Katja Piel

Vampire Island - Die dunkle Seite des Mondes (Band 1)


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erfüllen. Trinkt von ihrem Blut.«

      Er war fort. Salina lag auf der Seite, ihr Körper brannte, schmerzte vor Lust. Sie öffnete die Augen ein letztes Mal und sah in die Gesichter vieler wunderschöner Männer, die sich zu ihr knieten. Sie spürte die Hände an ihren Gelenken, die warmen Lippen an ihren Schenkeln und Füßen. Salina bäumte sich vor Lust auf. Ein Traum. Ein wundervoller, heißer Traum, der nie zu Ende gehen sollte. Dann tat sie einen letzten keuchenden Atemzug und versank in der Dunkelheit.

      ***

      Er wandte sich von ihr ab, legte den Kopf in den Nacken und blickte zum Mond. Als hätte jemand rote Tinte in ein Becken mit Spülwasser gespritzt, wechselte der Mond die Farbe von Silber zu Blutrot. Der Effekt war nur für wenige Sekunden zu sehen, aber ein teuflisches Grinsen huschte über sein Gesicht.

      Kapitel 2

      Victor hielt seine Frau fest im Arm. Sie war eingeschlafen. Die leichte Decke hatte sie zwischen die langen schlanken Beine genommen, und er bewunderte nach nun mehr als tausend Jahren immer noch diese wunderbare Weiblichkeit seiner Frau. Und nach mehr als tausend Jahren war er noch immer so verliebt in sie wie am ersten Tag, als sie sich kennengelernt hatten.

      Vorsichtig zog Victor seinen Arm unter ihrem Kopf hervor, beugte sich zu ihr und küsste ihre leicht geöffneten Lippen. Dann stand er auf, ging auf die Terrasse und stellte sich an die kniehohe Mauer, die ihn vom felsigen Abgrund trennte. Das Meer rauschte an die Klippen, der Mond erleuchtete silbrig den schwarzen Himmel. Sein Blick wurde von der Insel angezogen. Es Vedra, die etwa zwei Kilometer weit draußen im Meer lag und sich dunkel gegen das Mondlicht abhob. So viele Mythen rankten sich um dieses wunderschöne kleine Stück Land. Ufos wollte man auf der Insel schon gesichtet haben, gleichzeitig sollte sie die Spitze des versunkenen Atlantis sein. Im Meer konnte man ab und an Lichter beobachten. Kompanden zeigten die falsche Richtung an, Schiffe kamen vom Kurs ab und waren nie mehr gesehen. Viktor lächelte. Er wusste, was Es Vedra verborgen hielt. Ein Geheimnis, das unter allen Umständen geschützt bleiben musste.

      Am Horizont konnte er gerade eben die Morgenröte erkennen, die aus dem Wasser emporzusteigen schien. Es war so ein wunderschöner Platz. Seit über fünfhundert Jahren lebte er mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen auf dieser Insel. Wenn der Streit zwischen ihm und Don Carmody nicht wäre …

      Victor verwarf den Gedanken an Don, dem Clanführer des südlichen Ibiza. Er würde noch ein wenig Zeit bei seiner Frau im Bett verbringen und sie vielleicht erneut verführen. Langsam drehte er sich wieder in Richtung Haus, in Gedanken versunken. Er musste nicht schlafen, dennoch tat Ruhe seinem Körpern gut, wenn er keine ausreichende Nahrung fand. Er schlief nicht wie Menschen. Tief und träumend. Er war wie alle seines Volkes immer wach, angespannt, von der inneren Unruhe getrieben, auf die Jagd zu gehen. Er ging zurück zu seiner Frau, blieb jedoch plötzlich an der Tür stehen. Aus den Augenwinkeln sah er am Himmel das rote Leuchten. Mit aufgerissenen Augen drehte sich Victor in Richtung Meer zurück und erstarrte.

      Jemand hatte eine der wichtigsten Regeln der Vampire gebrochen: Töte niemals einen Menschen!

      Das würde kein gutes Ende nehmen.

      Kapitel 3

      Vor mehr als zwei Stunden hatte Gordon das neue Mädchen nach Hause geschickt. Er war mehr als zufrieden mit seiner Wahl. Sie war sexy, beweglich und ehrgeizig. Genau den Typ Frau, den sie im Club brauchten. Zora saß neben ihm, nippte an ihrem Drink, einem Moet Golden Glamour, und stellte das Glas auf den niedrigen Tisch vor ihnen ab. »Hübsches Ding, Gordon«, stellte sie fest, zog aus einem kleinen Täschchen eine Puderdose und klappte sie auf. »Sie steht auf dich.«

      »Wer tut das nicht?« Er grinste und wich ihrer Hand aus. Zora tupfte sich mit der Puderquaste über die Nase und Wangen und klappte das Döschen wieder ein. Sie blickte ihn an. Zora war eine wunderschöne Frau. Sie vereinte die Wildheit einer Sinti mit dem Glamour einer Königin. Doch Zora war eben Zora. Und leider hatte es zwischen ihnen nie gefunkt, obwohl er wusste, dass sie ihn begehrte. Sie begleitete ihn schon sehr lange, war ihm eine unersetzliche Hilfe im Club. Mehr als einmal hatten sie es miteinander versucht, doch Gordon konnte keine ewige Beziehung eingehen mit einer Vampirin, wenn er nichts fühlte. Er wollte eine Beziehung, wie seine Eltern sie hatten. Die prickelte, die Spaß machte, in der man sich aufeinander verlassen konnte. Man konnte sich auf Zora verlassen. Aber es fehlte das gewisse Etwas.

