Andrea Appelfelder

Broken Bones


Скачать книгу

weiterentwickeln würden, bis sie alle in ihrem Kopf eine Stimme vernahmen, welche sie anwies, in das Tageslicht zu treten und dass es ihnen nun nichts mehr anhaben könne.

      Mit fortschreitender Zeit, verloren dann auch die anderen Schwächen, die die Vampire ausmachten, ihre Wirkung. Die Evolution hat die Bluttrinker wieder etwas menschlicher werden lassen.

      Welche Macht oder Instanz ihnen diese Befehlen gegeben hatte oder sie so veränderte, war den Vampiren ebenfalls unklar. Jedoch kümmerte sich keiner von ihnen weiter darum.

      Schließlich hatte jeder einzelne von ihnen mit dem Verzehr von vampirischen Blutes sein altes Leben verloren und gegen ein neues Unsterbliches eintauscht.

      Einige dieser Wesen, von denen die meisten Menschen glauben, dass sie nicht existieren, hatten ihr zu Hause in den weitläufigen altehrwürdigen Katakomben, deren Wände aus rotem Mauergestein bestehen, unter dem Hauptgebäude des Vatikan.

      Dort unten, wo sie sich trafen um ihr Dasein auszuleben, wurden schon seit Jahrhunderten die toten Päpste ehrenvoll beigesetzt. Ob man das nun als gotteslästerlich bezeichnen sollte oder nicht war den Vampiren selbst egal, schließlich hatten die Menschen sie hier herunter geschickt, um sie nicht beim Verzehr von Blut beobachten zu müssen.

      In der größte Krypta hatte man einige Sofas, Tische und noch andere alltäglich benötigte Utensilien verteilt und genau dort hielten sich die Vampire auf, wenn sie sich treffen wollten. Dieser Ort war praktisch eine Art Aufenthaltsraum für Übernatürliche und genau dort befanden sie sich auch in diesem Moment.

      Kapitel 2

      Tief unten in der steingemauerten, wohnlich eingerichteten Krypta, schliefen die Vampire des “refugium angelorum“ was soviel wie Zuflucht der Engel bedeutet.

      Die Sondereinheit der Blutsauger hatte ihren Namen von ihrem Anführer, einem jungen Vampir mit dem Namen Angel, erhalten. Jedoch trägt diese Spezialeinheit noch einen weiteren, weitaus gefährlicher klingenden Namen. Als Monsterjäger werden sie schlechthin von ihren zahlreichen Feinden bezeichnet, weil sie all die Monster, die den Menschen schaden, jagen und zur Strecke bringen.

      In dem großen Raum verteilten sich auf den unzähligen Sofas und Sitzgelegenheiten die Blutsauger nach einer durchzechten Nacht.

      Auf einer mit Blut, Alkohol und Dreck verschmutzten Matratze lag ein junges Mädchen. Ihre langen, blonden, gelockten Haaren fielen schwer auf ihre Liegestätte. Die blaugrünen Augen des Mädchens waren in der Regel groß und spiegelten ihre grauenvolle Vergangenheit wieder, doch augenblicklich waren sie geschlossen.

      Ihr fast nackter Körper war makellos und wenn man ihr wahres Alter kannte, war man von ihrem augenscheinlichen Alter beeindruckt. Ihre zarte Gestalt und ihre B-Körbchengröße umspielten den Körper einer Jugendlichen von ungefähr sechzehn Jahren.

      Außer ihrem rotweiß-karierten BH und dem dazu passenden String trug das Mädchen, was den „Künstlernamen“ Prinzessin hatte, nichts.

      Sie lag unruhig und drehte sich auf die andere Seite um, wodurch man auf ihrem Rücken, genauer gesagt auf ihrem linken Schulterblatt, das Tattoo einer kleinen schwarzen Vampirfledermaus erkennen konnte.

      Das Mädchen, das sehr schlank war, war das einzige Vampirmädchen, was sich unter der Neun-Mann-Einheit von Jägervampiren behaupteten musste. Obwohl sie es nicht immer leicht hatte, gefiel es ihr mit so vielen Männer zu arbeiten. Sie hatte so immer die Qual der Wahl.

      Bei diesem ungewöhnlichen und schönen Wesen wollten aber Namen und Charakter nicht so recht zusammenpassen, da sie keineswegs wohlerzogen und unschuldig war. Das Verhalten der Prinzessin, die ihren wirklichen Namen wie auch ihren Vater hasste, war meilenweit von dem einer jungen Dame oder gar einer echten Prinzessin entfernt.

      Wenn sie schlief, hatte sie ein unschuldig wirkendes Gesicht mit einer kleinen Stupsnase und vollen, immer geschminkten Lippen.

      All ihre Attribute wusste sie auch perfekt einzusetzen, war sie doch immer auf der Suche nach ihrem neuen potentiellen Mister oder Miss Ex.

