Celine Ziegler

Die Collide-Lovestory


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aber trotzdem nicht.

      "Ich versteh schon, du willst nicht mehr mit mir reden. Ist auch gar nicht nötig." Pampig schnalle ich mich ab und steige aus. Mit einem lauten Knall schmeiße ich die Tür zu und stampfe davon.

      "Ravely!"

      "Was ist?" Aufgebracht drehe ich mich zu ihm um.

      Seinen Kopf hat er aus dem Fenster gestreckt. "Ich gebe dir nur das, was du möchtest." Und er fährt weg.

      Eigentlich hat er doch Recht. Er gibt mir das, was ich möchte. Ich sollte endlich froh sein, dass ich ihn los bin. Dieses College hat mich innerhalb von zwei Tagen schon zu Dingen gebracht, die ich normalerweise nie machen würde und dadurch habe ich jede Menge Zeit verloren. Ich weiß jetzt schon, dass ich morgen im Unterricht unausgeschlafen und unkonzentriert sein werde, dank Aidens Mitternachtsausflug. Außerdem bringt Aiden meinen Kopf fast zum Platzen. Ich sollte ihn einfach aus meinem Leben verbannen und mich auf das Wesentliche konzentrieren.

      Mit Kopfschmerzen komme ich in mein Zimmer und bin erleichtert, als ich Aby in ihrem Bett schlafen sehe. Irgendwie mag ich sie, auch wenn sie merkwürdig sein kann.

      "Rave?", jauchzt Aby und dreht sich zu mir, als ich mir gerade die Schuhe ausziehe.

      "Hm?"

      "Alles klar? Wo warst du?" Sie reibt sich verschlafen die Augen.

      "Ich war nur kurz weg. Etwas hat mich aus dem Schlaf gerissen." Und schon wieder sind meine Gedanken bei Aiden, weshalb meine Laune sichtlich sinkt.

      "Alles okay bei dir? Du siehst ganz schön ... irgendwie traurig aus". Aby setzt sich an die Bettkante und betrachtet mich skeptisch.

      Ich atme einmal tief ein und gehe zum Schreibtisch, auf der meine Schlafsachen liegen. "Nein, ja, alles in Ordnung." Schnell ziehe ich mich um und lege mich in mein Bett. Mir entgeht jedoch der misstrauische Blick von Aby nicht. Ich ziehe mir die Decke bis zu den Ohren und schließe die Augen. Ich will jetzt nicht mit Aby reden. Ich will einfach die Nacht heute vergessen und schlafen.

      "Na ja, okay." Sie schaltet das Licht aus. "Aber wenn du etwas hast, worüber du reden möchtest, kannst du mit mir reden. Dafür sind Freunde da."

      Mit dem Wort „Freunde“ im Hinterkopf und dem Versuch, Aiden aus meinen Gedanken zu drängen, schlafe ich ein.

      Ich träume in dieser Nacht von Sternschnuppen und Schmetterlingen.

      Am liebsten würde ich heute nicht zu den Kursen gehen. Ich bin, wie erwartet, todmüde und ich habe absolut keine Lust, auf Aiden zu treffen. Vor allem, weil ich nicht weiß, wie er reagieren wird. Wahrscheinlich nicht anders als sonst. Wir haben uns bisher immer während der Kurse ignoriert, also würde sich jetzt nicht viel ändern. Trotzdem wäre es ein Fehler nicht zu gehen, nur weil ich ihn nicht sehen möchte. Ich sollte mich von so etwas nicht ablenken lassen. Irgendwann habe ich ihn sowieso komplett vergessen, hoffe ich zumindest.

      Ich entscheide mich heute, mich in die erste Reihe zu setzen, um nicht in Versuchung zu kommen, Aiden auch nur anzusehen. Professor Snow beginnt den Unterricht und ich frage mich, ob Aiden hier ist. Immerhin sehe ich von hier vorne niemanden. Ich drehe mich kurz um und sehe ihn in der letzten Reihe sitzen. Blondie sitzt wieder neben ihm. Ich bereue es, zurück geschaut zu haben und drehe mich sofort wieder nach vorne. Ich bekomme nur nebenbei mit, dass wir in Partnerarbeit eine Argumentation über Gott verfassen sollen.

      Partnerarbeit. Super. In meiner alten Schule hatte ich immer Scar, die das mit mir gemacht hat, aber hier habe ich niemanden. Die Pärchen in der Klasse haben sich gebildet. Als ich mich nach den übrig gebliebenen Kommilitonen umsehe, erkenne ich, dass Aiden mit Blondie Partnerarbeit macht.

      "Miss Green, wie ich sehe, haben Sie noch keinen Partner." Professor Snow kommt auf mich zu.

      Ich nicke und er sieht sich suchend in der Klasse um. "Möchte vielleicht jemand Miss Green in seine Gruppen einbinden?"

      Niemand sagt etwas und ich starre nervös auf meine Finger. Das ist dann also der Preis dafür, wenn man sich bei allem enthält. Nicht einmal Leon meldet sich. Ich fühle mich unheimlich ungewollt.

