Sarah Richter

Die Geschichte Portugals


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ohne den Segen der Kirche, was den Intrigen Frankreichs und des Heiligen Stuhls sehr entgegen kam.

      Um zu verhindern, dass aus dieser Ehe ein rechtmäßiger Thronfolger erwuchs, wurde die Ehe von Papst Innozenz IV. 1245 zwangsgeschieden, was weder Sancho II. noch seine Ehefrau anerkannten.

      Nun ging alles Schlag auf Schlag. Der Einfluss von Blanka auf den Papst war so enorm, dass sie erreichte, dass er Sancho II. am 24. Juli 1245 zum „untauglichen Herrscher“ erklärte. Sancho wurde schwerer Vergehen angeklagt, abgesetzt und unter die Regentschaft seines Bruders Afonso gestellt. Afonso kehrte zurück nach Portugal, um bereitwillig den Thron zu übernehmen. Da Sancho II. jedoch nicht kampflos aufgab, wurde das Land in einen schweren Bürgerkrieg gestürzt. Den Kampf gegen den Bruder konnte Sancho II. bis 1247 führen, dann floh er mit seiner Frau nach Toledo ins Exil, wo er ein Jahr später, im Alter von 41 Jahren kinderlos starb. Die Exkommunikation wegen befürchteter, legitimer Nachfahren wäre also gar nicht nötig gewesen. Da bereits die erste Ehe von Mécia kinderlos blieb, wird davon ausgegangen, dass sie unfruchtbar war.

      Trotz aller Wirren konnte Sancho II. immerhin auf eine Regierungszeit von 25 Jahren zurückblicken. In die Geschichte ging er ein als „Sancho der Mönch“ (Dom Sancho o Pio). Angeblich trug er gerne eine Mönchskutte, in der er auch beigesetzt worden sein soll.

      Afonso III.

      1248 war es für 38-jährigen endlich soweit, rechtmäßig den Thron als 5. König aus dem Hause Burgund zu übernehmen. Afonso III. gelang es, die Algarve zu erobern und mit Einnahme der Stadt Faro die Reconquista in Portugal abzuschließen. Nun war es wichtig, das eroberte Land mit Christen zu besiedeln. Bild 4

      Die Kirche von Alcobaça wurde 1252 endgültig offiziell eingeweiht. Der Bau des Klosters war aber noch nicht vollendet.

      Im Jahre 1256 verlegte Afonso III. die Hauptstadt von Coimbra nach Lissabon.

      Mit Hilfe seiner Tante schien er sich zu einem skrupellosen Menschen und klugem Strategen entwickelt zu haben.

      Ebenso wie er vor dem Sturz des eigenen Bruders nicht zurückschreckte, trennte er sich auch von seiner Frau Mathilde von Boulogne. Mathilde konnte nach zwei früh verstorbenen Söhnen keine Kinder mehr bekommen. Um die Nachkommenschaft zu sichern, musste er sich anderweitig orientieren, ohne Nachfolger stand die Unabhängigkeit auf dem Spiel. Noch vor Annullierung der Ehe mit Mathilde, heiratete er erneut.

      Vermutlich hatte er bereits außerhalb seiner Ehe zum Bevölkerungsreichtum beigetragen. Mit seiner zweiten Frau, Beatrix von Kastilien zeugte er 8 Kinder. Die erste Tochter wurde im Februar 1259 geboren. Vier seiner acht Kinder starben vor ihm. Durch seine erneute Heirat fiel auch er bei der Kirche in Ungnade und wurde von ihr gebannt. Dem konnte er zwar noch entgehen, doch seine Kirchenpolitik und die Einschränkung der Kirchenrechte veranlassten den Papst, erneut das Interdikt über Portugal zu verhängen.

      Afonso III. förderte massiv die Neubesiedelung und die Landwirtschaft. Aus Dank für die Hilfe beim Sieg über die Mauren erhielten die christlichen Militärorden große Gebiete Land. Südlich des Tejo und an der Algarve ließ der König planmäßig Städte anlegen.

      In Alcobaça wurde weiterhin gebaut und expandiert. 1257 wurde der Ort São Martinho do Porto von den Mönchen gegründet und besiedelt. 1259 stiftete der König das Kloster Santa Clara zu Santarém. Im Jahre 1269 gründeten die Mönche von Alcobaça die erste öffentliche Schule des Landes.

      Afonso III. starb im Alter von 69 Jahren nach 31 Jahren Regierungszeit im Jahre 1279 in Lissabon. Er hinterließ 4 eheliche Kinder, von denen Dom Dinis sein Nachfolger war. Des Weiteren hatte er stark zur Besiedelung des Landes beigetragen. Mit 10 unehelichen Kindern führte er bis zu diesem Zeitpunkt die Spitze der königlichen Seitensprünge an. Für den weiteren Bau des Klosters von Alcobaça hinterließ er 3000 Livras.

