen missglückten Versuchen, rinnen Paul die ersten Schweißperlen von der Stirn.

      Dass Sarah und Anna durch die hintere Seitentür der Garage kamen und abseits im Hintergrund stehen, haben die beiden nicht bemerkt. Sie WITZELN und KICHERN etwas und schauen dabei gespannt zu.

      PAUL hat die Nase voll. Die Schrauben der Felgen sind so fest, wie verschweißt – und alle Bemühungen sie zu lösen, scheinen unmöglich…

      „Verdammter Scheiß! Ich würde nur gerne wissen, welcher schwanzlose, hirnverbrannte Vollgasidiot die Dinger angezogen hat.“

      Er nimmt die Rohrverlängerung zur Hand, stülpt sie über die Ratsche und zerrt mit beiden Händen verbissen an dem Teil. Der Bulli wackelt gewaltig auf dem Bock, es quietscht und knarrt, aber nichts, keinen Millimeter bewegt sich die Schraube. Jetzt stellt sich Paul mit den Füßen auf die Verlängerung, hält sich am Dach vom Bulli mit den Händen fest und federt etwas nach …

      „Jetzt muss die verdammte Schraube doch abgehen!“ Er schnauft wie ein Walross, ist wütend. Josef ahnt was da gleich geschieht, wenn Paul so weitermacht…

      „Man Paul! Nach Fest kommt ab, die reißt! Jetzt lass mal Papa ran, ich zeige dir, wie das geht. Du hast doch den Rostlöser darauf?“

      Paul: „Die sind schon eine ganze Woche nass!“

      „Hm, dann geht es nur noch mit roher Gewalt und Schock aus meiner Trickkiste. Gib mir mal den Hammer und Flachmeißel, jetzt werden wir dem ein Ende setzen.“

      Josef nimmt Meißel und Hammer – setzt den Meißel auf die Kante der Schraube und schlägt mit dem Hammer gezielte Schläge. Die Schraube löst sich. Josef schaut sich die anderen Schrauben der Felgen an.

      „Wenn die anderen Schrauben auch so fest sind, würde ich sagen, hast du die Woche viel Arbeit und ’ne schöne dicke Arschkarte!“

      PAUL: „Das ist wurscht, die müssen runter… Ich überlege gerade, wie ich den ganzen Mist bezahlen soll.“

      Anna und Sarah kommen klatschend aus der Ecke.

      Sarah: „Oh wie ich das Liebe! Starke Kerle in ölverschmierten Overalls. Es verleiht euch diesen gewissen Kick im Manne. Euch könnte ich mir gut in der Kalenderkollektion vorstellen - von Januar bis Dezember, jeden Monat ein Bild, braungebrannter Sinnlichkeit.“ Sie geht entlang dem Bulli und gleitet mit der Hand über den Lack… „Oberkörper frei mit Aussicht auf euren Sixpack, mit Brechstange und Hammer bewaffnet, wäre das verdammt heiß.“

      Sarah würde es nicht preisgeben, aber sie mag diese ungezügelte raue Art von Paul. Wenn er mit seinen Kraftausdrücken, Gottes liebliche Kinder in Grund und Boden stampft, pulverisiert.

      Josef stützt seine Hände in die Taille, vertieft in Gedanken, dreht sich zu den Frauen.

      „Na ihr Hühner, was macht der Hormonspiegel? Hat Paul wieder den Stall offengelassen, dass ihr hier herumstolziert und gackert? Das Einzige, was hier heiß ist, kommt aus dem Brenner, wenn er mal funktioniert. Und dein Sixpack, ich kenne nur ein Sixpack und das steht als braunes Bündel im Kühlschrank bei Krämer an der Tanke.“

      Josef reibt Öl von den Händen und betrachtet die Ersatzteilliste an der Wand.

