Celine Ziegler

Die Collide-Lovestory


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Recht zu weinen.

      "Es tut mir leid", flüstert der Doktor.

      Aiden nickt und steht entschlossen auf. Er reißt mich mit hoch, da er immer noch meine Hand hält. "Also, los geht's."

      Doktor McQueen und ich sehen ihn fragend an.

      Aiden lächelt jetzt wieder, auch wenn es seine Augen nicht erreicht. "Wir müssen ein kleines Mädchen glücklich machen."

      McQueen steht ebenfalls auf. "Wie immer bin ich froh, dass Tamara dich hat und keinen nutzlosen Vater", sagt er und klopft ihm väterlich auf die Schulter. "Du packst das, mein Junge."

      "Das denke ich auch", sage ich und schaue zu Aiden hinauf. Und das nicht nur körperlich.

      Aiden sieht mich an und drückt meine Hand.

      Als McQueen Aidens Hand schüttelt ist er gezwungen meine loszulassen und sofort fühle ich mich nackt und hilflos.

      Ich schüttle dem Doktor ebenfalls die Hand. "Danke, Mister McQueen."

      "Nenn mich doch Robert. Über das „Mister“ sind wir schon seit dem Impfpass hinaus", sagt er amüsiert.

      Aiden, Tammy und ich sitzen auf einer Bank im National Park und essen jeder genüsslich sein Eis. Wir waren gezwungen, Tammy in einem Rollstuhl mitzunehmen, aber Hauptsache wir konnten sie überhaupt mitnehmen. Sie hat sich trotzdem aus Protest geweigert, auf diesem Ding zu sitzen, deshalb hat Aiden sie den ganzen Weg auf seinen Schultern getragen, während wir durch den Park gelaufen sind und ich habe einen leeren Rollstuhl vor mir herumgefahren. Für uns ist es erst mal wichtig, dass sie noch die schöne Sonne sehen und so viel Eis essen kann, wie sie möchte. Komisch, wie ich schon von uns spreche, wenn ich von Aiden und mir spreche. Aber es ist tatsächlich so. Die Sache mit Tammy schweißt uns noch viel enger zusammen und die Tatsache, dass wir uns so viel offenbaren, was sonst niemand weiß, verbindet uns noch mehr.

      Ich schließe die Augen und lege den Kopf in den Nacken, um der Sonne auch genügend Platz zu geben, mir ihre Sonnenstrahlen entgegen zu sprühen. Genauso hatte ich mir das vorgestellt. Aiden, Tammy und ich.

      "Hazza, wieso hast du eigentlich so viele Locken?", fragt Tammy und ich öffne meine Augen.

      Tammy sitzt auf Aidens Schoß und spielt mit seinem Haar, während er an seinem Eis leckt und ihren Eisbecher in der anderen Hand hält.

      "Genau, Hazza", grinse ich unschuldig, "Wieso eigentlich?"

      Aiden sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an und ich sehe ihm an, wie er jetzt schon weiß, dass er diesen Namen demnächst öfter von mir hören kann. "Tja", seufzt Aiden und leckt sich ein Eisrest von seinem Mundwinkel.

      Ich kann nicht behaupten, dass das gerade nicht unheimlich sexy aussah.

      "Ihr wollt wirklich die Wahrheit wissen?", fragt er ernst.

      "Ja!", sagt Tammy aufgeregt und lässt eine Locke von seinem Haar ploppen.

      "Okay, passt auf. Eigentlich ist das ganz simpel, aber ihr dürft es niemandem verraten, sonst sind sie nämlich nicht mehr lockig."

      Tammy hört ihm interessiert zu, während ich nur die Augen verdrehen kann. Jetzt kommt's.

      "Jede Nacht, wenn ich schlafe, kommen vierundzwanzig kleine Haarelfen in mein Zimmer und verteilen so viel Elfenstaub auf meinen Haaren, damit sie so engelsgleich lockig sind wie gerade und - "

      "Elfen?", quietscht Tammy laut und hält sich die Hände vor Schreck vor den Mund.

      Aiden nickt. "Ja, Elfen! Ich habe mal einen Pakt mit dem Meister der Elfen gemacht, dass wenn ich auf einen seiner Engel aufpasse, er jede Nacht diese kleinen Elfen in mein Zimmer schickt, damit meine Haare lockig werden."

      Ich muss schmunzeln. Das ist unheimlich süß.

      "Echt?" Tammy rutscht fassungslos auf seinem Schoß umher. "Kann ich den Engel mal sehen?"

      "Klar", lächelt Aiden. "Er sitzt gerade auf meinen Beinen und verursacht mir Krämpfe."

      Tammy scheint erst kurz überlegen, grinst aber wenig später breit. "Ich bin der Engel."

      "Du bist der Engel." Aiden stupst Tammy auf die Nase und verteilt Eis darauf, weil ihm etwas über die Hand geflossen ist.