      Dieses Mädchen hatte das einmalige Talent, jeden um den Finger wickeln zu können. So war es ihr auch gelungen, mit jedem einzelnen ihrer anwesenden Freunde schon einmal im Bett zu landen und auch heute teilte sie es wieder mit einem ihrer geschätzten Kollegen.

      Neben ihr schlief der eigentlich ewig schlecht gelaunte und schwer einzuschätzende Mike.

      Der junge Mann hatte seine mandelförmigen, schwarzen Augen, die eindeutig seine Herkunft verrieten, geschlossen. Er war ebenfalls nur in seine schwarzweiß-karierten Boxershorts gekleidet und hatte sich auf den Rücken gedreht.

      Aus dieser Position hatte man Ausblick auf seine ausgeprägten Bauchmuskeln und seine schlanken, aber muskulösen Arme. Der schlafende besaß schwarze, kurze, glatte Haare, bei denen er den Pony mit Gel nach oben gestylt trug. Er war trotz seiner Abstammung 1.75 Meter groß und somit zehn Zentimeter größer als seine Freundin. Auch er war genauso makellos wie die Vampirin neben ihm, aber auch ihn zeichnete das Mal der Fledermaus. Vom Aussehen her konnte man den Mann, der anders als seine blonde Freundin, kein Italiener, sondern ein Japaner war, auf ungefähr zwanzig Jahre schätzen. Er hatte einige Sommersprossen und eine kleine Nase, die aber gut in sein Gesicht passten.

      Obwohl er für seine Launen bekannt war, schien er gerade mal recht gut drauf zu sein, lag er doch mit einem zufriedenen Lächeln neben seiner abendlichen Errungenschaft.

      Am Tag zuvor waren die beiden so angetrunken gewesen, dass sie, die anderen einfach ignorierend, lustvoll übereinander hergefallen waren. Mike hatte zu dem Moment schon gewusst, dass er auf ihrer Liste der einzige gewesen war, der noch gefehlt hatte, doch es war ihm egal gewesen. Er hatte die anderen immer damit aufgezogen, dass er sich nicht so einfach von ihr bezirzen ließ. Insgeheim war er aber beleidigt gewesen, weil es die Prinzessin bei ihm noch nicht einmal versucht hatte und er immer noch eine Jungfrau war. Er schämte sich für diesen Aspekt, aber so war er nun Mal gestorben. Schuld daran waren wiederum seine schlechten Erfahrungen mit seinen Mitmenschen gewesen. Seitdem er wiederum ein Vampir war, war alles besser und jetzt suchte er insgeheim nach der großen Liebe.

      Von seinen Freunden wusste über sein Innerstes und das er bis gestern noch eine Jungfrau war niemand Bescheid, zu groß war die Schmach für ihn, es weiter zu erzählen. Für sie war er auch in Tokio immer der stolze und beliebte Hostboy. Allerdings tat er mit seinen Kunden und Kundinnen nie mehr als zu reden. Doch diese schätzten ihn gerade für seine einmalige Gabe, ihnen zuzuhören.

      Weiter im Raum verteilt lagen die zwei dienstältesten Vampire Salomone und Marik. Beide hatten, genauso wie es alle Vampire bekommen, die ein gewisses Alter erreicht hatten, lange weiße Haare. Dies war das Zeichen für alle Vampire, die schon über fünfhundert Jahre alt waren. Diese Veränderung hatte wiederum damit zu tun, dass mit dem fortschreitenden Lebensalter der Farbstoff in den Haaren verschwand.

      Aber trotz dieser Ehre, die nur den Alten zuteil wird, stehen die meisten Vampire nicht zu ihrer altersbedingten Weißhaarigkeit. Sie versuchen sich mit allen Mitteln, dem Äußeren des Menschen anzupassen, indem sie sich ihre Haare immer und immer wieder färben. Denn entgegen der allgemeinen Annahme wachsen die Haare von Vampiren stetig weiter.

      Diese zwei, beim Vatikan angestellten Vampire jedoch standen und stehen schon immer zu ihrer altersbedingten Farblosigkeit.

      Salomone hatte sich auf die Seite gelegt und seine langen, weißen Haare ergossen sich wie ein Wasserfall über seine Schlafstätte und berührten fast den Boden. Seine kleinen, braunen Augen waren klar und seine kleine Nase zeichnete sein makelloses Gesicht aus. Der Vampir war ein Franzose, der lange Zeit mit den meisten der Anwesenden in Tokio gelebt hatte.

      Der um die fünfunddreißig Jahre wirkende Vampir ruhte auf einer braunen Ledercouch, während sein Freund, welchen er schon seit Jahrhunderten kannte, neben ihm auf dem Fußboden lag und seine Hand kreuzte.

      Salomone war muskulös