Manuel Blötz

Monster


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sind von Natur aus neugierig, also war er es auch.

      »Na ja, wie du an unserer Anwesenheit unschwer erkennen kannst, hat uns dein kleines Päckchen erreicht.« Der durchtrainierte Typ lehnte sich nach vorne und sah Lemalian direkt an.

      »Das hatte ich gehofft, Jonathan.« Lemalian setzte sich ebenfalls auf und entgegnete dem Blick. »Und dass ihr zu dritt gekommen seid, zeigt mir, dass es euer Interesse geweckt hat.«

      »Das hat es allerdings.« Der Dicke griff in seine linke Hosentasche und holte ein kleines Röhrchen heraus. »Und natürlich wüssten wir gerne, wie du das geschafft hast.«

      Lemalian lehnte sich wieder in seinem Stuhl zurück. Er setzte ein triumphierendes Lächeln auf und schaute in die Runde. Sein Blick blieb an Aaron Minster hängen, der jetzt ebenfalls das Wort ergriff.

      »Wir hatten es anfangs für einen Scherz gehalten, denn immerhin haben wir fünf Jahre lang versucht, so etwas, wie das hier herzustellen. Und dann bekommen wir einen Anruf von dir aus einer Lehmhütte am Arsch der Welt und du erzählst uns, dass du das Rätsel gelöst hättest. Natürlich haben wir das erst für einen Witz gehalten, aber als wir das Mittel ausprobierten, hat es uns die Sprache verschlagen. Wie hast du hier draußen geschafft, an einem Ort, an dem es nicht mal Internet gibt, das zu erreichen, woran wir seit Jahren verzweifeln?«

      »Wenn du wüsstest, Aaron, wie simpel es letzten Endes war, das fehlende Puzzleteil zu entwickeln. Dann würdest du dich nicht mal darüber wundern, selbst wenn wir jetzt vor einem Zelt sitzen würden. Man braucht nicht immer saubere Erlenmeyerkolben oder hocheffiziente Computersysteme, um voranzukommen. Manchmal reicht es aus, wenn man der Natur geduldig zusieht und lernt.«

      »Du hast damals alle Angebote ausgeschlagen, um weiter bei uns zu arbeiten. Du hast sogar lieber als Kofferschlepper am Flughafen gearbeitet. Dann bist du ausgewandert, weil du frei von der Gesellschaft leben wolltest und jetzt nach über zwölf Jahren meldest du dich plötzlich und willst uns für eine horrende Summe etwas verkaufen, was uns eigentlich eh schon zusteht.« Donald Russ, der Dicke, richtete sich unter großem Protest seines Stuhles auf und blickte Lemalian wütend an.

      »Du bist doch bloß sauer, weil es nicht dir eingefallen ist und selbst jetzt, wo du eine Probe davon in der Tasche hast, kannst du es nicht entschlüsseln. Außerdem gehört euch gar nichts an meiner Forschung.« Lemalian guckte jetzt wieder in die Runde. »Aber es könnte euch gehören und in Anbetracht der grenzenlosen Gewinne, die euch dieses Mittel auf dem Weltmarkt einbringt, finde ich die von mir geforderte Summe nicht als zu hoch.«

      »Woher kommt dieser Sinneswandel? Hast du vor dir hier einen Palast zu bauen?« Jonathan meldete sich wieder zu Wort. »Scheiße Mann, von der Kohle kannst du das ganze verdammte Land kaufen.«

      Nico staunte nicht schlecht darüber, wie sich das Gespräch entwickelt hatte. Er hatte seinem Vater oft dabei zugesehen, wie er verschiedene bunte Flüssigkeiten miteinander mischte und damit experimentierte, aber er konnte nie etwas damit anfangen. Jetzt ergab das alles jedoch einen Sinn.

      Während er auf dem Bauch lag und mit seinem Kopf leicht über der Brüstung hing, um zu lauschen, bemerkte er, dass es einen leichten Lichtschein auf dem Dach gab. Jedoch leuchtete es nicht von unten, wo die Männer saßen, sondern es schien von hinten zu kommen. Er drehte sich um, und sein Herz fing an zu rasen. Er konnte in einiger Entfernung zwei Lichter sehen, die auf sein Haus zusteuerten. Das Fahrzeug schien hin und wieder zu wippen, denn die Scheinwerfer tauchten mal ab und dann wieder auf. Der Fahrer musste es sehr eilig haben, denn trotz der wackeligen Fahrweise, drosselte er nicht das Tempo.

      Er wollte seinen Vater warnen, aber das hätte bedeutet, dass er ihn entdecken würde.