      "Ihhhh", quietscht sie und wischt sich die Nase ab. "Du sollst das Eis essen und nicht auf meinem Gesicht verteilen, Hazza."

      "Zu Befehl", sagt Aiden und leckt von dem Eis ab.

      Ich beobachte ihn lächelnd und kann gerade nicht fassen, dass ich das Privileg habe, mit ihm hier zu sitzen, die Sonne zu genießen und einem kleinen Mädchen Geschichten zu erzählen. Wenn ich könnte, würde ich meine Gefühle in Worte fassen, aber das kann ich nicht. Es ist buchstäblich zu schön, um wahr zu sein und ich freue mich schon auf den Tag, an dem ich die richtigen Worte finden kann. Und sie werden einfach sein.

      Aber eine Sache weiß ich ganz genau: Ich habe mich verloren.

      Nachdem wir mit Tammy noch eine Runde durch den Park laufen, weil sie unbedingt die Enten am See sehen und außerdem mit Aiden Karussell auf dem Stadtmarkt fahren will, kommen wir am Nachmittag wieder im Krankenhaus an. Der Tag war sehr anstrengend für Tammy und sie ist schon auf dem Weg zum Hospital an Aidens Brust eingeschlafen, während sie sich um seinen Hals klammert. Dieser Anblick ist so süß, dass ich meine Augen kaum von ihnen lassen kann. Es ist einfach immer wieder schön zu sehen, wie fürsorglich Aiden ist, auch, wenn das bedeutet, sie den ganzen Weg vom Park zum Hospital zu tragen. Und es ist auch schön zu sehen, dass Tammy ein solches Vertrauen in Aiden hat. Ich bin - genau wie Robert - einfach unheimlich froh, dass sie Aiden hat und Aiden sie. Denn auch, wenn man meinen könnte, dass nur Aiden ihr Halt spendet, denke ich, dass Tammy ihm genauso Halt, Fürsorge und Trost spendet, wie er ihr. Man merkt diese Liebe zwischen den beiden.

      "Du kannst hier in der Leseecke warten, wenn du möchtest. Solange bring ich Tammy zurück in ihr Bett", flüstert Aiden, als wir durch die Eingangshalle laufen.

      "Okay." Ich nicke und rolle den Rollstuhl zu den anderen, die in der Halle stehen. Lächelnd gehe ich auf die Couch in der Ecke der Eingangshalle zu, die mit vielen Bücherregalen geschmückt ist. Ich bin froh, dass hier kaum jemand ist, denn dann kann ich mich in Ruhe in den Regalen umschauen. Ich liebe es, neue Bücher zu entdecken.

      Ich stelle mich vor das erste Regal und will gerade in der ersten Reihe anfangen, als ich mein Handy in meiner Hosentasche vibrieren spüre. Ich ziehe es heraus, drücke die Nachricht aber weg, weil ich jetzt gerade nicht gestört werden will. Seufzend schiebe ich es wieder zurück und erneut beginne ich, in der ersten Reihe die Bücher zu überfliegen. Jugendroman, Psychothriller, Oldtimer, ...

      "Sie tun ihm gut", höre ich eine schwache, leise Stimme hinter mir und ich drehe mich leicht erschrocken um.

      Neben der Couch sitzt eine alte Frau mit Glatze in einem Rollstuhl und sieht mich an. Sie ist extrem abgemagert, blass und hat viele blauen Flecken auf ihrer Haut. Ihre Augen sehen nur noch aus wie dunkle Kuhlen, weil ihre Augenringe so weit sind. Man sieht ihr an, dass sie extrem krank ist. Sie hat einen Schlauch in der Nase stecken, welcher mit einem kleinen Koffer verbunden ist, der neben ihr steht.

      Ich sehe sie verwirrt an, aber dann erinnere ich mich wieder. Das ist Elizabeth! Die Frau in der Kirche, die Aiden zu ihrem Rollstuhl getragen hat, weil sie sich nicht mehr bewegen kann. Sie sieht sehr verändert aus... noch schlechter als damals. Ihre Haare hat sie jetzt komplett verloren und sie hat noch mehr Gewicht verloren. Aber meinte Aiden nicht, dass sie nicht mal mehr reden kann?

      Da sie mir genau in die Augen schaut, nehme ich an, dass sie mich gemeint hat. Es ist sowieso niemand anderes hier, außer wir beide. "Wem tue ich gut?"

      Elizabeth braucht einen Moment, aber ich sehe sie leicht, wirklich ganz leicht lächeln, als sie sagt: "Aiden."

      Ich ignoriere die Hitze, die in mir aufsteigt, als ich an ihn denke und setze mich auf die Couch neben sie.

      Ihre Augen verfolgen mich und sie sieht ein wenig unheimlich aus, aber ich weiß, dass sie