elmer weyer

Monrovia Taxi


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Professor Dreher, kann man nach zwei Wochen und den vielen Untersuchungen sagen, dass es sich bei der Oberfläche der Kugel und dem Gerät insgesamt, um ein Material handelt, das uns gänzlich unbekannt ist?“

      „Nein, das kann man nicht sagen. Wir haben einige Tests gemacht. Die Oberfläche der Kugel ist im Stande sehr hohe Umgebungstemperaturen zu akzeptieren, ohne einen Schaden zu nehmen. Hochleistungsschweißgeräte haben genauso wenig Spuren hinterlassen, wie drauf geschossener flüssiger Stickstoff. Gänzlich unbekannt wäre uns ein entsprechend resistentes Material nicht, aber wir haben es trotzdem nicht zur Verfügung.“

      „Dr. Dreher, sind Ihnen vergleichbare Materialstrukturen bekannt?“

      „Eine vergleichbare Materialstruktur nicht, aber Sie mögen mir einen anderen Vergleich erlauben. Es verhält sich hierbei so ähnlich wie mit der Cheops-Pyramide. Wir kennen die Materialien und die Statik, aber es sind diese Dimensionen, die uns im Unklaren lassen. Diese Pyramide gibt es seit über viertausend Jahren, und wir wissen bis heute nicht wofür und wie sie gebaut wurde, obwohl sie vor uns steht. Diese Kugel ist riesig. Und somit ist riesig viel von den Materialien und der Energie vorhanden, um sie in diese Situation zu bringen in der sie ist. “

      „Herr Professor Dreher, eine weitere Frage quält unsere Zuschauer. Warum gerade hier, und nicht irgendwo anders?“

      „Natürlich ist das eine sehr gute Frage. Es könnte von einer gewissen Intelligenz zeugen oder von Erfahrungen. Entweder von dem Körper selbst oder eines Navigators. Mit nuklearen Sprengmitteln würden wir sie vermutlich zerstören können. Wir sollten jedenfalls besser davon ausgehen, dass wir es könnten. Aber hier an diesem Ort würde man es mit Sicherheit nicht machen. Das Risiko des Kollateralschadens ist zu groß. Aber so wie es ist, stellt die Kugel keine Gefahr dar. Keine Emissionen, niemand ist bisher verletzt worden und sie hat nicht einmal die Erde berührt. Aber wir können sie anfassen, sie ist hier. Ich weiß aber nicht warum“.

      „Vielen Dank für dieses Gespräch Herr Professor Dreher, und viel Glück bei Ihren weiteren Forschungen.

      „Danke Frau Sanders.“

      „Mein Name ist Carmen Sanders, und ich gebe zurück ins Funkhaus.“

      „Danke Carmen.“

      Es folgen nun die wichtigsten Börsennachrichten.

      „Dax, TecDax, Dow Jones, Nasdaq, Nikkei, etc. fallen in Rekordzeiten auf Rekordtiefe. Ein Umstand, der die Anleger nervös werden lässt. Dr. Gernot Müller, Präsident der Frankfurter Börse im Interview mit meiner Kollegin Judith Breker“.

      Judith: „Ja, ich stehe hier mit Herr Doktor Müller auf den Stufen zur Frankfurter Börse und frage ihn, wie tief kann der Dax noch fallen?“

      „Wir denken, dass der Tiefstand der Notierungen zunächst auf einen Umstand zurück zu führen ist, der auch den Banken eine verschnupfte Nase verursachen kann“.

      „Herr Doktor Müller, kann ich Ihrer Aussage entnehmen, dass eine Vielzahl von Anlegern, auf Grund dieser Kugel Teile ihres Vermögens verlieren werden?“

      „Nein, zunächst einmal kann ich an dieser Stelle keine Aussage machen.“

      „Also gibt es gar keinen Grund für diesen dramatischen Börsenfall?“

      „Einen direkt von ihr abgeleiteten Grund, gibt es nicht, nein.“

      „Vielen Dank Herr Doktor Müller. Mein Name ist Judith Breker und ich gebe ab zurück ins Funkhaus“.

      „Danke Judith. Wir schalten nun nach New York, wo meine Kollegin Caroline Bergmann in der Wall Street vor dem New York Stock & Exchange Board steht Caroline, was spielen sich dort für Szenen ab?“

      Caroline: „Hier ist es noch mitten in der Nacht und es spielen sich schlimme Szenen ab. Tausende von Anlegern harren hier aus, um ihren Unmut über den Fall der Börse kund zu tun. Ich habe mit einigen gesprochen, die große Angst haben, wegen nichts alles zu verlieren. Hier nun einige Stellungnahmen“.

      „Ich kann das nicht glauben, meine Altersvorsorge sollte es sein und nun laufe ich die Gefahr alles zu verlieren. Was ist eigentlich passiert? Nichts ist passiert. Kein Terroranschlag, kein Krieg und keine Invasion. Lediglich diese Kugel im fernen Europa und ich verliere meine Ersparnisse. Das ist doch Nonsens.“

      „Hi, ich bin Milton, war vor einigen Stunden auf meiner Bank und wollte mein Geld abheben. Sie schickten mich wieder weg mit den Worten, es gebe kein Bargeld mehr, vielleicht morgen wieder. Nun warte ich bis sie wieder öffnet. Ich fühle mich betrogen“.

