Mark G. Hauser

Schlaf, Kindlein, schlaf...


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      Mark G. Hauser

      Schlaf, Kindlein, schlaf...

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       1

       2

       3

       4

       5

       6

       7

       8

       9

       10

       11

       12

       13

       14

       15

       16

       17

       Impressum neobooks

      1

      Als Lydia um kurz nach zehn Uhr abends nach Hause kam, wollte sie nur noch schlafen. Sie betrat die dunkle Wohnung und ging durch den Gang ohne das Licht einzuschalten. Mit diesen Kopfschmerzen war Licht das Letzte was sie jetzt brauchen konnte. Sie stellte ihre Trainingstasche einfach in den Flur und ging in Richtung Küche. Den Weg kannte sie in- und auswendig, schließlich war sie es gewohnt durch die Dunkelheit in ihrer Wohnung zu wandern. Wenn sie Kopfschmerzen hatte, und die hatte sie oft, war ihr die Dunkelheit immer noch am liebsten. So blieben die Schmerzen zumindest annähernd erträglich. In der Küche angekommen, musste sie dann doch das Licht anmachen, um sich ein Glas Wasser für die Schmerztablette einzuschenken. In ihrem Kopf hämmerte mindestens ein Presslufthammer. „Hoffentlich kann ich heute Nacht zumindest ein wenig schlafen“, murmelte sie, während sie die Packung mit den Tabletten öffnete. Ihr Tag war schrecklich gewesen. Nach sechs Stunden Violinenunterricht fühlte sie sich völlig ausgebrannt. Bereits nach der zweiten Unterrichtsstunde musste sie feststellen, dass sich die Schmerzen in ihrem Kopf breit machten.Dabei liebte sie das Violinenspiel mehr als alles andere. Lydia war musikalisch sehr begabt und sie mochte einfach den zarten Klang, den nur eine Violine erzeugen kann. Als Kind spielte sie oft stundenlang am Tag, nicht nur, um besser zu werden, sondern weil ihr der Klang so gut gefiel. Und je mehr sie spielte, desto besser wurde sie im Umgang mit dem Instrument und desto schöner waren die Töne, die sie spielte. Ihren großen Traum in einem Orchester zu spielen und damit um die Welt zu reisen musste sie jedoch bald aufgeben. Schon als Jugendliche plagten Lydia diese immer wiederkehrenden Kopfschmerzen. Besonders schlimm war es, wenn sie im Schulorchester zwischen den ganzen anderen Musikern saß und sich sowohl auf ihr eigenes, als auch auf das Spiel der anderen konzentrieren sollte. Mehrmals versuchte sie einen neuen Einstieg ins Orchester, doch die Schmerzen kamen immer wieder zurück. Auch verschiedene Therapien und Medikamente halfen nicht. Lydia musste sich einfach damit abfinden, dass sie ihren Traum nicht verwirklichen konnte. Doch auf irgendeine Weise wollte sie die Verbindung zu ihrer großen Liebe aufrecht erhalten und so beschloss sie, Kindern Unterricht zu geben. Während zu Beginn nur sehr wenige Eltern ihre Kinder zu ihr schickten, hatte sich inzwischen doch ein recht beachtenswerter Stamm an Schülern gebildet. Dies hatte zum einen damit zu tun, dass sehr viele Eltern versuchten, ihren Kindern schon früh die Musik nahe zu bringen, zum anderen hatte Lydia aber auch ein Händchen für den Umgang mit Kindern. Viele von ihnen freuten sich auf die Unterrichtsstunden, was Lydia die Arbeit natürlich sehr erleichterte. Sie liebte ihre Schüler, auch wenn diese sie manchmal auf die Palme brachten. So wie an diesem Tag. Ihr neuester Schüler Philipp hatte wieder einmal seine Hausaufgaben nicht gemacht. Dabei hatte er so viel Talent für die Violine, aber er schien es einfach nicht zu realisieren. Zu schade, dachte sich Lydia, während sie noch ihre Tasche mit den Yogasachen ausräumte. Sie ging gerne nach den Unterrichtsstunden noch zum Yoga. Es half ihr zu entspannen und die beinahe alltäglichen Kopfschmerzen ein wenig zu lindern. Während sie ihre Tasche wieder wegpackte, musste Lydia plötzlich lächeln. Sie dachte an die Neue im Kurs. Sie war erst zum zweiten Mal da gewesen, aber hatte es bereits geschafft, durch ihren Witz und ihre Lebenslust die Gruppe für sich zu gewinnen. Sie war in etwa so alt wie Lydia, vielleicht ein wenig älter. Nach der Stunde hatten sie sich kurz unterhalten und die Neue hatte gefragt, ob Lydia nicht einmal Zeit hätte, abends auszugehen. Sie hätte einige Zeit im Ausland verbracht und daher ein wenig den Anschluss verloren. Daher würde sie gerne mal ausgehen, neue Leute treffen und ein bisschen Spaß haben. Lydia war einverstanden, schließlich war sie seit Monaten nicht mehr aus gewesen. Der Unterricht hatte sie in letzter Zeit ziemlich in Anspruch genommen und auch ihre Schmerzattacken häuften sich in den letzten Wochen. Eine willkommene Abwechslung also. Sie hatten sich für den folgenden Freitagabend im Café „Carlisle“ verabredet, wollten dort eine Kleinigkeit essen und danach weiterziehen. Wie war nochmal ihr Name? Zu blöd, dachte Lydia, das kann morgen ja ganz schön peinlich werden. Für einen kurzen Moment konnte Lydia sogar ihre Kopfschmerzen vergessen. Leider war dieser Moment aber viel zu kurz.

