dem Bach ist. Wahnsinn, das müssen wir sehen!«, stieß Eric aus.
»Aber wehe, ihr macht Unsinn und bringt die Hängebrücke zum Schaukeln oder so was!«, ermahnte sie ihre Mutter schon im Vorhinein.
»Wir doch nicht«, gab Eric zurück, und Jan zuckte nur mit den Schultern.
Als sie die Engstelle am Bach passiert hatten, wurde die Schlucht wirklich breiter. Ein ausgebauter Weg führte an der Felswand vorbei. Der Abstand zum Boden der Klamm wurde immer größer. Bald gab es sogar Geländer,
damit man nicht mehr so leicht abstürzen konnte. Nach etwa einer Stunde Fußmarsch erreichten sie die Hängebrücke, doch der Ausblick war viel besser als auf dem Foto, denn darauf war der riesige Wasserfall gar nicht zu
sehen gewesen.
Lautlos standen Jan und Eric auf der Brücke.
»Dass es euch beiden mal die Sprache verschlägt, hätte ich nicht gedacht«, sagte Jenny und setzte sich auf eine Bank, die auf der anderen Seite der Hängebrücke stand.
»Siehst du das?«, fragte Eric seinen Bruder Jan leise in einem Flüsterton.
»Nein, was denn?«, antwortete Jan mit einer Gegenfrage in seiner normalen Lautstärke.
»Psst, nicht so laut«, zischte Eric.
»Also, was siehst du denn da?«, fragte Jan nun etwas leiser.
»Da ganz unten in der Schlucht rechts vom Wasserfall ist eine Höhle.«
»Wo?«, fragte Jan.
Eric deutete unauffällig in die Richtung, und dann sah Jan, was sein Bruder meinte. Rechts neben dem Wasserfall war einige Meter unter ihnen ein Höhleneingang zu erahnen.
»Da müssen wir unbedingt runter«, nuschelte Jan.
»Ich habe ein Kletterseil dabei, doch vergiss es! Mum würde und das nie erlauben. Wir müssen noch einmal hierherkommen, aber alleine, und dann steigen wir hinab. Vielleicht finden wir ja einen Schatz oder so was?«, sagte Eric.
»Ja, das ist eine gute Idee, dann lass uns heute Mittag oder am Abend nochmal hierher gehen! Wir sind ja schon lange alt genug, um alleine was zu unternehmen.«
Eric pflichtete seinem Bruder durch ein Nicken bei, dass er damit absolut recht hatte.
»Wollen wir weitergehen?«, fragte Jenny.
»Nein, Mum, wir wollen jetzt lieber runter und uns den Campingplatz anschauen«, antwortete Jan.
»Ja, ich habe auch keine Lust mehr zu wandern und will mir den Badesee anschauen. Vielleicht gibt es da ein paar Jungs in unserem Alter«, fügte Eric hinzu.
»Gut, dann lasst uns umdrehen!«, sagte Jenny und stand auf. »Ach, und seht ihr, ihr habt nichts von eurem schweren Gepäck gebraucht und habt es ganz umsonst hier hochgeschleppt.«
Am Wohnwagen angekommen saß Daniel unter der Markise und nippte an seinem Kaffee.
»Du wolltest doch schlafen, Papa?«, rief ihm Eric von Weitem entgegen.
»Ja, wollte ich auch, nur mir ist das irgendwie zu laut, und ich bin noch zu aufgekratzt von der Fahrt. Heute Abend, da werde ich früh schlafen gehen«, antwortete ihr Vater Daniel lächelnd, als die beiden Jungs vor ihm zum
Stehen kamen. »Wie war eure Tour?«
»Richtig super. Wir wollen auch gleich wieder los.«
»Gut, aber bis zum Essen seid ihr bitte wieder da!«, sagte ihre Mutter streng.
»Wann soll das sein?«
»Um vier.«
Die Jungs liefen los. Vor lauter Aufregung liefen sie viel schneller als bei der Wandertour mit ihrer Mutter. So kamen sie schon nach der Hälfte der Zeit bei der Hängebrücke an.
»Wo seilen wir uns am besten ab?«, fragte Jan.
»Am besten wir gehen den Weg weiter. Siehst du da hinten die Bank, da können wir das Seil befestigen und kommen genau bei der Höhle unten an«, antwortete Eric.
