Margarithe W. Mann

Ich war ein Kind der DDR


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man einkaufte.

      Meinen ersten Kuchen habe ich gebacken da war ich neun Jahre alt. Leider hatte ich dabei das Backpulver vergessen und damit eher einen Stein, als einen Kuchen produziert. Der Onkel Josef aß ihn trotzdem, in dem er ihn in seinem Tipfel, so nannte man kleinere Töpfe mit einer Ausgusstülle, „eingebrockt“ hatte. Wenn er auch ansonsten sehr speziell war, aber da zeigte er sich kulant.

      Zu meinen Standardarbeiten gehörte regelmäßig das Wischen und Einbohnern des Treppenhauses, ich machte es nicht gerne, besser gesagt, ich hasste es. Heute gehört es zu den Dingen, an die ich mich gern erinnere, … und zwar besonders an den Geruch einer frisch gebohnerten Treppe, auch wenn es „spießig“ klingen mag, wie Udo Jürgens es in einem Schlager beschreibt. Holz und Kohlen aus dem Keller holen löste stöhnen und meckern unsererseits aus. Und Heute?. Heute verkörpert der Gedanke an einen warmen Kachelofen im Winter, an den man sich so schön mit dem Rücken dagegen lehnen konnte, so wie das knisternde Feuer im Badeofen, wenn wir aus dem Garten zurück kamen Sehnsucht nach einer gewissen unwiederbringlichen Gemütlichkeit. Alle diese Dinge sind für mich heute Erinnerungen an ein gemütliches Zuhause.

      Neben den Aufgaben zu Hause warteten natürlich auch schulische Verpflichtungen, mit denen nicht nur das Erledigen der Hausaufgaben gemeint war. Oft hatten wir am Nachmittag Sportunterricht oder Gruppennachmittage, an denen wir beispielsweise den Auftrag bekamen eine Wandzeitung in der Schule zu gestalten, oder eben wie bereits erwähnt Altstoffe zu sammeln, oder auch mal ins Kino zu gehen. Spezielle Bücher mussten von uns in der Freizeit gelesen werden. Wir konnten uns nicht davor drücken, weil wir eine schriftliche Inhaltsangabe abliefern mussten, oder die Handlung des Buches war das Thema für den nächsten Aufsatz. Manche Lehrer waren dabei (in unseren Augen) so hinterhältig und fragten stichprobenartig nach Kleinigkeiten der Handlung, die nur jemand wissen konnte, der das Buch auch wirklich richtig gelesen hatte ohne ein paar Seiten auszulassen. Gelesen wurde zum Beispiel: „Timur und sein Trupp“, „Wie der Stahl gehärtet wurde“, „Robinson Crusoe“, „Die Gewehre der Frau Carrar“, um nur einige zu nennen.

      Während dieser Zeit meldete ich mich auch beim Pferdesport an und trat in den DTSB ein. (Deutscher Turn und Sportbund, ihn gab es auch für andere Sportarten). Das bereitete mir sehr viel Freude. Ich lernte dabei nicht nur reiten, sondern auch sehr viel rund um das Pferd.

      Man kann also sagen, dass wir Kinder und Schulkinder immer intensiv beschäftigt waren und das meist auch unter Aufsicht. Man hatte quasi kaum Gelegenheit, um irgendwo groben Unfug zu treiben. Sicher gab es auch in der DDR Spitzbuben, die nur Blödsinn im Kopf hatten und jede Gelegenheit nutzten, um Unfrieden zu stiften. Im Großen und Ganzen aber waren die meisten von uns durch eine präzise Beschäftigung, bzw. Aufgabenstellung, die ihnen angetragen, und dessen Erfüllung erwartet wurde, beaufsichtigt und unterlagen damit einer gewissen Kontrolle. Man überließ nicht alles seinem Selbstlauf, so wie es heute vielfach der Fall ist.