      »Ich meine es ernst, Gordon. Das kostet dich nochmal den Hals. Sei nicht immer so freundlich zu ihnen. Sie machen sich Hoffnung. Du hörst nicht, was ich höre, wenn sie über dich reden.«

      »Sie wollen sowieso nur das Eine von mir.«

      »Dein Geld.«

      Er tat entrüstet, hob die Hände. »Meinen Körper natürlich.«

      Zora schmunzelte, schüttelte den Kopf, nahm ihren Drink und stand auf. »Du bist ein Kind, Gordon.« Sie strich ihm über den Kopf und gab einen sanften Kuss auf sein Haar. »Pass auf dich auf.«

      »Ja, Tante Zora«, murmelte er.

      Die Mädchen waren Menschen. Und sie waren verboten. Er durfte von ihrem Blut trinken, sie aber nicht töten. Er durfte mit ihnen schlafen, aber sich nicht verlieben und eine Verbindung eingehen. Er durfte sie wandeln, aber nicht für den Zweck, zusammenzubleiben. Abgesehen davon wollte Gordon das auch nicht. In den letzten tausend Jahren hatte er sich noch nicht einmal für einen Menschen interessiert. Er lebte unter ihnen, respektierte sie, aber noch kein weiblicher Mensch hatte sein Interesse geweckt, sein Blut in Wallung gebracht. Nein. Die Mädchen durften ihn gerne anhimmeln. Wenn er ehrlich war, mochte er es. Er mochte seine Mädchen.

      Jemand setzte sich neben ihn und er musste nicht hinsehen, um zu wissen, wer es war. Shane. Sein Bruder und Mitinhaber des Clubs. Sein völlig chaotischer und nicht verlässlicher Bruder. Es war kaum zu glauben, dass sie verwandt waren. Wo Gordon stets zuverlässig, ehrgeizig und integer war, hatte Shane nur Flausen im Kopf. Dass Shane fünfhundert Jahre jünger war, war keine Entschuldigung für sein unvernünftiges Verhalten.

      »Nun, Shane? Lässt du dich auch mal wieder hier blicken?«

      »Du bist doch da. Reicht doch, oder?«, lautete seine schnodderige Antwort. Gordon blickte ihn nun an. Shane hatte sich in der Ledercouch zurückgelehnt, die Beine von sich gestreckt und beobachtete die Menge, die unten im Club tanzte. Gordon schmunzelte. »Ja, ich bin da. Du solltest mit dem Zeug aufhören.« Er zeigte auf Shanes Augen, die weit geöffnet waren. Die Pupillen waren winzig klein.

      Mit den Händen trommelte Shane auf die Sitzfläche der Couch. »Warum? Wir sind unsterblich.«

      Gordon schüttelte lächelnd den Kopf. Er würde sich nicht ändern. Im Gegensatz zu ihm sah Shane eher aus wie ein Beachboy und passte auch perfekt nach Ibiza. Blond, blaue Augen, groß und sportlich. Seine Haare trug er kurz. Gordon wusste, dass er jede Nacht eine andere vernaschte. Im wahrsten Sinne des Wortes. Blutsaugen war eine sehr erotische Angelegenheit. Für den Vampir wie auch für den Menschen, der sich für gewöhnlich nicht daran erinnern konnte. Die kleine Wunde am Hals wurde mit Vampirblut versiegelt und war danach nicht mehr sichtbar.

      Seine Gedanken um seinen Bruder wurden durch das Vibrieren seines Handys unterbrochen. Er zog das Handy aus der Hose und sah die Nummer seines Vaters auf dem Display. Was wollte sein Vater von ihm? In den letzten Jahren hatte er ihn vielleicht zehnmal auf dem Handy angerufen. Wenn es hochkam.

      »Vater?«

      »Wir haben ein Problem.« Victor klang gehetzt.

      Gordon setzte sich angespannt auf. »Was ist passiert?«

      »Der Mond hat sich blutrot verfärbt.«

      Er hätte mit allem gerechnet. Mit allem … nur nicht damit.

      Kapitel 4

      Patriz kniete sich in den Sand, blickte auf die junge Frau hinab, die sich mit blutleerem Körper vom Untergrund abhob, fast wie eine Schaufensterpuppe. Sie trug eine abgewetzte Jeans-Shorts, das Top war über ihren