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Peter Gotth. Bieri
Einblicke ins Universum von Pierre Teilhard de Chardin
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
1 In der Einheit der Neuen Erde
2 Die Essenz von Teilhards Entwicklungsvision
5 Darwins geistiges Vermächtnis
6 „Wir sind’s noch nicht, wir werden’s aber“
7 Wie (sich) Weltbilder verändern
9 Jean E. Charon und der Geist der Materie
10 Das Universum – ein gigantischer Denkakt?
12 Auferstehung der Menschheit
Bücher zu Teilhards Zukunftsvision
Dieses E-Book
Die Beiträge dieses E-Books bestehen aus Weiterentwicklungen oder Umsetzungen von Ideen von Pierre Teilhard de Chardin und begleitenden Themen.
Das Buch beginnt mit einem Gebet von Teilhard, das er mit 35 Jahren verfasst hat, und das bereits den Kern seiner Vision enthält (Kapitel 1).
Die Essenz von Teilhards Entwicklungslehre ist in Thesenform in Kapitel 2 zu finden.
In Kapitel 3 wird ein moderner christlicher Einweihungsweg skizziert, der auf Teilhards Spiritualität basiert.
Kapitel 4 besteht aus Beispielen, wie Teilhard die Begriffe Transformation und Transfiguration verwendet.
Kapitel 5 beschreibt Darwins Gottesbild und wie sich dieses im Lauf der Zeit verändert hat.
In Kapitel 6 wird eine neuartige Entwicklungstheologie vorgeschlagen.
Kapitel 7 erklärt, was Paradigmen und Paradigmenwechsel sind und was sie für die Spiritualität unserer Zeit bedeuten.
Kapitel 8 zeigt, weshalb Rituale wirken und wie Gewohnheit und Kreativität in Ritualen zusammenspielen.
In Kapitel 9 findet man eine Anwendung des Teilhard’schen Bewusstseinsbegriffs in der neuen Physik.
Kapitel 10 beschreibt, wie zwei Naturwissenschaftler zu tiefen Einsichten über kosmische Zusammenhänge und zum Verhältnis von Geist und Materie gelangten.
Kapitel 11 enthält einige kritische Bemerkungen zu unvorsichtigen Annäherungsversuchen von Wissenschaft und Spiritualität.
Den Abschluss bildet Kapitel 12 mit einer poetischen Hommage an Teilhard.
1 In der Einheit der Neuen Erde
Dieses Gebet gehört zum geistigen Testament von Pierre Teilhard de Chardin. Er schrieb es 1916, mit 35 Jahren, als Sanitätssoldat bei Dünkirchen in Todesgefahr nieder. (aus: Frühe Schriften, Gebet, Neufassung PGB 31.8.2011)
Christus Jesus, Du bist so gütig und menschenfreundlich. Du trägst und erträgst wirklich die ganze zerstrittene Welt. In Dir verwirklicht sich eine unglaubliche Einswerdung. Sie übersteigt unsere Erfahrungen und unsere kühnsten Gedanken. In Dir vereinen sich alle Gegensätze: das Einzelne und das Ganze, das Eine und das Viele, Geist und Materie, Unendliches und Personales.
Uns bleibt Staunen und Anbetung ob dem unendlich komplexen Gebilde, das Deiner Gestalt und Deinem Wirken unfassbare Konturen verleiht. Mein Herz gibt sich Dir hin, erfüllt und ergriffen von diesen kosmischen Wirklichkeiten.
Ich liebe Dich, Jesus, um der Menge der Menschen willen, die sich in Dir birgt. Wenn man Dir ganz nahe ist, hört man sie zusammen mit allen anderen Wesen zanken, weinen und beten.
Ich liebe Dich, Jesus, um Deiner Erhabenheit und Deiner Absichten willen. Sie sind von unerschütterlicher Festigkeit und Entschlossenheit. Gepaart mit Deiner unendlich sanften Freundschaft, hüllen sie uns bedingungslos in das Gewand Deines Willens.
Ich liebe Dich als belebendes Medium, als erquickende immerwährende Quelle, als Ziel und Bestimmung auch der natürlichen, sich entwickelnden Welt.
Du bist der Mittelpunkt, wo sich alles begegnet. Du erstreckst Dich über alle Dinge und ziehst alles hin zu Dir. Ich liebe Dich, denn Du gibst Dich mit Deinem Leib und Deiner Seele in die ganze Schöpfung, das Leben und die Materie.
Jesus, Du bist sanft wie ein gütiges Herz, glühend wie eine unbändige Kraft, innig wie das Leben. Dir gebe ich mich hin. Du leitest und befreist mich. Ich liebe Dich wie die Welt, die mich verführt hatte. Jetzt sehe ich’s: Du bist es, den die Menschen, meine Brüder und Schwestern, durch die Magie des großen Kosmos fühlen und aufsuchen, sogar jene, die nicht glauben.
Du bist das Zentrum, Jesus, auf das hin sich alles zu–bewegt. Bitte räume uns, wenn möglich, einen kleinen Platz ein unter den auserwählten vollkommenen Monaden, die Du sorgfältig eine nach der anderen aus dem gegenwärtigen Chaos herauslösest und allmählich in der Einheit der Neuen Erde in Dir zusammenführst.
Amen
2 Die Essenz von Teilhards Entwicklungsvision
1. Je komplexer, desto bewusster
Im Lauf der Erdgeschichte entstanden immer komplexere Formen: Atome, Moleküle, Zellen, Mehrzeller. Indem sich so die Materie immer stärker verdichtete, zeitigte sie immer höhere Formen bewussten Seins. Die ganze Evolution ist geprägt durch ein kontinuierliches Streben nach ‚Mehr-Sein‘, gemäß der Formel: je komplexer, desto bewusster.
2. Selbstbewusstsein als vorläufiger Höhepunkt
Mit dem menschlichen Gehirn erreichte die Komplexität der Materie ihren vorläufigen Höhepunkt. Sie ermöglichte ein Bewusstsein, das sich selber bewusst ist, das über sich selber reflektieren kann.
3. Die Evolution geht weiter
Physisch scheint die Evolution mit dem homo sapiens sapiens abgeschlossen zu sein. Aber sie geht in einer anderen Weise weiter, nämlich auf der seelisch-geistigen,