Andreas Milanowski

Sinja und die Zaubergeige


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ihren großen Fußzeh erlegt,….. hihihi. Ich glaube,….hahahihi….es gibt morgen Käsefuß zum Mittagessen…..hahaha…..“

      Gamanziel sah, was passiert war und lachte ebenfalls schallend los.

      Sinja stand mit hochrotem Kopf genau dort, wo ihr der Pfeil vor den Fuß gefallen war und wäre am liebsten im Boden versunken.

      „Wie peinlich“, dachte sie, „voll die Blamage“.

      „Das war nicht ganz das, was ich dir eben gezeigt habe“, stellte Emelda mit breitem Grinsen fest und versuchte, das Lachen zu vermeiden, „aber alles in allem schon mal ein gelungener Beitrag zur allgemeinen Heiterkeit“.

      Jetzt konnte auch Emelda nicht mehr an sich halten. Das Lachen platzte aus ihr heraus, wie die Limonade aus einer Sprudelflasche, die man geschüttelt hat.

      Als Sinja die drei Elfen sah, die sich vor Lachen auf die Schenkel schlugen und sich auf dem Boden wälzten, konnte sie ihnen nicht mehr böse sein.

      „Ihr seid doof“, sagte sie noch einmal beleidigt, stimmte dann aber bald in das allgemeine Gelächter ein.

      So rollten sich dann drei Elfinnen und ein neunjähriges Menschenmädchen lachend im Staub und kreischten vor Vergnügen bis ihnen die Bäuche wehtaten.

      Als sie sich einigermaßen beruhigt und die Freudentränen abgewischt hatten, raffte sich Sinja auf und sagte:

      „So, jetzt habe ich ein wenig für Unterhaltung gesorgt, jetzt will ich das aber auch nochmal richtigmachen.“

      Mit diesen Worten schnappte sie sich den Bogen, legte einen Pfeil ein, zielte noch einmal auf den Baum, so, wie Emelda es ihr gezeigt hatte und ließ die Sehne los. Diesmal flog der Pfeil in Richtung Baum.

      „Super, nochmal und beim nächsten Mal ziehst du durch bis hinten hin – mit etwas mehr Kraft“, ließ sich Emelda hören.

      Sinja legte den nächsten Pfeil ein, zog die Sehne bis an Lippen und Nasenspitze, zielte über die Spitze des Pfeils und schoss ihn ab. Das Geschoss blieb surrend im Stamm des Baumes stecken. Von den Ästen trudelten zwei pinkfarbene Blätter herab.

      „Ich hab´ einen Nadelstreifen getroffen“, kiekste Sinja und riss triumphierend den Bogen in die Höhe, sichtlich beeindruckt von ihrer eigenen Leistung.

      „Eins mit Sternchen“, klatschte Emelda Beifall, „Prüfung bestanden! Das ging ja wieder mal ziemlich flott bei dir.“

      „Na, dann kann’s ja jetzt losgehen“, sagte Amandra, nickte anerkennend und gab Gamanziel mit einer Kopfbewegung ein Zeichen, die gemeinsame Arbeit fortzusetzen.

      Die beiden verschwanden ein letztes Mal hinter dem Felsvorsprung und kamen kurze Zeit später mit den voll beladenen Ponys zurück.

      7 Ein gefährlicher Weg ins Tal und ein `Galadinner´

      Endlich hatten die zwei Sonnen ihren Tanz beendet und die Dunkelzeit war gekommen.

      Dunkelzeit war das, was in der Menschenwelt Nacht hieß, nur, dass es in Dorémisien niemals richtig finstere Nacht wurde, da die zwei Himmelslichter auch auf der anderen Seite der Welt noch sehr hell schienen. Hatten die Augen sich an das dämmrige Licht erst einmal gewöhnt, dann konnte man auch nach dem Ende des Sonnentanzes noch einigermaßen sehen, stellte Sinja fest. Man sah dann zwar keine Farben mehr, aber man rannte nicht gegen Bäume oder stolperte über Wurzeln, weil diese Dinge doch noch in Umrissen erkennbar waren.

      Als die Dunkelzeit nun angebrochen war, machten sich die vier mit `Allegro´ und den zwei beladenen Ponys auf den Weg.

      Emelda ging oder flatterte voran, dann kamen Amandra und Gamanziel, die jeweils eins der Ponys führten. Sinja bildete mit `Allegro´ die Nachhut. Ohne die Ponys wären sie gut und gerne doppelt so schnell gewesen, aber trotzdem zu langsam, um ihr nächstes Ziel ohne Proviant zu erreichen. Also hatten sie, wohl oder übel die zwei Lasttiere mitnehmen müssen, was die Reise erheblich verzögerte, da sich die Gruppe der Geschwindigkeit der Ponys anpassen musste.