      „Hi, ich bin Lindsay und verstehe gar nicht was hier los ist. Was machen diese ganzen Leute hier auf der Wall Street. Ich will eigentlich nur in die 32ste Straße zu meinem Freund. Der ist so süß, verstehen Sie? Was ist hier los?“

      „Hi, ich werde meinen Namen nicht sagen. Aber ich sage euch Börsenspekulanten, dass ich immer eine geladene 44ger in der Tasche bei mir trage. Okay? Verliere ich mein Geld, ihr verdammte Mistkerle, dann knalle ich euch alle ab. Euch alle. Versteht ihr das? Was für einen Dreckstrick habt ihr euch nun wieder einfallen lassen. Wollt ihr uns den Rest des Lohnes auch noch stehlen. Das letzte bisschen Butter vom Brot kratzen und uns auch noch um den Priem betrügen. Den Hals, den ihr nicht voll bekommen könnt, werden wir Euch durchschneiden. Ihr treibt es so weit auf die Spitze, dass es kein Zurück mehr gibt. Dafür werdet ihr in die Hölle fahren. Wir töten euch, eure Familien und die Familie eurer Familien, wenn wir unser Geld nicht bekommen, das nicht euch gehört. Ihr könnt uns alles wegnehmen, aber nicht unser Geld.“

       „Mein Name ist Carl Davies, und ich frage Sie, wer zählt nun die vielen verhungerten Kinder, Frauen und Männer, die von geldgierigen Spekulanten mit ihren pervers durchtriebenen Anlageinstrumenten billigend in Kauf genommen werden, wenn sie Wetten auf Grundnahrungsmittel in ihrem Portfolio aufnehmen. Wer zählt die vielen hungernden und kranken Kinder, Frauen und Männer, deren Leben vor allem aus Angst, Leid, Trauer und dem anhaltenden Schmerz des Hungers besteht, und die gelegentlich von wohl genährten und gesunden Reportern in das richtige Informationsformat gepresst werden. Wer zählt die vielen Opfer von Selbsttötung und ihre Hinterbliebenen, die keinen anderen Ausweg sehen, um den Teufelskrallen von Investoren, sowie deren Saatgut und Herbizid Dealern zu entkommen. Wer zählt die vielen Toten und zum Krüppel gesprengten, die bei angeblich systemrelevanten Regierungsumstürze und den geopolitischen Kriegen um die Vorherrschaft ökonomischer Strukturen, ihren Kopf hinhalten müssen. Wer zählt die vielen Frauen, Männer und Kinder, die als Fabrikationssklaven in menschenfeindlicher Umgebung für weniger als wenig Lohn arbeiten, leben und erkranken müssen, damit große Investoren möglichst viel Geld machen. Wer zählt die vielen Obdachlosen, die zunächst von Immobilienhaien geködert, und später von beißwütigen Bankern aus ihren Wohnungen, völlig sinnlos aber rechtens, hinaus auf die Straße geklagt werden. Wer zählt die vielen jungen Arbeitslosen, deren Leben bevor es richtig anfängt schon zerstört wurden, weil Investoren und Banker ihre Taschen nicht voll genug bekommen.“

       „Ja, gute Fragen. Ich bin Kathrin Heller, und ich frage, warum verhalten sich die Kulturvölker der Welt all dieser scheußlichen und menschenverachtenden Finanzverbrechen so apathisch gegenüber. Wie freiwillige Leibeigene oder Sklaven aus eigenem Antrieb lecken sie die Stiefel der Finanzfaschisten und glorifizieren den Schein der Superreichen, als ob sie eine Chance wittern, ein Stück von einem imaginären Kuchen abzubekommen. Nicht einen Krümel bekommen sie, im Gegenteil sogar. Sollte es so sein, dass die Kulturvölker der Welt in ihren primitivsten menschlichen Gefühlen verroht sind, so dass keine Alarmsirene mehr in ihren Köpfen aufheult, im Angesicht solcher Taten?“

      „Wie du hörst, ist die Stimmung hier schlecht. Ich bin Caroline Bergmann mit einem Live Bericht vom New York Stock & Exchange Board in New York City. Und nun zurück nach Berlin”.

      Die sind ja alle völlig verrückt geworden, ruft Paul in den Raum hinein, schaltet den Fernseher aus und wirft verärgert die Fernbedienung auf das Sofa. Verdammt, das fehlte ihm grade noch. Er hat früher etwas Geld erspart. Es ist nicht viel, liegt aber trotzdem im Nichtzugriffsbereich der deutschen Behörden. Diese Sozialhilfe, die er hier bekommt, ist auch nicht viel. Was ihm manchmal fehlt, kann er sich von