Klaus Blochwitz

Darkahr und die wilde Horde


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setzten sie ihre Heimreise fort und kamen am frühen Nachmittag in ihrem Dorf an.

      Alkaan freute sich immer wieder darüber, wie gut ihr Dorf gebaut worden war. Der Dorfplatz zeigte lebhaften Betrieb, es war ein richtiges Gewimmel von Menschen, Fuhrwerke kamen an und fuhren neu beladen wieder zurück. Schmuckstück war ihr Dorfzentrum, aus dicken Balken und gebrannten Ziegeln gebaut, mit einem großen Tor als Eingang, links vom Eingang reckte sich ein mächtiger, viereckiger Turm in die Höhe.

      Alkaan öffnete die Tür seines Hauses und ließ seine Frau und ihre Kinder eintreten, seine Frau hatte das Haus hübsch und gemütlich eingerichtet. Auf dem Holzboden lagen dicke Teppiche, auch an die Wände hatte Seilathe Teppiche, wenn auch feinere als die Bodenteppiche, gehängt, das hielt die manchmal heftigen Winde ab und machte die Stube gemütlich.

      Das Haus von Alkaan war eines der größten im Dorf, es hatte noch zwei leer stehende Stuben, die sollten für seine oder Seilathes Eltern sein, wenn es nötig werden sollte, die Alten ins Haus zu holen.

      Das zweite Dorf hatte sich wirklich gut entwickelt, es verfügte nicht nur über eine eigene Töpferei und Schmiede, ihre Schule war gut, auch das Haus der Heilerinnen hatte einen guten Ruf.

      Die so wichtigen Lagerhäuser wurden gut gepflegt und die Äcker brachten gute Erträge. Die Herden der Schafe und Ziegen waren mächtig gewachsen und die Rinder brachten mehr Milch, als für die Kinder und zur Herstellung von Käse gebraucht wurde.

      Das Kultzentrum, das zwischen den beiden Dörfern auf halber Strecke gebaut wurde, nahm langsam Gestalt an. Je weiter der Bau voranschritt, umso deutlicher wurde erkennbar, welch überwältigender Entwurf der Sohn des Weisen eingebracht hatte. Das Rund der Säulen stand schon, der runde Bau zeigte jetzt schon eine Mächtigkeit, die jeden Gott zur Ehre gereichte.

      Alkaans und Seilathes ältester Sohn, Suleithan, beendete die Schule und ging anschließend in die Waffenschmiede zur Ausbildung als Schwertschmied. Suleithan war zu einem hoch aufgeschossenen jungen Mann geworden, dem jetzt bei seiner Arbeit in der Waffenschmiede die Schultern breiter und breiter wuchsen.

      Suleithan war mit seinen gerade mal achtzehn Jahren ein gern gesehener Mann bei den jungen Frauen, was ihn zumindest noch im Moment herzlich wenig interessierte.

      Er arbeitete zwei Jahre in der Waffenschmiede und ging anschließend in die Kaserne an der südlichen Grenze, um sich dort als Schwertkämpfer und Bogenschütze ausbilden zu lassen.

      Suleithan war von den Befestigungsanlagen fasziniert, dicht an dicht standen die Kriegsmaschinen gegen den Fluss gerichtet, ständig von Soldaten besetzt.

      Ein Stück zurück, weiter im Wald verborgen, die Reihe der Wachtürme, ebenfalls ständig von Soldaten besetzt, mit Signalhörnern wurde Alarm gegeben.

      Der reibungslose Ablauf in den Kasernen beeindruckte Suleithan sehr und nahtlos fügte er sich ein. Seit dem letzten fürchterlichen Angriff der wilden Horde waren viele Mondzyklen vergangen, ohne dass die weite Ebene weitere Angriffe abwehren musste. Trotzdem herrschte eine konzentrierte Wachsamkeit, die Suleithan äußerst beruhigend fand. Nach seiner Ausbildung als Schwertkämpfer und als Bogenschütze, seine Ausbilder waren von dem jungen Soldaten angetan, so erhielt Suleithan ein Kommando über einen Trupp Soldatinnen und Soldaten und ritt mit ihnen Patrouille am östlichen Gebirgsrand.

      Hier geschah es, dass seine Soldaten eine größere Anzahl Menschen in einer tieferen Mulde entdeckten, die dort recht kümmerlich hausten. Erfreulicherweise konnten sie sich mit den Fremden verständigen, sie machten ihnen klar, dass sie von ein paar Soldaten ins nächste Dorf gebracht wurden und sich dort erstmal erholen konnten.

      Wo sie dann leben wollten, konnten sie später in aller Ruhe entscheiden.

      Die Fremden sahen die stolzen Soldatinnen und Soldaten in ihren schmucken Uniformen und Harnischen ungläubig an, aber sie machten sich mit den Soldaten, die Suleithan zur Eskorte abgestellt hatte, auf den Weg ins nächste Dorf. Einen Boten sandte Suleithan zu den Weisen ins Muldendorf, von dort wurden dann alle Dörfer verständigt.

