James Bond
Bei fast allen Bond-Darstellern bekommt Bond auch eine visuelle Einführung in den Film (außer bei Moore, der einfach da ist), so auch hier. Wir treffen Bond nicht in einem Abenteuer, zumindest nicht in einem beruflichen, sondern da, wo wir ihn ebenfalls noch öfter antreffen werden, in einem Casino am Spieltisch. Zunächst sehen wir ihn nur von schräg hinten, dann seine Hände mit den Karten und dann endlich kommt die bondige Dreieinigkeit aus Zigarette anzünden / „Bond, James Bond“ sagen / James Bond Thema in der Musik. Gut, von der Zigarette hat man sich in Zeiten des Nichtrauchens inzwischen verabschiedet, aber in den Büchern und in den frühen Filmen raucht Bond und so war es hier ein eleganter Weg, zusammen mit seiner Hand nach oben zu schwenken und uns so sein Gesicht zu präsentieren.
Womit wir auch schon einen wichtigen Punkt angeschnitten hätten, der den heutigen Filmen – leider nicht nur Bond sondern eigentlich ziemlich allgemein – ziemlich abgeht: Eleganz! Connery hat in diesem Film weit mehr Eleganz als Daniel Craig in all seinen Filmen zusammen – und das, obwohl Connery hier noch ganz am Anfang steht und dem ganzen noch irgendwie der nötige Feinschliff fehlt. Und doch, was er an Charme und Eleganz ausstrahlt, sucht man in den neuen Bonds vergebens.
Nun, vielleicht sollten wir aus Gründen der Political Correctness die bondige Dreieinigkeit vielleicht einfach in
Smoking / „Bond, James Bond“ / James Bond Thema in der Musik
umändern, denn auch das würde zutreffen, denn dieses weitere Markenzeichen ist die erste Garderobe, in der wir den Meisterspion ihrer Majestät zum ersten Mal zu Gesicht bekommen… der sich hier sogar noch ein wenig wie ein Spion verhält, will sagen, der nicht überall rumposaunt, dass er GEHEIMagent ist, sondern Wert darauf legt, dass nicht zu viele Leute davon Wind bekommen. Leider wird er dieses durchaus sinnvolle Verhalten im Laufe der Jahre ablegen und zum BERÜHMTESTEN GEHEIMAGENTEN der Welt werden, dem größten Widerspruch in sich… aber was will man machen?
Schaut gut aus!
Doch Connery ist nicht der einzige Grund, warum sich dieser Film von anderen abhebt: die Bauten leisten ebenfalls einen großen Beitrag dazu. Neben Connery und dem Komponisten John Barry (und dann später dem Skifahrer Willy Bogner) ist auch Ken Adam stark mitverantwortlich für den Erfolg der Bond-Reihe. Denn die Räume und Gebäude, die er für die Filme entwickelt hat, lassen sie modern und futuristisch wirken und verleihen dem ganzen eine gewisse Größe.
Zeitlos sind die Filme nicht – aber das sind die wenigsten Filme, wenn man mal ehrlich ist. Es gibt immer etwas, das einen verrät. Die wesentlichen Dinge dabei sind: Autos, Computer, Handys (oder das Fehlen davon). Ich habe neulich bei der Überarbeitung meiner Krimis gemerkt, wie schnell Kleinigkeiten wie das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Mobiltelefonen und Internet eine Handlung komplett datieren oder verändern können. So ist es, zwangsläufig, auch hier: die Autos verraten, in welcher Zeitperiode der Film gedreht wurde. Allein die Bauten von Ken Adam entziehen sich dieser Zeit, denn sie wirken tatsächlich ein wenig bombastisch, modern und fast zeitlos.
Das Bond Thema
Neben den Bauten fast das zeitloseste ist die Musik. Original komponiert von Monty Norman, zu echtem Ruhm gelangt aber wahrscheinlich eher durch John Barry, bietet der Film einen weiteren Aspekt, der ihn über all seine Konkurrenten erhebt: Das James Bond Thema. Leider ist seine Nutzung genauso wenig ausgereift wie der Pistolenfüller, den Bond in „Sag niemals nie“ erhält, denn man blendet sie größtenteils dann ein, wenn Bond auftritt, quasi als Erkennungsmelodie und um zu zeigen, dass da Bond kommt. Letztendlich ist es aber eher Actionmusik und insofern wird sie zwar einerseits richtig eingesetzt, um gewissermaßen eine Wort-Bild-Marke zu schaffen, andererseits wird sie aber schon fast „falsch“ eingesetzt, da sie eigentlich eher zu Aktionsszenen passt als zu „Bond leiht einen Mietwagen“. Doch das wird – besonders durch die Arbeit von Barry selbst, wie ich annehme – in den folgenden Filmen weit besser, passender und stilvoller gelöst.
