Harry Sher

Mann über Bord.....


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Doch als das Wichtigste schien mir erst einmal festzustellen ob ICH TATSÄCHLICH NOCH ALLE TASSEN IM SCHRANK HATTE!!!

      Nachdem ich mir selbst, im hoffentlich vollen Besitz meiner geistigen wie körperlicher Kräfte, ernst – und glaubhaft versichert hatte, nicht unter Gehirnschwund zu leiden, erfasste mich eine beängstigende Regsamkeit.

      Zum besseren Verständnis sollten Sie wissen, dass der in den letzten Seiten beschriebene Schicksalstag kein Samstag, Sonntag oder Montag war. Nein auch kein Dienstag. Es war ein MITTWOCH!!!

      Irgendwie musste ich doch den Verstand verloren haben oder zumindest mich in einer Art von Verwirrung, aufgrund eines bis hierhin noch nicht größer aufgefallenen beziehungsweise bemerkten Gehirnschwundes, befunden haben!

      Meine Hirnwindungen signalisierten nur noch SOS ... mindestens fünftausend Dinge die zu regeln und erledigen waren...

      Immer wiederkehrende Selbstgespräche, die doch ein wenig meinen Geisteszustand in Frage stellten ... und diese überdimensional große, imaginäre Zeitschaltuhr in meinem tiefen Inneren, die urplötzlich, wie ein Jeannie aus der Flasche auftauchte und sofort begonnen hatte rückwärts zu laufen, um jede abgelaufene Minute mit einem Paukenschlag und einem Nadelstich auf meinem Trommelfell zu verkünden …

      Kurzum, mein ganz persönlicher Wahnsinn hat begonnen zügig und ohne Aufenthalt volle Fahrt aufzunehmen.

      Bis heute habe ich nicht die geringste Ahnung davon, wie es mir gelungen ist, einen geistigen und in manchen Punkten sogar schriftlichen Maßnahmen - Katalog zu erstellen und innerhalb eines minimalen Zeitraumes von achtundvierzig Stunden abzuarbeiten, für den man im Normalfall und mit helfenden Händen sprich mindesten zwei weiteren Personen, mindestens vier, na ja gut, sagen wir drei Wochen benötigt. Unter anderem war dafür zu sorgen, dass …

      mein Sohn gut untergebracht und versorgt wird, zur Schule gebracht und wieder abgeholt wird,

      mein Hund Picco Bello dreimal am Tag gefüttert und ausgeführt wird,

      mein Büro am Laufen gehalten wird (okay zu großen Teilen muss diese Arbeit mein voll ausgebildeter und gut gewarteter Anrufbeantworter übernehmen den Rest, also postalische Arbeiten werde ich vertrauensvoll meinem Großraum – Briefkasten überlassen),

      der Rasen gemäht und die Hecken geschnitten werden und der Rest meines familiären Umfeldes, wegen der urplötzlich eingetretenen chaotischen Umstrukturierungsmaßnahmen, bei guter Laune gehalten wird, so dass ich meine erste Reise als „Schiffsreisender Künstler“ in die KARIBIK antreten kann.

      Einfach der helle „Wahnsinn“ !

      Nun ja, was soll ich sagen. Es ist, besser gesagt, war mir dann doch irgendwie gelungen mein geistiges Chaos innerhalb kurzer Zeit zu ordnen.

      Hierzu wiederum war es leider zwingend notwendig wie unumgänglich, so schnell als irgendwie möglich, aber doch von mir bestens geplant (dreißig Minuten Zeitaufwand waren ausreichend bemessen dafür), systematisch und ohne Zeitverschwendung mein familiäres Umfeld in komplettes aber von Herzen hingenommenes und auch nur kurzzeitig währendes Chaos zu stürzen. (Meiner über alles geliebten und durch nichts aus der Bahn zu werfenden „Mama“ sei tausendfach gedankt dafür!).

      Sie kennen das, da bin ich mir absolut sicher! Die größten Kopfschmerzen bereitete mir die Frage:„ Wie sag ich´s meinem Kinde“ …

      Was dann, wie fast immer wenn mich mal wieder ein „Teufelchen“ reitet, wohlwollend, stressfrei und völlig komplikationslos von meiner Mama, also Sohnemanns Oma in die warmen Hände genommen und in null Komma Nix geregelt wurde. (Zu solchen heroischen hingebungsvollen Aktionen sind im Übrigen ausschließlich Vollblut – Mamas in der Lage.)

      Zudem belastete mich eine Problematik der ich mich bis zu diesem Zeitpunkt noch niemals habe widmen müssen. Ein Problem das zum ersten Mal in meinem Leben schwerer wog, als die Frage nach der familiären Überrumpelungs – Einbindungs – Strategie...

