Ann Bexhill

Mord im Tempel der Venus


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in Rom ausgeübt hatte heiratete. Das alles ohne Blutvergießen gegangen sein sollte wunderte mich.

      »Das ist nicht überraschend«, erwiderte sie. »Die Vergangenheit heilt keine Wunden. Der Arm, der das Schwert hält, hat Muskelkater. Seit Caesar in Pompejus den Feind sieht, beruhigt sich die Lage scheinbar er sammelt seine Legionen, um vorbereitet zu sein.«

      Ich winkte ab: »Wie ein Meer vor dem Sturm. Lassen wir das Thema. So ist also eine friedliche Zeit. Die Bürgerkriege verblassen zu bloßer Erinnerung und Geschichtsschreibung.«

      »Ja Rom siegt kaum Betretten unsere Legionen ein Land und Rom gedeiht und wächst und mit Rom wir Reichen.«

      »Weißt du, weshalb mich meine Familie heimgerufen hat?«, fragte ich. Wenn es Klatsch gab, dann war ich genau an der richtigen Stelle ihn zu erfahren.

      Nefertari dachte kurz nach: »Es wird Krieg in Gallien geben und der Senat ist nur scheinbar bereit Caesar sein Konsulat zu geben. Man hofft darauf, dass ihn das Glück verlässt, oder das schwere Kampfhandlungen seine Legionen dezimieren.«

      »Es ist unwürdig aber was wichtiger ist, weißt du, was mein Onkel mir vermacht hat?«

      »Nein hat dir das deine Familie nicht geschrieben?«

      »Bedauerlichweise erfahre ich das erst am Abend.«

      Ich verabschiedete mich und ging mit Tiro zu meiner Wohnung in der untersten Etage meiner Insula. Es befand sich nicht weit entfernt. Ich verschaffte mir einen kurzen Überblick über den Zustand der Wohnung und meinen Sachen und machte mich, nachdem alles seine Ordnung hatte, an den liegen gebliebenen Briefwechsel von Monaten. Ich ging mit dem Packen Pergament unter dem Arm geklemmt ins Tablinium, dem Arbeitszimmer mit Blick auf den rechteckigen Hof, der auf allen Seiten von Kolonnaden umgeben ist.

      Die Ausstattungen der Mietskasernen, den Insulas unterscheiden sich voneinander. Es gibt die 8 Stockwerke hohen und dunklen Höhlen, in denen Hunderte Menschen zusammengepfercht leben und es gibt luxuriöse Mietshäuser. Eine Flucht von Zimmern fließendes Wasser ein Peristyl, ein Statuen geschmücktes Atrium. Meine Wohnung war mit einer Fußbodenheizung ausgestattet und die Böden und Wände waren mit Mosaiken dekoriert. Es war eine Wohnung die auch gehobenen Ansprüchen genügte.

      Ich las und beantwortete die Post und informierte meine Freunde wie es mir ergangen war. Natürlich hob ich meine Rolle bei der Verwaltung einer kleinen Provinzstadt sehr hervor. Den Rohentwurf würde ich einem griechischen Sklaven oder wen ich gerade in Mutters Haus erwischte geben, damit er den Stil anpasste und gebildeter wirken ließ. Gerade als ich mich wieder auf die Arbeit konzentrierte flatterte Flaviana die Tochter meines Hausverwalters herein. Sie ist wirklich ein sehr hübsches Mädchen groß und gut gebaut aber völlig gedankenlos. Sie segelte vom Prestyle kommend durch die Räume wie ein verirrter Schmetterling sah mich und rief mit einer Art Tadel in der Stimme.

      »Ach Quintus!«

      »Wen hast du in meinem Arbeitszimmer erwartet?«, fragte ich.

      Sie ließ sich erschlagen in einen Stuhl fallen und legte ihre verwirrend langen Beine übereinander. Es gibt Mädchen die sind für unmoralische Seidentunikas gemacht und Flaviana gehörte zweifellos dazu. Dort saß sie mit ineinander gefalteten Händen und starrte mich an. Ich schrieb gerade für einen meiner Verwalter. Der beklagte sich das meine Pächter immer weniger Steuern und Abgaben zahlten sie redeten sich mit dem schlechten Wetter heraus. Einmal war es fehlender Regen, und wenn er darauf hinwies, es habe sehr häufig geregnet war es die Feuchtigkeit. Als Verwalter fragte er ausgerechnet mich nach einem Rat. Ich schrieb er solle ein Sühneopfer für Iuppiter abhalten. Was will man schon gegen den Unwillen der Götter unternehmen?

      »Ist Tiro hier irgendwo?«, fragte das Mädchen unschuldig.

      Ich hatte schon angenommen sie habe vergessen was und wohin sie wollte und beehre mich bis zum Abend. Lange Beine mit einer glatten seidig schimmernden Haut kaum von dünnem Seidenstoff verdeckt brachten mich auf andere Gedanken als meine Briefwechsel.