      „Ihr hättet ja eins mitbringen können oder zwei! Und wenn ihr nichts weiter vorhabt, Paul hat bestimmt noch einige Overalls im Schrank, der steht euch bestimmt auch gut… Ihr könntet schon mal beginnen, den Innenraum zu saugen…“

      Anna: „Eigentlich sind wir nur gekommen, um euch heute Abend einzuladen, es gibt Spagetti – und wir können über die Party reden, Daniel hat seinen Vater bekniet, dass er uns ausnahmsweise seinen Partyraum für Silvester überlässt.“

      Paul ist irritiert, denn abgemacht, war etwas ganz anderes: „Warte mal! Wir hatten doch letzte Woche schon ausgemacht, dass wir Silvester ins Pub gehen. Ich habe den Tisch für uns reserviert! Was denkst du, wird Hannes sagen, wenn ich jetzt wieder abspringe?“

      Sarah: „Autsch, mein Fehler! Ist halt der Stressfaktor, war eine harte Woche, da kann man schon mal was vergessen! Trotz allem, ihr kommt doch heute Abend?“

      Paul: „Bella, haben wir euch jemals enttäuscht?“

      Anna: „Dazu sage ich nichts!“

      KAPITEL 4

      DIE KNEIPE VON HANNES

      Josef war als erster in der Kneipe von Hannes, sie ist rappelvoll, und wäre der Tisch nicht reserviert, wäre es auch nicht weiter schlimm gewesen, denn Umfallen geht ja nicht.

      Der ovale Tisch liegt perfekt, von hier aus hat man einen guten Einblick auf die Plattform der tobenden Menge. Josef hat alles im Auge, auch Hannes, der hinter dem Tresen seine Finger rundgehen lässt. Josef braucht kein Handzeichen um eine Bestellung aufzugeben, denn Karin, die Bedienung, ist von flinker Natur und steht wie ein Schatten neben ihm.

      „Hey Josef, alte Socke! Alles gut bei dir?“

      „Das Weißt du doch, schlechten Menschen geht es immer gut und bei dir?“

      „Nicht wirklich, Mimi ist gestern Abend gestorben.“

      „Das tut mir leid!“

      „Ich war’s aber selbst schuld.“

      Josef schaut etwas verdutzt…

      „Äh… Wer ist Mimi?“

      Karin hält das Tablett in der Hand, schwenkt es etwas …

      „Mein Kater. Ich hatte ihn jetzt fünf Jahre. Und ich Dussel habe im Bad das Fenster auf kipp gestellt - und er wollte unbedingt raus. Sprang auf die Fensterbank, in die Fenster Öffnung und schon ist es passiert. Er rutschte ab und strangulierte sich zwischen Fenster und Rahmen.“

      „AUTSCH! Ich würde sagen, das macht er auch nie wieder…“

      „Es wird mir jedenfalls eine Lehre sein, aber gut. He… Lange nichts von eurem Verein gehört? Wo habt ihr euch denn verkrochen? Ich habe euch schon vermisst.“

      „Ich sage nur drei neue Hobbys. Pauls Garage, Pauls Bulli und Paul. Ach ja und zwischendurch muss ich ja auch noch Arbeiten. Wir sind immer noch an der Mist Karre, der nimmt viel Zeit in Anspruch, mehr als mir lieb ist.“

      „Ich habe schon davon gehört, ist ja das Dorfgespräch. Er hätte ihn ja besser zum Schrottplatz gefahren, dann hättest du mehr Zeit für mich gehabt.“

      „Oje, lass das nicht Paul hören.“

      „Okay Josef, die anderen Warten schon, was darf ich dir bringen?“

      „Na ja, zuerst mal ein Bier – nach dem anderen und den Spezial Mix von Hannes.“

      Josef ist gerade damit beschäftigt, dass Salz und die Zitrone für den Tequila vorzubereiten, als die Mannschaft wenig später einmarschiert. Kaum den Rhythmus der Musik vernommen, schon reißen Felix und Lukas die Arme in die Höhe um blökend an den Tisch zu gelangen. Bis auf Josef hatten alle eine Tröte dabei und pusten sie in Richtung Josef, dass ihm das Salz fast im Hals stecken bleibt.

      Anna setzt sich neben Lukas, der immer noch die Arme im Takt zur Musik hochreißt und Halslaut mitsingt, grölt. Sarah nimmt gleich neben Paul Platz. Anna schaut in Sarahs Augen und beginnt ein codiertes Lächeln in den Abend zu legen, dass nur eine Frau entschlüsseln kann.

      Josef verzieht sein Schmerz Gesicht und hält sich die Hand auf die Wange, der Backenzahn meldet sich wieder. Er schmerzt und zieht immer zu den ungünstigsten Zeiten, dass Daniel auch nicht entgeht.

      „Alter, nur einmal die Backe hinhalten und schon bist ihn los…! Ich werde mir auch Mühe geben, genau die