Moritz Liebtreu

Wer zählt die Völker, nennt die Namen


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      Moritz Liebtreu

      Wer zählt die Völker, nennt die Namen

      Roman

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       Verlagslogo

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Wer zählt die Völker, nennt die Namen

       Abseits des Weges

       Ich drehe nur eine Runde

       Der Tagtraum lebt

       Gefährliche Unterforderung

       Bloß nichts Neues

       Sanfte Berührung

       Wann fliegt hier alles in die Luft

       Das geht zu nahe

       Auffällige Veränderungen

       Das geht zu weit

       Schweres Erbe

       Abschied vom Elternhaus

       Das Netz wird gesponnen

       Kein Entkommen

       Neue Verheißungen

       Bodenlos

       Nie gekannte Möglichkeiten

       Neue Geheimnisse

       Der Weg noch oben

       Gutenachtgeschichte

       Schlechte Nachtgeschichte

       Neue werden eingweiht

       Bettbezug kratzt

       Begegnungen

       Jetzt in Mode

       Außergwöhnliche Vorstellung

       Schlimmes Ende

       Neue Fäden gesponnen

       Fragen nach dem Weg

       Höflich Grüßen

       Abschied tut weh

       Gemeinsam weinen

       Archif: Ch. Dombrowski

       Impressum neobooks

      Wer zählt die Völker, nennt die Namen

      Quelle: Schiller, Gedichte. Aus: Die Kraniche des Ibykus, 1797

      R o m a n

      Verfasser:

      Mail: [email protected]

      Alle Rechte vorbehalten

      Abseits des Weges

      Bei seiner unnachahmlichen Art, nicht zu antworten, hm, äh, abweisender Blick, gab sie es auf, ihn danach zu fragen, wo er hinführe, ob er ihr vielleicht etwas aus der Stadt mitbringen könne. Sein ganz normales Verhalten, keine Rechenschaft abzulegen, sich nicht übermäßig kontrollieren zu lassen. Oder war das doch abweisender geworden, sogar unhöflich, nicht mehr zu tolerieren. Aber auch auf Fragen der Kinder reagierte er manchmal wortkarg, so schlimm war es vielleicht nicht, drückte Antworten in einsilbige Laute aus, piepste, grunzte, belustigte sie damit. War das miteinander zu vergleichen? Also nichts Besonderes, als er sich dann, wie meistens bei halbwegs erträglichem Wetter, mit dem Fahrrad aufmachte, in das nahegelegene Stadtzentrum fuhr oder ganz nach Lust und Laune, einen Weg durch die am Stadtrand gelegenen Felder und Wiesen einschlug. An Sonn- und Feiertagen genehmigte er sich schon mal beides, leistet sich einen größeren Bogen, was dann gut zwei bis drei Stunden dauern konnte. Nur selten gab es schon von Anfang an ein festes Ziel für seine Fahrten, war was in der Buchhandlung, Bücherei oder ein Einkauf zu erledigen, verstand die Fahrten viel mehr als sportliche Betätigung, Entspannung und Luftschnappen von seinem Job, bei dem er größtenteils am Schreibtisch saß, sich in geschlossenen Räumen aufhalten musste und ließ sich in dieser freien Zeit nicht gerne zusätzliche Pflichten auferlegen, die wiederum seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt hätten. Oder war doch etwas anders, wurden seine Bögen größer, veränderten sich seine Gedanken, seine Aufmerksamkeit. Hatte er sich je näher für die Landschaft interessiert, wurde es später, erfand er Ausreden, belastet ihn nicht doch das Gewissen, suchten seine Blicke nach anderem, was sich mit der jetzigen Lebensweise nicht vertrug, alles sprengen konnte was im viel Wert war? Er erinnerte sich an die Diskussion zu Beginn eines Krimis beim Fernsehen: „Das ist doch total langweilig, wie das schon anfängt.“

      „Warte nur ab, ich kenne das, meist wird es dann ganz schlimm – wenn es so anfängt.“

      Tatsächlich war es dann ein „reines Abschlachten“, kaum mehr zu ertragen und er hätte beinahe gebeten, doch umzuschalten. Warum fiel ihm öfter diese Geschichte ein, beunruhigte ihn, so dass er seinen Weg doch manchmal abkürzte?

      Karg wie ihre Böden und Landschaft waren die Menschen. Die harte Arbeit beugte früh ihre Rücken und bevor die Maschinen Einzug hielten, mussten die Kinder früh mit anfassen, für Mägde oder Knechte