Margarithe W. Mann

Ich war ein Kind der DDR


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      Margarithe W. Mann

      Ich war ein Kind der DDR

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Vorwort

       Kinderzeit

       Mädchenjahre

       Erwachsen sein

       Voll berufstätig

       Wie nun weiter?

       Impressum neobooks

      Vorwort

      In meinem Dreiteiler „Stehaufmännchen - Die Kraft zu leben“ habe ich mein Leben in Form einer sehr ausführlichen Autobiografie dargelegt. Allerdings habe ich dabei die Politik und damit verbundene Ereignisse nur am Rande, der Vollständigkeit halber, gestreift.

      Meine Enkelkinder sind bereits in einem Alter, indem sie nicht nur in der Schule mit dem Thema DDR konfrontiert werden. Fragen tauchen auf. „Oma, wie war das denn nun mit der DDR und dem Sozialismus? War das gut, oder war es schlecht? Wir sollen für den Schulunterricht über die DDR schreiben, über Frauen, das Leben und Berufstätigkeit in der DDR“. Als ich ihre Frage mit: „Es war nicht alles gut damals, aber es war auch nicht alles schlecht,“ beantwortete und mich gleichzeitig darüber wunderte und mich fragte, warum sich die Kinder zu Dingen äußern sollen, die sie selber nicht miterlebt haben, mache ich mich daran und nehme die Jahre 1953 bis 1989, nicht nur für meine Enkelkinder, noch einmal ein wenig genauer unter die Lupe. Ich werde dabei verschiedene positive, als auch negative Erlebnisse und Eindrücke aus schon sehr lange vergangenen Tagen, die mein Leben geprägt haben zur Darstellung bringen. Natürlich richte ich dabei ein besonderes Augenmerk auf politische Begebenheiten, die ich in meiner Biographie wie schon gesagt nur hier und da beiläufig erwähnt habe. Ich möchte darauf hinweisen und betonen, dass das alles, was ich hier zu Papier bringen werde, keine geschichtliche Abhandlung über einen deutschen Staat werden soll, den es heute nicht mehr gibt. Diese Ereignisse kann man in Geschichtsbüchern oder im Internet nachlesen. Ich beschränke meine Erzählung, in chronologischer Reihenfolge, auf mein ganz persönliches Leben in der DDR. Ich lege dabei ausschließlich meine eigenen, ganz persönlichen Erinnerungen, Erlebnisse und Erfahrungen zu Grunde, denn jeder Mensch, der in der DDR geboren und aufgewachsen ist, kann dazu seine eigene Geschichte vorbringen. Jeder einzelne Mensch, der die DDR seine Heimat nannte, hat diese individuell erlebt und betrachtet dieses Thema demnach auch aus seiner persönlichen Perspektive und mit den damit verbundenen Gedanken. In Folge dessen fallen die Beurteilungen über diesen einst existierenden deutschen Staat sehr unterschiedlich aus. Ich werde ganz objektiv meine Meinung zu allen Erinnerungen, Erfahrungen und Begegnungen äußern, mit denen ich im Laufe meines Lebens in der DDR konfrontiert wurde, wie ich persönlich diesen Teil Deutschlands erlebt habe und wie ich damit umgegangen bin. Verschiedene spezifische Kriterien, die das Leben in der DDR geprägt haben werde ich der heutigen Zeit gegenüber stellen. Dazu habe ich folgenden Grundgedanken, den ich meiner Darstellung vorausschicken möchte, bevor ich mich den Einzelheiten zuwende:

      Genauso wenig wie ich die ehemalige DDR pauschal als Unrechtsstaat bezeichne, wie es vielfach in den Medien interpretiert wird, genauso wenig nenne ich die heutige Bundesrepublik Deutschland immer und in jeder Situation einen Rechtsstaat, wobei für mich diese Bezeichnung mehr denn je in Frage gestellt wird. Unsere jungen Leute, die nach der Wende geboren sind müssen, bzw. können sich nur darauf verlassen, was wir, die ältere Generation, ihnen über die DDR berichten. Ich finde, man sollte den jungen Leuten nicht nur die vergiftete Hälfte des Apfels präsentieren, sondern ihnen ebenfalls die gesunde, dazugehörige Hälfte reichen.