      „Wenn wir zügig durchgehen, können wir zum nächsten Sonnentanz bei `Jambus´ in der `Fermata´ sein“, sagte Emelda.

      Die `Fermata´ war eine Einsiedelei und lag auf einer Halbinsel, die der Fluss `Largo´ umfloss. Er machte dort eine große Schleife, sodass das Gelände nur über einen schmalen Zugang zu erreichen war. Auf dem Weg dorthin mussten allerdings die Wälder von `Adagio´ durchquert werden.

      „Wir wissen momentan nicht“, stellte Emelda besorgt fest, „ob wir dort eventuell aufgehalten werden. Wir müssen abwarten, ob sich ein Waldläufer zu uns gesellt. Vielleicht weiß der mehr über die derzeitige Lage in den Wäldern weiß, als wir. Vielleicht bekommen wir ja auch noch Nachricht aus Fasolânda.“

      „Das ist ziemlich viel vielleicht!“, bemerkte Gamanziel.

      „Ja, das stimmt“, antwortete Emelda, „genauer haben wir´s momentan leider nicht. Wir können nur hoffen, dass der `Glissando´durchkommt und die anderen wenigstens wissen, wo wir stecken.“

      „Zum Glück ist unsere Gruppe relativ klein. So fallen wir weniger auf“, stellte Amandra fest.

      „Ich will euch ja nicht beunruhigen“, fuhr Emelda mit ihrem Bericht fort, „aber ich habe auf meinem Rundgang heute Mittag einiges gesehen und gehört, was mir nicht gefallen hat. Wir sollten wachsam sein und die Ohren und Augen in alle Richtungen offenhalten.“

      „Und wir sollten vor allem nur das Nötigste reden“, schaltete sich Gamanziel ein.

      „Das Gequatsche stört unsere Aufmerksamkeit und macht uns unnötig auffällig.“

      Die Reisegruppe machte sich an den langen Abstieg.

      Während ihres Ausflugs mit `Allegro´ hatte Sinja die Schwierigkeiten nicht wahrgenommen, denen sie sich jetzt ausgesetzt sahen.

      Der Schimmel war über Hindernisse einfach hinweggesprungen oder hatte seine Flügel eingesetzt. So waren die beiden natürlich wahnsinnig schnell vorangekommen.

      Jetzt hieß es, auf schmalen, felsigen Wegen, auf denen ein Pony mit Satteltaschen bepackt gerade eben Platz hatte, Schritt für Schritt Richtung Tal zu marschieren.

      Immer wieder rutschte eines der schwer beladenen Tiere auf dem losen Geröll aus und drohte, den steilen Abhang hinunterzustürzen. Steine rollten polternd ins Tal und lösten kleine Lawinen aus. Mit jedem Klappern von Steinen oder Geröll wurde Gamanziel nervöser.

      „Wir trampeln hier herum wie die Trolle!", flüsterte sie besorgt, "wenn wir weiterhin so einen Lärm produzieren, können wir auch gleich eine Blaskapelle vor uns hermarschieren lassen, die unser Kommen ankündigt.“

      „Du hast recht“, antwortete Amandra leise “aber wir müssen uns ein wenig ranhalten, wenn wir rechtzeitig im Wald sein wollen. Wir können nicht auf jedes Steinchen achten. Nachdem, was Emelda vorhin berichtet hat, weiß der `Unerhörte´ ohnehin, dass wir unterwegs sind!“

      „Ja, sicher“, aber wir müssen ihm ja nicht noch lautstark Bescheid geben, wo wir gerade sind. Seien wir einfach ein wenig vorsichtiger!“

      „Okay!“

      Der Plan war, noch vor Beginn des nächsten Sonnentanzes, wenn es wieder heller würde, Schutz zu finden in den Wäldern von `Adagio´. Die Elfen hatten zwar davon gesprochen, dass diese momentan auch nicht der sicherste Ort seien, aber in der weiten Ebene von `Leggiero´, durch die der Weg bis dorthin führte, gab es kaum ein Versteck, höchstens ein paar Büsche und Sträucher und einige Erdlöcher. Solange sich die Gruppe in der Ebene bewegte, waren sie für jedermann sichtbar, so gut wie schutzlos und ein leichtes Ziel für jeden Angreifer.

      Je länger sie unterwegs waren, desto besser gewöhnten sich alle an das angeschlagene Tempo. Sie hatten sich aufeinander eingestellt, liefen gleichmäßiger