B.R. Schlüter

Die Chroniken von Elderon


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tippte mir jemand auf die Schulter.

      „Prinzessin Juna? Darf ich um diesen Tanz bitten?“ fragte mich die Person hinter mir und streckte mir seine Hand entgegen.

      Ich musterte mein Gegenüber ganz genau.

      Er war fast einen halben Kopf größer als ich, dunkelbraunes, fast schon schwarzes kurzes Haar, war muskulös und hatte lila-blaue Augen, in denen ich mich sofort verlor.

      Er trug einen schwarzen Anzug, auf dem eine kleine Flamme zu erkennen war. Sein Umhang hingegen war dunkelblau.

      „Liebend gern.“ antwortete ich und legte ihm meine Hand auf seine.

      Er führte mich in die Mitte des Saals, verbeugte sich vor mir und wir fingen an, einen altertümlichen Walzer zu tanzen.

      Zu diesem Augenblick war ich sehr froh über die Tanzstunden, in meiner Jugend, gewesen.

      Andernfalls hätte ich mich wohl aufs äußerste blamiert.

      Nach mehreren Liedern unterbrach König Matteo die Tänze und kündigte an, dass das Bankett nun eröffnet sei.

      Ich war kein bisschen hungrig, mir war warm.

      Also ging ich hinaus auf den Balkon, um etwas frische Luft zu schnappen und um diese nervige, übergroße Maske einmal kurz absetzen zu können.

      Ich dachte an den geheimnisvollen Fremden, mit dem ich gerade noch getanzt hatte.

      Er verschwand, nachdem der König das Buffet eröffnet hatte, in der Menge.

      Er war nicht bei der offiziellen Begrüßungszeremonie gewesen.

      „Prinzessin Juna? Ich habe etwas Merrelbeer Punsch für euch.“ erklang eine Stimme hinter mir.

      Ich drehte mich um und der gutaussehende Elf von vorhin, stand mit zwei Gläsern Punsch, vor mir.

      Ich versuchte hastig meine Maske wieder aufzusetzen, aber er drückte meine Hände nach unten mit den Worten: „Prinzessin Juna, lassen Sie doch dieses Teil ab, so kann man viel besser Euer wunderschönes Gesicht betrachten.“

      „Juna reicht.“ entgegnete ich ihm. „Und wie ist Euer Name?“ fragte ich ihn.

      Er nahm seine Maske ab und lächelte mich verführerisch an. Dann stellte er die beiden Gläser ab, nahm meine Hand und gab mir einen Handkuss. „Du darfst mich Shadow nennen.“

      währenddessen verneigte er sich abermals vor mir.

      Wir standen gemeinsam auf dem Balkon und sahen uns die Sterne an, oder besser gesagt er schaute sich die Sterne an, denn ich konnte meinen Blick kaum von seinem markanten Gesicht lassen.

      Ich hätte hier noch Stunden mit ihm gemeinsam verbringen können, jedoch war es leider irgendwann Zeit, sich voneinander zu verabschieden.

      “Juna, der Abend mit dir war hinreißend, aber ich befürchte er endet nun für mich, ich stehe nämlich nicht auf der Gästeliste.“ sagte er und zwinkerte mir zu.

      „Wann werde ich dich wiedersehen?“ fragte ich ihn, als er sich bereit machte zu gehen.

      „Ich hoffe schon sehr bald.“ war seine Antwort, daraufhin sprang er vom Balkon und lief in die Nacht hinein.

      Mein Herz hämmerte wie verrückt und ich sah ihm noch lange nach, bis er im Wald verschwand.

      Jemand tippte mir erneut auf die Schulter und ich erschrak.

      Ich wirbelte herum und sah Lilly und Malia, die mich etwas verwundert betrachten.

      „Was gibt es denn da so interessantes zu sehen?“ neckte mich Lilly.

      Malia's Blick wanderte zu den zwei leeren Gläsern neben mir und ein eindeutiges Grinsen machte sich in ihrem Gesicht breit.

      „Na kennen wir den glücklichen Herren, mit dem du den halben Abend verbracht hast?“ fragte sie und stieß mir mit ihrem Ellenbogen leicht in die Seite.

      Lilly ging sofort darauf ein und versuchte eifrig denjenigen zu erraten.

