Jo Caminos

Tempus Z


Скачать книгу

herab. Es war kalt, es war nass. Er versuchte, sich zu sammeln, sich zu erinnern. Der Heliport. Jack, wie er breit grinsend vor ihm stand und Mary-Ann imitierte. Ihren Wutanfall, wenn sie erfahren würde, was der Heli-Shuttleflug gekostet hatte. Jacks Darbietung war hollywoodreif. Und dann ...? Er versuchte, die Augen zu öffnen. Schmerz durchzuckte seine Schläfen. Alles war zu hell, zu laut. Ihm war übel. Langsam kehrte die Erinnerung zurück. Kurz vor Kansas. Die Explosion - wenn es eine war. Das Mayday des Piloten. Der Helikopter hatte sich plötzlich rasend schnell im Kreis gedreht, und Joshua war gegen die Seitentür gepresst worden. Und es war abwärtsgegangen. Seid ihr angeschnallt? Die Stimme des Piloten. Er wirkte gehetzt. Kansas City, all die Lichter, die so schnell näher kamen. Die Übelkeit durch die Drehbewegung. Dann Schwärze. Nichts.

      Wir sind abgestürzt! Joshua versuchte, sich aufzurichten. Ihm taten alle Knochen weh. Er tastete sich ab, aber es schien nichts gebrochen. Das Licht des frühen Morgens stach in seinen Augen, obwohl es noch nicht richtig hell war. Er hustete. Schließlich gelang es ihm, sich aufzurichten. Er sah sich um. Er lag in einem Feld, geschätzte zwanzig Meter vom Wrack des Helikopters entfernt.

      Jack! Joshua richtete sich auf. Schmerz durchfuhr sein rechtes Knie. Er stöhnte auf, die Übelkeit wurde stärker. Aber es ging, es musste irgendwie gehen. „Jack!“, wollte er schreien, brachte aber nur ein Krächzen hervor. Er humpelte auf das Wrack zu. Schwindel kreiste vor seinen Augen. Er blieb stehen, beugte den Körper nach vorne und atmete tief durch.

      „Jack!“ Ein kalter Wind schlug ihm entgegen. Es nieselte. Er schleppte sich weiter. Dann sah er die Leiche des Piloten. Die Kanzel des Helikopters war zerplatzt, und Bruchstücke der Scheibe steckten im Schädel des Piloten. Der Oberkörper war in Hüfthöhe durchtrennt worden. Seltsamerweise war kaum Blut zu sehen. Vielleicht hatte es sich mit dem dunklen Bezug der Sitze vermengt. Die Augen des Piloten standen offen. Er wirkte überrascht, fast so, als könnte er nicht glauben, dass ihm die Scheibe im Kopf steckte, dass sein Gehirn zerfetzt und sein Körper in der Mitte durchtrennt worden war. Eines seiner Augen war verschwunden und hatte nur einen schwarzen Krater hinterlassen. Da war Blut auf dem Gesicht des Piloten, aber nur wenig, dafür um so mehr Gedärm auf dem Sitz. Joshua würgte. Er drehte sich kurz zur Seite und übergab sich, bis nur noch Galle kam.

      Wo war Jack? Er hatte hinten gesessen, doch da war niemand mehr. Die Rückbank war verschwunden, da war nur noch zerbeultes, ausgebranntes Plastik und Metall.

      Joshua schleppte sich um den Helikopter herum und blieb dann stehen. In der Ferne waren die jammernden Sirenen von Einsatzfahrzeugen zu hören. Ambulanz? Polizei? War Hilfe unterwegs? Hatte man mitbekommen, dass der Helikopter abgestürzt war. Joshua dachte an die Meldungen in den Medien aus der Nacht, als es begonnen hatte, an die Panik, die Verwirrung, die Hektik am Heliport.

      Er sah auf seine Uhr, doch sie war stehen geblieben, kaputt. Die Signalhörer wurden lauter, kamen offensichtlich näher. Joshua stolperte und fiel hin. Am Boden lag ein Glasstück, das wahrscheinlich zur Kanzel gehört hatte. Er hatte sich daran geschnitten. Fluchend nahm er ein Taschentuch und wickelte es schnell um die Wunde. Sie war nicht tief, tat aber trotzdem ziemlich weh. Er fühlte sich wie gerädert. Noch immer plagte ihn Schwindel, und ihm war noch immer übel. Und dann sah er den leblosen Körper: Jack.