»Das ist so cool. Ich bin echt gespannt, was wir da unten
finden!«
Nach weiteren zwanzig Minuten Fußmarsch hatten die beiden das Ziel erreicht. Jan, der bessere Knoten machen konnte als Eric, befestigte das Kletterseil an der einbetonierten Bank.
Der Weg hinab war mühselig, doch beide Jungen schafften es, unversehrt unten anzukommen.
»Davon muss ich unbedingt Jana erzählen, wenn wir wieder am Wohnwagen sind«, berichtete Jan aufgeregt.
»Wer ist Jana?«, hakte Eric nach.
»Ein Mädchen, sie ist eine Klasse über uns. Eine echte Schönheit. Sie hat mir vor dem Urlaub ihre E-Mail-Adresse gegeben«, erzählte Jan stolz.
»Wer sollte schon auf dich stehen?«, hänselte ihn Eric.
»Halt die Klappe, Zwillingsbruder. Du siehst genau so doof aus wie ich. Lass uns lieber in die Höhle gehen!«
»Okay, aber du gehst voraus.«
Jan kramte seine Taschenlampe aus dem Rucksack und ging voraus. Nach nur zehn Schritten standen sie vor einer Engstelle.
Jan zwängte sich vorsichtig in den Spalt und leuchtete die Höhle ab.
»Und? Was siehst du?«, fragte Eric aufgeregt.
Plötzlich schrie Jan schmerzerfüllt auf, und Eric stolperte zurück. Doch noch bevor er etwas sagen konnte, fing Jan an zu lachen. »Verarscht!«, sagte Jan triumphierend.
»Mach das nie wieder! Mir wäre das Herz fast stehen geblieben. Mit so einen Bruder ist man echt gestraft«, schimpfte Eric.
»Hinter dem schmalen Durchlass ist eine kleine Kammer.
Dort ist wieder mehr Platz, doch wir müssen unsere Rucksäcke vorausschmeißen und hinterherkriechen.«
Gesagt, getan. Jan passierte mit Leichtigkeit das Loch. Eric hingegen brauchte etwas länger, was Jan nur recht war, so konnte er als Erster die Kammer durchsuchen. Auf dem Boden waren außer Dreck und ein paar alten Tierknochen, vermutlich von Mäusen oder Ratten, dachte
Jan, nichts zu sehen. An den Wänden hingegen befanden sich Zeichnungen.
Endlich hatte es Eric zu seinem Bruder geschafft. Jan leuchtete auf die bemalte Wand. »Was hältst du davon?«
»Ich weiß nicht?«, antwortete Eric und trat näher an die Wand heran, bevor er weitersprach: »Es sieht so aus, als wäre es eine Geschichte oder ein Rätsel.«
»Und was soll es bedeuten?«, fragte Jan.
»Hier, das ist auf jeden Fall ein Vogel«, begann Eric und deutete auf das erste Bild, »und auf der letzten Zeichnung, na ja, ich würde sagen, es ist ein Schatz. In der Mitte, das könnte Feuer sein. Was meinst du dazu,
Jan?«
»Also, wenn ich das zusammenfasse, Bruderherz: Man nehme einen Vogel, verbrenne ihn und bekommt dann einen Schatz«, sagte Jan.
»Du bist doof.«
Beide Jungen mussten lachen, bevor sie durch ein unheimliches Rascheln unterbrochen wurden.
»Psst. Sei leise!«, forderte Jan seinen Bruder auf. »Lass uns lieber nachschauen, wohin der Gang dort führt!«
Eric nickte und folgte seinem Bruder. Beide gingen durch einen Gang, in dem sie gerade so aufrecht stehen konnten, allerdings war er zu schmal, um die Arme auszustrecken.
An der ersten Kreuzung bogen sie links ab und markierten den Weg mit einem kleinen Kreuz, was Eric mit seinem Taschenmesser in den Stein ritzte. Der Stein war porös, und das Zeichnen darauf war einfach. An der darauffolgenden Kreuzung bogen sie rechts ab. Auch dieses Mal markierte Eric den Weg.
Die Jungs folgten eine gefühlte Ewigkeit dem Tunnel, bis sie in eine kleine, runde