      "Niemand?", hakt Snow nochmal nach. Das ist mir alles mehr als unangenehm. Die Klasse ist immer noch still und Snow sieht mich entschuldigend an. "Dann schreiben Sie eben allein. Ist doch sowieso viel besser, weil man sich mit niemandem über irgendwelche Argumente streiten muss." Er lächelt mir väterlich zu.

      Wieder nicke ich nur stumm. Ich bin froh, wenn ich endlich aus diesem Kurs fliehen kann. Das heute war wirklich eine reine Folter. Früher hat es mich gefreut, wenn ich etwas alleine machen durfte, aber heute... ich weiß nicht, ich habe mich einfach ausgegrenzt gefühlt. Wo kommen denn auf einmal diese Zweifel her? Genau das wollte ich doch. Allein sein.

      Ich beschließe kurzerhand die anderen Kurse sausen zu lassen, da ich diese als nicht für wichtig empfinde.

      Ich laufe durch London, um mich abzulenken. Durch meine Kopfhörer höre ich You Are Your Mother's Child von Apsiden Down Mountain und Erinnerungen an meine Kindheit strömen durch meinen Kopf. Haben mich die andere Schüler damals auch gehasst, dass ich so war wie ... na, ja, wie ich heute immer noch bin? Hätten sie mich genauso ausgeschlossen, bei der Partnerarbeit, wie es heute alle getan haben? Auf einmal fange ich an, darüber nach zu denken, ob ich nie wirklich gegen jemanden etwas hatte, vielleicht alle anderen etwas gegen mich hatten.

      Passend zu meiner Stimmung beginnt es nun zu regnen. Ich halte mir meine Jacke über den Kopf und laufe in ein Café. Ich schüttle mir die Tropfen von den Schultern und sehe mich um. Anscheinend ist die Idee, sich vor dem Regen in einem Café zu verstecken nicht ganz so unbeliebt, denn es ist randvoll.

      Ich sehe mich nach einem freien Sitzplatz um und entdecke einen an einem Tisch, an dem eine Frau - ungefähr Ende vierzig - sitzt. Man sieht ihr sofort an, dass sie viel arbeitet. Sie trägt einen engen Stiftrock mit Blazer und ich würde wetten, dass ihre Schuhe nicht weniger als fünfhundert Pfund gekostet haben. Ihr Make-up sitzt perfekt und ihre braunen Harre sind zu einem strengen Dutt nach hinten gekämmt. Sie hält sich ein Telefon ans Ohr, während sie ein wenig Milch in ihren Kaffee schüttet.

      Ich gehe auf sie zu und zeige fragend auf den Stuhl ihr gegenüber.

      Sie nickt nur und telefoniert weiter. "Nein, Hank, du verstehst das nicht. Dieses Meeting ist extrem wichtig und ich kann nicht bei diesem Wetter dorthin laufen“, redet sie ins Telefon. Sie scheint gestresst zu sein.

      Eine Bedienung nimmt meine Bestellung, einen Kaffee mit Milch. Ich betrachte die Frau mir gegenüber, möglichst unauffällig, ein wenig mehr. Erst von Nahem kann man ihre Falten und einige graue Haare an ihrem Haarschopf entdecken. Auch ihre Augen strahlen etwas Kaltes aus.

      "Hank, bitte. Tu mir den Gefallen", sagt sie wieder ins Telefon. Ihr ist die Verzweiflung deutlich anzusehen. "Du bist meine letzte Chance hier weg zu kommen - Nein, Yasmin und Diana habe ich schon angerufen." Sie stützt ihre Stirn mit der Hand auf dem Tisch ab. Ich schütte ein wenig Milch in den Kaffee und versuche, ihr nicht das Gefühl zu geben, dass ich sie belauschen würde. Jetzt sieht sie mich an und dreht sich ein wenig von mir weg, als würde sie bemerken, dass ich ihr zuhöre. Sie flüstert in ihr Handy: "Du bist mein Bruder ... ich hab doch sonst niemanden." Die Person am Telefon sagt noch etwas und schließlich legt die Frau schnaufend auf und schmeißt ihr Handy auf den Tisch. "Scheiße". Sie stöhnt und legt ihr Gesicht in ihre manikürten Hände. Als ich ihr erneut kurz ins Gesicht schaue, sehe ich, dass ihre Augen gerötet sind. Weint sie?

      "Ist, ähm ... ist alles in Ordnung bei Ihnen? Ich will nicht aufdringlich sein, aber ..." Ich versuche möglich leise zu reden, damit die anderen Kunden uns nicht hören.

      "Dann sei es nicht." Sie sieht mich mit bebenden Nasenlöchern an.

      Ich schnappe erschrocken nach Luft und wende meinen Blick sofort wieder auf meinen Kaffee. Sie hat wirklich etwas sehr Dominantes an sich.

      Sie schnieft einmal und wischt sich mit ihrer Serviette die Tränen aus den Augen. "Tut mir leid, es war nicht so gemeint."

      Ich nicke und sehe sie mitleidig an.

      "Ich