Edgar Rice Burroughs

TARZAN IN PELLUCIDAR


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raus damit«, rief Zuppner. »Wir werden schon nachsichtig sein mit Ihrer Jugend und der Wirkung, die die Sonne von Pellucidar auf Ihr Augenlicht oder Ihre Wahrhaftigkeit gehabt haben mögen.«

      »Na gut«, sagte Dorf, »vor etwa einer Stunde kam ein Bär bis auf hundert Meter an das Schiff heran.«

      »Daran ist nichts Bemerkenswertes«, sagte Zuppner kühl.

      »An dem Bären war aber eine ganze Menge bemerkenswert«, sagte Dorf.

      »Inwiefern?«, fragte Gridley.

      »Er war so groß wie ein Ochse«, sagte Dorf, »und wenn ich in diesem Land auf Bärenjagd ginge, würde ich Feldartillerie mitnehmen wollen.«

      »War das alles, was Sie gesehen haben – nur ein Bär?«, fragte Zuppner.

      »Nein«, sagte Dorf, »ich habe Tiger gesehen, und zwar nicht bloss einen, sondern ein ganzes Dutzend, und sie waren viel größer als unsere größten bengalischen Tiger. So wie der Bär größer war als jeder Bär der Oberfläche, den ich je gesehen habe. Sie waren absolut riesig und hatten ungeheuer große, gebogene Reißzähne, die mit einer Länge von acht Zoll bis zu einem Fuss aus ihren Oberkiefern ragten. Sie kamen zu diesem Bach hier, um zu trinken, und wanderten dann weg, einige von ihnen in Richtung des Waldes und einige in Richtung des großen Flusses dort drüben.«

      »Gegen solche Kreaturen könnte Greystoke nicht viel ausrichten, selbst wenn er ein Gewehr dabeihätte«, sagte Zuppner.

      »Wenn er im Wald war, könnte er ihnen entkommen sein«, sagte Gridley.

      Zuppner schüttelte den Kopf. »Mir gefällt das nicht«, sagte er. »Ich wünschte, er wäre nicht allein losgezogen.«

      »Der Bär und die Tiger waren zwar schon schlimm genug«, fuhr Dorf fort, »aber ich habe noch eine andere Kreatur gesehen, die mir unendlich viel schlimmer erschien.«

      Robert, der mehr oder weniger ein Privilegierter war, war von der Kombüse gekommen und lauschte mit großen Augen Dorfs Bericht über die Kreaturen, die er gesehen hatte, während Victor, einer der philippinischen Kabinenjungen, die Offiziere bediente.

      »Ja«, fuhr Dorf fort, »ich habe ein mächtig seltsames Wesen gesehen. Es flog direkt über das Schiff und ich hatte eine ausgezeichnete Sicht darauf. Zuerst dachte ich, es sei ein Vogel, aber als es sich näherte, sah ich, dass es ein geflügeltes Reptil war. Es hatte einen langen, schmalen Kopf und flog so nah, dass ich seine großen Kiefer sehen konnte, die mit einer unendlichen Anzahl von langen, scharfen Zähnen bestückt waren. Sein Kopf war über den Augen langgezogen und lief in einer scharfen Spitze aus. Es war riesig und muss eine Flügelspannweite von mindestens zwanzig Fuß gehabt haben. Während ich es beobachtete, stürzte es plötzlich auf den Erdboden zu, nur eine kurze Strecke hinter dem Schiff, und als es sich wieder erhob, trug es ein Tier in seinen Krallen, das so groß war wie ein Schaf, mit dem es ohne sichtbare Anstrengung davonflog. Dass das Wesen ein Fleischfresser ist, scheint mir offensichtlich, ebenso wie die Tatsache, dass es genügend Kraft hat, um einen Menschen wegzutragen.«

      Robert Jones bedeckte seinen großen Mund mit einer rosigen Handfläche und drehte sich mit gebeugten und zitternden Schultern um und ging auf Zehenspitzen aus dem Raum. In der Kombüse angekommen und bei geschlossener Tür, gab er sich einer hemmungslosen Fröhlichkeit hin.

      »Was ist los mit dir?«, fragte Victor.

      »Gott steh uns bei!«, rief Robert aus. »Ich dachte bisher, dass ein paar der Hochwohlgeborenen in diesem Abenteuer-Club in Bummingham lügen könnten, aber gegen dies’n Leutnant Dorf sind das die reinsten Chorknaben. Habt ihr alle gehört, wie er von ’ner fliegenden Schlange erzählt hat, die Schafe klaut?«

      Aber zurück in der Kabine nahmen die Männer Dorfs Aussage ernster.

      »Das wäre ein Pterodaktylus«, sagte Zuppner.