      „Ich wette es war Prinz Dandelion. Seine strahlend grünen Augen und diese blonden Wuschelhaare, in die man einfach nur rein greifen möchte.“

      Ich verdrehte die Augen.

      „Lilly, nur weil du ihn attraktiv findest, heißt das noch lange nicht, dass ich auf den gleichen Typ Mann stehe, wie du es tust.“ ich schüttelte nur den Kopf.

      „Dann war es bestimmt Peridot. Dunkelbraune Haare und grau blaue Augen zum dahinschmelzen. Darfst du ihn schon Perry nennen?“ fragte Malia.

      Ich atmete tief durch. „Auch nicht, es war keiner der hier anwesenden Herrschaften.“

      Ich schaute mich um, ob uns niemand belauschen würde und erzählte dann weiter.

      „Es war jemand, der nicht formell eingeladen war. Aber er war absolut hinreißend. Charmant, gutaussehend, durchtrainiert und absolut zum dahinschmelzen.“

      Die beiden sahen mich an, als würden sie gleich anfangen zu sabbern.

      „Und wie heißt dieser mysteriöse Fremde, oder sollen wir ihn männliche ´Cinderella´ nennen, weil er kurz vor Mitternacht getürmt ist?“ scherzten beide.

      „Sein Name ist Shadow.“

      Kurz nachdem ich seinen Namen ausgesprochen hatte, hielt mir Malia den Mund zu und Lilly schlug sich entsetzt ihre Hand vor den Mund.

      Warum reagierten sie bloß so panisch?

      Ich schaute irritiert zwischen beiden hin und her.

      Nach einer Weile der Stille begann Malia mir dann zuzuflüstern.

      „Shadow ist der Sohn von Arakas. Dem König von Hellfire. Er ist ein Nachtschattenelf.“

      Mein Blick wurde nur noch fragwürdiger.

      Da ich bis jetzt noch nicht die Zeit hatte, die Geschichten über die Königreiche zu lesen, wusste ich nicht wovon sie da sprach.

      „Durch den Krieg, der damals hier herrschte, wurden nach dem Sieg von der Allianz des Lichtes über die der Allianz der Dunkelheit, alle Nachtschattenelfen verbannt. Und es ist ihnen strengstens untersagt, ohne Einladung oder triftigen Grund, den Boden unserer Ländereien zu betreten.“ ergänzte Malia ihre Erzählung, nachdem sie meinen Blick richtig gedeutet hatte.

      Sie ließ ihre Hand von meinem Mund gleiten und nickte mir nur vielsagend zu.

      Ich sollte diesen gutaussehenden Herren also besser nicht, gegenüber den anderen Gästen, erwähnen.

      Wir gingen zurück zur Gesellschaft und Shadow rückte immer mehr in den Hintergrund meiner Gedanken.

      „Du hast wirklich bis gestern in der Welt der Menschen gelebt?“ fragten mich Prinzessin Morai und Prinz Dandelion ungläubig.

      „War das nicht gefährlich oder langweilig dort?“ fragte Prinz Dante, der sich zu uns gesellt hatte.

      „Es war weder langweilig noch gefährlich. Ich hatte ein schönes Haus, mein eigenes Auto und hatte erst vor kurzem meinen Doktortitel in Mythologie gemacht. Diese Welt hier erscheint mir gefährlicher.“ erzählte ich den Prinzen der der Prinzessin.

      „Was ist denn ein Auto?“ fragte Prinzessin Morai und grübelte, was ich damit gemeint hatte.

      „Ein Auto ist vergleichbar mit einer selbstfahrenden Kutsche oder einem Jorai.“ antwortete Malia für mich. Jetzt sah ich sie etwas skeptisch an. Sie grinste und antwortete prompt. „Ein Jorai sieht aus wie ein überdachtes Motorrad, ist auch nur für zwei Personen, ähnlich wie ein Smart, nur dass die Sitze hintereinander liegen.“

      „Ahhh okay.“ murmelte ich vor mich hin.

      Prinz Dante wandte sich mir zu.

      „Sagt Prinzessin Juna, warum gebt ihr euch mit so einer niederen Fee wie Lilly Starfly ab? Ihr könntet doch auch eine bessere Gesellschaft bei euch haben, immerhin verbessert sich