      Bei einer Besprechung mit anderen Truppführern machte Suleithan den Vorschlag, einen Trupp Soldaten mit Kundschaftern auf die Suche nach der wilden Horde zu schicken. Vielleicht konnte so das Übel, diese ewige Bedrohung, an den Wurzeln ausgerottet werden. Dieser Vorschlag wirbelte die ganze weite Ebene auf. Das war ein unerhörter Vorschlag, die Einwohner der weiten Ebene waren friedlich, sie griffen niemals andere Völker an. Suleithan stimmte dieser Einstellung ohne jeden Vorbehalt zu, sie wollten die wilde Horde nur auffinden und dabei hoffentlich auch die Beweggründe, die die wilde Horde immer und immer wieder zu diesen Angriffen veranlasste.

      Suleithans Vorschlag kam vor die Weisen der Dörfer und nach vielen Gesprächen mit allen Weisen und Dorfältesten, mit den Leitern der Kasernen und den Herstellern der Kriegsmaschinen, kam dann der Entschluss, dass die weite Ebene einen Erkundungstrupp aussendet. Für diesen Erkundungstrupp wurden ausschließlich freiwillige Soldatinnen und Soldaten eingeteilt, gute Reiter mussten sie sein und über Kampf Erfahrung gegen die Krieger der wilden Horde verfügen. Es dauerte einige Sonnenreisen, bis sich der Trupp formiert hatte, es kamen Kundschafter und Jäger dazu, auf Packtieren waren Waffen und Nahrungsmittel verstaut.

      Suleithan wurde als einer der Leiter der vier Trupps eingesetzt, er konnte sich nicht mal von seiner Familie verabschieden. Die Wachposten oben auf den Felsen signalisierten „keine Gefahr“, und die vier Erkundungstrupps überquerten zum ersten Mal in der Geschichte der weiten Ebene den südlichen Fluss, um die weite Ebene auf der Suche nach der wilden Horde zu verlassen.

      Mit äußerster Vorsicht drangen sie in den dichten Wald ein, von dem sie in vielen Geschichten gehört hatten, als ihre Ahnen diesen Wald durchquerten, um dann endlich ihre neue Heimat in der weite Ebene zu finden. Bis zum Abend blieben sie unbehelligt, sie schlugen ihr Lager auf und stellten Wachen auf, sie sicherten ihr Lager ebenfalls mit langen Stecken, die schräg zum Wald in den Boden gesteckt wurden.

      Der Angriff erfolgte, als sie gerade aufgesessen waren und die Trupps sich in Bewegung setzten. Wilde, behaarte Tiere, die wie verrückt in den Bäumen herum rasten und mit allen möglichen Dingen die Reiter bewarfen. Früchte klatschten den Soldaten ins Gesicht und abgebrochene Äste verletzten einige von ihnen.

      Die Angreifer verschwanden genauso schnell mit lautem Gebrüll, nachdem die Bogenschützen zwei von ihnen abgeschossen hatten, wie sie aufgetaucht waren. Eines der Tiere lebte noch, jetzt war es ganz friedlich, die dunklen Augen schauten traurig von Schmerz erfüllt die Menschen an.

      Die Trupps stellten sich wieder in Reihe und setzten den unterbrochenen Marsch fort, die Soldaten waren jetzt noch wachsamer, als sie es ohnehin schon waren.

      Die Kundschafter benötigten sieben Sonnenreisen, bis sie den Waldrand ereichten.

      Erleichtert bauten die Soldaten ihr Lager endlich wieder unterfreiem Himmel auf. Beim Essen sprachen die Soldaten immer noch von den Angriffen der fremden Tiere im Wald, schlimm war der Angriff der großen, katzenähnlichen Tiere mit den langen Reißzähnen, dabei verloren sie einen Soldaten und in der Nacht rissen die Tiere noch ein Pferd.

      Das Lager wurde sorgfältig gesichert, Posten ritten vor dem Lager, es blieb eine ruhige Nacht. Beim Frühstück einigten sich die Truppleiter mit den Kundschaftern, in östlicher Richtung zu reiten, da die Angriffe der wilden Horde größtenteils aus dem Osten erfolgten. Sie ritten in Sichtweite des Waldes, den sie gerade erst durchquert hatten, sie wollten den Wald im Falle eines Angriffes als Schutz benutzen. Nach drei Sonnenreisen trat der Wald weit zurück und ging in eine Busch und Strauch Landschaft über, das Land wurde zusehends trockener, die Soldaten mussten mit dem Wasser sparsam umgehen.

      Die Kundschafter führten die Soldaten immer noch nach Osten, unterbrochen von halbtägigen Schwenkern nach Süden oder Norden, aber es war keine Spur der wilden Horde zu entdecken.

      Die Kundschafter machten den Truppleitern den Vorschlag, noch sieben Sonnenreisen nach Osten zu forschen und dann in einem weiten Bogen Richtung Westen zu reiten.

      Dann stieg die Spannung ins unerträgliche, einer der Kundschafter brachte Bruchstücke von Ausrüstungen eines Kriegers der wilden Horde mit. Alle schauten sich die Bruchstücke an