Niels Rudolph

Die Weberin der Magie


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hereinbrach, waren sie schon ein ganzes Stück vom Lager der Monster entfernt.

      Trotz Wulfs wiederholter Beschwichtigungen hatte Harika ein schlechtes Gewissen, weil sie die Hexe allein bei den Ungeheuern gelassen hatten. Langsam färbten ihre Zweifel auf Wulfhelm ab und er begann sich wie ein gemeiner Verräter zu fühlen, nicht besser als die feigen Goblins, denen sie just entkommen waren. Schweigend schlugen sie ihr Lager auf und zehrten von den fast aufgebrauchten Vorräten. Harika wollte die erste Wache übernehmen, also legte sich Wulf in der Nähe des Feuers zur Ruhe und fiel in einen unruhigen Schlaf. Als die Kriegerin ihn wieder weckte, um sie bei der Wache abzulösen, fühlte er sich schlapp und seine Augen brannten. Während Harika sich in ihre Decke einrollte, bezog Wulf seinen Posten. Der Schlaf steckte ihm noch in allen Knochen und er fror so stark, das sein Gebiss laute Geräusche von sich gab.

      »Gibt´s hier Klapperschlangen?«, fragte Harika alarmiert, »Ich hasse Schlangen!«

      »K-K-keine S-S-Sorge. I-Ich b-b-bin´s n-nur«, brachte Wulf mühsam hervor.

      Er hielt es für angebracht, seine Decke zu holen und ließ sich am heruntergebrannten Lagerfeuer nieder.

      Nachdem er ein paar Äste auf die Glut gelegt hatte, sah er sich zu Harika um. Sie schlief schon tief und fest. Verdammt, er hatte gehofft, sich noch ein wenig mit ihr unterhalten zu können. Nun stand ihm eine einsame und lange Nacht bevor. Gelangweilt stocherte er mit einem Stock im Feuer und spähte in den finsteren Wald. Die Welt schien außerhalb des Scheins der Feuersstelle zu Ende zu sein. Die undurchdringliche Schwärze hob nicht gerade Wulfs Stimmung. Dazu kam das sichere Gefühl, dass sie beobachtet wurden.

      Wulfhelm besaß einen guten Instinkt für solche Dinge, auch wenn Martor (der Rationelle) immer behauptet hatte, dass es sich dabei um einen gesunden Verfolgungswahn handelte, eine der Grundvoraussetzungen für den Magierberuf. Aber Wulf war fest davon überzeugt, dass eine Paranoia nicht auf Äste treten konnte. Er drehte sich langsam zur Quelle des Geräusches um und sah gerade noch einen Schatten hinter einem Baum verschwinden, also stocherte er wieder im Feuer und tat, als hätte er nichts bemerkt. Wieder spürte Wulfhelm, wie jemand in seinem Rücken herumschlich.

      »Kommt heraus, ich habe Euch schon lange bemerkt«, sagte Wulf zum Lagerfeuer. Leise vor sich hin fluchend trat ein kleiner, junger Mann in dunkelbrauner Lederkleidung und einem Umhang aus grobem Stoff aus dem Dunkel. Sein Gesicht war schmutzverkrustet und die Kleidung wies mehrere Löcher auf. Von irgendwo oberhalb dieser etwas ungepflegten Erscheinung, die man in der Dunkelheit vielleicht mit einem Baumstumpf hätte verwechseln können, sahen Wulfhelm zwei leuchtend blaue Augen an, die sich vom Rest wie zwei Sterne am Nachthimmel hervorhoben.

      »Bei meiner Treu! Es ist aber auch verdammt schwierig, sich auf diesem Boden anzuschleichen«, sagte der Mann und schien irgendwie deprimiert zu sein. Er ließ sich neben Wulfhelm nieder und starrte nachdenklich ins Lagerfeuer.

      »Wer seid Ihr und was hattet Ihr überhaupt vor?«

      »Nun, ich sah das Lagerfeuer und dachte, ich könnte hier einen Happen zu Essen stehlen, aber das war ja wohl nichts. Ich bin wohl doch ziemlich eingerostet«, entgegnete er niedergeschlagen.

      »Ihr seid ein Dieb?« Wulfhelm sprang entsetzt auf, als hätte er diese Möglichkeit noch gar nicht in Betracht gezogen.