Die Anfänge
Wenn man eine Filmreihe beginnt, weiß man meist noch nicht so ganz, worauf das alles hinauslaufen wird. So gibt es in diesem Film noch ein paar Elemente, die teils fortgeführt werden, die man aber heute teils vergeblich sucht.
Zum Beispiel das Werfen des Hutes. Ich bin fast sicher, man wollte, jedes Mal, wenn Bond Moneypennys Büro betritt, dass er seinen Hut – wahrscheinlich immer einen anderen, der Zeit entsprechenden Hut – von der Tür auf den Hutständer wirft. Ein paar Filme lang hat er das auch gemacht – aber der Hut spielt in unserer heutigen Gesellschaft keine Rolle mehr und so hat sich dieser Running-Gag inzwischen überlebt.
Dann gibt es hier noch etwas, das Bond später irgendwie selten zu tun scheint: er ermittelt! Er sucht nach Hinweisen, befragt Leute – statt einfach irgendwelche Dinge in die Luft zu jagen. Und er präpariert sein Zimmer, um festzustellen, ob man es durchsucht hat. Gut, man kann natürlich sagen, wenn das im ersten Film eingeführt wurde, braucht man es später nicht mehr zu zeigen, weil man ja weiß, dass er es tut – das Problem ist nur, dass man gar nicht mehr das Gefühl hat, dass er es tut! Aber wenigstens ist es eine gute Erklärung dafür, dass Connery schon bald ein Toupet brauchte, denn wenn er in jedem Hotelzimmer eins seiner Haare an die Schranktür kleben muss und das wahrscheinlich mehrmals täglich, dann ist mit so was ja wohl zu rechnen.
Und dann wären da noch… die schlechten Rückprojektionen. Die haben hier ihren Anfang. Oh ja. Und daran hat sich im Laufe der Jahre nicht viel geändert!
Die bösen Russen
In den Büchern, so habe ich das Gefühl, sind Bonds Gegner meist irgendwelche Schurken, die irgendwie für den KGB arbeiten, um Kohle für die heranzuschaffen, damit die kommunistische Weltrevolution ihren Siegeszug starten kann. Der Russe ist der Gegner, der Ostblock der Feind. Schon in diesem ersten Film wird diese Weltsicht ausgeklammert, Dr. No arbeitet nicht für die Russen sondern für SPECTRE, eine böse Geheimorganisation, die es den Produzenten ermöglicht, einen globalen Gegner zu haben, aber nicht den Russen ständig ans Bein zu pinkeln. SPECTRE wird zum Ostblockersatz… was wahrscheinlich letztendlich keine so dumme Idee ist.
Was bleibt noch zu sagen?
Nun, manche Filme mag ich lieber auf Englisch, manche lieber auf Deutsch. Mit Klaus Kindler für Connery und Bond in diesem Film bin ich nie warm geworden, da fehlt mir in der deutschen Fassung einfach die charmante Stimme von Gerd Günther Hoffman, also bevorzuge ich hier die Originalfassung (anders als z.B. bei „Goldfinger“ und „Sag niemals nie“).
Oh, Honey Ryder ist im Buch übrigens nackt, als sie dem Meere entsteigt – doch die Zurschaustellung von Nacktheit hat die Bond Filmreihe stets vermieden. Das passt einerseits zu dem Anliegen, einen stilvollen und eleganten Film zu machen – da das heute aber nicht mehr der (Sky)Fall ist, könnte man ja eigentlich auch diese Selbstbeschränkung kippen.
Und dann war da noch… ein immens kurzer Abspann, der nur die Darsteller auflistet. Ach, was waren das für herrliche Zeiten, wo die Nachspänne noch nicht Kurzfilmlänge hatten!
--- Martin Cordemann alias Null Null PeeWee Ende ---
--- es folgt Sonderbericht von Tillmann Courth alias Null Null Tilly ---
Beste Szene des Films ist natürlich nicht die käsige Südsee-Postkarten-Idylle (die wo Frau Andress aus dem Wasser watet und nicht schauspielen kann), sondern gleich die erste.
Zu den süßlichen Calypsoklängen einer Version von „Three Blind Mice“ schlurfen drei PENNER über die staubigen Pisten Jamaicas. An einem Parkplatz angekommen, erschießen sie äußerst präzise und kaltblütig den britischen Agenten vor Ort.
Diese Sequenz kommt völlig überraschend und ist noch dazu genial geschnitten.
Interessant aber auch die 68. Minute: Bond bringt im Fluss einen der Wachleute um, Andress zieht dazu ein entsetztes Gesicht (Hände an den Wangen, Kopfschütteln) und fragt betroffen: „Warum?!“ – Bond: „Weil es sein