B.R. Schlüter

Die Chroniken von Elderon


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vor uns.

      „Diese beiden Gestalten liefen auf der Lichtung der Liebenden herum, Sir.“ antwortete der Wachmann, der uns auch den Befehl gegeben hatte, unsere Köpfe unten zu halten.

      Der König kam auf mich zu und blieb etwa einen halben Meter vor mir stehen, so dass ich nur seine Beine sehen konnte.

      „Mein Kind, erhebe dich. Ich will dich genauer betrachten.“ sagte der König zu mir.

      Also stand ich auf und hob meinen Kopf an, so das ich ihm ebenfalls in die Augen schauen konnte.

      König Matteo sah aus wie eine Mischung aus einem alten Zauberer und einen Elf.

      Er trug ein dunkelblaues Hemd, eine schwarze Samthose und hatte einen gelben Umhang um, der unterhalb seiner Brust mit einer sternförmigen Brosche, zusammengehalten wurde.

      Es lag etwas Vertrautes in seinem Gesicht, aber ich konnte nicht ganz deuten, woran das lag.

      Er musterte mich von oben bis unten, ging mehrfach um mich herum und strich mir dann, eine Strähne meiner Haare, aus meinem Gesicht.

      Dann blieb sein Blick an meinem Muttermal, unter meinem Ohr, hängen.

      Er wich zurück und schnappte nach Luft. Hatte ich irgendwas falsch gemacht?

      Er atmete mehrfach tief durch eher er sich mit zittriger Stimme wieder mir zu wandte.

      „Ju, Juna, bist du das wirklich?“ fragte er mich.

      Ich schaute ihn verwirrt an. „Ja ich heiße Juna, Juna Nightmoon. Eure Majestät“ antwortete ich ihm und verneigte mich, um meine Unterwürfigkeit zu demonstrieren.

      Ihm stiegen Tränen in die Augen und er fing an zu lachen.

      Noch bevor er oder ich irgendetwas sagen konnten, nahm er mich in die Arme und drückte mich beinahe etwas zu dolle.

      „Endlich bist du wieder da mein Kind.“ jubelte er.

      „Wieder da?“ frage ich verblüfft. „Entschuldigen Sie eure Majestät, aber ich habe Sie noch nie zuvor gesehen und ich kann mich auch nicht daran erinnern, jemals hier gewesen zu sein.“

      sagte ich ihm und löste mich aus seiner Umarmung.

      Er richtete sich seine Klamotten zurecht und wandte sich an Lilly.

      „Lilly Starfly! Warst du mit ihr etwa noch nicht beim Kristallschloss der Hüter?“ sprach er in einem ernsten Ton

      Lilly stand auf und richtete ihren Blick hinüber zum König.

      „My Lord, ich wollte gerade mit ihr zum Kristallschloss aufbrechen, als Ihre Wachen zu uns kamen und uns mit hier her brachten! Nicht einmal Stardust, Junas Seelenwächter, konnte sie richtig kennen lernen.“

      Der König schnaubte verächtlich.

      „Kommandant Irfried! Sie haben doch noch vor wenigen Tagen groß damit geprahlt, dass Sie jeden aus der königlichen Familie sofort erkennen könnten!“ schrie er quer durch den Thronsaal.

      Irfried trat einen Schritt nach vorne.

      Er hatte kurze schwarze Haare, braune Augen und sah auch generell eher durchschnittlich aus. Hätte er keine spitzen Ohren gehabt, hätte man meinen können, er wäre einer meiner Arbeitskollegen, Professor Markus Pinway, sein können, Fachlehrer für Naturheilkunde.

      „Ja, das kann ich auch, eure Hoheit.“ antwortete er, voller Stolz.

      „Dann frag ich mich, wie kann es dann bitte sein, DAS DU MEINE ENKELTOCHTER nicht erkannt hast und du sie wie eine gewöhnliche Gefangene behandelst!?

      Ich sollte Sie auf der Stelle hinrichten oder verbannen!“

      Dem Mann wich sämtliche Farbe aus dem Gesicht.

      Sofort stellte ich mich mit einer Abwehrhaltung vor die Wache.

