Sybille von Goysern

Die 20 besten Zeichentrickfilme der Filmgeschichte


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Der König der Löwen der erste Disneyfilm, der nicht auf einer Vorlage basiert. Noch im Veröffentlichungsjahr 1994 wurden jedoch Vermutungen laut, wonach der Film von der Mitte der 1960er-Jahre entstandenen japanischen Anime-Fernsehserie Kimba, der weiße Löwe inspiriert ist. In erster Linie werden Ähnlichkeiten zwischen den Figuren und einzelnen Szenen angegeben, wohingegen sich die eigentliche Handlung deutlich voneinander unterscheidet. Laut offizieller Aussage von Disney wusste man bei Produktionsbeginn nichts von dieser Fernsehserie, sondern erlangte erst Kenntnis davon, als die Entwicklung bereits weit fortgeschritten war.

      In der Episode Zu Ehren von Murphy der Zeichentrick-Fernsehserie Die Simpsons gibt es eine Szene, in der unter anderem Mufasa, Darth Vader und ein CNN-Sprecher als Erscheinung in den Wolken auftauchen. Mufasa spricht die Worte: „Räche meinen Tod, Kimba … äh, Simba.“ Dies ist eine Anspielung auf den Kimba-Streit und auf die Tatsache, dass James Earl Jones im englischen Original sowohl Mufasa, Darth Vader als auch den Jingle „This is CNN“ spricht.

      Der Kimba-Streit wird ebenfalls in einer Folge der NBC-Krimiserie Life verwendet. Detective Crews, seine Partnerin Dani Reese und ihr gemeinsamer Vorgesetzter Tidwell sind bei einem Verdächtigen, der einen Tiger als Haustier hat, dessen Name Fluffy ist. Nachdem der Besitzer von Reese gefragt wird, wieso der Tiger Fluffy heißt, antwortet dieser, ob er sie besser hätte Kimba nennen sollen. Daraufhin entgegnet Crews, Kimba sei ein Löwe gewesen. Tidwell ergänzt dazu: „Das war Simba“, woraufhin Crews antwortet: „Kimba gab’s zuerst.“

      Weitere Anspielungen finden sich vor allem in Disney-eigenen Produktionen. In Toy Story wird in einem Radio ein Ausschnitt aus Hakuna Matata gespielt. In Hercules taucht Scar als Löwenfell auf, das von Hercules getragen wird. Bei beiden Figuren war Andreas Deja der Chefzeichner im Film. Pumbaa erscheint in Der Glöckner von Notre Dame und Aladdin und der König der Diebe. George – Der aus dem Dschungel kam parodiert die Szene, in der Rafiki Simba den anderen Tieren präsentiert. Auch in Tierisch wild (2006) ist ein Plakat der Musical-Version von Der König der Löwen zu sehen.

      In einer Szene des Films hat es den Anschein, als ob das Wort „SEX“ in einigen Einzelbildern erkennbar ist, was zu Protesten durch unter anderem die American Life League führte, jedoch ohne weitreichende Folgen. Laut Disney soll es jedoch „SFX“ heißen (Abkürzung für Special Effects) und eine Art „Unterschrift“ des Teams darstellen, das für die Spezialeffekte im Film verantwortlich ist. In der auf DVD veröffentlichten Version sind die fraglichen Bereiche deutlich dunkler eingefärbt und dadurch nicht mehr erkennbar. Das Thema wird in Dan Browns Buch Sakrileg aufgegriffen.

      Die Verwendung des Lieds The Lion Sleeps Tonight führte zu einem Streit zwischen Disney und der Familie des Südafrikaners Solomon Linda, der das Lied 1939 komponierte (Originaltitel: Mbube, Zulu für Löwe). 2004 reichte die Familie Klage ein und einigte sich mit Disney auf eine Zahlung von 10 Millionen Rand (ca. 1,2 Millionen Euro).

      Lieder

      Der Ewige Kreis (Circle Of Life)

      Ich will jetzt gleich König sein (I Just Can’t Wait to be King)

      Morgenreport

      Seid bereit (Be Prepared)

      Hakuna Matata (Hakuna Matata)

      Kann es wirklich Liebe sein (Can You Feel The Love Tonight)

      DVD-Veröffentlichungen

      2003 erschien der Film erstmals auf einer Doppel-DVD-Ausgabe. Als Besonderheit enthält diese Version optional auswählbar eine zusätzliche Szene namens The Morning Report, die ein Gespräch zwischen Mufasa, Simba und Zazu um eine Gesangsnummer erweitert, die aus dem Musical stammt. Die Szene wurde extra für die DVD neu animiert, wobei ein Teil des alten Teams mitarbeitete. Als Singstimme von Simba tritt hier Evan Saucedo auf, Jeff Bennett singt Zazu.