      »Ja«, antwortete Dorf. »Ich habe es als Pteranodon klassifiziert.«

      »Sollten wir nicht einen Suchtrupp losschicken?«, fragte Gridley.

      »Ich fürchte, das würde Greystoke nicht gefallen«, antwortete Zuppner.

      »Der Trupp könnte unter dem Deckmantel einer Jagdgesellschaft losziehen«, schlug Dorf vor.

      »Wenn Greystoke nicht innerhalb einer Stunde zurück ist«, sagte Zuppner, »werden wir etwas in der Art tun müssen.«

      Hines und von Horst betraten nun den Speisesaal, und als sie von Tarzans Abwesenheit erfuhren und von Dorfs Beschreibungen einiger der Tiere vernahmen, die draussen lauerten, waren sie ebenso besorgt wie die anderen um Tarzans Sicherheit.

      »Wir könnten ein wenig umherfliegen, Sir«, schlug von Horst Zuppner vor.

      »Aber angenommen, er kehrt während unserer Abwesenheit an diese Stelle zurück?«, fragte Gridley.

      »Könnten Sie das Schiff wieder an diesen Ankerplatz zurückbringen?«, erkundigte sich Zuppner.

      »Ich bezweifle es«, antwortete der Leutnant. »Unsere Instrumente sind unter den Bedingungen, die in Pellucidar herrschen, nahezu wertlos.«

      »Dann sollten wir wohl besser bleiben, wo wir sind«, sagte Gridley, »bis er zurückkommt.«

      »Aber wenn wir einen Suchtrupp zu Fuß hinter ihm herschicken, welche Sicherheit haben wir, dass dieser den Weg zum Schiff zurückfindet?«, fragte Zuppner.

      »Das wird nicht so schwierig sein«, sagte Gridley. »Wir können unsere Spur markieren und so unsere Schritte leicht zurückverfolgen.«

      »Ja, das ist richtig«, stimmte Zuppner zu.

      »Nehmen wir einmal an«, begann Gridley, »dass von Horst und ich mit Muviro und seinen Waziri losziehen. Sie sind erfahrene Fährtenleser, erstklassige Kämpfer und sie kennen sich im Dschungel gut aus.«

      »Aber nicht in diesen Dschungel«, sagte Dorf.

      »Trotzdem haben sie mehr Erfahrung im Dschungel als der Rest von uns«, beharrte Gridley.

      »Ich finde Ihren Plan gut«, sagte Zuppner. »Und da Sie jetzt sowieso das Kommando haben, unterstellen wir uns gerne Ihren Befehlen.«

      »Die Bedingungen, mit denen wir hier konfrontiert sind, sind für uns alle neu«, sagte Gridley. »Nichts, was einer von uns vorschlagen oder befehlen mag, kann auf persönlichen Erfahrungen oder Kenntnissen beruhen, die der Rest nicht besitzt. In solchen Fällen denke ich, dass wir unsere Entscheidung besser nach einer ausführlichen Diskussion treffen sollten, anstatt uns blind auf irgendwelche Autoritäten zu verlassen.«

      »Das ist bisher auch die Politik von Greystoke gewesen«, sagte Zuppner, «und sie hat es uns allen sehr leicht und angenehm gemacht. Ich bin ganz Ihrer Meinung, aber ich kann mir keinen praktikableren Plan vorstellen als den, den Sie vorhin vorgeschlagen haben.«

      »Alles klar«, sagte Gridley. »Werden Sie mich begleiten, Leutnant?«, fragte er und wandte sich an von Horst.

      Der Offizier grinste. »Ob ich will?«, fragte er lachend. «Ich hätte es Ihnen nie verziehen, wenn Sie mich außen vor gelassen hätten.«

      »Gut«, sagte Gridley. »Ich denke, wir sollten uns nun vorbereiten und morgen so früh wie möglich aufbrechen. Sehen Sie zu, dass die Waziri gegessen haben, Leutnant, und sagen Sie Muviro, dass ich sie mit Gewehren bewaffnet haben will. Diese Burschen können zwar gut damit umgehen, aber sie schauen abschätzig auf alles, was moderner ist als ihre Kriegsspeere und Pfeile.«

      »Ja, das habe ich bemerkt«, sagte Hines. »Muviro hat mir vor ein paar Tagen erzählt, dass seine Leute Feuerwaffen als eine Art Eingeständnis von Feigheit betrachten. Er erzählte mir, dass sie sie für Zielübungen benutzen, aber wenn sie auf die Jagd nach Löwen oder Nashörnern gehen, lassen sie die Gewehre zurück und nehmen lieber ihre Speere und Pfeile mit.«

      »Nachdem sie gesehen haben, was ich sah, werden sie mehr Respekt vor einem Schnellfeuergewehr haben«, sagte Dorf.

      »Sehen Sie zu, dass sie genug Munition mitnehmen, von