      Ich wollte nicht, das jemand meinetwegen Ärger bekam und schüttelte heftig meinen Kopf, um ihm zu zeigen, dass ich dagegen war.

      Erst nachdem ich das getan hatte, verarbeitete ich die Worte des Königs.

      Ich? Seine Enkeltochter? Das bedeutete doch, dass ich zur königlichen Familie gehören würde?!

      Mir wurde ganz schwindelig und ich hatte Schwierigkeiten mich auf den Beinen zu halten, das waren einfach zu viele Informationen für mich.

      Bevor ich das Bewusstsein verlor, fing mich Irfried auf.

      Ich wachte nach einer traumlosen Nacht in einem riesigen Bett auf.

      Ich sah mich ein wenig um.

      Dieses Zimmer war riesig. Mein Haus hätte locker hier herein gepasst.

      Hinten, am anderen Ende des Bettes, hingen einige Klamotten, die ich nur all zu gerne anzog.

      Mit dem Minikleid konnte ich mich kaum im Schloss bewegen, ohne dass es mir unangenehm werden würde.

      Nachdem ich mich umgezogen hatte, öffnete ich die Tür.

      Grinsend stand Lilly vor mir, mit einem riesigen Tablett voller Leckereien.

      „Wo wollen wir denn hin? Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit am ganzen Tag und ohne verlässt du mir nicht das Zimmer, Juna.“ sagte Lilly tadelnd.

      Ich setzte mich also auf die Bettkante und nahm mir etwas Obst?

      Es sah aus wie eine Nektarine, aber das Fruchtfleisch war blau.

      Geschmacklich erinnerte es mich eher an eine Mango.

      „Was genau ist das was ich da gerade esse?“ fragte ich Lilly, noch leicht schmatzend.

      „Das nennt sich ´Squashi-Frucht´ diese Beere wächst das ganze Jahr im königlichen Garten.“

      „Die sind verdammt lecker. So jetzt sind wir gerade dabei was zu essen. Erklärst du mir jetzt endlich mal was hier ab geht? Oder muss ich warten bis wir bei diesem ominösen Kristallschloss sind?“ entgegnete ich beiläufig wahrend des Essens.

      „Ein paar deiner Fragen werde ich dir beantworten können, jedenfalls über das wer ich eigentlich bin, was es mit Stardust auf sich hat, was deine Adoptiveltern für eine Rolle dabei spielen und natürlich wo wir hier sind. Alles andere dürfen dir nur die Hüter erzählen.“ sagte sie und sah mich etwas reumütig an.

      „Wie, wer du bist?“ fragte ich skeptisch.

      Aber sie reagierte nicht auf meine Frage.

      „Gut, dann will ich mich erst einmal hier ein bisschen umgucken und du kannst mir ja währenddessen etwas über dieses prachtvolle Gebäude erzählen.“ schlug ich ihr vor.

      Ich zwinkerte Lilly zu und öffnete ihr die Tür. „Darf ich bitten, my Lady?“ fragte ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht und reichte ihr meine Hand hin.

      „Sehr wohl, Prinzessin.“ antwortete sie mir und legte ihre Hand in meine.

      So gingen wir aus dem Zimmer heraus und schlenderten einen langen, mit Teppich ausgelegten, Gang entlang.

      Wir gingen in Richtung des königlichen Gartens, den nur die direkten Vertrauten des Königshauses oder die königliche Familie selbst betreten konnten.

      Jedenfalls erklärte mir Lilly das so.

      Das Schloss an sich war wohl schon mehrere tausend Jahre alt und bereits seit Generationen im Besitz der Königsfamilie. Der Legende nach hatte die Sonnengöttin ´Solaris´ selbst diesen Berg zu einem Schloss geformt um des Nachts hier zu ruhen.

      Wir gingen weiter bis zum königlichen Garten, wo ich aus dem Staunen gar nicht mehr heraus kam.

      Überall, wohin man auch sah, waren viele verschiedene Blumen und Pflanzen vertreten. Die Luft roch herrlich süß und überall summte und brummte es, von den vielen verschiedenen Insekten, die im Garten herum flogen.

      Der Garten lag direkt neben einem großen Wasserfall und in seiner Mitte stand ein riesiger