      Afonso III. ging in die Geschichte ein als „Alfons der Wiederhersteller“ (Dom Afonso o Restaurador)

      Dom Dinis graphics3

      trat 18-jährig sein Amt als 6. König aus dem Hause Burgund an. Schon kurz nach Beginn seiner Herrschaft bahnte sich im Nachbarland Kastilien, genauer gesagt zwischen seinem Großvater und seinem Cousin, ein Bürgerkrieg an. Dinis‘ Mutter war die Tochter des kastilischen Königs, somit war dieser der Großvater von Dinis und dessen jüngerem Bruder Afonso. Der Großvater wollte Afonso von Portugal zu seinem Nachfolger bestimmen, was sein Sohn Sancho, der eigentlich zur Nachfolge bestimmt war, natürlich nicht hinnehmen konnte.

      1282 beschloss eine Adelsversammlung in Kastilien, dass der König, Alfons X. von Kastilien nicht mehr regierungsfähig sei und stellte ihn unter die Regentschaft seines Sohnes Sancho. Der Vater ließ den Sohn daraufhin enterben, was der Sache aber in keinster Weise zuträglich war. Sancho war selbstverständlich sauer, berief die Cortes ein und sorgte dafür, dass der Vater abgesetzt wurde. Kaum ein Adliger in Spanien wünschte sich einen Portugiesen auf dem Kastilischen Thron. Natürlich trachtete Afonso, der jüngere Bruder von Dinis auch nach dem Thron in Portugal und unterstützte den Großvater nach Leibeskräften.

      Währenddessen gingen die Besiedlungspläne im Land weiter. Die Mönche von Alcobaça gründeten im Jahre 1282 Paredes da Vitória, 1285 Évora de Alcobaça und1286 Cela Nova. 1288 wurde in Coimbra die erste Universität des Landes gegründet, welche zunächst nur für Geistliche zugänglich war. Portugiesisch wurde offiziell zur Landessprache erklärt. Dom Dinis bevorzugte die portugiesische Sprache gegenüber dem Lateinischen.

      Zeit zum Ausruhen blieb dem König nicht. Doch die Mühe wurde belohnt. Im Jahre 1289 gelang ihm ein Konkordat mit der Katholischen Kirche, ein Vertrag zwischen Klerus und Staat. Die Kirche bekam das Land zurück und einige andere Privilegien. Der König machte einige Zugeständnisse. Doch durch geschickte Verhandlungen erreichte er, dass die Kirche in größere Abhängigkeit von der Krone geriet. Außerdem wurde das Interdikt aufgehoben.

      Etwa zur gleichen Zeit hatte Dom Dinis wohl die Heilige Elisabeth von Portugal geheiratet (Rainha Santa Isabel).

      Die erste öffentliche Schule in Portugal wurde 1290 von Alcobaça nach Coimbra verlegt und vermutlich mit der Universität zusammengelegt. Im gleichen Jahr kam die erste Tochter Dinis‘ zur Welt, Dona Constança und ein Jahr später wurde Afonso IV. geboren.

      Der König hatte dennoch schwerwiegendere Sorgen. Afonso, sein jüngerer Bruder versuchte noch immer mit Hilfe des Großvaters, in Kastilien an die Macht zu kommen. Dom Dinis verbündete sich also mit seinem Cousin Sancho IV. von Kastilien. Dies geschah alleine aus dem Grund, den Thron nicht in Gefahr zu bringen, denn im Grunde genommen hatte er ja nichts gegen den Großvater. Zur Grenzüberwachung ließ Dom Dinis 50 Burgen bauen. 1294 schloss er einen ersten Handelsvertrag mit England, mit dem bereits eine Reihe von Pakten und Beistandsverträgen bestanden.

      Die Freundschaft mit seinem kastilischen Cousin war nicht von langer Dauer, denn Sancho fiel in Portugal ein. Dom Dinis schlug nach dem Tode des Cousins 1295 zurück und fiel ebenfalls in Kastilien ein. Der Krieg sollte bis 1297 dauern, dann kam es zum Vertrag von Alcañices mit dem neuen kastilischen König Ferdinand IV. Die Grenze zwischen Portugal und Kastilien wurde festgelegt und entspricht heute noch weitgehend dem Vertrag von damals. Zur Besiegelung des Ganzen wurden noch zwei Hochzeiten beschlossen: Die Tochter von Dinis sollte den kastilischen König heiraten und sein Sohn Afonso eine Schwester des Königs.

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      Die Zisterzienser von Alcobaça gründeten 1300 Salir de Matos und ein Jahr darauf Cós. Ihre Expansionen sollten wie versprochen weitergehen, 1303 gründeten sie Maiorga und 1307 Santa Catarina.

      Die Zeiten wurden etwas ruhiger und der König widmete sich dem Aufbau des Landes. Mit fast einer Millionen Einwohnern war es an der Zeit, sich vermehrt um die Förderung