Ann Bexhill

Mord im Tempel der Venus


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arme Philosoph immer noch in Catos Haus wohnte. Vor einem Jahr wurde Cato zum Quästor gewählt und löste gleich einen politischen Skandal aus. Er forderte die während der Proskriptionen des Sulla gezahlten Kopfgelder zurück. Er entblößte damit nicht nur die Identität der Verräter den Nachbarn, sondern erklärte die Nutznießung, aus den Verbrechen Sullas für unrechtmäßig. Cato war ein sehr schwer einzuschätzender Geist unbestechlich dem Gesetz verpflichtet, auch wenn die Gesetze längst erodiert waren und Zustände kontrollieren sollten, die längst überholt waren.

      Außer meinem Bruder Africanus benannt nach Großvater waren Mutter und unsere Verwandten anwesend. Uns Männern bleiben nicht viele Möglichkeiten Luxus mit Kleidung zu zeigen. Natürlich galt das nie für die Frauen aus unserer Gesellschaftsschicht. Die Gewänder meiner Tanten Cousinen meiner Schwägerin waren transparente Stoffe, die die weiblichen Proportionen nicht schamhaft verhüllten, sondern betonten. An ihren lackierten Fingern steckten Goldringe und sie trugen schwere goldene Ohrringe und klimpernde Armreifen und schwere Halsketten. Ihre Haare steckten in goldenen Haarnetzen. Ich begrüßte sie dem Alter entsprechend und warf mich neben Africanus auf das lange Speisesofa.

      »Ich bin doch sehr überrascht dich in Rom anzutreffen Marcus« sagte ich zu meinem Cousin. »Ich dachte man hätte deine Legion nach Paphus versetzt.«

      »Ich habe einen Pfeil abbekommen«, erklärte er stolz. »Statt meiner geht mein Bruder.«

      Marcus Flavianus machte sein Cursus Honorum beim Militär, als einer der Versorgungsoffiziere der XII Legion, die von Paphus nach Syria kommandiert wurde, um die dortigen Truppen zu verstärken. Marcus Flavianus war ein fetter Typ, dem jedes Soldatische abging. Ich hatte von dem Unfall gehört. Marcus hatte sich bei einer Bogenübung einen Pfeil in den Fuß geschossen. Niemand verstand, wie man das konnte. Nach seinen Worten juckte sein Fuß und er sah eine Larve über seinen Zeh wandern und tötete das Insekt mit einem Pfeilschuss, der sowohl Raupe und Fuß durchdrang. Er war ein Idiot und ein typischer Vertreter meiner Sippe. Ich glaubte ihm die Geschichte natürlich nicht.

      »Ich verstehe dich, was kann es in Antiochia schon geben«, tröstete ich ihn.

      Mein Bruder Africanus verzog sein langes Pferdegesicht und fing an zu schimpfen. »Du bist ein Dummkopf du musst von einem Barbaren stammen, man hat meinen richtigen Bruder im Kindsbett vertauscht. Marcus muss in Rom bleiben, um die Senatsentscheidung über Gaius Caesars Konsulat abzuwarten und nach Gallien zu kommen.«

      »Nach Gallien nur Wälder und Sümpfe. Das ist natürlich tausendmal besser wie Antiochia«, sagte ich sarkastisch. Gegen Gallien ist Antiochia ein Athen.

      »Die dortigen Möglichkeiten sind interessant«, erklärte mein Bruder.

      Mutter fiel ihm ins Wort bevor ich und er uns in die Haare gerieten. »Dort müssen Städte gebaut werden für die Veteranen der Armee. Und um zu Bauen braucht man vor allem Marmor und Backstein.«

      »Es trifft sich gut das zu unseren Besitztümern Steinbrüche gehören. Die Legionen sind immer ein guter Handelspartner von uns gewesen« sagte ich. »Aber ihr vergesst immer, das Caesar die belohnt, die zu ihm halten. Wenn Marcus klug ist, bricht er sofort zu ihm auf. Noch ehe der Senatsbeschluss kommt. Jetzt haben wir die Politik hinter uns. Lasst uns schnell zur Hauptsache kommen und Onkels Testament besprechen. Was hat er mir alles vermacht?«, fragte ich um möglichst schnell wegzukommen.

      Kaeso mein Cousin schüttelte den Kopf. Er war damals ein blonder blasser Mann, der immer alles korrekt erledigte. Er fluchte nicht einmal, weshalb ich ihm nicht über den Weg traute. »Als Familie werden schwierige Zeiten auf uns zukommen«, sagte er.

      »Ich dachte es geht um das Testament? Ich hatte gehofft er habe auf dem Sterbebett seine Meinung über mich geändert und mir Anteile an seinen Vermögen vermacht.«

      »Wie kommst du darauf«, meinte Mutter. »Du hast ihn zweimal in deinem Leben besucht, um dir Geld zu leihen.«

      »Dein Bruder war Geldverleiher! Wozu geht man wohl zu einem Wucherer, der selbst von seinem Neffen seinem Fleisch und Blut 25 Prozent Zinsen nimmt?«

      Mutter klärte mich auf: »Es geht nicht ums Testament schlag dir das aus dem Kopf, er hat dich gehasst. Wir sind hier, weil wir entscheiden müssen wie wir Africanus helfen können und was es uns kosten wird, wenn wir es tun«, sagte sie dunkel.