      »Also gut, Lemalian,« Jonathan sprach jetzt sehr nüchtern und sachlich, »kommen wir zum Wesentlichen. Ich möchte nicht mehr Zeit hier verschwenden als nötig. Du gibst uns dein Rezept und wir geben dir die versprochene Summe.«

      »Du willst mir doch wohl nicht erzählen, dass du die sechzig Millionen Euro in bar mitgebracht hast, oder?« Lemalians Hände fingen an zu zittern.

      »Wir haben natürlich nicht alles mitgebracht.« Donald Russ griff nach dem Koffer, der neben ihm stand und legte ihn auf den Tisch. Als er den Deckel hochklappte, gab er den Blick auf einen gut gestapelten Haufen 500 Euro Scheine preis. »Das sind zehn Millionen. Die anderen fünfzig werden jeden Moment hier sein.«

      Lemalian stockte kurz der Atem und er brauchte einen Moment lang, um wieder zur Besinnung zu kommen.

      »Die anderen fünfzig?«, fragte er etwas ungläubig.

      »Wir konnten doch nicht riskieren mit so viel Geld in einem Auto durch dieses korrupte Hinterwäldlerland zu fahren. Deshalb haben wir es aufgeteilt.«Donald klappte den Deckel des Koffers wieder zu und hielt ihn Lemalian hin. »Ich halte es immer noch für viel zu viel, aber der Boss sieht das wohl anders.«

      Lemalian griff nach dem Koffer und sah ihn an. Er konnte es nicht fassen. Er hatte es tatsächlich geschafft. Er stand auf und ging auf die Gartentür zu und verschwand anschließend im Haus.

      Sein Weg führte ihn durch das Wohnzimmer, in dem Antonia am Tisch saß und ein Buch las. Sie blickte ihn an und bemerkte, dass er wie ausgewechselt war. Scheinbar paralysiert schritt er in Richtung der Küche und stellte den Koffer sehr behutsam, auf den Tisch. Fast so als wäre eine Bombe darin, die bei der kleinsten Erschütterung explodieren könnte. Er atmete tief durch, doch es drehte sich alles.

      Er hatte den Preis vorher am Telefon verhandelt und wusste, dass er das Geld auch bekommen würde. Aber jetzt wo er einen Teil davon in seinen Händen hielt, konnte er es nicht glauben.

      Er musste sich am Tresen festhalten, um nicht umzukippen. Ein paar Sekunden lang stand er reglos da. Plötzlich griff etwas nach ihm und er zuckte zusammen.

      »Lemalian Schatz, ist alles ok mit dir?« Antonia hatte sich hinter ihn gestellt und berührte seinen Arm. Er hatte es gar nicht mitbekommen, dass sie ihm gefolgt war.

      Er drehte sich um und lächelte sie an. »Ab heute wird alles anders. Ich verspreche es dir. Es wird dir wieder besser gehen und du wirst leben wie eine Königin.«

      »Was soll das bedeuten?« Sie sah in besorgt an.

      »Ich…« Lemalian stockte, als er vor dem Haus ein Auto bemerkte, das abrupt anhielt und aus dem ein Mann heraussprang. »Das muss der Rest des Geldes sein.«, dachte er. Doch zu seiner Verwunderung hielt der Fremde keinen Koffer in seiner Hand, sondern eine Pistole, die im Licht, aus dem Küchenfenster silber glänzte.

      Jetzt begriff er, dass er in eine Falle getappt war.

      »Schnell, hol´ Nico und versteckt euch!«, schrie er. Der Mann kam entschlossen auf die Tür zu.

      »Lemalian, was hast du getan?« Antonia bekam Panik.

      »Tu´, was ich dir sage. Versteckt euch.«

      Er schubste sie in die Richtung, in der das Kinderzimmer von Nico war und wandte sich dem Wohnzimmer zu. Er war gerade zwei Schritte weit gekommen, als die Haustür gewaltsam aus den Angeln getreten wurde und die kleine Scheibe, durch die man sehen konnte, wer sich draußen befand, in tausend kleine Teile zersprang und sich auf dem Küchenfußboden verteilte.

      Lemalian drehte sich nicht um, sondern blieb einfach stehen. Er spürte, wie der Fremde ihn von hinten anstarrte und er wartete darauf, dass es einen Schuss gab. Die Scherben auf dem Boden gaben ein knirschendes Geräusch von sich, als der Mann mit seinen schweren Millitärstiefeln darüber hinwegging. Noch immer stand Lemalian wie angewurzelt im Zimmer und sein Gehirn arbeitete fieberhaft an einer Idee, was er tun sollte. Die Gartentür war vielleicht nur 2 Meter von ihm entfernt, das könnte er schaffen. Aber was dann? Da draußen saßen vier Männer, die vermutlich nur darauf warteten ihn abzufangen. Er musste es einfach geschehen lassen, was es auch war, und hoffen.

      Noch während er diesen Gedanken zu Ende dachte, wurde sein Hals gewaltsam von hinten gepackt.

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