      Die Kinder waren gerade aus der Schule heimgekommen, als Jana das Essen auf den Tisch stellte. Sie ging ins Arbeitszimmer. „Es ist angerichtet, Frau Berger.“ Cynthia Berger blickte von ihrem Schreibtisch auf. „Danke Jana. Holen Sie die Kinder, wir essen in fünf Minuten“, sagte sie während sie sich bereits wieder ihren Unterlagen widmete. „Natürlich Frau Berger“, antwortet Jana, als sie das Zimmer verlies. Während Jana die Treppe zu den Kinderzimmern hinaufging, nahm Cynthia ihre Lesebrille ab und dachte nach. Jana war ein absoluter Glücksgriff gewesen. Obwohl sie erst 23 Jahre alt war, war sie doch in der Lage, den gesamten Haushalt zu meistern. Und sie tat dies immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Egal, ob kochen, Wäsche waschen oder sich um die Kinder kümmern, sie hatte alles im Griff. Zu Beginn war sie noch skeptisch, ob das junge Ding nicht doch eine zu große Versuchung für ihren Mann wäre, immerhin war sie doch sehr attraktiv. Ein hübsches Mädchen mit langen blonden Haaren und himmelblauen Augen. Doch Cynthia behielt beide mehr als gründlich im Auge und konnte keinerlei Anzeichen einer Annäherung feststellen. Und wie hoch war bitte die Wahrscheinlichkeit, dass hinter ihrem Rücken etwas stattfand, das sie nicht bemerkte? Dafür kannte sie ihren Mann viel zu gut. Niemals hätte er sich getraut, sie vor ihren Augen zu betrügen. Was er auf Geschäftsreisen tat, war ihr egal. Schließlich hatte sie selbst auch schon das eine oder andere Abenteuer auf Reisen erlebt. Aber in ihrem Haus vor ihren Augen würde sie so etwas niemals dulden. Cynthia stand auf, legte die Lesebrille auf den schweren Holzschreibtisch und ging an der großen Bücherwand vorbei hinüber ins Esszimmer. Dort saßen bereits ihre vier Kinder. Neben Klara, der Jüngsten, saß Jana, um ihr