      Kinderzeit

      Meine Wenigkeit wurde am 3. April 1953 in Saalfeld geboren. Meine Mutter berichtete mir später, dass dieses Ereignis genau an einem Karfreitag mit herrlichem Frühlingswetter gewesen sein soll. Ich kam nicht im Krankenhaus zur Welt, sondern in einer kleinen Privatklinik meiner Heimatstadt Saalfeld in Thüringen. Diese kleine Klinik befand sich in der Oberen Straße, etwa da, wo ein paar Jahre später unser Zahnarzt Dr. Baumgärtl seine Praxis inne hatte. Ebenfalls zu DDR – Zeiten praktizierte dort unter anderem der Allgemeinmediziner Dr. Alexej, und auch gegenwärtig betreuen Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen an dieser Stelle ihre Patienten. Man kann dieses Gebäude auf Grund seiner Umstrukturierung, nach dem Bau des städtischen Krankenhauses, als Ärztehaus bezeichnen.

      Der erste Spatenstich für das Krankenhaus in Saalfeld erfolgte am 19. November 1953. In späteren Jahren, am 16. März 1961 bekam es den Namen: „Agricola – Krankenhaus“. Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass sich seit der Wende die genannte Einrichtung „Thüringenklinik“ nennt. Im Jahr 2013 begann man dort mit dem Anbau eines neuen Traktes für Neurologie und Psychatrie als Ergänzung des Klinikums, der am 5. Juni 2015 eröffnet wurde.

      1962 wurde für das damalige Personal des Krankenhauses ein Schwesternwohnheim in unmittelbarer Nähe erbaut. Es existiert gegenwärtig noch immer und gehört meines Wissens in einer Form zum Komplex der Altenpflegeeinrichtung der AWO am Rainweg.

      Die Frau des damaligen Chefarztes Dr. Kraus, eben dieser vorhin genannten früheren kleinen Privatklinik in der Oberen Straße, hat zu besagter Zeit für die Wöchnerinnen gekocht und gebacken. Meine Mutter spricht noch heute davon, wie schön diese individuelle Betreuung gewesen ist. Wenn man bedenkt, dass der 2. Weltkrieg erst am 2. September 1945 zu Ende gewesen ist, waren bis zum Jahr meiner Geburt, also 1953, gerade einmal 8 Jahre vergangen. So kann man die Zeit in der ich zur Welt kam durchaus noch als Nachkriegsjahre bezeichnen. Also eine Zeit, in der die Versorgung der Bevölkerung nicht gerade üppig war. Die DDR wurde wie man weiß am 7. Oktober 1949 gegründet, nachdem zuvor im September 1949 der westdeutsche Separatstaat errichtet wurde. Die Verfassung der DDR trat in Kraft und Wilhelm Pieck wurde am 11. Oktober 1949 zum Präsidenten der DDR gewählt und blieb in diesem Amt bis zu seinem Tod am 7. September 1960.

      Meine Großeltern und auch meine Eltern erzählten mir später von diesen schweren Jahren nach dem Krieg und vom Wiederaufbau des Landes. Es fielen die Worte, wie Ruinen, Trümmerfrauen und der Satz: Viel Arbeit hatten sie und wenig Brot. Männer und Söhne kamen ausgemergelt und krank aus Krieg und Gefangenschaft zurück, … wenn sie überhaupt zurückkehrten. Junge Mädchen und Frauen, die durch die Zeit des Krieges viel entbehren mussten, wurden nun als junge Mütter gut versorgt. Der Aufenthalt in dieser kleinen Klinik war im Gegensatz zu Heute relativ lang, den Müttern wurde viel Ruhe verordnet. Heute verfolgt man nicht nur dahingehend andere Richtlinien.

      Gewohnt haben wir nach meiner Geburt zusammen mit den Großeltern mütterlicherseits in der Leninstraße, die nach der Wende wieder ihren alten, ursprünglichen Namen Knochstraße erhielt. Dieses Haus in der Leninstraße steht übrigens noch heute, es befindet sich vom Oberen Tor kommend, in etwa auf halber Länge dieser Straße auf der linken Seite. Das alte Haus hat noch heute den original gemauerten Balkon in Richtung Straßenseite.

      Mein Opa, der wie meine Oma aus Johannesthal ( Polen )stammte, war zu dieser Zeit Kreistuberkulosearzt und arbeitete in der Tuberkuloseberatungsstelle am Promenadenweg, genau da, wo heute das Polizeikreisamt ist. Allerdings hat man es vorgezogen, dieses Polizeikreisamt dem schönen alten Gebäude, eben dieser Tuberkuloseberatungsstelle, vor die „Nase zu setzen“, warum auch immer. Wahrscheinlich spielen ungeklärte