      »Hauptberuflich. Darf ich mich vorstellen, Darius. Aber meine Freunde nennen mich Finger. Keine Sorge, ich tue Euch nichts.« Er stand auf und machte eine umständliche Verbeugung.

      Vielleicht fragen sie sich jetzt, ob hier auch jemand einen Nachnamen hat. Das ist ganz einfach erklärt. Nachnamen konnten sich nur reiche Leute leisten, bei denen machte es auch einen Sinn, denn Geldsendungen und ähnlich wichtige und wertvolle Dinge kamen sicherer an, wenn man die Auswahl auf wenige Faldors oder Telbas beschränkte. Bei den meisten Leuten waren Nachnamen nicht so wichtig. Es gab sowieso kein Telefonbuch, in die man sie hätte hineinschreiben können. Stattdessen wurden viele Leute nach ihrem Beruf benannt, etwa Arnulf der Schmied, Wutbrecht der Drachentöter usw.

      »Ich heiße Wulfhelm und meine Freundin dort ist Harika. Kommt bloß nicht auf dumme Ideen, sie ist eine mächtige Kriegerin. Wenn Ihr mich umbringt, seid Ihr im selben Augenblick tot.«

      »Euch umbringen? Hey, ich bin ein Dieb und kein Mörder. Ich habe auch meine Ehre.« sagte Darius eingeschnappt.

      »Ihr wollt mich auf die Rolle nehmen, nicht wahr? Andere Leute zu beklauen kann doch nicht ehrenhaft sein.«

      »Das vielleicht nicht gerade. Aber wir machen schon Unterschiede, wen wir bestehlen. Ich komme nämlich aus Kaisersruh, der Hauptstadt dieses Landes, in der viele reiche Leute leben.

      Auf der anderen Seite gibt es auch sehr viele arme Leute, denen wir das Wenige, das sie besitzen nicht auch noch wegnehmen. Wir Diebe sind in einer Gilde organisiert, die uns allen ein Revier zuweist und sogar die Ärmsten der Armen unterstützt.

      »Das ist ja sehr interessant«, staunte Wulfhelm, »Aber was macht Ihr dann hier in der Wildnis?«

      »Ich war zu einem Erfahrungsaustausch in den Südlanden und bin jetzt auf dem Weg nach Hause.«

      »Aus den Südlanden?«, fragte Wulfhelm verblüfft. »Sagt bloß, Ihr seid durch die Steppe der Verdammten gelaufen?«

      »Was? Nein, natürlich nicht. Ich bin mit einem Schiff gefahren. Die Überfahrt ging aber nur bis zu einem kleinen Fischerdorf.«

      Wulfhelm reichte Darius den Proviantbeutel und beobachtete interessiert, wie er sich gierig über den Inhalt hermachte. Während der Dieb das Essen herunter schlang, als wäre es seine letzte Mahlzeit, überlegte Wulfhelm, ob er diesem, von Berufswegen schon unehrlichen, Kerl etwas über ihre Mission verraten sollte. Die Diebesgilde könnte allerdings wertvolle Informationen besitzen, wo sich das Zepter befand.

      »Wir suchen nach einem magischen Artefakt, dem Zepter von Ardavil. Wisst Ihr etwas darüber?«

      Darius überlegte laut schmatzend und schüttelte den Kopf. Dann gab er einige unverständliche Laute von sich, die auf die unwahrscheinliche Menge an Nahrung in seinem Mund zurückzuführen waren.

      »Entschuldigung. Ich wollte sagen, dass Ihr mit den Gildenmeistern sprechen müsst. Wenn Euch jemand aus unserer Zunft weiterhelfen kann, dann sie«, wiederholte Darius, nachdem es ihm gelungen war, den letzten Bissen herunter zu würgen.

      »Ihr könnt mich begleiten, wenn Ihr mir versprecht, niemandem zu erzählen, wie dumm ich mich bei meinem Versuch Euch zu bestehlen angestellt habe.«

      »Kein Problem«, versprach Wulf und hob feierlich die Hände.

      »Wenigstens hat Eure Freundin mich nicht bemerkt. Ich hatte Euch nämlich schon beobachtet, als sie noch Wache hielt. Damit ist meine Berufsehre nicht vollständig zerstört.«

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