Dorothea Doris Tangel

Ich und der Fisch, der Fisch und ich


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einen so großen Auslauf haben dass sie nicht depressiv werden müssen und sich auch mal von uns oder ihren Artgenossen zurückziehen können.

      In Stuttgart gehen sie morgens mit einer Herde Elefanten auf einen Berg am Rand der Stadt und die Tiere sind seitdem wieder ausgeglichener. Ein ganz schreckliches und depressives Wort ist Hospitalismus! Auch in unseren Wäldern könnten schon längst ein paar Kühe und Pferde leben, wenn Leute nicht glaubten, nur weil sie sie teuer eingekauft haben seien sie ihr Eigentum. Mir tun diese Tiere leid und ich frage mich warum in letzter Zeit so viele „Haus-Tiere“ ausbüxen und par tout nicht mehr zurückwollen? Ob sie auch ein Leben in Freiheit und Selbstbestimmtheit wollen, wie wir Menschen auf diesem Planeten, die wir uns weltweit gegen Unterdrückung, Willkürherrschaft und Ausbeutung auflehnen, wie auf dem Tahrirplatz in Kairo und dem Maidan in der Ukraine?

      Ist so sinnlos und wäre mit einfachsten Mitteln zu bewerkstelligen, aber da gibt es immer diese Leute denen es nur um „ihre“ Macht geht und sie denken wir seien ihre Untertanen und ihr Besitz. Alles Mist, alles Idioten! Könnt´ isch misch grad drübber uffreesche. Eschd!

      Mein Katerlè, der mittlerweile der zärtlichste Kater der Welt geworden ist, nachdem er gemerkt hat dass er bei mir ein und ausgehen kann wie es ihm beliebt und dass ihm hier keiner wehtut, auch wenn er mir ein halbes Jahr mit seinen 10- Meter- Krallen, die ich ihm am Anfang nicht scheiden durfte die Haut von der Hand gerissen hatte wenn ich ihn mal streicheln wollte, schleppt mir oft nachts eine Maus ins Haus, bis vor mein Bett und hat letztens sogar eine vor meinen Augen verschlungen, Schreck.

      Einmal legte er sogar eine, ganz freudig auf mein Kopfkissen weil ich nicht wach wurde und er mir etwas Gutes tun wollte und hoffte dass ich seinen Erfolg bewundern würde. Er wollte mich überraschen! Die Maus lebte aber noch und hüpfte auf mir herum, während ich einen lauten Schrei ausstieß. Katerlè fand das ganz toll und meinte ich rufe: Maus, Maus, wer kriegt sie zuerst? Das Spiel gefiel ihm, endlich war mal was los. Die Maus flüchtete unter den Küchenschrank und weg war sie.

      Aber all das darf er, auch wenn es mich schüttelt, denn ich will nicht dass ihm etwas fehlt. Ich habe ihn einmal draußen beobachtet als er vor einem Mauseloch lauerte. Ich wollte ihn hochheben und ihn mit in die Wohnung nehmen, aber er war nicht zu bewegen. Jeder Muskel in seinem kleinen Körper war so angespannt wie Eisen und ich begriff dass das jetzt das Wichtigste und das Interessanteste auf Erden für ihn ist. Das ist seine Welt, die Jagd. Er geht nach getaner Arbeit dann immer mit senkrecht erhobenem Schwanz durch die Gegend, sowie: schaut her, ich bin der Größte. Ich habe es geschafft! Ich, ganz alleine!

      Wenn ich bedenke wie gestört, verängstigt, misstrauisch und wütend er die ersten Monate gewesen war, und wie er bei jeder noch so harmlosen Hand- oder Fußbewegung entsetzt panikartig die Flucht ergriffen hat, kann ich mich natürlich über seinen Stolz nur freuen. Das ist die Welt eines Tieres, die frische Luft, die Natur, in der Erde wühlen zu können und selbst frische Nahrung zu sammeln oder zu jagen, je nach dem ob Raubtier oder Pflanzenfresser und was auch elementar wichtig ist, sind natürlich die Kontakte und Begegnungen mit anderen Tieren, egal ob Freund oder Feind. Auch sie wollen sich ihre Freunde selbst aussuchen und wenn sie einen nicht leiden können, ziehen sie weiter in ein anderes Revier! Was sie bei uns aber nicht können.

      Manche Papageien müssen mit einem Idioten von Trottel, den sie zum Tod nicht mögen ein Leben lang mit ihm in einem engen Käfig verbringen, weil Frauchen das so schön findet, dass er jetzt nicht mehr so alleine ist. Was für eine Folter! Sie dürfen noch nicht einmal mehr fliegen, obwohl es das ist was einen Vogel überhaupt erst ausmacht. Gerade Papageien leben in riesigen Verbänden, wie in einer Großstadt und müssen hier, einsam und allein durch Gitterstäbe der Welt da draußen zu sehen, wo es keinen einzigen Freund gibt. Man kann auch Papageien halten und sie tagsüber draußen fliegen lassen, sie kehren abends wieder zurück, wie Katzen, wenn sie Hunger haben oder wenn sie uns mögen. Ich habe mich immer gerne mit freilebenden Tieren angefreundet, wenn es solche waren die mich nicht verspeisen wollen soweit das in der Stadt möglich ist, wie Amseln, Sperlinge oder Tauben. Ihnen ihre Freiheit zu nehmen finde ich unerträglich!

