Marie J. D. Caulfield

Indien, ich komme


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den Urlaub fliegst. Ach ja, einen neuen Flat Screen hast du auch bekommen. Sei froh, dass du uns hast. Für dich verzichten wir auf alles. Wir meinen es nur gut mit dir“ Okay, okay, lieber John, also, warum bist du hier? Damit- du- lernen- sollst, -deine-5-Sinne-zu-benutzen- und- zwar- bis- zur- Vergasung.- Ciao, bis später, Alter.

      John war diese Aufmachung nur noch peinlich. Hoffentlich wurde er nicht zum Gespött. Er schaute nach links in die Straße, dann nach rechts, dann in die Fenster des gegenüberliegenden Hauses und zuletzt, um sich sicher zu sein, in Richtung Eingang des Kaufhauses. Nein, keiner beachtete ihn. Etwas fiel ihm aber auf. Irgendetwas war anders und seltsam. Nein, es war eher etwas fremdes, was ihn störte. Alle hatten das gleiche Gesicht. Ohne Ausnahme lief jeder mit dem gleichen Gesicht umher. Ein Gesicht ohne jede Mimik, ohne jedes Leben. Auf ihren Stirnen glänzte es. Stress und Unwohlsein mussten diesen Schweiß verursacht haben.. In diesen Gesichtern war ein unsichtbares Wort auf der Stirn geschrieben: M-O-N-E-Y! Und was war mit dem Feiertag der Feiertage, der nur alle hundert Jahre einmal vorkommt? Keiner lachte etwa vor Freude, auch dann nicht, wenn er oder sie viele, viele bunte Ratenzahlungen unterschrieben haben, nur um den Geschenktisch vollbepackt zu haben. Die Kinder lachten auch nicht mehr, Tiere wedelten nicht mehr mit dem Schwanz, nichts passierte. Die ganze Stimmung war hochgradig erdrückend. Die Frau mit dem Dolch im Bauch, dann das bettelnde Kriegskind, es hatte nur eine Hand und zuletzt die kleine Schuhputzerin. Alles, was er hier erlebte, machte ihm plötzlich Angst. Sein Herz fing an zu rasen, sein Hals wurde eng und enger. Er hielt das alles nicht mehr aus. „Weg hier“ kratzte es aus seinem Mund. Er musste schnellstens von hier weg und fing an zu laufen. Dass er ohne Schuhe lief, war ihm schnuppe. Dass er nur mit einem Schlafanzug lief, spielte überhaupt keine Rolle. Er wollte diesen Ort so schnell wie möglich verlassen und lief.

      Er hörte dazu den Song von Pink Floyd „On the run“ und lief.

      Er fühlte, wie viele Hände nach ihm griffen. Die Hunde bissen nach seiner Hose, die indische Frau wollte ihn mit ihrem Dolch daran hindern, fort zu laufen. Er riss sich überall los und lief. Egal wohin, nur weg von hier. Er musste laufen. Er hatte das Bedürfnis, sich frei zu rennen.

       23. Francesca

      „Wohin so eilig, junger Mann? Warten Sie, sie holen sich doch noch eine Erkältung.“ Sie stand ihm in den Weg. Ihr Gesicht, ihre Art, wie sie vor ihm stand, zeigte feste Entschlossenheit, mütterliche Nachsicht und die unübertroffene, feminine Empathie. Deswegen musste er stehenbleiben. John war außer Atem, er wollte weg, einfach nur weg. Sie schaute ihn an und er schaute sie an. Ihre Erfahrungen, Kinder zu beruhigen und zu trösten, Kindern eine gute Lehrerin zu sein, indem sie das mütterliche und menschliche mit einbezog, sollten bald sehr hilfreich sein. Sie wusste genau, sie hatte es hier mit einem Menschen zu tun, der doch gerade erst gelernt hatte, mit seinen Augen zu sehen. Das musste der doch erst mal verarbeiten. Ja, John hatte so reagiert wie ein Kind, was einfach davon läuft, wenn es sich nicht mehr helfen kann. Und dann Angst bekommt. Kinder können auch sehr dickköpfig sein. John lief davon. Er bekam Angst und lief davon. Da wollte ihn jemand aufhalten? Dieser jemand war dazu noch eine Frau, eine fremde sogar? Sie sah auch um einiges älter als er aus. Wie bitte? Eine fremde, alte Frau wollte ihn aufhalten? Sie schien irgendetwas mit ihrem linken Bein zu haben. Der war irgendwie steif. War sie krank? Also, never ever, niemals könnte eine kranke, fremde und noch dazu eine alte Frau ihn aufhalten. Denn er hatte denselben Dickkopf wie früher, als er noch ein Kind war. Wenn er im Recht war, dann war er im Recht. Hatte er sich zu etwas entschieden, ohne andere gefragt zu haben, dann hatte er sich richtig entschieden. John war schon immer ein störrischer Mensch gewesen, der ohne zu murren den Weg des bequemsten Widerstandes gegangen war. Diesen Weg hatte er sich immer mit erfolgreichem Dickschädel erkämpft. Er sah nun diese Frau und in Blitzes Eile kam ihm seine langjährige Erfahrung zugute „Die kann mir erzählen, was sie will. Sie kann mich nicht aufhalten. Nie kann sie das. Ich habe mich entschieden und spontan beschlossen, dass ich von hier weg will.“

