Jo W. Gärtner

Die Sagen von Berandan


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      Jo W. Gärtner

      Die Sagen von Berandan

      Teil 1: Ins Ungewisse

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Karte von Berandan

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Kapitel 13

       Kapitel 14

       Kapitel 15

       Kapitel 16

       Kapitel 17

       Kapitel 18

       Kapitel 19

       Kapitel 20

       Kapitel 21

       Kapitel 22

       Kapitel 23

       Ausblick

       Glossar

       Interview mit Jo W. Gärtner

       Impressum neobooks

      Karte von Berandan

      Kapitel 1

      Das feuchte Moos unter seinen kleinen Füßen sagte ihm, dass etwas nicht stimmte. Es fühlte sich anders an. Als wolle es ihn nicht tragen. Mit seiner Rechten hielt er sich am Baumstamm fest und blickte nach oben. Die dichten Wipfel der unendlich hohen Bäume wogen leicht im Wind hin und her. Ansonsten lag alles still.

      Der ganze Wald war still. Zu still.

      Jetzt erst fiel es ihm auf. Kein Specht klopfte, nirgends wuselten Mäuse, die Fliegen surrten nicht. Nichts regte sich. Nichts lebte. Als hätten sich alle Lebewesen des Waldes vor einer unsichtbaren Gefahr verzogen. Als fürchte der Wald etwas.

      Tief sog er die Luft ein. Sie schmeckte nicht nach Holz und Moos und Laub. Sie schmeckte bitter. Sie schmeckte nach Unheil.

      Vorsichtig ging er weiter, kletterte über einen Felsen, kroch unter riesigen Wurzeln, die bizarre Tore bildeten, hindurch und suchte währenddessen mit seinen scharfen Augen die Bäume, die Sträucher, das Unterholz ab. Nirgends konnte er etwas entdecken, was seine Aufmerksamkeit erregen hätten können. Nirgends war etwas anders als sonst. Es war der Wald, sein Wald, und er sah aus wie immer. Und dennoch…

      Die rettende Stadt lag nicht weit von hier, versuchte er sich zu beruhigen. Bei Gefahr wäre er in Windeseile dorthin zurückgekehrt. Es gab also keinen Grund, sich zu fürchten. Nur ruhig.

      Ein leichter Windstoß ließ ihn frösteln. Was war mit dem Wald nur los? Dem Wald, der ihm so vertraut war, von dem er jeden Baum, jeden Stein, jeden Bau kannte. Er war ihm plötzlich so fremd. Als ginge er zum ersten Mal zwischen den mächtigen Bäumen hindurch.

      Fest drückte er sich gegen einen Stamm und spürte die Sicherheit, die die raue Rinde ihm gab. Er musste zurückkehren und Bericht erstatten. Sollten sie ihn auch für verrückt halten. Hier stimmte etwas nicht, dessen war er sich sicher.

      Er drehte sich nach links, um zur Stadt zu eilen, und erstarrte. Wie zu Stein geworden stand er da und blickte in das fremde Gesicht. Das lächelnde Gesicht. Das hämisch lächelnde Gesicht. Lederne Haut, zerfurcht, vernarbt. Spitze, weit auseinanderstehende Zähne in einem grinsenden Mund. Und dazu die Augen, diese stechenden, giftigen Augen. Er konnte sich nicht rühren, konnte nicht atmen, konnte nicht schreien. Nichts. Nur starren. Sein Herzschlag erstarb. Er spürte, wie von hinten eine weitere Person herantrat. Dann wurde ihm ein Sack über den Kopf gezogen. Schwarz. Er wurde gepackt, herumgewirbelt, auf jemandes Schulter geworfen und davongetragen.

      Dann lag der Wald wieder still. Zu still. Ihm im Sack dröhnte die Schwärze in den Ohren.

      Kapitel 2

      Die holprige Straße lag ruhig und verlassen in der Mittagssonne. In langen Schleifen führte sie bergauf und verschwand schließlich hinter dem Hügel. Aus den Büschen, die am Wegesrand standen, tönte vergnügtes Gezwitscher.

      Die Straße des Abschieds.

      Unruhig wanderte Rimons Blick den weichen geschwungenen Kehren der Straße entlang. In den Abendstunden würde sie ihn von Wiesenau wegführen. Bisher hatte er nur sehr selten sein Dorf verlassen. Manchmal war er mit seinem Vater zum Markt in die nächstgelegene Stadt gefahren, doch sonst war er stets hier gewesen. Hier war er geboren, hier aufgewachsen, hier hatte er seine Freunde kennen gelernt, mit ihnen die wildesten Dinge erlebt, hier hatte er seine Familie – hier war er Zuhause. Doch nicht mehr lange.

      Langsam wendete Rimon den Blick von der Straße und machte kehrt in Richtung des Dorfes. Er schlenderte den Weg hinunter, bog hinter dem Gasthaus „Zum Polternden Krug“ in eine kleine Gasse, die entsetzlich nach Kot und verfaulten Essensresten stank. Unter einem Fenster lag ein