      Ich will mich ja auch mit Dingen beschäftigen die mich ausmachen und die mich interessieren, wie das Malen, Schreiben und Singen. Da lässt mich mein Kater ja auch machen und legt sich sogar oft neben mich wenn er vom draußen Herumstromern genug hat und seinen Mittagsschlaf hält. Nur die Gitarre mag er nicht so, weil ihm die Töne irgendwie im Ohr zu kratzen scheinen. Aber doch bleibt er treu an meiner Seite liegen und versucht es auszuhalten wenn ich singe, obwohl ihm die Stahlsaiten des Instruments sichtbar den Nerv töten. Ich habe mich oft gefragt warum bleibt er, obwohl er es hasst? Er kann ja hingehen wo er will und ich habe ihm in jedem Raum Plätze gemacht, auch im Treppenhaus, mit weichen alten Decken, wenn er mir signalisiert hat dass er dort gerne liegt, weil es nicht zu zugig ist. Vielleicht denkt er: sie weint wieder, da will ich sie nicht alleine lassen! Mein bestes Stückchen!

      Wenn ich telefoniere schaut er mich manchmal so mitleidig an und ich kann sehen dass es in ihm arbeitet was ich da wohl wieder Seltsames tue und ich hatte einmal das Bild dass er einer Verrückte zusieht die mit sich selber redet, laut lacht und dann wieder bewegungslos verharrt und ein Loch in die Luft starrt, an einer ganz speziellen Stelle, wo aber nix ist. Er begreift ja nicht dass das ein Telefon ist, er sieht nur mich und hört irgendein schnarrendes Geräusch das aus dem kleinen Kasten kommt.

      Die Mäuse frisst er nicht weil er bei mir zu wenig zu essen bekommt (!!!), sondern weil Raubkatzen nun einmal frisches Blut brauchen, wie ich einmal herausgefunden habe. Sie haben einen ganz anderen Magen als wir Menschen. Außerdem wird er immer selbstständiger und will uns beide versorgen, wie ich es ja auch tue. Wenn ich vom Einkaufen komme, folgt er mir immer freudig ins Haus und denkt, ich war auf der Jagd und bringe Beute mit heim, denn danach gibt es immer etwas zu essen.

      Manchmal leben die Mäuse noch, die er mir so begeistert vor die Füße legt und dabei ein Lob für seinen erfolgreichen Jagdeinsatz ergattern möchte, während ich nur einen spitzen Schrei ausstoße. Aber ich lernte bald schnell zuzupacken, bevor die Maus unterm Bett verschwinden kann, um mir nächtelang den Schlaf zu rauben. Sie graben sich ja durch alles durch und das laut und immer dann wenn man gerade so schön eingeschlafen ist, wo ich so entsetzliche Schlafstörungen habe. Ich habe nun eine saubergemachte Plastikschale von der Margarine neben meinem Bett stehen, mit Deckel, die ich sonst für Essensreste benutze (wer braucht schon Tupperware?) und muss sie nur schnell über die Maus stülpen, bevor sie aus ihrer Ohnmacht erwacht und abhaut.

      Wenn ich Glück habe, gehen sie in die Lebendfallen, die ich in der Küche aufgestellt habe, wo sie manchmal unter dem Schrank hervor schießen wenn mir beim Essenzubereiten ein Krümel herunterfällt. Sie warten da schon und wenn sie mich kommen hören, beobachten sie meine Gewohnheiten und wissen genau wann es essen gibt.

      Mir fällt es an dem Tag auf, als mir etwas herunterfällt und ich schnell die Karotte noch zu Ende schneide und dann das, was auf den Boden gefallen war aufheben will. Es ist weg und ich sehe noch, wie in der Ecke etwas davon huscht, mit etwas Rotem in den kleinen Händen. Ich kann ihnen nicht böse sein. Wenn ich sie kriege, trage ich sie hinunter in den dunklen Garten (grusel), was halt nur nachts geschieht weil sie nachtaktive Tiere sind und lasse sie dann frei. Man soll sie nicht länger als 5 Stunden in der Falle lassen, weil sie sonst verdursten. Das Freilassen liebe ich. Sie machen dann jedes Mal Riesen Sprünge wenn sie ins Gestrüpp verschwinden und denken sie haben clever ihre Chance genutzt, als ich die Tür der Fall öffnete und sie noch rausstupsen musste weil sie mit dem Hintern zur Tür stehen und nix schnallen.

      Wenn ich sie aber nicht kriege, fressen sie meine Bettlaken und Handtücher auf, da ich keine Schränke habe, nur offene Regale. Sie machen dann ein Loch, senkrecht durch alle Schichten, 30 Zentimeter tief und ziehen dort ihre Jungen groß. Musste einmal einen ganzen Stapel Winterpullis wegwerfen da, als es Kalt wurde und ich meine Wintersachen herausholte genau vorne in der Mitte aller Pullis ein schönes rundes Loch prangte. Diese Maus, erinnere ich mich noch, hat mehrere Wochen bei mir/uns gelebt, bis ich oder Katerlè sie endlich gekriegt hatte. Wie lange ist eine Maus schwanger?

      Nachdem die Freundin mit dem Näh- Kram gegangen ist bekomme ich einen hysterischen Weinkrampf, vor Dankbarkeit, froh, Morgen, am Montag etwas Gescheites zu essen kaufen zu können. Katerlè beobachtet mich ganz genau