es am Markt nicht genügend Kräfte gibt – die Musikindustrie importiert meist ausländische, fertig gereifte Stars.
In den vergangenen Jahren habe ich immer wieder Probeaufnahmen beigewohnt und war immer wieder erschüttert von der Hilflosigkeit so mancher Neulinge. Meist endeten solche Sessions mit den Worten: „Danke, sie hören wieder von uns…!“ Nach ein paar Tagen kam dann der Brief: „Zu unserem Bedauern müssen wir ihnen heute mitteilen…….“ Ich kenne dieses Gefühl, es ist grauenvoll, hässlich und beschämend. An diesem Punkt geben leider viele Talente auf.
Aber warum? Es gibt keinen Grund zum Aufhören! Mach als betroffene(r) eine kleine Pause von 3 – 4 Wochen, sammle dich und gib von neuem an Gas. Diese Aussagen von Plattenfirmen sind Momentaufnahmen einzelner Leute. Nur weil du beispielsweise OPUS scheisse findest, sind sie nicht automatisch auch für andere Hörer doof! Oder?
Ein Plattenlabel wie „EMI“ mit seinen 14 000 unter Vertrag stehenden Künstlern hat doch gar nicht die Zeit und das Bewusstsein, sich jeden neuen Künstler so anzuhören und zu pflegen, wie er das verdient hätte!
Indielabels sind eine hervorragende Alternative zu den „Majors“. Da sind die Entscheidungswege kurz, sie wollen sich von der Masse abheben und nehmen sich Zeit (und Geld) für ihre Künstler.
Die Maschinen entscheiden
Es kommt nicht auf die Lautstärke an! Manche Sänger schreien sich die Lunge aus dem Körper – das sind ausnahmen. Aber da gibt es aber auch die anderen, die so gut wie keine Stimme haben und die trotzdem zu den Spitzenverdienern der Popbranche zählen. Einiger sind nicht mal in der Lage, einen gezielten Ton hervorzubringen, der in einer Entfernung von 4 Metern noch hörbar ist! Aber was macht das?
Wenn diese SängerInnen ihren Song ins Mikrofon geben und auf den Weg durch alle Maschinen des Aufnahmestudios schicken, dann wird die Stimme am Mischpult eingefärbt, mit Hall getränkt und klangverstärkt, gestaucht, noch mal gestaucht um dann vom Exciter in „belüftetem Zustand“ irgendwann ins Halb-Playback der Begleitmusik eingeschleust zu werden. Das was am Ende des Weges aus den Lautsprechern klingt, ist der Sound, dessentwegen die Fans in die CD-Geschäfte stürmen und im Internet die einzelnen Portale abgrasen.
Diese Töne, mit ihrer Wärme, ihrem aufrichtigen Vibrato, ihrer ausdrucksvollen Power geben dem Zuhörer das Gefühl eines grossen Erlebnisses. Derartige Wunder sind eben nur durch die Mitarbeit von Maschinen machbar.
Wer heute also in der Popbranche einsteigen will und seine Stimme dafür trainiert, der muss auch an die Maschinen im Tonstudio denken. Er muss sein Training an den Maschinen ausrichten.
Tut er das nicht, so trainiert er falsch und vergibt Chancen! Wie so etwas in den Grundzügen aussehen kann, zeige ich dir im Laufe dieses Ratgebers!
Unterschiede im Training zwischen Pop und Klassisch
So mancher klassischer Sänger blickt mit Verbitterung auf die Popstars der Neuzeit. Häufig verdienen Popstars ein Vielfaches davon, was beispielsweise ein Tenor für seine Kunst bekommt. Willst du eine klassische Gesangskarriere einschlagen, so hast du mehrere Jahre intensiven Lernens und Übens vor dir! Üblicherweise mindestens 16 Semester. Natürlich hast du dann noch immer nicht die Garantie, dass du es schaffen wirst, auf den grossen Bühnen zu stehen. Eher wird ein mittelmässiger Schlagersänger vor 1000 Zuhörern singen, obwohl er nur eine Schnulze nachsingt! Ein solch ein Sänger wird niemals in der klassischen Musik Fuss fassen können, umgekehrt drängen immer wieder klassisch ausgebildete aber in ihrem Genre mässig erfolgreiche, sehr gut ausgebildete Sänger in den Popmusikmarkt. Nicht selten haben diese aber auch da keine echte Chance. Sie werden oftmals von Rundfunkanstalten und Tonträgerfirmen abgelehnt sodass oft die Meinung vorherrscht, in der Popmusik gäbe es nur Schiebung und besondere Maschen! Ganz so ist es nicht! Rufe dir nochmals den Punkt 3 in Erinnerung „Die Maschinen entscheiden“. Mir ist bewusst, dass das eine harte Aussage ist, doch hat sie seine Berechtigung: Klassische Stimmen sind so ausgebildet, dass sie auch ohne Mikrofon und Lautsprecher gegen eine Klangwand aus unzähligen Instrumenten eines Orchesters ankommen können. Manche klassisch orientierte Stimmen sind schlichtweg zu „knallig“ für die feinen Membranen der hochempfindlichen Kondensatormikrofone. Der Atem eines klassischen Sängers wird quasi gespeichert für den Abschuss jeden einzelnen Tones in die Menschenmenge. Selbst die weichste Stelle einer Arie muss den Hörer in einer gewissen Entfernung erreichen und bedarf deshalb einer gewissen Abschusskraft. Ein Popsänger dagegen muss seinen Atem sofort ausgeben, sein Atem muss fliessen, ohne die Membranen der des Mikrofons anzuknallen.