      Ihr fest entschlossenes Gesicht zeigte mütterliche Sorge „Oh, mein lieber Johnny, deine Füße bluten ja. Warte, das ist nicht so schlimm. Das wollen wir doch sofort versorgen. Bitte setze dich doch dort auf die Bank, damit ich dir helfen kann. Du siehst sehr durstig aus und etwas gegessen hast du auch schon lange nicht mehr. Ich kriege das alles hin. Oh mein Gott, du siehst so aus, als hättest du eine Menge durchgemacht. Oh mein Guter, was ist denn passiert?“ John ließ sich widerstandslos zur Bank führen, setzte sich hin und sie rieb das Blut auf seinen Füßen mit ihrem Tuch weg. John hatte die Sprache verloren. Er hatte sich fest vorgenommen, weiterzulaufen und nun saß er mit ihr auf dieser Bank. Wer war sie? Sie kannte ihn nicht mal und behandelte ihn wie ihren eigenen Sohn. Naja, auch wenn er etwas älter war als sie. Ihre Art lenkte ihn von dem ab, was er gerade erlebt hatte. „Ich weiß, wer du bist, woher du kommst und wohin du willst. Mein Name ist Francesca und ich bin die Zofe der jungen Kaiserin des Lebens Lakshima aus dem Schloss Ameisenstein, wo ich über eine ganze Horde von kleinen Kindern aufpassen muss, die auf dem Weg von Totes Wasser zu Lebendig Wasser sind.“ erzählte sie ihm, um sein Interesse zu wecken. “Aber, wer ist die junge Kaiserin des Lebens und wo ist das Schloss? Warum hast du mir geholfen? Woher kennst du mich? Wie hast du mich gefunden? Warum weißt du, wohin ich will?“ fragte John, dessen Ängste von Sekunde zu Sekunde weniger wurden. Er fühlte das Behutsame und fing an, ihr, dieser Zofe Francesca, die krank sein musste, die jünger war als er, zu vertrauen. In dieser kurzen Zeit auf der Bank passierte wohl ein kleines Wunder. Er fing sogar an, sie gerne zu mögen. „Psssssst, John Feelgood. Die dunkle Aura herrscht hier in der heißen Zone. Ich komme hierher, um in Not geratenen Tieren und Menschen zu helfen. Ich erzähle dir mehr, wenn wir uns im Schloss wiedersehen. Jetzt aber gehe durch diese Tür, die ich dir aufmachen werde. Auf dich wartet der King. Denke immer an die 3 L: Lernen, Lieben, Leben.“ Die Zofe Francesca stand auf und sagte: „Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum: Ich träumt in seinem Schatten so manchen süßen Traum.“ In diesem Augenblick erschien vor den Beiden eine ganz normale Holztür, die sich laut knarrend öffnete. Unten auf dem Erdboden rollte sich ein roter Teppich aus, auf dem John nun das Land Lebendig Wasser betrat.

      Wow, ein roter Teppich wurde für ihn ausgelegt. Er fühlte sich geehrt und vergaß augenblicklich, dass er nur mit einem Schlafanzug bekleidet war. Er vergaß auch seine nackten Füße. Er ging einfach über den roten Teppich und fühlte sich dabei wohl. Er fühlte sich verdammt wohl. Der Teppich übermittelte ihm ein Herzlich Willkommen. Der Teppich ließ ihn alles vergessen, was er in der heißen Zone erlebt hatte. Er ging auf ihm wie auf Wolken und merkte dabei gar nicht, dass sein menschlicher Körper in einen gezeichneten überging. Schon nach ein paar Metern lachte ihm die Sonne entgegen, die auf BI das Recht hatte, unentwegt zu scheinen. Sie schien von morgends bis abends, dann hatte auch sie das Bedürfnis, wie die Tiere und die Pflanzen, sich auszuruhen. Sie wurde durch den Mond abgelöst, der auf seine ganz persönliche Art und Weise seine fürsorglichen Strahlen auf der ganzen Insel verbreitete. Ach ja, die Insel wäre keine Insel gewesen, wenn es nicht das Meer gegeben hätte. Alle Tiere und Pflanzen im Meer der glücklichen Seelen begaben sich zur Ruhe, wenn der Mond das Kommando über Lebendig Wasser übernahm.

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