      »Eine Katastrophe steht vor der Tür«, meinte Africanus und stierte mich an. »Bisher sind es vier oder fünf.« Dann rief er wütend: »Es war seine Lieblingssklavin. Vespia diese Hexe. Wir wollen, dass du etwas findest, damit du den Sklavenmörder anklagen kannst.«

      »Ich soll was machen?«, fragte ich schockiert. Die Nachricht nicht bedacht worden zu sein schmerzte genauso, wie mich meine Schulden drückten.

      »Den Sklavenmörder finden seine Schuld zweifelsfrei beweisen und anklagen. Oder glaubst du ein Stadtpräfekt entehrt sich!«, rief Mutter.

      »Langsam, welche Sklavensache?«, fragte ich verwirrt.

      »Ein Wahnsinniger, oder einer der einen Aufstand der 300 Tausend Sklaven in unserer Stadt anzetteln will, bringt Sklavinnen um. Er ermordet sie auf offener Straße unter unseren Augen und schmiert Botschaften an die Wände«, sagte Africanus.

      »Und wo ist das Problem?«

      Ich war verwirrt. In Macedonia hatte sich nicht herumgesprochen, dass es neuerdings Sitte in Rom geworden war, Ermittlungen anzustellen, wenn ein Dummkopf Sachbeschädigung beging und Sklaven ermordete. Unser Recht behandelte das ganze nicht anders, als bringe ein betrunkener Raufbold eine Kuh um. Wenn er den angerichteten Schaden nicht ersetzten konnte, wurde er erdrosselt oder noch schlimmer aus Rom verbannt.

      »Dass ich das richtig verstehe, es geht nur um Sklaven. Einer bringt Sklaven um und deshalb die ganze Aufregung?«

      »Licinius Corneliis Lieblingssklavin!«, sagte Mutter.

      Africanus beugte sich etwas vor und legte seine goldgeschmückten Finger ineinander. »Wie auch immer das Ergebnis aussieht, allein die Ermittlungen werden den Untersuchungsrichter entehren. Aber Licinius Cornelii ist mein Freund! Ich bin oft in seinem Haus zu besuch er berät mich und nun vergisst er unsere Freundschaft und zwingt mich!«

      Africanus saß vollends und trank wütend einen Becher Wein. Für ihn war das Lectus das Speisesofa nicht gebaut. Er sollte immer einen kurulischen Amtsstuhl unter dem Hintern haben. Selbst wenn er seine Pausen in den Ämtern hatte, wirkte er wie ein Beamter. Sein Freund war genau so einer nahm ich an. Licinius Cornelii war bis vor zwei Jahren mit Clodia der Schwester von Publius Clodius Pulcher verheiratet. Sie verließ ihn. Man erzählte offen, weil er einer jungen Frau nicht so oft beischlafen wollte, wie es sich gehörte. Man sagte er habe eine Vorliebe für kräftig gebaute Numidier. Bis jetzt hatte er nicht wieder geheiratet. Er ließ in Rom und Pompeji Gärten und Villen mit kostbaren Skulpturen füllen. Mir bekannt war er vor allem wegen seiner üppigen Gastmähler. Noch heute sagt man in Aventin, wenn etwas ganz besonders geschmeckt hat „Corneliesches Essen“. Ich hielt Licinius, allein wegen der Freundschaft zu meinem Bruder für einen, geistlosen Verschwender und Neureichen.

      »Niemand nimmt doch ernst, wenn einer Sklavinnen umbringt außer dem Besitzer. Auch rechtlich ist es höchstens Sachbeschädigung. Seit wann, sind in Rom andere Gesetze verabschiedet worden«, fragte ich.

      Marcus schnaubte verächtlich. »Wer würde wegen läppischer Sklaven einen Aufstand begehen? Aber Licinius Cornelii ist unser Bankier und er liebte seine Sklavin. Wenn du den Mörder nicht findest und wegen Mordes anklagst, verkauft er unsere Schuldscheine und Sicherheiten an einen Feind unserer Familie. Ich stehe mit einer Million Sesterzen im Schuldbuch und Africanus mit 4 Millionen. Wir zusammen mit etwa zehn Millionen. Du musst den Mörder schnell finden und wegen Mordes anklagen.«

      »Mord? Ihr wollt, dass ich mich zum Narren mache. Ich trete vor einen der Prätoren auf das Forum, den Mörder im Schlepptau und erhebe Anklage wegen Sachbeschädigung. Seid ihr nicht mehr zu retten? Ich mache mich doch nicht zum Gespött von ganz Rom!«, rief ich.

      Africanus donnerte seine Faust auf den Tisch: »Mord! Wegen Mordes und er will eindeutige Beweise! Mein Freund Licinius Cornelii will eine Mordanklage dann wirst