      Um es kurz zu machen, ich hatte keine Peilung! Mein rationales Denken versagte gänzlich als das Thema EINPACKEN, auf meiner geistigen To – do – Liste an die Reihe kam.

      Was muss ich alles mitnehmen auf diese besondere Reise. Die erste Schiffsreise meines Lebens. Nein, meine erste berufliche Schiffsreise. Ein absolutes Novum für mich. Aber es klingt schon mal toll. --- „Schiffsreisender Gastkünstler“--- wow, kann ich mich schnell dran gewöhnen, aber da hin zu kommen und um ein schiffreisender Gastkünstler zu werden und auch hoffentlich auch vielleicht, hoffentlich, mal sehen, eventuell auch zu bleiben, muss ich KOFFER packen. Ach was einen! Keine Ahnung … fünf, sieben, zehn … HILFE, ich weiß es nicht. Bis auf das Übliche wie Zahnbürste, Socken, Schlüpper, jede Menge T-Shirts und vor allem Baldrian - Pillen habe ich nicht den geringsten Hauch einer Idee was ich einpacken soll oder muss!“ … „Was darf ich überhaupt alles mitnehmen“ …

      Gut, das Wichtigste war, nur keine Zeit vergeuden ..., Sie werden sich erinnern, meine Uhr tickt rückwärts ... noch 46 Stunden, noch 45 Stunden, noch 44 Stunden, …

      Okay, jetzt nur keine Panik. Oh mein Gott, das sagt ja jetzt gerade der Richtige. Der beste Beweis für Sie natürlich, dass auch ich „ The Mentalist “ nur ein ganz normaler Durchschnittsmensch bin, mit ein paar besonderen Fähigkeiten mehr ausgestattet vielleicht aber doch eben (gerade und im Besonderen JETZT!) ein Bündel „Normalmann“ wie SIE.

      Könnte es sein, das ich mich gerade geoutet habe? Na da sehen Sie es, eben genauso dämlich wie die Normalos.

      Als meine innere Mahnung noch 42 Stunden verkündete, klingelte es an der Haustür. Oh nein, das auch noch, und wie so oft in solchen Momenten, in denen man sowieso nicht mehr weiß wo einem der Kopf steht, ist mal wieder kein Mensch da, der einem zur Hand gehen könnte, weder mit dem Einen noch mit dem Anderen, und Alles bleibt an einem selbst kleben. Das ist wie ein Kaugummi der an der Schuhsohle klebt. Wenn Du einmal rein getreten bist bekommst Du ihn so schnell nicht mehr ab. Der klebt an Dir wie verheiratet.

      Notgedrungen hastete ich die Treppe wieder nach oben, denn ich befand mich gerade auf dem Weg in meine „Asservatenkammer“, (Kellerraum der meine magischen Requisiten beherbergt) um dem Problem einpacken zu Leibe zu rücken, was mir beinahe zum zweiten Mal an diesem Tag zum Verhängnis wurde.

      WARUM????

      Ich hatte vergessen meine Schuhe wieder anzuziehen!

      Der unglaubliche Adrenalinschub (Adrenalin : ein stark Leistung anregendes Hormon der Nebenniere) der während des Telefongesprächs mit Herrn Hase einsetzte, hatte meine Füße dazu veranlasst, innerhalb von Sekunden ins unermessliche an zu schwellen, so dass meine bis dato getragenen Sneakers plötzlich die Funktion von Schraubstöcken ausübten und begonnen haben den Blutfluss sehr stark zu unterbinden … was daraufhin zur Folge hatte, dass meine Gehirnzellen signalisierten „ Error Füße … Error Füße“ , und Männer! wie Sie wissen, sind in Multi – Tasking nicht so geübt wie die Damen. Im Klartext: ich konnte mich nur noch auf meine dicken Füße konzentrieren, was mich tierisch nervte und mich abrupt aus meinem euphorischen Rausch katapultierte... und das ging nun mal überhaupt nicht. Kurzerhand landeten die Sneakers in irgendeiner Ecke meines Büro´s, wo sie seeeeehhhrrrrr lange verbleiben sollten.

      Nunmehr auf Socken der Haustüre entgegen hastend kam was kommen musste…,

      Die vorletzte Stufe ... flutsch … zwei Rollen rückwärts und eine unsanfte Landung auf der handgeknüpften Brücke (kleiner Teppich) meiner Mama.

      Mich noch in der zweiten Flugrolle befindend, vernahm ich ein schon etwas energischeres Läuten an der Haustür. Da mir ein wenig die Luft zum Atmen fehlte, flötete ich eher als das ich rief: ... KOMME – DOCH – SCHON!-.

      Immer noch rücklings auf der Brücke meiner Mama liegend, vernahm ich von der Haustür ... “Einschreibe-Eilzustellung für Herr Sher ... Bitte “...

      Sie