Von Engeln, Bengeln und anderem weihnachtlichem Zubehör. Jolanda Fäh

Kapelle am Wegesrand eine Kerze, die fühlte sich zu Höherem berufen, seit ein Bischof in der Kapelle Halt gemacht hatte und beim Betrachten der schlichten Einrichtung zu seinem Sekretär sagte: „Wäre nicht die Kerze da vorne, die etwas Licht und Wärme gibt, ich würde meinen, ich befände mich in einer Gruft.“ Ja, und dann hatte der Bischof eine Litanei vom Stapel gelassen, wie so herrlich es doch in seinem Dom sei, wie erhebend und besinnlich. Die kleine Kerze dachte fortan an den Dom, und stellte sich vor, wie warm sie dort glänzen würde. Ihre Flammen würden selbst noch die Deckengemälde des Doms erhellen, bis in den hintersten Winkel des Beichtstuhls würde sie leuchten. Und wie sie sich das alles so ausmalte, flackerte ihre Flamme hell auf, streckte sich, wurde riesengross und strahlend. Rauchfäden stiegen auf, Wachsperlen sammelten sich zu Rinnsalen und Pfützen und es ging nicht lange, hatte sich die Kerze ganz und gar in ihrem Wahn verzehrt. Der Küster aber kratzte missmutig das Wachs vom Boden, schüttelte den Kopf und meinte, die Kerzen seien grad auch nicht mehr von derselben Qualität wie ehedem.