Pferde reserviert war.
«Na ausgeritten ist er nicht alleine», grinste Hans. «Er steht auf der Koppel draussen.»
«Und sein Sattel?»
«Hab ich draussen an die Wand gelehnt. Gleich rechts um die Ecke», rief Bertram.
Fidibus lief wieder hinaus, schnappte sich den Sattel und wanderte das Fussweglein entlang, das an verschiedenen kleinen Gehegen vorbeiführte, in denen im Moment fünf Schafe, eine Ziege, eine Kuh, zwei Schweine und eine Stute mit Fohlen herumstolzierten. Zuletzt fand er Donner, den alten Hengst, den ein reuiger Adeliger dem Kloster vermacht hatte.
«Komm, mein Lieber, machen wir einen Ausflug», tätschelte der Mönch Donners Hals und schaute ihm dabei in die immer noch feurigen Augen. Donner liess sich gnädig satteln, Fidibus sass auf und los ging’s durch das Klosterdorf in Richtung Konstanzer Strasse. Auf der Höhe der Kirche Sankt Mangen winkte ihn eine junge Frau zu sich und fragte, wohin er unterwegs sei.
«Lara! Ich hol’ Trude ab und reite mit ihr nach Münsterlingen.»
«Aus einem besonderen Grund?», fragte die Köchin der Propstei Sankt Mangen, die aus Italien kam und früher gelegentlich für Geld mit Männern geschlafen hatte, was aber niemand ausser Fidibus wusste.
«Ja. Niesbert wurde entführt.»
«Was?!»
«Ja. Und wir wollen ihn wiederhaben.»
«Ich erzähl’ das mal Wilfried und den anderen Laienpriestern. Wir können sicher helfen.»
«Gerne, Lara. Und?»
«Was ‹und›?»
«Seid ihr endlich ein Paar, du und Wilfried?»
«Er hat die Innenfläche meiner Hand geküsst! Das war vielleicht ein tolles Gefühl!», schwärmte Lara.
«Und damit gibst du dich zufrieden, so als grosse Verführerin?», scherzte der Mönch.
«Ich bin verliebt, Fidibus. Das ist was anderes.»
«Ja, ja. So unbedarft bin ich nun auch wieder nicht, als dass ich das nicht vom anderen unterscheiden könnte.»
«Hast du Geheimnisse?»
«Ich war auch einmal jung, liebe Lara», schaute Fidibus verträumt in die Ferne.
«So, so. Dann geh ich mal zurück in die Propstei. Gute Reise, Fidibus.»
«Danke. Bis bald, Lara.»
Kurz darauf befand sich der Cellerar bereits im Arboner Forst. Donner trabte bergauf bis kurz unter den Hügelkamm, liess den Mönch dann absteigen und sich über Wildwechsel zu Trudes Häuschen führen.
«Ich bin gleich soweit», rief die Kräuterfrau durch die geöffnete Türe und kam schliesslich mit einem grossen Beutel zum Vorschein.
«Trude! Bringst du Äbtissin Dagoberta Kräuter?»
«Ja, Kräuter und Wurzeln für Infirmarin Hilde. Da kann sie dann Tinkturen für die kalte Jahreszeit daraus machen. Nicht mehr lange und es fängt an zu schneien.»
«Also wirklich, Trude! Zuerst kommt der Herbst!»
«Ja, ja. Mit viel Nebel.»
«Und viel Sonne mit bunten Blättern an den Bäumen.»
«Ich hatte eine Vision, Fidibus. Nebel über Nebel.»
«Heute auf alle Fälle noch nicht.»
«Nein, aber bald.»
12
Als Furdin in Münsterlingen an der Klosterpförtnerin vorbeigekommen war, den kleinen Innenhof durchquert und die wenigen Gänge des Gästetraktes untersucht hatte, blieb er stehen und überlegte. Kein Mensch war hier zu sehen. Er klopfte an die Türe des Krankenzimmers, trat ein und fand Infirmarin Hilde vor, die einem verschnupften Pilger einen Tonkrug mit stark riechendem Tee aus Linden- und Holunderblüten mit Honig und einen Becher in die Hände drückte und ihn zum Trinken in kleinen Schlucken aufforderte.
«Furdin. Suchst du Helwi?»
«Ja. Wo sind denn alle?»
«Ach», lachte Hilde. «Der Wind hat sämtliche Wäschestücke von der Leine gefegt und sie direkt in den Bodensee hineinbefördert. Nun sind die meisten draussen, um die guten Stoffe wieder rauszufischen. Geh’ nur zu ihnen. Sie können bestimmt Hilfe gebrauchen.»
Furdin eilte durch das niedrige Törchen, welches nach hinten raus ging und ihn direkt zum Ufer führte. Und dann hatte er nichts Besseres zu tun, als beim Anblick der knietief im aufgewühlten Wasser stehenden Nonnen und Laienschwestern laut loszulachen.
«Furdin!», brüllte Hospitalarin Krätzhilde entrüstet. «Ungezogener Bengel des Bischofs! Komm sofort her und hilf uns!»
«Furdin!», rief Helwi erfreut. «Nachher können wir spazieren gehen.»
«Zuerst wird die Wäsche aus dem See geborgen», schimpfte Krätzhilde gegen den Sturm an, während sich ihre Kutte im Wind blähte und sie gleich abheben liess.
Äbtissin Dagoberta stand am Ufer und nahm die triefenden Tücher entgegen, um sie einigermassen auszuwringen und in einen aus Binsen geflochtenen Korb zu bugsieren: «Furdin. Hilf mir beim Auswringen. Das erfordert Kraft.»
«So kräftig bin ich nun auch wieder nicht. Schliesslich verrichte ich normalerweise keine schweren Arbeiten», scherzte der Oberspion und drückte eine der Wolldecken aus, allerdings ohne sie hochzuheben.
«Schwere Arbeit?!», brüllte Krätzhilde herüber. «Nein, bestimmt nicht. Aber schmutzige Arbeit! Für den Konrad, den Stinkwendeschuh.»
«Krätzhilde! Ich darf doch bitten!», lächelte die Äbtissin gutmütig.
«Da kann doch Furdin nichts dafür, dass der olle Konrad ein Stinkwendeschuh ist», rief Helwi, die am weitesten draussen im Wasser stand und ihren Liebsten in einem gar rosaroten Licht sah.
«Da schwimmt ein Leinenuntergewand weg», fuchtelte Laienschwester Kora, wollte danach greifen und fiel prompt kopfüber in den Bodensee. Plantschend und kreischend kam sie wieder hoch und schleppte sich ans sichere Ufer.
«Geh dich umziehen, Kora, sonst erkältest du dich», ordnete Dagoberta an.
«Das Untergewand hat sich der Schilfgeist geschnappt!», rief Furdin. «Das könnt ihr vergessen.»
«Was soll der Schilfgeist denn mit einem Untergewand wollen?!», tönte Krätzhilde. «Der hat doch sein Schilf.»
«Er nimmt sich schon Sachen, die ihm nicht gehören», mischte sich Helwi ein.
«Ja, ja. Aber ausgerechnet ein Untergewand?», zweifelte die Hospitalarin noch immer.
«Wir sind fertig!», rief Dagoberta. «Ihr könnt rauskommen. Hängen wir die Sachen im Innenhof auf.»
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