      Ein ganz großer „Renner“ während meiner Schulzeit war das so genannte Poesiealbum, für uns Mädchen war dieses Büchlein meist in den unteren Klassen aktuell. Manche Poesiealben konnte man auch mit einem kleinen Schlüsselchen abschließen um den Inhalt vor den „neugierigen“ Blicken der Eltern und Geschwister zu schützen damit die „geheimnisvollen“ Einträge unentdeckt blieben. Nach der Jugendweihe fühlte man sich dafür schon viel zu erwachsen und es verschwand in einer Schublade. Meine Generation wird sich bestimmt daran erinnern. Jedem, den man für „wert“ erachtete, bat man, sich in Form eines kleinen Verses zu verewigen. Erinnert ihr euch? : Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken, aber nur die eine nicht, die da heißt Vergissmeinnicht. Wenn man das Büchlein einem Jungen gab, wurde er meistens rot und tat, als ob das für ihn irgendwie lästig wäre und er darüber „erhaben“ sei. Ganz im Geheimen aber erfüllte ihn die Bitte von einem Mädchen mit Stolz, wenn er dazu auserkoren wurde, sich mit einem Vers „unsterblich“ machen zu dürfen, … aber welcher „Kerl“ hätte das schon zugegeben? Auch den Lehrern gab man dieses „Posie“, wie man es auch nannte. Meine Klassenlehrerin schrieb damals: Ich kenne keine anderen Vorzüge des Menschen als die, die ihn zu den besseren Menschen zu zählen machen.

      Alles Um und Auf, was mit dem Onkel Josef zusammenhing verschärfte sich. Bevor ich mich um die Einkäufe kümmern musste, war das die Aufgabe vom Onkel Josef, schon zu Lebzeiten von Opa und Oma. Meine Oma hatte manchmal gemeckert, weil er das ganze Geld welches ihm mitgegeben wurde ausgab, oder er kaufte viel zu viel ein, entweder was überhaupt nicht gebraucht wurde oder von uns verbraucht werden konnte. Mein Opa nahm die übrigen Dinge mit und teilte sie unter seinen Patienten auf. Das war sicher möglich, weil mein Opa wohl recht gut verdient hatte. Aber nun ging das nicht mehr, meine Mutter musste dem Josef das Geld abgezählt mitgeben, bis man ihn eben gar nicht mehr zum Einkaufen schicken konnte und ich das Ganze übernehmen musste. Ich hörte so manches mal meine Mutter sagen:„Du, Josef, das geht so nicht, das können wir uns nicht leisten, du musst schon nur das bringen, was ich dir sage“.

      Auch mit uns Kindern wurde es schwierig mit dem Onkel Josef. Einmal hatte er mich direkt angegriffen, warum weiß ich nicht mehr. Jedenfalls holte der Holger darauf hin sein Wassergewehr und schoss damit vom Bauernschrank in der Diele auf den Josef herab. Das machte ihn natürlich noch wütender, er packte und hielt mich fest, … es gelang mir zu entkommen, ich konnte ihm einen Scheuerlappen über den Kopf schmeißen. Schnell flüchteten wir aus der Wohnung in den Hof. Am nächsten Tag war dafür Rache unsererseits angesagt. Als er von seinem Dachbodenzimmer herunterkam, hielten wir die Dielentür zu, wir wollten ihn nicht herein lassen. Bei der ganzen Aktion ging die Glasscheibe in der Tür zu Bruch. Wir riefen unsere Mutter auf Arbeit im Krankenhaus an und nervten sie damit. - Ein paar Jahre später wusste man es besser, der Josef war nicht mehr ganz zurechnungsfähig und es wurde klar, dass man besser daran getan hätte, ihm nachzugeben oder nicht auf seine Sticheleien zu reagieren, wenn er Streit anfing. Stattdessen fanden wir Kinder es eben besser, nichts auf uns sitzen zu lassen und uns lieber zu rächen. Wie gesagt wären solche Eskapaden nicht entstanden, wenn wir einen Bogen um ihn gemacht hätten, aber wie gesagt, haben wir es als Kinder eben nicht besser gewusst und immer darüber nachgedacht, wie man sich rächen könnte. Kurze Zeit später wurde auch der Onkel Josef krank und verließ uns im Januar 1967, er starb an Kehlkopfkrebs.

      Für mich begann nach einer schönen Kindheit bald ein neuer Lebensabschnitt, die Zeit der Mädchenjahre.

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