      Während in Rezensionen die technisch hervorragende Bild- und Tonqualität des Films gelobt wird, gibt es Kritik an der Bonus-DVD. Die Menüführung ist unübersichtlich und redundant, zudem ist das Bonusmaterial in viele kleine Teile aufgeteilt, eine umfangreiche, zusammenhängende Dokumentation fehlt. Außerdem ist nicht das gesamte Bonusmaterial enthalten, das auf der Laserdisc-Deluxe-Ausgabe veröffentlicht wurde.

      Der Film erschien auch in einer Sammlerausgabe, die zusätzlich ein Buch mit Hintergrundinformationen enthält sowie neun Reproduktionen von Lithografien, die die Hauptfiguren zeigen und von den Original-Zeichnern angefertigt wurden.

      Mittlerweile sind die DVD und die Box mit Teil 1 bis 3 „Out of Print“ und nur noch sehr teuer auf Online-Marktplätzen zu bekommen. Der Grund hierfür ist, dass die 14 wichtigsten Disney-Titel (siehe Platinum Edition) nur für jeweils kurze Zeit digital überarbeitet auf DVD veröffentlicht werden. Danach werden die DVDs wieder vom Markt genommen und erst Jahre später wieder veröffentlicht, pro Jahr gibt es aus dieser „Platinum“-Reihe zwei Neuveröffentlichungen. Diese als „Disney Tresor“ bezeichnete Marketingstrategie soll die Verkaufszahlen bei der Veröffentlichung der DVDs steigern. Eine Wiederveröffentlichung sowohl auf DVD als auch auf Blu-ray-Disc fand am 10. November 2011 statt, als „Diamond Edition“. Die Blu-ray-Fassung wurde in zwei Ausführungen angeboten: Die eine enthielt neben der Blu-ray zusätzlich noch einmal den Hauptfilm auf DVD; die zweite Box enthielt anstelle der DVD die 3D-Fassung des Filmes auf Blu-ray Disc. Außerdem erschien der Film sowohl auf DVD als auch auf Blu-ray als limitierte Box, welche zusammen mit dem ersten Film auch die beiden Fortsetzungen enthielt.

      Fortsetzungen und Ableger

      1995 erschien als Ableger die Fernsehserie Abenteuer mit Timon und Pumbaa, die sich in erster Linie um das titelgebende Duo dreht, jedoch auch Gastauftritte einiger anderer Charaktere enthält.

      1998 erschien der zweite Teil, Der König der Löwen 2 – Simbas Königreich, direkt auf Video, welcher die Geschichte von Simbas Tochter Kiara erzählt. Der vorerst letzte Teil, Der König der Löwen 3 – Hakuna Matata, erschien 2004 ebenfalls nur auf Video und DVD. Der Film erzählt sowohl die Vorgeschichte von Timon und Pumbaa als auch deren Erlebnisse, die parallel zum ersten Teil stattfinden.

      Am 10. November 2011 kam der erste Teil digital überarbeitet und in 3D erneut in die Kinos.

      Rezeption

      Einspielergebnis

      Der Film wurde am 15. Juni 1994 zunächst in zwei großen Kinos in den USA uraufgeführt, darunter die Weltpremiere in der Radio City Music Hall in New York City, und war mit 1.586.753 US-Dollar Einspielergebnis bereits dort sehr erfolgreich. Am 24. Juni 1994 folgte die landesweite offizielle Veröffentlichung. Am Startwochenende spielte der Film 40.888.194 US-Dollar ein und war in der Folgezeit so erfolgreich, dass er nach einer kurzen Pause am 18. November 1994 wieder in die Kinos kam.

      Weltweit wurde er zum erfolgreichsten Film des Jahres und bis heute zum erfolgreichsten klassischen Zeichentrickfilm. Der Film (2D- und 3D-Fassung) spielte in den USA 422.783.777 US-Dollar und weltweit 951.583.777 US-Dollar ein, womit er derzeit auf Platz 19 der weltweit erfolgreichsten Filme aller Zeiten liegt.

      In Deutschland kam der Film am 17. November 1994 in die Kinos. 2D- und 3D-Fassung kamen zusammen auf 11.888.184 Besucher. Seit Beginn der Besucherzählung 1970 liegt er damit auf Platz 6.

      Rückblickend betrachtet kann der Film als Höhepunkt der Wiederauferstehung des Disney-Zeichentrickstudios von Ende der 80er bis in die Mitte der 90er Jahre angesehen werden. In den Folgejahren produzierten die Disney-Studios eine Vielzahl an Zeichentrickfilmen, von denen jedoch keiner den Erfolg von Der König der Löwen erreichte. Zudem zog der Film einen gewaltigen Erlös aus Merchandising-Artikeln nach sich, bereits 1998 lag der geschätzte Umsatz bei drei Milliarden Dollar.

      Die 3D-Fassung des Films spielte im September 2011 in den USA am ersten Startwochenende 29,7 Millionen US-Dollar ein und besetzte so den ersten Rang der US-Kinocharts.

      Kritiken