Es liegt auf der Hand, dass klassische Sänger von ihrer Ausbildung her so gut wie keine Erfahrung mit der Technik des Tonstudio-Singens besitzen. Sie sind also trotz ihres langjährigen Studiums gehandikapt.
Es ist überhaupt nicht so, dass Popsänger ohne der Technik des Tonstudios nicht singen könnten. Tatsache ist aber auch, dass Rundfunkanstalten und Plattenfirmen (ob Major oder Indielabel) sich wenig um die wirkliche Stimme kümmern, sie suchen vielmehr ganz bewusst in vielen Mikrofonproben solche Stimmen aus, auf welche die Maschinen besonders günstig reagieren.
Natürlich gibt es neben all den Unterscheiden auch essenzielle Gemeinsamkeiten zwischen dem Training einer Popstimme und dem der klassischen Stimme.
So ist das Prinzip der Zwerchfellstütze und die Erziehung der Stimmbänder auf absolute Tonreinheit für beide Arten von Gesang von grösster Bedeutung. Auch das Training der Aussprache für einen hohen Grad an Verständlichkeit ist sowohl für den klassischen als auch für den Popgesang unumgänglich und absolute Notwendigkeit. Um die einzelnen soeben genannten Punkte werden wir uns etwas später noch kümmern!
Meiner Meinung nach sollten sich beide Arten von Gesang überhaupt nicht entgegenstehen. Warum sollte einer auf den anderen herunterblicken? Hat doch jede Art ihr begeistertes Publikum und ihre wunderbaren Schönheiten. Für Musik ist soviel Platz in den Herzen der Zuhörer, dass es nie genug Arten von Gesang geben kann!
Was brauchst du an Talent?
Langsam nähern wir uns dem Kern dieses Ratgebers, nämlich der Technik des Popgesanges. Dennoch solltest du dir die Eigenschaften vor Augen halten, die ein Popsänger, eine Popsängerin braucht. Du hast sicherlich schon bemerkt, dass es nicht allein auf die Stimme ankommt.
Eines der hervorstechendsten Merkmale der Stars im Popmusikgeschäft ist zweifelsohne Sturheit und Besessenheit zu Singen. Bei der amerikanischen Sängerin Barbra Streisand wirkte sich das so aus, dass sie schon als kleines Kind stundenlang im Kinderzimmer ungestört sang.
Edith Piaf, die legendäre französische Chanson-Sängerin, stand als kleines Mädchen bei den Drehorgelspielern an den Strassenecken und sang den ganzen Tag über Kehrreime aller Gassenhauer mit.
So gäbe es zahlreiche andere Beispiele, um die verschiedenen Formen von Besessenheit aufzuzeigen. Bei manchen ist es vielleicht nur der Drang, vor sich hinzuträllern, andere wiederum beweisen ihre Beharrlichkeit dadurch, dass sie sich trotz Lampenfieber immer wieder vor die Zuhörer stellen und einfach ihr Ding durchziehen.
Bei den grossen Gesangsstars ist das Singen keinesfalls nur eine augenblickliche Laune, ein vorübergehender Zeitvertreib. Es bildet immer den Mittelpunkt all ihrer Gedanken, den Dreh- und Angelpunkt all ihres Tuns.
Selbstverständlich gehört zu den Voraussetzungen auch die natürliche Begabung deiner Stimme. Durch Training kannst du deine Stimme zwar geschmeidig machen und ihr durch verschiedene Techniken den nötigen Schliff geben. Aber deine Stimme sollte trotzdem schon von Anfang an einiges mitbringen.
Nicht in Bezug auf die Lautstärke, aber sie muss absolut tonrein sein, denn bei der Tonreinheit gibt es kein Pardon. Wer kein sicheres musikalisches Gehör besitzt, der sollte vorerst die Finger von der Popbranche lassen und Hausaufgaben in Bezug auf sein Gehör machen. Dazu biete ich einen separaten Kurs an, wo es nur um das Hören und wiedergeben des gehörten geht. Grundsätzlich kann man ein schlechtes Musikgehör nicht um 180% kehren, es ist aber machbar, es zu trainieren damit die wichtigsten Abläufe und Kombinationen erkennbar werden.
Jeder Sänger ist am Anfang seines Tuns der Gefahr ausgesetzt, gar nicht zu merken,