      »Ich habe ihn seit dem Mittag nicht gesehen. Ich glaube er sollte jetzt seine Schreibstunden nehmen. Was willst du überhaupt von ihm? Du hast nicht vor Schande über dich und deine Ahnen zu bringen er ist ein Sklave.«

      Sie sah mich an und murmelte etwas von meiner schmutzigen Phantasie. Ihr schien Tiros Abwesenheit nicht viel auszumachen. Was zu meiner Beruhigung nicht für das Brechen aller moralischen Verbote in meiner Wohnung sprach. Jedenfalls nicht für den armen Tiro und Flaviana. Sklaven hatten kein Glück mit Mädchen. Seit einigen Jahren war es Verboten Sklaven zu kastrieren. Ich beschloss mit Tiro über die Strafen zu reden, wenn ein Sklave ertappt wurde, wie er es mit einer Bürgerin oder Freigelassenen trieb. Die Kreuzigung die übliche Strafe für einen Sklaven.

      Flaviana, die Tochter meines Freigelassenen verzog ihr Gesicht. »Ist deine Mutter in der Nähe? Sie schneit jeden Tag vorbei und kontrolliert alles gewissenhaft, wie ein Vigile. Als suche sie bei dir nach geflohenen Sklaven.«

      »Nein. Gavius von Korinth malt ein neues Familienporträt.«

      Meine Mutter besteht jedes Jahr auf ein Familienporträt koste es was es wolle und Gavius der Maler der reichen Bürger war erfolgreich. Mit dem Geld, das er mit seiner Malerei verdiente hoffte, er sich bald die Ritterwürde zu erkaufen. Er wäre der erste Maler, dem das gelänge. Wenn ihn sein Kunsthandwerk nicht unsterblich machte, dann ein Sitz auf der Ritterbank im Senat.

      Flaviana seufzte schwer. Beim dritten Seufzer fragte ich: »Was ist los?«

      »Ach nichts«, sagte sie mit einem Augenaufschlag und einem tiefen Seufzen. Sie erhob sich und flatterte davon, um nach Tiro zu suchen. Ich musste ein Auge auf die Beiden haben. Sollten sie es wegen meiner miteinander, treiben wenn sie bloß nicht auf die dumme Idee kommen heiraten zu wollen. Freie die einen Sklaven heirateten, wurden zu Sklaven. Meine Gedanken schweiften kurz zu den Spielen. Pompejus hatten 500 Gladiatoren gekauft und die Gefängnisse Roms waren wie leergefegt alle würden sie in einem Spektakel im Circus maximus massakriert werden. Keine Elefanten die Römer die bei den Spielen vor einem Jahr erheitert zusahen wie zwei geistig zurückgebliebene Krüppel auf Leben und tot kämpften hätten fast den Veranstalter getötet, als er einen Elefanten abschlachten ließ. Der Senat verbot das Abschlachten dieser Tiere aus Humanitas.

      Gegen Abend machte ich mich zum Treffen mit dem Rest der Familie Flavianus auf. Tiro klopfte wie der ungestüme Hausherr der Einlass verlangt und Hermes, Mutters erster Major Domus ließ uns ein. In dem Haus roch es nach verbrannten Duftstoffen und Weihrauch und es herrschte eine ganz ungewöhnliche Stille. Normalerweise waren Beerdigungen, die zu den ersten Familientreffen gezählt werden, eine laute Angelegenheit.

      »Man erwartet dich im Oiklos«, informierte mich Hermes mit einer Miene als hätte ihn mein zu Spätkommen beleidigt.

      »Kümmer dich und gib Tiro was zu essen«, befahl ich und eilte die Toga richtend in den Festsaal.

      Dieses würdige Gewand ist eine Bürde für den Träger. In sommerlicher Hitze oder bei Kälte eine 6 Meter lange Stoffbahn aus Wolle tragen zu müssen ist nicht bequem. Eine Toga verleiht Würde ist dafür unpraktisch und hinderte die Beweglichkeit. Man hat genau darauf zu achten dass die Toga einen eleganten Faltenwurf hat und rempelte jemand einen auf den überfüllten Straßen an, ist alles für die Katz gewesen. Leider ist Rom kein Säulengang und man hält sich, nicht oft im Capitol auf um sich zu zeigen. Man muss auch wieder durch dunkle dreckige Gassen nach Hause gehen. In ein Restaurant oder eine Taverne. Die Lebenszeit einer fehlerlosen, sauberen und exquisit gefalteten Toga dauerte genauso lange wie man brauchte von seinem Haus auf eine belebte Straße zu treten. Ist die Toga verschmutzt, muss sie in eine Wäscherei zum walken oder Färben. In den alten Zeiten der Republik trug man unter der Toga nur einen Lendenschurz. Was später nur noch Senator Cato tat, um seine konservative republikanische Gesinnung zur Schau zu stellen. Er trug auch keine Schuhe, weil unsere Ahnen keine trugen, was ich bezweifele. Der erste Römer würde, wenn er nur etwas Verstand mitbekommen hat, nachdem er das erste Mal in Fäkalien getreten war, zumindest die Sandalen erfunden haben.

      Senator Cato nahm als Freiwilliger am Spartacuskrieg teil, weil sein Halbbruder Quintus Servilius Caepio Militärtribun im Senatsheer war. Während eines