Ulrike Vaube

Frauenglück


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      Ulrike Vaube

      Frauenglück

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Der dritte Abend

       Die Buchclubdamen

       Der nackte Küchenchef

       Die Enthüllungen

       Verliere dich nicht

       Was ist neu?

       Das Punktesystem

       Die chaotische Welt

       Die seelenlose Welt

       Die 110-Prozent-Regel

       Opfer unserer Hormone

       Die Liste

       Das Treffen

       Die blockierte Nummer

       Mann gesucht

       Sich ausgenutzt fühlen

       Trudis drei Punkte

       Hier kommt es

       Die Schnittmenge

       Der doppelte Schiller

       Eine 110 prozentige Frau

       Die nackte Wahrheit

       Die Versöhnung

       Impressum neobooks

      Der dritte Abend

      Jutta und ich hatten den kleinen, runden Holztisch in eine windgeschützte Ecke ihrer Terrasse getragen, dort wo die blau blühende Clematis sich an der Hauswand emporrankte. Ich saß mit dem Rücken zur Wand, sie mir gegenüber. Zwischen uns standen eine Flasche Wein und zwei halbvolle Gläser. Eigentlich war es zum Trinken noch zu früh am Tag. Aber meine Freundin Jutta hatte gemeint, es gebe da etwas, auf das sie gerne anstoßen würde. Bisher hatte sie sich, was ihre Neuigkeiten betraf, in Schweigen gehüllt. Aus dem Haus ertönte Kindergeschrei. Sie rollte die Augen, murmelte missmutig ‚nicht schon wieder‘ und erhob sich.

      Ich blieb sitzen und nippte genüsslich an meinem Weinglas. Statt meine Aufmerksamkeit den aufgebrachten Kinderstimmen, und Juttas Schlichtungsversuchen zu widmen, kehrten sich meine Sinne nach innen, und ich spürte wie sich der Sauvignon Blanc wohlig in meiner unteren Bauchgegend ausbreitete. Ein Gefühl, das ich nur als das plötzliche Einfallen von Lust beschreiben konnte. Nicht Lust auf etwas zu essen oder noch mehr zu trinken, nein, Lust auf einen Mann, ja, meinen Mann. Vielleicht würde es mir heute gelingen, diese nachmittägliche Lust bis zum Abend zu konservieren? Wieso konnte ich sie nicht schlicht in ein Einmachglas stecken, wie Großmutter Annabel ihre Pflaumen, und es bei Bedarf öffnen. Heute war der dritte Abend. Spätestens heute erwartete Klaus von mir, dass im Bett etwas lief. Bereits mit klarem Kopf betrachtet fand ich es unfassbar, auch das halbe Glas Weißwein, das mir die Lust zwischen die Beine gezaubert hatte, konnte daran nichts ändern: Wir waren seit sechzehn Jahren verheiratet und mein Mann hielt immer noch an seiner 2-Tage-Regel fest. Selbst meine 28-Tage-Regel änderte daran nichts. Waren es wirklich lediglich seine Hormone, die ihn dabei steuerten, beziehungsweise die Abwesenheit meiner Hormone, die für meine Kühle verantwortlich waren?

      Jutta trat aus dem Haus. Der Wind fuhr in ihre rote, lockige Mähne. Ein Rot, das sich bei genauerem Hinsehen, als ihre natürliche Haarfarbe entpuppte. Jutta war, wie Klaus es beschreiben würde, ein natürlicher Typ. Er mochte natürliche Frauen, besonders, wenn sie wie meine Freundin Jutta ihren Busen ohne BH und ausladend natürlich vor sich hertrugen. Mit wippenden Brüsten und einem leisen Stöhnen ließ sich Jutta auf ihren Holzstuhl plumpsen. Wütend strich sie sich das krause Haar aus der Stirn.

      „Torsten erinnert mich manchmal viel zu sehr an seinen Vater. Es bringt mich zur Weißglut, wie er immer gleich losschlägt.“

      „Wieso?“, fragte ich hellhörig geworden, „hat Sven etwa immer gleich losgeschlagen?“

      Mit Bedauern bemerkte ich, wie sich das warme Gefühl zwischen meinen Schenkeln unwiederbringlich verabschiedete.

      „Nein, nein, das meine ich nicht“, beeilte sich Jutta zu sagen. „Es ist nur … meine Erziehungsversuche, anhand derer ich meinem achtjährigen Sohn beizubringen versuche, Meinungsverschiedenheiten besser mit Worten als mit Gewalt auszutragen, fallen bei Torsten auf einen dermaßen unfruchtbaren Boden, dass es einer Dürrekatastrophe gleichkommt.“

      Jutta nahm einen tiefen Schluck Weißwein und stellte ihr Glas unsanft auf den Holztisch zurück.

      „Und was hat das alles mit Sven zu tun?“

      „Ich weiß nicht, wie das bei Klaus und dir ist, aber Sven und ich haben definitiv zu wenig kommuniziert. Und das, kann ich dir versichern, lag definitiv nicht an mir. Sven hat unsere Konflikte regelmäßig ignoriert. Er hat sie kommentarlos unter den Teppich gekehrt.“

      Es war nicht das erste Mal, dass Jutta sich bei mir über ihren geschiedenen Ehemann beklagte. Ich nickte vor mich hin, nahm noch einen Schluck Wein, spürte ihm bis in den Kopf und zwischen die Beine nach und musste feststellen, dass er weder eine chemische Reaktion in meinem Hirn, geschweige denn zwischen meinen Schenkeln auszulösen vermochte.

      Männer wollen durch Sex Nähe herstellen und Frauen brauchen Nähe um Sex haben zu können.

      „Ich habe neulich einen schlauen Spruch gelesen, Katrin. Der lautete ungefähr so: Ein Mann will Sex haben, damit er sich seiner Frau nah fühlt, aber seine Frau muss sich ihrem Mann erst nah fühlen, bevor sie mit ihm Sex haben will.“

      „Warte, noch einmal langsam zum Mitschreiben.“

      „Also, im konkreten Fall heißt das: Dein Mann Klaus fühlt sich dir erst nach dem Sex nahe, wohingegen du dich ihm erst nahe fühlen musst, bevor du ihn ranlässt.“

      War das wirklich so? Drinnen bei den Kindern wurde es verdächtig still. Jutta beugte