      Oh nein, Alter, oh nein! Joshua humpelte auf den Körper seines Kollegen und Freundes zu. Schon aus der Entfernung sah er, dass der Kopf seines Freundes seltsam verdreht war. Jack lag auf dem Bauch, doch sein Gesicht blickte Joshua entgegen. Die Augen standen offen, aber der Blick war leer, unendlich leer.

      Joshua registrierte nicht seine Tränen. Armer Jack! Guter Jack. Er sank auf die Knie, schluchzte und senkte den Blick. Und dann hörte er das Geräusch. Und es kam von Jack, dessen Kiefer sich langsam zu bewegen begann. Dann plötzlich schnappte er zu, und das Ding, das einmal Jack gewesen war, versuchte, sich aufzurichten.

       Das gibt es nicht! Das kann, das darf nicht sein!

      Jacks Körper mit dem nach hinten gedrehten Kopf stand plötzlich aufrecht vor Joshua und bewegte sich in einer stolpernden, seltsamen Rückwärtsbewegung schwankend auf ihn zu. Der Kiefer schnappte wie wild, Geifer spritzte umher, und das Jack-Ding stieß kehlige Laute aus.

      Für Momente war Joshua wie gelähmt. Ihm war kalt. Er weinte und schrie, ohne es selbst zu bemerken, dann jedoch schien ein Ruck durch seinen Körper zu gehen. Er rappelte sich auf, wich vor diesem Jack-Ding zurück, das mit torkelnden Schritten immer weiter auf ihn zu kam, die Arme nach ihm ausgestreckt hielt.

      Joshua nahm fast nur noch den Kiefer wahr, der wie verrückt zuschnappte. Noch mehr Geifer spritzte umher. Dazu dieses entsetzliche Keifen und Stöhnen.

      Er will mich beißen! Joshua wusste, was er tun musste. Er wollte das nicht! Er konnte das nicht! Das war Jack. Jack, sein Freund. Nein, war er nicht. Die Gedanken rasten in Joshua. Er wich weiter zurück. Fast wäre er hingefallen. Er hatte keine Waffe, nichts, womit er sich gegen das Ding hätte wehren können.

      Er stolperte, als er die Stelle erreicht hatte, wo er sich kurz zuvor an dem Glasstück geschnitten hatte. Das Jack-Ding hatte ihn fast erreicht. Es hielt die Arme vor sich ausgestreckt, die Hände zu Klauen verformt. Die hervorgestoßenen Laute klangen noch aggressiver, lechzender, gieriger. Der Kiefer schnappte wie verrückt. Joshua bückte sich, griff nach dem Glasstück, packte es mit der rechten Hand, in die er sich wenige Minuten zuvor geschnitten hatte, aber in diesem Moment spürte er keinen Schmerz. Er nahm alles wie in Zeitlupe wahr, irgendwie verzerrt und seltsam distanziert.

      Die Signalhörner waren jetzt ganz nah, Räder kamen quietschend zum Stillstand. Staub wurde aufgewirbelt, Lichter flackerten, orange, rot, gelb, wieder orange. Irgendjemand rief irgendetwas. Schritte, Befehle, irgendwas ... Und auch Jack war da. Jack - das Ding. Joshua hob den Arm und jagte das Glasstück in den Kopf des Dinges. Direkt zwischen die Augen, tief ins Gehirn. Einmal, noch einmal. Das Jack-Ding zischte wütend. Geifer spritzte Joshua ins Gesicht, aber er bemerkte es nicht. Auch nicht das Blut. Und er hörte auch nicht seine Schreie, als er das Jack-Ding anschrie, immer und immer wieder. Und dann war plötzlich Stille.

      Joshua brach zusammen. Noch immer hielt er das Glasstück in der rechten Hand, die stark blutete. War es sein Blut - oder das Blut des Monsters? Oder beides?

      „Legen Sie das hin, Sir“, sagte eine Frauenstimme. „Legen Sie die Waffe langsam neben sich ab, Sir. Und bleiben Sie unten.“

      Joshua verstand nicht. Welche Waffe? Das war doch nur das Glasstück. Er hatte doch nur ... Er hatte es doch tun müssen! Das war nicht mehr Jack - gewesen ...

      Fast gleichgültig bemerkte er, wie ihm Handschellen angelegt wurden. Jemand legte ihm eine Decke um die Schulter. Dann war da ein Mann. Es wird alles gut, Sir! Ich lese Ihnen jetzt Ihre Rechte vor ...

      Nein!, schrie es in Joshua. Gar nichts wird gut. Wir werden alle sterben, und dann kehren wir zurück! Denn in der Hölle ist kein Platz mehr ...

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRof